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Ausgabe:

1990

Spalte:

277-278

Kategorie:

Kirchengeschichte: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Juusten, Paulus

Titel/Untertitel:

Catalogus et ordinaria successio episcoporum Finlandensium 1990

Rezensent:

Haendler, Gert

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Theologische Lkcraturzeitung I 15. Jahrgang 1990 Nr. 4

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scher Literaturreferate, über die er gleichwohl die eigene Sachen!- cum Finlandensium, sicut praedccessores nostn eas antea descnptas
Scheidung deutlich macht. In beiden Bereichen wird, z.T. schon post se relinquerunt. Ubi illi cessarunt, adjeci ego. maximc ab cp.sco-
durch die Gliederung die Position der Verfasser in den kontroversen patu domini Arvidi Kurck et sie deineeps" (18). Arvid Kurck amtierte
Punkten klar erkennbar, zugleich werden aber auch die abweichenden 1510-1522. Juusten bringt keine antikatholische Polemik; „die
Stellungnahmen vorgeführt. So bietet das Werk einen ausgezeichnc- ununterbrochene Reihe der Bischöfe von Turku ist ihm vielmehr
ten Einblick in die Problemlage; wegen der- übrigens zu begrüßenden Beweis für die Kontinuität der Kirche. Die Kirchengeschichte legt
-Kürze der Darstellung dürfte sie allerdings kaum allgemeinvcrständ- Zeugnis ab von der Verbindung zu früheren Generationen, die ihre
•ich sein, sondern eine gewisse Vertrautheit mit dem Gegenstand Erfüllung dereinst in der Gemeinschaft der Heil.gen finden wird" (20).
voraussetzen. Andererseits wird sich aber gerade auch der Fachmann Für Gustav Wasa hegte Juusten Bewunderung; er war „ein dankbarer
gern durch das Bändchen rasch über Teilgebiete der behandelten und gutgläubiger Zuhörer, alsderalte Kon.g Gustav Wasa 1555-1556
Bereiche informieren lassen in wibor& weille"(211 Da^cn stellt Juusten dcn eigentlichen Rclor-

Zehn Abbildungen zum neutestamentlichen Text und zur Topogra- mator Finnlands, Michael Agricola, nur in eine Nebenrolle.
Phie beschließen das Buch, das Indizes nicht enthält (dafür aber eine Der Text der Bischofschronik wurde erstmals 1728 ed.ert von C hn-
ausführliche Gliederung). stian von Nettelbladt, einem in Stockholm lebenden Deutschen. Verbreiteter
war die Ausgabe von Heinrich Gabriel Porthan aus den Jahren
1784-1800. Heininen zeigt, daß es heute noch elf Handschriften
der Chronik gibt (31). Er bietet seine Textausgabe auf den Seiten
49-83. Verzeichnisse und Indices beschließen den ebenso gründlichen
wie informativen Band.

Rostock Gert Haendler

t. h.

Kirchengeschichte: Allgemeines

Juusten, Paulus: CataloRus et Ordinaria Successio Episcoporum Finlandensium
. Edidit S. Heininen. Helsinki: Societas Historiae Eccle-
siasticae Fennica 1988.97 S. 8° = Suomen Kirkkohistoriallisen Seu-

ran Toimituksia. 143. Sörries, Reiner: Die alpenländischen Fastentücher. Vergessene Zeugnisse
volkstümlicher Frömmigkeit. Klagenfurth: Carinthia 1988.

Der Katalog der Bischöfe von Finnland ist die wichtigste Chronik 367 S. m. 268 Abb. u. Taf. schw./w. u. färb. 4". Pp. DM 120,-.
F'nnlands für das Mittelalter und die Reformationszeit. Interessant ist

