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Ausgabe:

1990

Spalte:

264-265

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Fowler, Jeaneane D.

Titel/Untertitel:

Theophoric Personal Names in Ancient Hebrew 1990

Rezensent:

Hirth, Volkmar

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 4

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lichere Darbietung des zusammenhängenden Textes sehr von Nutzen
gewesen. In diesem Zusammenhang ist es auch bedauerlich, daß bei
diesem Kommentar kein einziger hebräischer Buchstabe auftaucht.
Gerade weil sich dieser Kommentar an den des Hebräischen kundigen
Leser wendet, wäre eine solche Benutzung hebräischer Lettern durchaus
angezeigt gewesen. Worterklärungen finden sich zu dem Begriff'
der Zeit auf S. 52, zu dem Begriff olam auf S. 55 u. a.

Die einzelnen Einheiten, die in größere Zusammenhänge gebracht
werden, ergeben sich aus den vorliegenden Sinnabschnitten. Sehr zu
begrüßen ist es, daß vor jeder kleineren Einheit zunächst nähere Ausführungen
über literarkritische und formkritische Probleme gemacht
werden. Erst danach folgt das Eingehen auf die einzelnen Verse, die
nacheinander in übersichtlicher Form abgehandelt werden. Hierbei
geht es nicht nur um den Wortsinn, sondern auch sehr eminent um
weiterführende Gedanken und Erwägungen, so z. B. aus dem Bereich
der Archäologie (S. 40) oder in Verbindung mit der Biblischen Theologie
des Neuen Testaments (S. 48). Daß bei dem allen der theologische
Aspekt nicht zu kurz kommt, war schon angedeutet. Man ist
immer wieder überrascht, wie schnell der Vf. in diese Überlegungen
einsteigt und sie zum Gegenstand seiner Ausführungen macht. Dies
geschieht nicht auf Kosten der soliden, häufig nur in Andeutungen
wahrnehmbaren, Vorarbeit. Gerade bei diesen Ausführungen merkt
man, wie tiefgreifend der Vf. seine Gedanken erarbeitet hat. für die er
in vielen Einzeluntersuchungen bereits den Nachweis geliefert hat.

Daß die Ausführungen zu Rückfragen Anlaß geben, war schon angedeutet
worden. Ist es wirklich möglich, aus den wenigen Andeutungen
über das Ende menschlichen Lebens, das im Grab und damit im
hebel endet, den Gedanken an die Fortführung jenseits dieser Erwartung
abzuleiten. Die entscheidende Stelle findet sich auf S. 25, wo Vf.
folgendermaßen formuliert: "By focusing on the yitrön of the wise and
affirming its reality, Qoheleth is moving towards the view that to
affirm God's justice requires that separate treatment be given the good
and evil person. If it does not appear in this life. then perhaps the Solution
can only lie beyond dcath." Hier wird man dem Vf. nur schwer
folgen können. Gleichwohl ist die substantielle Arbeit, die in der
Kommentierung für ein einheitliches Bild des Denkens Qoheleths
geleistet wird, von großer eindrücklicher Kraft. Hier wird in einer oft
überzeugenden Weise das Lebensgefühl des Angefochtenen und von
den Gegebenheiten dieser Welt irritierten Denkers dargestellt. In dieser
Beziehung stellt der Kommentar eine in sich geschlossene Einheit
dar.

Gerade aber diese in sich geschlossene Einheit ist es wiederum,
die Rückfragen laut werden läßt. So vermißt man sehr stark eine
nähere Beziehung zu den zeitgenössischen Gedanken des Hellenismus
. Zwar werden derartige Arbeiten (z. B. Braun. R.) genannt, aber
viel zu wenig diskutiert. Die Frage nach der Abfassungszeit und damit
nach der möglichen Beeinflussung der Gedanken Qohclets durch
außerbiblische, durch die Zeit des Hellenismus ihm vermittelte Einsichten
sind kaum berücksichtigt.

In diesem Sinne scheint es auch noch zu wenig diskutiert zu sein,
daß die fernabliegende chinesische Weisheit als eine Art gedanklicher
Hintergrund zu der biblischen Weisheit erwähnt wird. Zwar weiß der
Vf., daß es sich hierbei sehr stark nur um formkritischc (S. 217) Parallelen
handeln kann, aber wenn er auf die Bedeutung der chinesischen
Weisheit als einer Gedankenform hinweist, die das Schöpfungsdenken
und damit die Offenbarung durch die Schöpfung in den Mittelpunkt
stellt, dann ist damit nur ein allgemeiner äußerer Rahmen genannt,
der noch näherer Exemplifizierung bedürfte. Gerade die Geschichte
der israelitischen Weisheit zeigt ja, daß sie zwar aus der allgemeinen
Welterfahrung des Vorderen Orients geschöpft hat und erwachsen ist.
daß sieabergerade im Gegenteil zu anderen Weisheitsliteraturen eine
immer stärkere Einbindung dieser weisheitlichen Gedanken in einen
ganz bestimmten israelitischen Gottesglauben durchgeführt hat. Man
mag diese Entwicklung innerhalb der israelitischen Weisheilslitcratur
verschieden bewerten. Deutlich ist aber, daß bei Qoheleth eine ganz
eigen geartete und eigen gerichtete Interpretation dieser Gedanken

vorliegt, die nun wiederum nicht einfach mit einer Parallelisierung
mit außerbiblischen, gar fernöstlichen Weishcitsliteraturcn verglichen
werden kann.

