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Ausgabe:

1990

Spalte:

273-274

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Liebers, Reinhold

Titel/Untertitel:

Das Gesetz als Evangelium 1990

Rezensent:

Räisänen, Heikki

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Seite 1

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273

Theologische Literaturzeitung 1 I 5. Jahrgang 1990 Nr. 4

274

Wrights Auslegung des Kolosserbriefes hat mit der von H. nur Leistungsdenkens. Diese Sicht ist nicht neu, aber btshcr .st sie selten
einige Züge der Einteilung und die berechtigte Annahme der Reihen- auf dem Boden des deutschen Protestant.smus vorgelegt worden. Es
folge Kol und dann Eph gemeinsam. Sonst unterscheiden sich die fragt sich allerdings, ob sie sich restlos durchführen laßt. Schwingen
beiden Kommentare erheblich W hält den Kolosscrbricf für ein nicht wenigstens in Rom 4 Anklänge mit, die es dem Leser nahe-
unmittclbares Werk des Paulus das Anfang der fünfziger Jahre wahr- legen, das jüdische Gesetzesverständnis (wenigstens diesmal) doch als
scheinlich im ephesinischen Gefängnis in der zeitlichen Nähe zum Verdienstdenken abzutun? Wenn dies der Fall wäre, würde Paulus an
Galaterbrief zum 2 Kor (S 36) aber vor allem zum Brief an Philemon dieser Stelle vom Gesichtspunkt des Vf. ein verzerrtes Bild vom
verfaßt wurde Die gegnerische Position, vor welcher Paulus die jüdischen Gesetzesverständnis geben. Um ein solches Ergebnis zu verAdressaten
schützen will, ist nach W. im Grunde das Judentum (nicht meiden, muß er zentrale Worte in Rom 4,2-6 etwas künstlich intersoviel
die Judenchristen wie im Gal - S. 28). wobei die Ausdrücke wie preticren.

Engelkult, Elemente u. a. von Paulus stammen, die ironisch gemeint Im zweiten Teil will Vf. den Nachwe.s führen, „daß Paulus ein

sind, und er demaskiert mit ihrer Hilfe die jüdischen Tendenzen weisheitlich geprägtes Gesetzesverständnis auf- und angreift, das die

seiner Zeit als mit der heidnischen Religion gleichbedeutend. W. Tora nicht nur einseitig als .Forderung" versteht, sondern sehr wohl

erwähnt zwar E Percy nicht aber seine Hypothese hat in ihm um die Angewiesenheit des Menschen auf die .Gnade Gottes weiß

ihren bedeutenden Vorgänger.'sie ist jedoch auch durch die Kritik (240). also das Gesetz als „Evangelium-ansieht. Die Zeichnung dieses

«"«betroffen, die mehrere Exege.en der Nachkriegszeit Percy gegen- „positiven" Gesetzesverständmsses gelingt ihm durchaus. Ferner ver-

übergeäußert und begründe, haben. ™g er durchweg zu zeigen, wie eng sich Paulus an rruhjudisch

Die Betonung der kosmischen Rolle Christi (bes. in dem Hymnus) -weisheitlichen Sprachgebrauch anschließt. Dagegen erschein, d.e

ist nach W. gerade gegen den jüdischen Nationalismus und Heilpart.- These überzogen, Paulus wolle dabei immer wieder gerade das weis-

kularismus gerichtet. Den Hymnus in Kol 1. 15-20 hält er dem- heitliche Gesetzesverständnis angreifen, auch an Stellen, die norm*

entsprechend für einen integralen Teil der Epistel, zu dem auch das lerweise nicht mit der Gc^z«problemat.k in Verbindung gebrach,

Wort von der Kirche im V. 18a gehört. Die Unterscheidung zwischen werden (u. a. Rom 11.33-36: Gal 4.4-6: I Kor 1,19f. wobei,gnorien

der Theologie des Hymnus und des Briefes hält er für eine kunstvolle wird, daß Paulus die von ihm angegriffene „Weisheit ausdrücklich

Hypothese „Heiden", nicht Juden, zuschreibt).

Seine Auffassung überzeug, m. E. nicht, weil er die Unterschiede Vf. .stellt klar heraus, daß Paulus einen scharfen Gegensatz

tischen dem KoLerbrief und den paulinischen Homologumena zwischen der Tora und Christus konstruiert und dabei ™andcr-

"nterschätzt. aber trotzdem enthält der Kommentar interessante reißt, was das judische Verständnis zusammenhielt. Tora und Ge.st.

