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Ausgabe:

1990

Spalte:

215-218

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Wenning, Robert

Titel/Untertitel:

Die Nabatäer - Denkmäler und Geschichte 1990

Rezensent:

Matthiae, Karl

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 3

216

(mit den Parallelen in Dtn 2,1-3.11, Ri 11,12-28), d. h. den Sihon-
und Ogtraditionen. Nach Mendenhall könnten die Reiche des Sihon
und Og als Überbleibsel des Amurrukönigtums angesehen werden,
was nach B. "fits the archaeological picture" (S. 41). Das hat zur
Folge, daß Teil Hesbän nicht Sihons Heschbon sei, sondern eher
Galul (S. 41, 47). Für das Reich des Og gäbe es etliche Ortsnamen
auch außerhalb des Alten Testaments, so daß man (mit J. R. Bartlett)
die Historizität des Og nicht grundsätzlich bestreiten könne. J. van
Seters Annahme, Num 21,27-30 sei wegen Jer 48,45-48 spät, wird
von B. (mit M. Weippert) nicht akzeptiert. Demnach ergibt sich aus
Num 21,27-30, daß die Ausdehnung Moabs gen Norden von Sihon
erfolgreich zurückgewiesen wurde, bis sich die Israeliten des S.ihon-
reiches bemächtigten (S. 50). - Im zweiten Teil also der Versuch, den
in Num 21,27-30 geschilderten Ereignissen ein sehr hohes Alter
zuzuweisen. Nach Ansicht des Rez. ist das nicht überzeugend.2 Die
Frühgeschichte Moabs sollte auf Num 21,27-30 als Quelle besser verzichten
, was dementsprechend die archäologischen Daten auch in
anderem Licht erscheinen läßt (vgl. Hesbän).

Dennoch ist diese Studie, die neuere archäologische und literarische
Forschungen für die Geschichte des Ostjordanlandes zusammenfaßt,
beachtlich und anregend. Der Dank der Leser ist B. für seine komprimierte
und dennoch gut lesbare Darstellung sicher.

Kiel Stefan Timm

1 Zwischen Abschluß der Studie (7. Juli 1986) und Erscheinungsdatum liegt
z. B. D. Homes-Fredcricq/J. B. Hennessy, Archaeology of Jordan I: Biblio-
graphy, Akkadica Supplementum III, Leuven 1986, mit ausführlichen bibliographischen
Angaben.

2 Vgl. dazu S. Timm, Moab zwischen den Mächten (erscheint in ÄAT).

Wenning, Robert: Die Nabatäer - Denkmäler und Geschichte. Eine
Bestandsaufnahme des archäologischen Befundes. Freiburg/
Schweiz: Universitätsverlag; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht
1987. 360 S. m. 50 Abb. Beilage: 17 Ktn gr. 8° = NTOA, 3. Lw. sFr
84.-.

Lindner, Manfred [Hg.]: Petra und das Königreich der Nabatäer.

Lebensraum, Geschichte und Kultur eines arabischen Volkes der
Antike. 5. Aull. Nürnberg: Naturhistorische Gesellschaft;
München-Bad Windsheim: Delp 1989. 336 S. m. zahlr. Abb.
schw./w. u. färb., I Faltktegr. 8°.

In diesem 3. Band der Reihe „Novum Testamentum et Orbis
Antiquus" gibt Robert Wenning den gegenwärtigen Stand der Erforschung
der archäologischen Denkmäler der Nabatäer seit der
Wiederentdeckung Petras durch J. L. Burckhardt (1812) wieder. Er
legt dazu die sorgfältig gesichteten Forschungsergebnisse in einem
Katalog geordnet vor und bietet mit seiner Auflistung eine Übersicht
über den „Gesamtbestand nabat. Denkmäler" (18).

Die Lebenswelt der Nabatäer ist hierbei in 25 geographische
Regionen gegliedert, die einzelnen Fundorte darin aufgeführt (dazu
entsprechende Landkarten): von Damaskus über die Dekapolis bis
Südarabien und zum Süden des Sinai; in einem besonderen Abschnitt
Funde außerhalb ihres Bereichs (u. a. Italien). Petra erhielt ein eigenes
Kapitel. Aufgenommen sind dabei die aus der Zeit der Könige
stammenden archäologischen Funde, die „unter einem kunsthistorischen
Aspekt" als nabatäisch anzusprechen sind (15).

Den einzelnen Regionen sind Bemerkungen über die geschichtlichen
Verhältnisse (Zugehörigkeit zu einem Reich usw.) und Handelsrouten
vorangestellt; vor allem ist angegeben, ob eine nabatäische
Besiedlung vorliegt. Unter den Fundorten werden wichtige Städte in
ihrer Art und Funktion vorgestellt (und auch Ausgrabungen beschrieben
), wofür Oboda (159fT) als Beispiel genannt sei. Ansonsten sind die
dort gefundenen „Gegenstände" (Inschriften, Münzen, einzelne Baustücke
usw.) den einzelnen nabatäischen Perioden zugeordnet und
entsprechende Literatur dazu genannt; weitere gleichartige Denkmäler
eines Ortes - etwa die Grab/assaden in Hegra (119fT) und

