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Ausgabe:

1990

Spalte:

230

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Lebendige Kirche 1990

Rezensent:

Obst, Helmut

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 3

230

Jörg Rothermundl (89-104). Er nennt Gründe Tür den nachlassenden Valentin, Friederike, u. Albert Schmitt [Hg.]: Lebendige Kirche. Neue
Gottesdienstbesuch und kritisiert die „Beschwörungsformel" vom geistliche Bewegungen. Mainz: Grünewald 1988. 185 S. kl. 8° =
Gottesdienst als Mitte der Gemeinde. Dennoch sieht er die Chance, Topos Taschenbücher, 185. Kart. DM 12,80.
daß der Gottesdienst zum Forum der Einheit in der Vielfalt des

rj»mo- j i , ■ . . . . ■ ^ i_ •■ . j- Erneuerungsbewegungen „neben den klassischen katholischen Ver-

"Jemeindelebens wird und zur Integration der Gruppen beitragt, die , B . ' _ , ■ , , ,.

sirh ;„ a r- .. j- ■ i_ • iir-i* ■ j „ ; j r, i_ j bänden und Basisgemeinschatten" (s. 7), das ist das Thema dieses

Mtn in den Gottesdienst einbringen. - Willned Brandl und Bernhard ,,. „. , , . , . ,. ,

Ktirrh.a rv i i ii i w . •< Büchleins. Die Herausgeber sehen in den neuen geist I ichen Bewegun-

kkiiic deuten Diakonie als „Heilung eines verwundeten Vertrauens , . ,.«.„,,

wippe ri„r u a o u c u u/irvc in, r^- i gen „eine sehr hoffnungsvolle Form gelebten Apostolats von Amts-

w,e es durch den Barmherzigen Samariter geschah (105-117). Diako- 6 , , . „ " ° _. _. . TT:-, TT

nio m n . ,, , . .. „ u , , tragern und Laien (S. 8). Diese Sicht ist tur die Anlage und Konzep-

muß nach Kurrle „in die Gemeinde heimkehren und sich von . , . . . . . . . _ T. ,

por('.,- jr,r - i- ir- wi jrr- tion bestimmend. Im Vorwort werden wichtige Grundinformationcn

'-ntktionismus und Prolcssionalismus belreien. Mehr und offensiver , . , .......„ . , „, ..

akki.k ■ 11 j■ i i .,■ v, , j , -i gegeben, wird versucht, das in sich äußerst vielfaltige Phänomen des

"'s oisher sind alle diakonischen Mitarbeiter „zum Nachdenken über „ , , . ... ,

Sinn ,,„ i -r- i j „ . „. • . , „ , „ „ Aufbruchs unterschiedlich geprägter Erneuerungsbewegungen zu

"DB und Ziel der Diakonie anzuregen . - Christel Becker-Kolk „ , . „ . ' ,. _ 7. ,

hpr;„u. , ... „ • • ■ • , , .... erfassen und in seiner Bedeutung tur die Gesamtkirche zu werten,

"vnentet über Schwierigkeiten und C hancen der Vertrauensbildung ..«■'«, , , ■ T ■ .

in rW «inr r> , ^ ■■< ■ j j• , ■ i_ 11 Mögliche Spannungen und objektiv vorhandene, durch subjektive

ücr AIDS-Beratung („Grenzen uberwinden im diakonischen Han- ° „ ., ? _ . , J , , „ „., '

dpln" im ■ , , • . _ .. - Faktoren oft verstärkte Geiahrenpunkte und Konlliktzoncn-z. B. die

"un , 118-129). Henning Luther geht in seinen Erwägungen zu ...... . , . , .. ,

p—- ■ ., ,,_, . . , Integration in die Plarrgemcinde - werden nicht verschwiegen, aber

■•Erziehung und Vertrauen (130-147) von der Distanz zwischen . „ .. ,. , », ,

Oipm„- j i . ■ . ■ , .. r, -u deutlich als uberwindbare, mögliche Nebenerscheinungen eines tur

Gemeinde und Jugend aus, hinter der er das Mißtrauen gegenüber . . ,. "

Frpm^ jj ■ • i_. die Gesamtkirche insgesamt sehr wertvollen geistlichen Aulbruchs

'emdemunddasunterschiedlicheZeitgeluhldcrGenerationensieht. _ .

