Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1990

Spalte:

206-208

Kategorie:

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Titel/Untertitel:

Der Durchbruch der reformatorischen Erkenntnis bei Luther 1990

Rezensent:

Gritsch, Eric W.

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

205

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 3

206

Die 30 ausgewählten Beiträge sind unter vier Teilüberschriften geord- Geschichtsschreibung" beginnt mit Überlegungen „Zum mittelalter-
net. Nachfolgend seien Stellen genannt, an denen Beziehungen zu liehen Geschichtsbewußtsein - Bemerkungen zu seiner Einheit und
Kirche und Theologie besonders deutlich sind; bei Arbeiten eines Mehrschichtigkeit" (437-454). Die Wurzeln sind „germanische, auch
Mediävisten versteht es sich von selbst, daß solche Bezüge vielfach keltische, römische und vor allem christliche Vorstellungen" (437).
auch im Hintergrund stehen Diese vielfalt wird "bei widukind. WlP° und °tt0 von Preising ein-
Der Teil I Das Karolingerreich und Europa" beginnt mit dem deutig in einen christlichen Kontext eingefügt" (443). Ein „Urstrom
Vortrag Das Großfränkische Reich: Möglichkeiten und Grenzen der des Alten und des Neuen Testaments" beeinflußte die Geschichts-
Großreichsbildung im Mittelalter". Die Kirche war „die stärkste Schreibung. Das »eWwßtsein der Endzeit tst „das Grundschema, dem
organisierte Kraft der Zeit"; mit ihrer Hilfe durchbrach das Merowin- wir im ganzen Mittelalter immer wieder begegnen. Es ist offens.cht-
gerreich „die Scheidewand zwischen Siegern und Besiegten" (5). Karl lieh, daß es ein reiner Niederschlag der christlichen Lehre ist.. ."
d. Gr. griff stärker in den innerkirchlichen Bereich ein (21). Beim Zer- (445). Gregor von Tours kommt ausführlicher zu Wort (446-448).
fall des Karolingerreiches blieb „mit der Einheit der westlichen Chri- Abschließend werden Historiker gewürdigt, d.e um die Erforschung
stenheit. auch die Einheit der westlichen Kultur erhalten" (26). Die des Mittelalters verdient sind: Paul Kehr, Johann Hu.zinga, Ernst
Arbeit „Karl der Große und sein Hof" nennt mehrfach Alcuin und Kantorowicz, Theodor Mayer, Walter Schlesinger, Hermann
andere Theologen (28-66) Die Struktur des Hofes Karls des Großen Heimpel und Gerd Teilenbach. Der Herausgeber Otto Gerhard Oexle
im Spiegel von Hinkmars De ordine palatii" stützt sich auf das Zeug- hat mit gutem Grund auch diese „eindnngl.chen Lebens- und Werkes
des Erzbischofs Hinkmar von Reims (67-83). Einem bedeutenden bilder" mit in den gelungenen Sammelband aufgenommen.
Kloster gilt der Beitrag „Einhard, seine Gründung und sein Vermächt- Rostock Gert Haendler
n^ in Seligenstadt" (84-111). „Hrabanus Maurus-Diener seiner Zeit

und Vermittler zwischen den 7eiten" fühlte sich nach „eigenem

vermittler zwisenen den «uen uniie s.c 5 KPIKQNH, XPILTOX 9: ßEOAQPOY B' AAZKAPEQS. T1EPI

Bekenntnis in seiner Zelle am wohlsten"( 122). Gerade so überbrückte xpllTIANIKHX eEOAOHAZ AOFOL 6EXZAAONIKH:

er ..den politischen Zerfall des Karol.ngerreiches und bringt sein . IIATPIAPXIKON IAPYMA flA TEPIKQN MEAETQN 1988.

geistiges Erbe in das ostfränkisch-deutsche Reich ein" (123). „Die 229 S.gr.%' = ANAAEKTA BAATAAQN.49.
Grundlegung der europäischen Einheit im Mittelalter" erinnert an