Einzelbeobachtungen und Vorschläge für aktuelle .nterpretation. Er Tora und Verhe.ßung. Tora und Gnade. Aber warum.

unterstreicht z. B daß Christus, weil er die kosmische Schlüssel- Als Antwort erfchrer, wir nur. daß die Re at on von To, und

s'eHung einnimm,, nicht an eine bestimmte Zivilisation oder Kultur Täter" das etgenthehe Problem sei (94, - aber wie - nd daß das

Reh„nH 7 n , i u h .A rhrUti prrade im Gesetz dem Menschen nicht zu Hilfe kommen kann (242). was letzt-

Bcnundcn ist und daß die universa c Herrschalt Christi gtraüe im u"uiul"

Oam j- unu uau uic u i«* eine bloße Behauptung Weibt Das Gesetz hat seme „heiurvermrt-

^ottesdienstkonkretcrGcmc nde vernommen und erlebt wird. eine oiouc [,LUd v 6

di • »'■"«bukw ..Funktion" ver oren, „weil Bund und Tora ... nicht mehr, wie

Plastisch wirkt die Auslegung des Phi emonbnercs. dessen Adrcs- telndc runkiion vc,,"f'" '

vi..., «, urc ™UBre»"»B wrr>|ntcö ;n indischer Sicht e nc Einheit bilden, sondern auseinandertrcten .. ."

säten W. aufgrund der Angaben aus dem Kolosscrbnef in Kolossa in juoistnii aitmc

si.m.. , 6,u,,u uc' « tlimrip i->a-> Auch das st keine Erklärung, nur eine Feststellung. Aber natur-

bucht. In der Einleitung kritisiert er m t Recht Goodspecds Theorie. (..4..). Auen aas & e.

u,„ . ""«""•"• »»mw> » '»» . ,. cach|a„c roendwic christologisch bedingt. Paulus übt von

Wonach Onesimus der Sammler des paulinischen Bnefkorpus war. lieh ist die sacniagc irgcnu 5 6

iv-^niiu^ uti jbuiuiiüi ub> f ,:„„0i Aot niTrnbarunii Jesu Christi her radikale Kritik an der Tora 243).

wnghts Kommentar ist auf der Übersetzung der New International der „Ullcnnarung jtsu v. ,

versi0 • ' b Doth man bekommt keine weitere Auskunft: im Lichte jener Oflcn-

gegrundet. barung ist es eben so und nicht anders. Diese „Antwort" beschwört

Prag PetrPokorny natürlich das Problem der Theodizee herauf. Hat Gott seinen Plan

verändert?

'•Hm. Reinhold: Das Gesetz als Evangelium. Untersuchungen zur Vf. meint, daß ..die Funktion der Tora als Garant des Tun-

Gesetzeskritik des Paulus Zürich: Theologischer Verlag 1989. Ergehen-Zusa-mmcnhanges im Sinne des Paulus „unangetastet

257 S. 8- = Abhandlungen zur Theologie des Alten und Neuen b|eibt; nur ihre souriohgbche Funktion habe sie verloren (243).

Testaments, 75. Kart. sFr48.-. Diese Distinktion bleibt jedoch vage, solange nicht die Frage ernst

D<-rvr . ikl wi .■ 4Uu~.il Ijiekbetreut genommen wird, ob die Rolle der Tora im jüdischen Verständnis

und na. ubcrarbe,,C,Cn Dissertation, die von U. Luck betau g ..sotcr;ologisch" zu beschreiben ist. Vf. hätte sieh mi, der

S, 86 KiC' a^nommCn WUrdC- " ' "r^tesic^ d ZI cht auseinandersetzen müssen, daß die weisheitlich verstandene

*hauptunk, zutrim, die pauliniiChe Gesctzeskn.ik sc, angesichts de Anstcn bcgründctcr

jüdischen Toraverständnisses verfehl,. Im ersten Haupt.e.l dm> _ ^ i(n ^tlichen

een,|lch krltIslert? Im zweiten umfangreicheren Teil (S. 5 36) ch Jje Wcisheit jn Sap9,, g (S. ,67 versehentlich als

die zugrunde liegende frühjüdische Posit.on sk.zz.ert und ,hre .„ ejncm ..solcriologischcn.. sinn zu deuten ist.

eption durch Paulus besprochen. ' vcrt)icnslvoll den Charakter des weisheitlichen Gesetzes-

ersten Teil setz, sich Vf. vor allem mi. der Paulusin.crprcta. on VAusgearbeitet. Aber gerade dadurch erschein, die

*-* Bu.tm.nn, und mi, deren Wirkungsgeschic ,e a« der. M ^ ^ ^ so cigcnwj|,igcr . ob

<u "Ä* m'UC'S *" r ^ttiÄÄ -un als kavierend bezeichne, werden darf oder nicht
,u- a- ..Werke", „sich rühmen . „das Gesetz tun ,. wenn i auius

Von -Werken" spricht, so kritisiert er damit nicht ein „Verdienstdenken
", von einer eigenmächtigen ..Leistungsideologie" ganz zu
schweigen Als Objekt seiner Kritik erweist sich die Tora selbst, die

8e*isse Werke fordert Deshalb könne man nicht davon sprechen. 0sten-Sacken. Peter von der: Die HciliRkeit der lora. Studien /um

Pau'us hätte das jüdisehe Toraverständnis verzerrt. Gesetz bei Paulus. München: Kaiser 1989. 179 S. 8. Kar«. DM

Dieser Teil der Untersuchung, der sich auf einer sorgfältigen 48.-.

KonteMexegese begründe,. ,s, ^f^^^^"^ Schon knapp zwei Jahre nach seiner Aufsatzsamm.ung „Evange-
■n 'Jsscn sich in der Ta, eher von dem Gesichtspunkt auslegen, im..

Helsinki Heikki Rüisänen

das Ge»

etz nicht mit Christus vereinbar ist. denn als Kritik eines lium und Tora" legt Peter von der Osten-Sacken eine neue Folge von