So verbleibt nach den einzelnen Angaben und einzelnen Fragen nur
noch der Wunsch, daß die neue Reihe einen guten Fortschritt nehmen
und vielleicht auch die eine oder andere Anregung aufnehmen
möge.

Wien Georg Sauer

Fowler, Jeaneane D.: Theophoric Personal Names in Aneient
Hebrew. A Comparative Study. Sheffield: JSOT 1988. 410 S. 8" =
Journal for the Study of the Old Testament, Suppl.Series 49. geb.
£20.50.

Ausgehend von Gray (1896) und Noth (1928), möchte die Vfn. neu
an das Thema herangehen. Gründe dafür sind: (1) Die Ausgrabungen
in den Jahren nach Erscheinen der genannten Werke haben in den
Texten eine ganze Reihe Namen zutage gebracht, die Beachtung verdienen
. (2) Mit seiner Einteilung der hebräischen Namen in die vier
Gruppen Bekenntnis-, Vertrauens-, Dank- und Wunschnamen sei
Noth zu restriktiv mit den theophoren Namen verfahren. Durch ihre
Studie möchte die Vfn. einerseits ein detailliertes Bild davon geben,
was ein hebräischer Mensch sich unter Gott vorstellte, zum anderen
hofft sie, die Kenntnis von der hebräischen Sprachstruklur bereichern
zu können. Dazu sind aus sämtlichen hebräischen Namen die mit
einem theophoren Element ausgesondert worden. Der Vergleich mit
anderen semitischen Namen soll die Besonderheit der hebräischen
Gottesvorstellung hervorheben.

Als theophore Elemente erscheinen yhwh, 7, 'b, 7i.,'m. mlk. 'dn,
sht, sdy, bl, die alle als Äquivalente von yhwh gelten. Daneben kommen
vereinzelt Namen mit ausländischen Gottheiten vor. Im Gegensatz
zu Gray rechnet die Autorin auch bei den Namen der Chronik
mit einer hohen Authentizität. (Kap. 2.1) Neben der grammatischen
Durchdringung der hebräischen Namen (Kap. 2.3-2.10) ist es Anliegen
der Vfn., die sich in den Namen offenbarenden Gottesvorstellungen
und das Gotlesverhältnis des Namensträgers zu erfassen. (Kap. 3)
Anthropomorphe und naturhaftc Vorstellungen werden unterschieden
. Genitivverbindungen drücken Zugehörigkeit aus, Präpositionen
(vor allem '/ und 'm) das Mitsein der Gottheit. Weitere Themen sind
Offenbarung. Schutz, Heil, Hille usw. durch die Gottheit. Diese
Punkte werden nun mit anderen semitischen Namen und deren Religionen
verglichen (Kap. 4). Herangezogen werden ugaritischc.
phönizische, amoritischc. aramäische, altakkadische, akkadische und
palmyrenische Namenslisten. Das Ergebnis (Kap. 5) ist neben vielen
Einzelheiten, daß im Hebräischen die anthropomorphen und naturverbundenen
Namen überwiegen. In anderen Zusammenhängen sind
es einzelne Wurzeln, die nur in hebräischen Namen vorkommen. Eine
ganze Reihe von Gottesvorstellungcn. die sich in anderen semitischen
Namen finden, kommt im Hebräischen nicht vor(S. 297IT): polytheistische
Vorstellungen, irgendwelche geschlechtliche Bezüge. Verbindungen
der Gottheit zur Tierwelt, zum Kosmos, zur Fruchtbarkeit,
um die wohl wichtigsten Dinge zu nennen. Die hebräischen Namen
widerspiegeln eindeutig die monotheistische Religion Altisraels und
zeigen nichts von Sykretismus.

Der letzte Gedanke führt nun auch zu den Fragen, die an diese
Arbeit zu stellen sind. Die Vfn. hat überzeugend dargelegt, daß und
wie sich in den Namen die Gottcsvorstcllung der Israeliten ausdrückt.
Die Stärke der Studie liegt zweifellos im Vergleich des zahlreichen
Materials. Durch eine Reihe von Tabellen und Registern kann es auch
gut erschlossen werden, und es ist möglich, das Buch in bezug auf einzelne
Namen als Nachschlagewerk zu benutzen. Unter der Voraussetzung
, daß Namen alle Traditionen beinhalten, wird das vorliegende
Material aber letztendlich gleich behandelt. Die Unterscheidung verschiedener
Epochen in der Geschichte Israels (z. B. in den Tabellen)
kommt für die Deutung der Namen nicht zum Tragen. Die Beschrän-