Kaiser Konstantin durch den die Kirche einerseits „zur Massen- Theodoros II. Laskaris, geb. 1222 in Nikaia am Tage der Thronkirche
wurde" und andererseits das Mönchtum hervorbrachte, das besteigung seines Vaters Johannes III. Dukas Batatzes, regierte
sich „bewußt von der Welt absetzte" (134). Aber auch Mönche 1254-1258 das byzantinische Exilre.ch. Hochgebildet und vielseitig
gehören „zu den Wegbereitern des künftigen Europa" (134). interessiert, hinterließ er neben einer gewichtigen Korrespondenz
Der zweite Teil Königtum und Kirche im Hochmittelalter" philosophische, mathematische und theologische Werke, die noch
beginnt mit Bemerkungen „Über die Anfänge der deutschen Ge- nicht alle ediert sind. Von den acht theologischen Essays war nur Nr. 4
schichte" (147-167) Ein wichtiger Zeuge ist Widukind von Korvey, publiziert (PG 140, 764-770), eine eigenartige Liste von 800 Gottes-
der in seiner Sachsengeschichte die Franken und Sachsen - einstmals namen aus biblischer, patnst.scher, liturgischer, paganer, philosophi-
Todfeinde - als „quasi una gens Christiana f.de" ansah (159). Das scher Tradition. Im übrigen ist d.e Ausgabe eine ed.t.o pr.nceps. Sie
Thema „Königshof und Bischofsschule unter Otto dem Großen" beruht auf fünf Handschriften, von denen drei alle acht Stucke enthal-
"68-192) erinnert an die Klöster, „die das karolingische Bildungs- ten. Der älteste Zeuge stammt noch aus dem 13. Jh. D.e Differenzen
er°e auch durch die Zeiten des Niederganges und der Stagnation hin- sind gering, der kritische Apparat kann also knapp sein. Auch Testi-
<Wh bewahrt" hatten (168) Der Aufsatz „Rex Canonicus - Über monien sind nur in geringer Zahl bc.gegeben. D.e umfangreiche EinEntstehung
und Bedeutung des mittelalterlichen Königskanonikates" leitung präsentiert Autor und Werk, resümiert den Inhalt der Aufsätze
*igt. daß zur Begründung des Königtums neben der Geblütsheiligkeit und faßt die Grundgedanken systematisch zusammen Die Texte
u"d dem Heerkönigtum als dritte Form das Gottesgnadentum ent- handeln vom Sein, der Einheit und Drcihe.t, dann von den Gottes-
st*nd, „das sich vom Willen des Gottes der Bibel getragen wußte" namen (s. o.). Es folgen zwei Logo, über den Hl Geist gegen die Latci-
(196). Zwei Beiträge betreffen dieselbe historische Erscheinung: „Zum ncr. schließlich eine Predigt über Maria Verkündigung und die
»egriffder ottonisch-salischen Reichskirche" (211-221) sowie „Pro- Menschwerdung Christi. Angeschlossen ist der Abdruck der Oratio
blematik und Gestalt der ottonisch-salischen Reichskirche" apologetica de processione Spiritus sanet. nach der Edition von Swete
(222-242). Die Untersuchung über „Hofkapelle und Reichsepiskopat 1875. Den Schluß machen Fotos n.cht nur der Handschriften, sonder
Heinrich IV" setzt bei Heinrich III. ein, dem „Höhepunkt der dem auch von Münzen des Kaisers und seines Vaters sowie vom
^glichen Kirchenherrschaft" (247). Im Investiturstreit ging „der heutigen Nikaia mit seinen byzantinischen Resten - ein Blick auf den
al'c Zusammenhang zwischen Hofkapelle und Reichskirche nach „Sitz im Leben" des Autors. Es wird uns ein Werk vorgestellt, das be,
1077 verloren" Wichtig ist aber, „daß es Heinrich IV. darauf seit der allem Traditionalismus die persönliche Note des Autors nicht ver-
Mi«e der achtziger Jahre wieder gelang, das gestörte Verhältnis zur leugnet, etwa sein starkes mathematisches Interesse das ihn auch
^ichskirche allmählich zu bereinigen und damit zugleich seine Hof- theologische Sachverhalte more geometrico veranschaulichen laßt.
kaPelle wieder in die Reichskirche einzufügen" (267). In diese Zeit Krikonis widmet seine sorgfältige Edition dem Lehrer Panagiotis
^hört auch Die Gründung von Bursfelde und ihr geschichtlicher Chrestou. dem Herausgeber der Reihe des nazistischen Instituts von
0rt" (269-286). Bursfelde gewann um 1450 seinen Höhepunkt als Thessaloniki. in der das Buch erscheint.

-Zentrum einer mächtigen Reformbewegung" (271). Berlin Kurt Treu

^er dritte Teil „Das europäische Rittertum" bringt acht Beiträge.

*°n denen hier nur einer genannt sei: Die Rechtfertigung der geist- irir/»horm«»<sr»hirhta- R^f nrmationszeit

'^en Ri„crordcn nach der Schrift „De laude novae militiae" des KirChengeSChlChte. ReTOrmatlOllSZeU

^^""^T"'37"92'^^? instar Lohse Bernhard [Hg.,: Der Durchbruch der reforma.orischen

ylTThChn<i" (38l>- KaP,te'A TT LT 1 Senntnis bei l.uther-Neuere Untersuchung. Stuttgart: Steiner

LrnPler: Sie befolgen Gehorsam, Armut und Keuschheit, „die ^ ^ jgg g ^ g.m Veröffentlichungen des Instituts für euro-

'"gelpunkte des monaslischcn Lebens" (384). Rittertum und (^chichte Mainz. Abt Religionsgeschichte, Beiheft 25.

j^onchtum wandelten sich im 12. Jh. Die Verbindung zwischen ihnen ^ [)M J4 _
am ..auf dem Krcuzzuu im Heiligen Land zustande ... das heißt:

Unt« Bedingungen die mit den europäischen nicht verg.eichbar Dieser Band ist die Fortsetzung des vom Hg. ,m Jahre 968 vor

waren- ,3890 Der vierte Teil X ieschichtsbewuß.sein und gelegten Bandes, der die ältere Diskuss.on von der Jahrhundertwende