Mit c vt' , ,, ..... ... „.. , ... _ charakterisiert. Der Hinweis auf die Integration der Erneuerungs-

r. Niebergall plädiert er tur eine Pädagogik des Vertrauens, die . ,,. ,.. ... ,,. =

dem ii' u »«■■ j n j- j bewegungen in die Kirche und ihre Wertschätzung durch die Kirche

C[fl Jugendlichen Moglichkeitssmn Freiheit gibt, so daß dieser und „ TT. . . ,, _f ,. „ . .

der n.i u. „ .....v, • , r Li- o hegt den Herausgebern besonders am Herzen. „Dankbar wird ver-

U1-r nüchterne Realitatssinn der Alteren sich gegenseitig aufschließen °, , „ " , r, . . . . . _ . .

kiinna„ i „ • .., - ,■ T ^ , u u merkt, „daß Bischolskonferenzen sich in letzter Zeit intensiv und

^unnen. - In seinem Beitrag über „Evangelische Erwachsenenbildung .

als r,o^ n- /i^o i«i <• li, n i ii i auch tlllt positiven Stellungnahmen mit Erneuerungsbewegungen

a,N »jemeindeaufbau (148-163) empfiehlt Rothermundl diese als befassen'"(S II)
Möglichkeit der Vertrauensbildung. Gemeindeaufbau sei nicht aufdie Cossen . . ,

Orun«m i , ■■ . , , ,■ , u ii Diese tur die neuen geistlichen Bewegungen zunehmend positive

^^sgemeinde zu beschranken, und auch die Erwachsenenbildung sei . ,. ,,e . . e ,6, , . K .

einp c • • • , . , o ... ^ i i a innerkirchlichc Beurteilung wird gleichsam belegt durch einen Beitrag

c,ne Form missionarischen Gcmeindeaufbaus. - Heino talcke, der • " ,., .„■,,.,

?«,„:,„ , , „„„ , .. _ ... , ... von Bischof Karl Lehmann, Vorsitzender der deutschen Bischotskon-

^weite Autor aus der DDR. untersucht die Frage: „Kirche und chnst- /Y ' .

Iichp .... ... „ r u.,.. ferenz, unter der Überschrift: „Neuere geistliche Gemeinschatten und

M|e Uruppen - ein notiges oder unnötiges Spannungsfeld.'

164 im 7 j ■ j j- r-• , ai, ] „ ... „, ,. Bewegungen im Leben der Kirche . Für Lehmann spiegeln die neuen
""'•-178). Leider sind nur die Friedens-, Oko- und Dritte-Welt- . , , „ „ n_ . • . ,,■ .

Cirunr,„„ - Di- i An j- • • l. u. .ui • geistlichen Bewegungen „eine Aulbruchssituation in der Kirche

■uppen im Blick, so daß gerade diejenigen Gruppen unbeachtet blei- 6 ... ., „ ,, ., .... lf „. ., .. „

ben h=„ ii- r, vT . , 1 . _ . wider (S. 16). Trotz ihrer Buntheit und Vielfalt besitzen diese Grup-

aenen es erklartermaßen um Gemeindeaufbau geht. Es ist eip , . . ■ .

Manopi ^ r, u j n j- ^ ^ • .r u /- pen gewisse gemeinsame „Leitclemente : Spiritualität und Glaubens-

'dngel des ganzen Buches, daß die Gruppen der Geistlichen Ge- H6 *,
iTieinH„o i . ,. , , . .. . .. . „ erfahrung; Evangelisation und Katechese; Gemeinschaft und Bruder-

v-inaeerneuerung ebenso wie die der Landeskirchlichen Gemein- ,.,,..,..•■„,,. a c . • a a . . ••

Schaft o.,o r. . , . ., ..... .. , hchkeit; Aufgaben in der Welt und Sendung; Laien und Amtstrager;

'«ii außer Betracht bleiben, wenn man von völlig ungenügenden " ni.ru u t.

BeniPrL ••, • ■ ■ ■ ^ , ■ ■ rC- t~Z i- t. Neue Kirchlichkeit. Ihre Gefährdungen und Konfiiktfclder charakte-

"'erkungen über pietistische Gruppen absieht. Diese gelahrliche ■ ,_ . _ , „

B j(-kr„i j . . , . ... .... nsicrt Lehmann unter den Stichworten: Leben in der Gruppe -

"-K'Udverengung ist dem Leitmotiv Vertrauensbildung weder dien- . .. . ,. . , . „ . .

IlChn^i. ... ■, • ■ Einseitigkeit - Ergänzung; Kirche im kleinen, aber nicht die Kirche;

noch angemessen. Hier zeigt sich etwas von den „internen Delizi- , , ,___, _

len in v__, r-• ■ .. . ■ „■ , . ,. /—■!. „ , Nicht Fluchtburg und Getto; Liebende Zuwendung zur zerrissenen

"n Vertrauen und Frieden in der Kirche, aul die c hnstian BtU h- ■ " du. uu j d u-n-

hot-hir. ., , ., , ......_ . ., Welt. Diese Analysen verdienen Beachtung auch bei der Beschafti-

hinweist: „Vertrauen bilden zum Frieden" 179-191 . Erbcnch- . c , ...

