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Ausgabe:

1990

Spalte:

201-202

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Übelacker, Walter G.

Titel/Untertitel:

Der Hebräerbrief als Appell 1990

Rezensent:

März, Claus-Peter

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Seite 1

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201

Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 3

202

Erfurt Claus-Peter März

Ubelaeker. Walter G.: Der Hebräerbrief als Appell. Untersuchungen rhetorischer Elemente und Orientierungen neu in den Blick zu heben,

zu exordium, narratio und postxriptum (Hebr 1 -2 und 13,22-25). Offene Fragen bleiben Tür den Rez. freilich bei der vom Vf. crarbcite-

Stockholm: Almquist & Wiksell Intern. 1989. 225 S. gr. 8" = ten Gesamtdisposition, weil bei der Bestimmung der Funktion einzel-

ConiectaneaBiblica.NewTestamentSeries21. ner Texte dem Rede-Schema der antiken Rhetorik gegenüber den im

Hebr selbst zu erhebenden Bezügen gelegentlich doch eine zu große

Übelackers Studie versucht in der Einzelanalyse von Dominanz eingeräumt wird. Dies gilt besonders für die Bestimmung

Hebr 1,1-4; 1,5-2,18 und 13,22-25 einen an der antiken Rhetorik von 2,17f als rhetorischer Propositio und-damit zusammenhangend

orientierten Einstieg in das Verständnis des gesamten Schreibens und - für die Einschätzung von 3,1-12,29 als Argumentatio. Vf. geht hier

Ansteht sieh so als „I.Teil einer Analyse des ganzen Hebräerbriefes" u. E. zu leicht über die vielfach beobachtete Zuordnung von 3,1 -4,13

zu 1,1-2,18 (Worttheologie; Entsprechung von 1,1-4 und 4,12f; Vor-

Ausführlich diskutiert Vf. in einem ersten Teil (S. 11-48) die Tür bereitung von 3,1-4,1 I durch 2,1-4 usw.) hinweg. Dennoch steht

seine Fragestellung wichtigen Probleme der Hebräcrbriefauslcgung außer Frage, daß Vf. ein Tür die Hebräerbriefforschung wichtiges Buch

und begründet den speziellen ..Einfallswinkel" seiner Betrachtung: geschrieben hat. dem eine baldige Vervollständigung durch die Ana-

v a. die Kompositionskritcrien des auetor ad Hebraeos sollen neu lyse der Hauptteile des Schreibens zu wünschen ist.
untersucht werden, um so auch der sachlichen Zuordnung einzelner
Gedankenreihen (bes. der thematischen und 4er paränetischen Abschnitte
), der Wirkabsicht und dem thematischen Schwerpunkt des

Schreibens auf die Spur zu kommen. Ein zweiter Teil (S. 49-65) ist Gottfricd. Frei m „ Auf(,aben. Beiträge zum Verständnis

methodischen Vorüberlegungcn belaßt und verdeutlicht das der driUen urchristlichen Generation. Berlin: Evangelische Ver-

' n der strukturalen Textanalyse orientierte und auf die Erhebung der lagsanstalt 1986. 11 1 S. 8° Kart. DDR M 8,50; Ausland DM 10,50.
Pragmatiseh-rhetorischen Ausrichtung zugespitzte Vorgehen des Vf.

"e folgenden drei Teile, die die entscheidende Argumentation cntfal- In diesem dem Umfang nach schmalen Band sind drei der verhan-
ten- bieten Einzelanalysen von Hebr 1.1-4 (S. 66-139); 1,5-2,18 delten Sache nach gewichtige Studien zusammengestellt. Ihr gemein-
(S. 14o_|96) und 13,22-25 (S. 197-229), die durch eine knappe sames Anliegen ist die Revision des in der protestantischen Theologie
Zusammenfassung und Auswertung der Ergebnisse (S. 230-235) ab- tief verwurzelten Vorurteils, wonach die neutestamentlichen Spät-
Beschlossen werden. Vf. versucht dabei in von verschiedenen Ansät- schritten gegenüber den Zeugnissen der apostolischen Frühzeit als
zcn her vorangetriebenen Untersuchungsgängen folgende Grundthese nicht nur zeitlich, sondern auch sachlich sekundär gelten und die
zu verdeutlichen: Hebr muß als rhetorisch konzipierte ,,Mahnrede" theologische Entwicklung der ersten drei frühchristlichen Gencratio-
verstanden werden, „mit Hilfe rhetorischer Kriterien" werden sich nen als Geschichte eines Abfalls von den allein normgebenden Anfän-
j'eshalb auch „einzelne Textabschnittc als funktionale Teile einer gen gesehen wird. Schille will gegenüber der üblichen Abwertung des

onsequent durchdachten .rhetorischen Disposition' bestimmen las- „Frühkatholizismus" (wobei er diesen Begriff aus guten Gründen

sen" (127): Bei 1.1-4 handelt es sich um ein rhetorisch besonders meidet) keineswegs in das entgegengesetzte Extrem verfallen und das

wirkungsvoll und leserorientiert gestaltetes Exordium (bzw. Pro- „Sekundäre" zum alleinigen Maßstab für die Kirche machen (9); er

