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Ausgabe:

1990

Spalte:

281-283

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Autor/Hrsg.:

Hammer, Gerhard und Karl-Heinz zur Mühlen [Hg.]

Titel/Untertitel:

Lutherania 1990

Rezensent:

Bräuer, Siegfried

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Theologische Literaturzeitung 1 15. Jahrgang 1990 Nr. 4

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Die vier Kapitel des 3. Teiles untersuchen Das Lutherhild gestern gcr keine bestimmte Absicht unterstellt werden kann. - Gerhard Ehe-

und heute (S. 195-261) und gewinnen durch die Berücksichtigung der ÜMgS Beitrag ..Die Rechtfertigung vor Gott und den Menschen. Zum

'etzten Entwicklungen bei den kalholischen und bei den marxisti- Aulbau der dritten Thesenreihe Luthers über Rom 3.28" (103-130)

sehen Forschern eine besondere Aktualität, die auch den Aufsatz über hat in leicht überarbeiteter Form in den Lutherstudien Bd. 3 (Tübin-

Ixtiier zwischen Deutschland und Frankreich prägt. gen 1985. 223-257) des Autors Aufnahme gefunden. - Von besonde-

Die ausführlichen Namens- und Sachregister schließen das Buch ab rcr Bedeutung ist Ernst Kocks Untersuchung „Johann Agncola neben

(S. 273-284). Die wertvolle Literaturübersicht (S. 263-271) bestätigt Luther. Schülerschaft und theologische Eigenart" (131-150) mit dem

'eider. was schon aus den Fußnoten drastisch hervorgeht, nämlich, Nachweis, daß „Luthers Verständnis des Leidens Christi vor 1518 ...

w'e spärlich letzten Endes die französische Luthcrliteratur ist und wie für Agricolas Theologie prägend geworden" ist (134). Das Verständnis

"ölig gerade die Werke Lienhards in unserem Lande sind, die neben der Passion Jesu als Anklage und Anleitung zur Buße, eine prozes-

den schon anfangs erwähnten Eigenschaften noch diejenigen einer im suale Theologie der Erfahrung und des Heiligen Geistes weist auf die

besten Sinne stets kritischen Haltung und eines beständigen Einbezie- Mystikrezeption in Wittenberg zwischen 1516 und 1520 und ruckt die

hens der ökumenischen Problematik haben, welche in diesem sehr Nähe zu Karlstadt und Müntzer in neues Licht,

empfehlenswerten Buche ganz besonders ins Auge springen. Fünf Untersuchungen zur Psalmcnexegesc Luthers enthält der

zweite Teil des Bandes. Siegfried Raeiler zeigt in seiner Analyse der

Paris Albert Ordner Exegesen Augustins und Luthers zu Psalm 50 bzw. 51 (153-192: Die

Auslegung des 50./5I. Psalms in Augustins Enarrationes in psalmos
und in Luthers Dictata super psalterium). daß Luther wenig durch
Hammer. Gerhard, und Karl-Heinz zur Mühlen [Hg.]: I.utherania. Augustins Auslegung beeinflußt ist. da er die Erbsünde zur Person-
Zum 500. Geburtstag Martin Luthers - von den Mitarbeitern der sündc radikalisiert und anstelle von Augustins sanatorischem Recht-
Weimarer Ausgabe, i. A. der Kommission zur Herausgabe der fcrtjgungSvcrständnis den grundlegenden Wandel in der Beziehung
Werke Martin Luthers hg. Köln-Wien: Böhlau 1984. VII. 483 S.4' _ Auf ilweisc bereits Bekanntes trifft

=DMC,98 WC'marer AUSeabC " der Leser in dem Überblick zu „Luthers Bemühungen um die Erarbei,

tung eines Psalmenkommentars zwischen 1515 und 1523" (193-218)

In der Flut der jubiläumsbedingten Luthcrliteratur nimmt der vor- von Horst Beintker. - Auf die durch die veränderte Situation hervor-

'iegende Band eine Sonderstellung ein. Er verdankt seine Entstehung gerufenen Unterschiede in Luthers Psalmcnintcrprctal.on weist

"icht einer Tagung und seine Beiträge entstammen alle den Werkstät- Heino Gaese hin: Psalm I der Opcrationcs in psalmos im Spiegel der

le" von Lutherforschern im engeren Sinn des Wortes. Sie sind den- späteren Auslegung Luthers (219-228). - Bei Ursula Unter-

n°ch nicht Werkstattberichte. Als eigenständige Arbeiten wollen sie suchung„Spes exerecns eonscientiam. Sprache und Affekt "Lathen

die Lutherforschung im Detail voranbringen. Auslegung des 6. Psalms in den Operationes ,n psa mos" (229-243)

Thematisch breit gefächert sind die sieben theologisch-literarischen wird stärker das zunehmende Gewicht der Rhetorik für die Witte*

Beiträge, die den Band eröffnen. Karl-Heinz zur Mühlen greift mit berger Theologen ins Licht gerückt. - Auf d.c sich gegenseitig durch-

sciner Darstellung von Luthers Kritik der Vernunft im mittclaltcr- dringende Philologie und Theologie macht Manfred Biersack m