tet ük„- c • ..... ... , •• „aua gung mit innerkirchlichen Erneuerungsbewegungen im evangelischen

uoer Friedensarbeit als Vertrauensbildung, wie sie z. B. durch die ° 6 . , r • ,

Akiin„ c-l ■ . . . „,,-., Raum. Das Gcsamtphanomen ist bekanntlich ein transkonfessionel-

"l,on Suhnezeichcn. den Konziliaren Prozeß und die Akademie- ... . ...

arhpii ■ ■ , . „ ■ . n. Ies. Das wird, auch wenn die Herausgeber erwähnen, daß die Aktivita-

"e'i geschieht. - „Schritte zum Vertrauen" im Gemeindeaufbau . _ , „n i,. eji,.ui u

Werrt»„ ... . .. ^. i /• ten der Erneuerungsbewegungen ott nicht nur auf den katholischen

MUen anschaulich und praktisch hilfreich von Horst OberkampJ .. ____.

(„Ven. o ... . , . ■ Raum beschrankt bleiben (S. 12). kaum deutlich.

"trauen aulbauen im Kirchengemeinderat, 192-205 und Joa- . . , ... . , 1Q „_____ .. , ., ...

chim di . i ^. • Im folgenden stellen sich 19 Ciruppen selbst vor. Ursprung, Anlie-

"n ö«A („Konlliktbearbeitung und Vertrauensbildung in der ,. ... ,__.

Gem„ uuuwiuhiuii» uim .(.mau B Rcn und Lebensformen werden von unterschiedlichen Autoren, die

narK? • 2°6~2'9) beschrieben- " -Vertrauensbildung in missio- tglicdcr der jewei|igen Gruppe sind, kurz charakterisiert. Der Bele-
err Jher Absicht" erläutert Strunk abschließend (220-236). indem ^ ^ Anschau|ichkeit njcht ^ abcr der Vcrmittlung von

möchT" AnSiUZ K°nZePt MiSSi° De' "T*1" c charakteristischer geistlicher Atmosphäre dienen ein oder mehrere

^'ueOemeindeaulbau vom Zweck kirchlicherSelbsterhaltung frei- „ ,. . ._. , . ... ._ . , ,

hali,,„ , uusu.uiin.rn,^ v. e persönliche Erfahrungsberichte über das Leben in der Gruppe bzw.

"-n und sieht die missionarische Aufgabe darin, „aufdie Kultur als .., „ _ _ . .. ;r_____.______,

dasnmr »1u11011j11n.fi115c1ifl.ua ,„ über den Zugang zur Gruppe. Dann liegt zweifellos eine besondere

. "'"lassende System unseres Lebens so einzuwirken, daß der Heils- _.. . „. .__.__, i^.i.j hj_

*illpr- iviuuiiw»ijh»i.«;ii u , .. .. Starke dieses Buches. Die Angabe von Kontaktadressen soll dem

,cRottes für seine Schöpfung zum Tragen kommt". Hier stellt sich . . „__,

lebend 1 j^iiii- üi-iiuuiuiigiuiii ^ . Leser die Möglichkeit unmittelbar weiterführender Kontakte geben.

der theologischen Frage nach dem Auftrag der Kirche die präg- Djes ^ Ermutjgung auf faßt werden und M skhM auch so
nehmp , m' ihre" tatsächlichen Möglichkeiten, zumal .r, der zu- t Aufejn Sch|ußkapite, verzjchlcn die Herausgeber, eine Aus-

«OllteiT- " D,asP°rasituation' Ge*cn -kirchliche Selbsterhaltung cinandcrsctzung mj( einzelnen Q n um also nicnt in den B|ick

* Kemer polemisieren, der dte Nöte der Diaspora mcht erlrttenhat. Hjcr auf andere Publikationen zu verweisen, die im Literaturver-

des * Öuc.h enthält viele nützliche Hinweise zur Theorie und Praxis zejchnis(S 29)gcnannt werdcn

gcmeindeaufbaus. Es beweist, daß Vertrauensbildung ein pro- ^ besondere Wcr( djeses gu( |esbaren Buch,ejns ,iegt im aktudlen
^esh IS !tm°tiV fÜr de" Gtmeindcaufbau sein kann, woh gerade ^ authentjscher Informationen, dic frei|ich der weiteren kriti-

na b wei, vertrauen ein vielschichtiger, interpre.a.ionsbedurftigcr schen ^ ^

" -tahiger Begriff ist. Zugleich zeigt das Buch, daß kein einzelnes

ot,v ausreicht, um die Perspektive für den Gemeindeaufbau zu Halle (Saale) Helmut Obst

j^eben. Daß das Ziel Vertrauensbildung auch zum besseren Verste-
nl" anderer Konzepte des Gcmeindeaufbaus beitragen könnte, bleibt
^er Lektüre dieses lesenswerten Buches ein offener Wunsch.
Hul'c (Saale) F.berhard Winkler