°niium), in dem „der Vf. die Adressaten genauestens auf das will diesem Sekundären, d. h. dem theologischen Denken der dritten

^orbereitet. worüber er zu reden gedenkt" (139); 1,5-2,18 wird im christlichen Generation, lediglich eine sachgemäße Würdigung zuteil

inne einer die eigentliche Argumentalto (die Vf. in 3,1-13,21 sieht!) werden lassen. In dieser dritten Generation wurden wesentliche Einvorbereitenden
Narratio gedeutet, in der durch „eine klare Dar- sichten gewonnen und weiterführende Entscheidungen vollzogen.

CgUn8... die Erkenntnis... des Erzählgegenstandes geweckt Während die zweite Generation, als deren literarische Manifestatio-

werden" soll (231). In 2,17f findet die Narratio dabei einen thema- nen der Vf. neben dem Markusevangelium den Kolosser- und Ephc-

tlsehen Höhepunkt, den Vf. als rhetorische Propositio bestimmt. Ihr serbrief sieht, noch rückwärts gewandt war in dem Bemühen, „das

oninit die Aufgabe zu, die Narratio zusammenzufassen und zugleich anfängliche Programm ... noch unreflektiert zu erfüllen" und „gegen

cn Ubergang zur eigentlichen Argumentatio zu bereiten. Abschlie- wesentliche Veränderungen zu bewahren" (12), brach die dritte Genend
wird Hebr 13,22-25 als Postscriptum zu 1.1-13,21 bzw. als ration auf zu Neuem. Darin besteht ihre große theologische Lei-

essen „briefliches Begleitwort" (297) verdeutlicht. stung.

Ausgehend von dieser Einschätzung des „Rahmens" des Hebr. Die erste und wohl wichtigste Studie („Die dritte urchristliche

stimmt Vf. die rhetorische Disposition des gesamten Schreibens in Generation") charakterisiert im Überblick die Neuansätze dieser

o'gendcr Weise: 1,1-4 Exordium bzw. Proömium, 1.5-2,18 Narratio Epoche. So konkretisiert sich in ihr das Interesse an Ort und Zeit. Die

d5 ProPos't'o in 2,l7f), 3.1-12,29 Argumentatio (mit Probatio und Ortsgemeinde wird stabilisiert, und ihre Strukturen werden theolo-

^efutatio); 13.1-21 Peroratio und 13,22-25 Postscriptum. Diese, gisch durchdacht. Die ursprünglich durch wandernde Charismatiker
CrBestalt strukturierte „Rede", wird "dabei v. a. mit der delibera- geprägte Mission wird umgeprägt „zugunsten der Ansässigkeit" mit

IVen Redegattung in Verbindung gebracht, der es darum geht, der Folge, daß die „für die spätere kirchliche Titulatur so wichtigen
"Jemanden von einer Sache zu überzeugen und zu einer bestimmten Funktionstitel .Bischof, .Diakon' und .Ältester' an Funktionsbilder
-j.andlungsweise anzutreiben" (216). Vf. kommt so zu der bereits im anknüpften, die sich ... den Anforderungen des Gemeindeaufbaus

glichen Verkündigung lestzuhalten (239). fc Gewußte Traditionspflcge führt schließlich zur Entstehung

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der Auslegung des Hebr. Vf. stößt zudem durch seine Uber egun- ^ * ^ nlissionanschen Erfahrung

fcn rhetorischen Struktur des Hebr in e.nen Bereich der Aus- kommen.von r t missioniinschen Verstoß, der exten-

^vor.der.nderForschungzumHebrzwarseit.angeman^. Hn fcn: £ ^~3gkeit. „die missionarische Auf

^T mslang noch kaum in größeren Untersuchungen bearbeitet wor- siven Mission, g Missionierung der eigenen

£» i«. Die Studie ha, somit schon vom Thema her für die Hebräer- gäbe noch einmal ganz neu ... als örtliche Miss.omerung

brie<Torschung besondere Bedeutung, sie vermag auch, eine Vielzahl Umwelt zu del.nieren (44).