:i-

'iehen und neuzeitlichen Kontex." (3-15) ein von ihm bereits mehr- nem Beilrag „Die Unschuld Davids. Zur Auslegung von Psalm 7 m
faeh behandeltes Thema auf. herausgefordert durch Hans Blumen- Luthers Operationes in psalmos" (245-268) aufmerksam.
b*rgs Infragestellung der Relevanz der Reformation für die Neuzeit. Vier kleinere Studien aus der Regis.crarbcit werden im dritten Teil
Er Tühr, den Nachweis, daß gerade an der von Blumenberg mißver- vorgelegt. Heiko Jürgens zeichnet das Ausmaß, aber auch die Begren-
«Wden«, 17. These von Luthers Disputation gegen die scholastische zung von Luthers Verständnis der vollen Menschheit Jesu nach
Theologie deutlich wird, daß sich die reformatorische Theologie (271-279: Christus non est sp.ntus Luthers Aussagen über den Menden
, einseitigen Epochenschema entzieht. - Auf die noch immer sehen Jesus von Nazarelh). - ^Ma,ente\X die „Aussagen Lu hers
^el zu wenig beachtete Bedeutung der Rhetorik für die Entstehung über die Stadt Rom seiner Zeit (281 -290) zusammen und beton, den
U"d Ausformung der Wittenberger reformatorischen Theologie religiösen Aspekt als Urtcilskn.cnum Luthers - Die ze, bedingten
«•Chi Heiko A. Oberman mit seiner Untersuchung ...Immo". Luthers Urteile Luthers über Zaubere, und Hexen arbeite Beatr.ee Frank her-
reformatorische Entdeckungen im Spiegel der Rhetorik" (17-38) auf- aus (291-297: Zauberei und Hexenwerk. Ecam loqu, volo vom zau
*erksan, Der Autor deck. ...mmo" als eine der Licblingspartikeln bern. Das sehd ,r, quod cm rech er zeubercr). - In der Arbe . von
Lu'hers (vor allem in den beiden Psalmenvor.esungen) auf. „die sich Klaus Ummel über „Luthers Verhatn.szu Asronomie und As.roh>

ziir.i. , .. . n> itwWpn «ie" P99-3P) die sich auf TR und Br beschrankt, vermißt man die

Ur rhetorischen I inurder theoloti acrucis'entwickelt 33). In deren gic tzvv juj, uicsmi«

Gok "^imi i iguruet .incoioguic.u.. . fWi'irksichtinunK neuerer Literatur. In herkömmlicher, aber nicht zu

^brauch findet Oberman bestätigt, „daß d.c Ansätze zur reformato- Bcrucks.cm.gung neuere „,,. R .. ,

risehen Theologie . . . sich bereits in den ersten Psalmenvorlesungen vertretender Weise wirdaus TR 5.6250 die Koppelung „Realist und

ausgebildet haben" (37). - Den von den Grundsätzen der Rhetorik Bauernsohn"abgeleitet(307).

"Prägte, aber von der Forschung bisher völlig außer ach. gelassenen „Edi.orisches" ist der vierte Te, uberschriebe der neue Quellen

Vorreden wende, sich Helmar /„„*W ,n seinem Beitrag -Die vorstellt und interpretiert ode.^^"f^^T^

VA/i.i ,au i t,, v^r teilt Anhand ilterer Vorarbeiten konnte Jan Matsuura „Kest-

"'drnunesvorrede hei M irtin I ulhcr" (39-65) zu. Anhand der Vor- teilt, rtnnanu juiici »um

^en L^^Zu^uL arbeitet er wich.ige G* bes.ände aus der Bibliothek des ™**rtW»*g*™

Eigenheiten heraus, stell, einzelne Elentente dar und formuliert ,hers Ze„ und bisher unbekannte ^f^^^^

^»eiUaufgaben. - In seiner Untersuchung „Zur Unterscheidung von der frühesten Zeit in einem Wicgendruc -S mm<b

?eus revela.us und Deus abscondi.us in .De servo arbi.rio'" (67-85) (315-332). - Martin Brecht halt es ^^^ ^

Stiert Jan Mol»«« die Glaubensdimension in Luthers Ver- praestanfor. " von 151«Id.

n,it der letztlich mehr ethisch orientierten Frömmigkeit des durch die zugleich erstmalig fj^^^^^^

- Bernhard Lohset Analyse der ersten vier von 17 Predigten berg nachgewiesen se, ^f^"^!^^^ ^

intens übcr | Kor ,5(87-102: Zur Überlieferung von Luthers Pre- animae praepara.ione ,n extrem^^^^T^Z

;rnüber,Kor,5,erbr,ng,denexemplar,schenNachwe,s.d:ßbc, ««*-^

Quellen die Uberlicfcrungsproblcmca, ahnhcMcmm £ de J£ jg^ ph|lipp, Mclanchlhonis pro

M|esisvorlesung einzuschalzen sind. Trotz der i.ingnnc m> «■ 6 i i urtii ilmi» rrnirt irnn rThm

Jüchen UmNormungen ,n Richtung auf eine an Me.anchthon Luthero scnp.an, . 52 nach d m Wt^ R

Rentierte Theologie" (102,glaub. Lohsc.daßdem BearbeiterCruci- Grunenberg und ordne, sie emem nicht zu identifizierenden