auch der Verfasser jener Chronik: Paulus Juusten schildert sein Leben Kirchliche Ausstattungsstücke als nicht nur kunst-, sondern noch
als 27. und vorerst letzter Bischof dieser Reihe (80-83). Er war auf- viel mehr kirchcngeschichtliche Zeugnisse erregen .zunehmend das
gewachsen in Wiborg als Sohn eines Großkaufmanns. „Die Schiffe des Interesse der Forschung. Wie ertragreich das ist und wie sehr
Handelshauses Juusten segelten naoh Reval. Danzig und Lübeck. Die Geschichtsbilder dadurch modifiziert und sogar revidiert werden.
Baltischen Länder gehörten zum deutschen Kulturkreis, und die auf- zeigt die hier anzuzeigende Habil.-Schnft von Reiner Sorns über die
kommenden Strömungen jener Zeit, Humanismus und Reformation, alpenländischen Fastentücher. Fastentücher waren im Mittelalter fast
»anden dort rasche Verbreitung" (10) Nachrichten über Anfänge der überall verbreitet und wurden während der Fastenzeit im Altarraum
Reformation in Riga I 524 kamen bald nach Wiborg. Für König aufgezogen, um den Altar, bzw. den ganzen Raum zu verhüllen Das
Gustav Wasa war die Reformation vor allem ein politisches Ereignis, textile Material, das im Lauf der Zeiten einem hohen Verschleißgrad
er war „bestrebt, den Eifer der Reformatoren Olavus und Laurentius erliegt, aber noch mehr der Wandel in der Gottesdienst- und From-
petri zu zügeln" (II) In Wiborg war Schloßherr seit 1525 Graf migkeitspraxis hat zu einem weitgehenden Verschwinden der Fasten-
Johann von Hoya und Bruchhausen. In der Grafschaft Hoya wurde tücher geführt. Einige finden sich noch in musealen Sammlungen,
die Reformation 1 525 durchgeführt. In Wiborg amtierte der deutsche aber nur relativ selten sind sie noch im Gebrauch. Im Alpenraum aber
Prediger Johan Block, dem der Schloßherr 1532 bescheinigte, daß er kann man dem Gebrauch der Fastentücher nicht selten noch begeg-
"das reine Evangelium und die göttliche Wahrheit verkündigt" habe. nen, wobei nicht nur mittelalterliche rcxülien sondern ebenso Pro-
Heininen schließt mit gutem Grund, ..daß man in der Schloßkapelle duktedes 17., 18. und 19 Jh. anzutreffen sind. So bieten diealpenlan-
^ Wiborg spätestens Ende der 1 520er Jahre zum lutherischen Got- dischen Fastentücher eine ideale Forschungsgrundlage. S. widme,
««dienst überging" (11) In dieser Stadt wuchs Juusten auf, 1536 kam deshalb zwei Drittel seiner Untersuchungen der katalogmaßigen Auf-
« nach Abo. wo Martin Skytte als Bischof und Michael Agricola als listung der alpenländischen Fastentucher. Bei ihnen wurden auf die
Kanzler wirkte; letzterer wurde „zum unangefochtenen Führer der Leinwand Bilder gemalt, wahrend im Norden weiße Leinenstickerei
"nnischen Reformation" ,13). Paulus Juusten ging 1543-1547 nach die verbreitete Methode war. Die frühen aus dem Mittelalter erhalte-
^'Uenberg. Er berichtet: „Habui, Wittenberga tunc viros in omni nen Fastentücher stellen eine Bildcrwand dar die sich aus vielen kleinere
facullatum erudi.issimos. dominum doctorem Lutherum. nen Einzelszenen zusammensetzt. Die Einzelnen, die bis ZU einer
pomeranum. Philippum. Crucgerum, Majorem. Paulum Eberum. beträchtlichen Anzahl anwachsen können wie in Gur , stellen aus
Erasmum Reinholdum et Flacium etc" (82). Juusten erlebte Luthers nahmslos Motive aus Altem und Neuem Testamen dar. Zu Rech
BPPrj- . , , , . w„i„„nuth„„, i S47 weist S. darauf hin, daß die ausschließliche Darstellung biblischer
'Kl-rdiguiig mit und kehrte mit einem Zeugnis Mclanchtnons im/ wusi o. u , , ,
überD . . L r- , j -i Themen auf den Fastentuchern und das Fehlen von Heiligenlegenden

"er Rostock nach Finnland zurück. . , . ,. , _ .. A v -__„ rw

Konig Gustav Wasa teilte 1554 Finnland in zwei Bistümer, Juusten unser Bild von mittelalterhchen Frömmigkeit andern könne. Der

w,,rH ° usldv WdsalLllle r"uu" i«*iu*rh«slteer Umgang mit der Bibel im Mittelalter muß doch noch ein anderer

Wurde der erste Bischol des neuen Bistums Wiborg. 1563 wechselte er Umgang uc __ap,rM^

^das traditionsreich« Bistun, Abo über. Er starb 1575 und hinter- gewesen sein, als aus der reformatorischen Polemik immer gcschlo -

ließ zahlreiche Schriften unter denen die Bischofschronik einen sen wurde. Daß an mindestens zwe. Stellen (Krappfeld und Munster-

»ohen Ran^h ,. A konlm von Wittenberg ausgegangen sein; fingen, offensichtlich Dürers Kleine

MCanchthon bescheinigte Juusten Interesse für Kirchengeschichte: geliefert aL ist ein ~^**Z~*iT^^F^-

.Omn; r- , „t :,„ti, i-i mntulit " vo kstümhche Frömmigkeit. Im 17. und 18. Jh. werden die t-asten-

"uiin um Fee esiac lemnorum controversias et judicia conium ■ ■ ■ v^n^i» ... t]

(151- ,n „ temporum contre c ^ konzentrieren sich auf einige wenige Hauptszenen

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der"- F, u' ü , J l u , AVer hekannt Juusten teren Fastentücher für Gottesdienst und Frömmigkeit haben müssen,

kan„. aC'US 'St 0 6 K'^hcnh'S'°nkL . " t " . rZus ohne das an dieser Stelle ausführlich zu untersuchen. Mehr widmet er

fc* daSLArChiV ^ D0mkkarP,,C,S m T "f! ,nd e hähl ^ sie der Frage. wclche Aufgabe die Fastentücher überhaupt hatten.

J7"s war kurz nach ihrer Abfassung auch in Ftantaod ert^ch •*« . « Passionsvcla. die während der Fastenzeit den glänzen-

u')- Juusten berichtet selbst: „Collegi igitur nomina et vitas pontili- waren