Graffiti - werden ebenfalls zusammengefaßt. Bei größeren Denkmälern
(Tempel - ebenfalls einzelne Stücke in Museen) charakterisiert
R. W. stichwortartig Einzelheiten (bis hin zu Stilelementen und
Götterbildnissen), wobei er Deutungsmöglichkeiten aus der
Forschungsdiskussion und evtl. Datierungen reflektiert; verschiedentlich
werden überholte Ergebnisse vorsichtig korrigiert: So sind bei
Tannur (76ff) und bei Si'(31 ff) die einzelnen Bauphasen der Tempel
skizziert und Grundrisse aufgenommen; an mehreren Stellen sind
nicht verzierte Keramik einbezogen und wassertechnische Einrichtungen
erwähnt; angefragt ist jedoch die Datierung der landwirtschaftlichen
Kultivierungssysteme im Negeb (139).

Im Kapitel „Petra" werden die Geschichte der Stadt in hellenistischer
Zeit beschrieben und dann in einem „Rundgang" die verschiedenen
Bezirke in- und außerhalb des eigentlichen Stadtgebiets
vorgeführt. Zu den bekanntesten Felsfassaden werden die Ergebnisse
aus der Forschungsdiskussion vorgetragen; zusammengefaßt sind
Nischen, Kammern, Verehrungsplätze und (etwas zu summarisch) die
Nekropolen (214 u. ö.). In einem Unterabschnitt (278fT) bietet der
Autor abschließend umfangreichere Hinweise auf wichtige Literatur
anhand der Denkmalsgruppen (Heiligtümer, Religion, Münzen,
Sprache und Schrift, Malerei usw.). - Ein biblischer Bezug kommt
ebenfalls zur Sprache: Paulus in Damaskus (25), der Krieg zwischen
Herodes Antipas und Aretas IV. (58, 136). Erwähnt wird auch Hero-
des (136 u. ö.) und die christliche Feier des Wunders von Kana (55).

Bei dieser Bestandsaufnahme der Denkmäler - die Gesamtgeschichte
der Nabatäer wird (abgesehen von Hinweisen 304) trotz des
Titels nicht behandelt - vermag der Autor bisweilen nur unsichere
Ergebnisse zu nennen und muß des öfteren auf „weiße Flecken" (z. ß.
in Petra) aufmerksam machen. Mit Sicherheit wird die Forschung
bald weitere Fundstätten registrieren; Bedenken können gegen einzelne
Datierungen, allzu weitgehende Zusammenfassungen (Variationen
der Grabfassaden in Hegra) sowie geographische Zuordnungen
(bei Edom) erhoben werden. Dennoch vermag R. W. mit der geographischen
Gliederung deutlich zu machen, in weichen Gebieten bestimmte
Denkmalsarten vorrangig begegnen (Graffiti auf der Sinaihalbinsel
) und wo eine nabatäische Besiedlung erfolgte. Da er zugleich
bei verschiedenen Denkmälern auf Eigenheiten aufmerksam macht
(z. B. Unterschiede beim Tempel von Si'zur peträischen Kunst [31]
wie auch auf die Art der Keramik [147]), werden Besonderheiten
sichtbar, was in der Forschungsdiskussion nach eigenständiger Entwicklung
mancher Gebiete gegenüber der Hauptstadt, dem Verhältnis
nichtnabatäischcr Stämme innerhalb des Nabatäerreichs wie der Einschätzung
der Kaufleute als Nomaden fragen läßt (41). Entsprechend
will R. W. mit seiner Übersicht über die Denkmäler dazu beitragen,
„ein recht differenziertes Bild der Nabatäer(kultur) zu zeichnen" (20).
Denn anhand dieser Bestandsaufnahme können in der weiteren
Forschung die einzelnen Arten der Denkmäler nunmehr umfassender
in Beziehung zueinander gesetzt, Vergleiche in größerem Rahmen angestellt
sowie Ansatzpunkte für gezielte Untersuchungen gewonnen
werden. Die Informationen sind leicht aus dem Sachregister zusammenzustellen
. Hilfreich sind auch mehrere Konkordanzen und Übersichten
, Landkarten zu den Fundstätten (mit Handelswegen) und
Zeichnungen (vor allem Grundrisse) innerhalb des Textes. Überaus
nützlich ist das umfangreiche Literaturverzeichnis (hier sollte noch
der Katalog der Wiener Ausstellung „Kultur aus der Wüste" aufgenommen
werden).

Wünschenswert wäre es gewesen, wenn der Autor die Hinweise im
Abschnitt „Petra" (356ff) zu einem eigenen Kapitel über die
„Realien" ausgearbeitet hätte; denn es geht hier um Zusammenfassungen
und Ausblicke für künftige Forschungen, die ganz Nabatäa
betreffen. - Der Abschnitt „Petra" hätte auch bei Schreibsatz übersichtlicher
gestaltet werden können. - Ebenso gehört die weitere Geschichte
der Stadt unter Aretas IV. und den Römern dazu. Auf der
(alten) Skizze des Stadtgebiets (221) hätte man die Bezeichnung
„Palast" durch „Löwen-Greifen-Tempel" u. a. ersetzen müssen (so
richtig 228 f beschrieben). Leider fehlt bei den Büchern jeweils der Er-