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Ausgabe:

1990

Spalte:

191-193

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. Bd. VI: קום-עזז 1990

Rezensent:

Heller, Jan

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Theologische Literaturzeitung 115. Jahrgang 1990 Nr. 3

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volle Bemerkungen zum Gebrauch der Figura etymologica in der
hebräischen Prosa. Dieser Kommentar ist in seinem Format ein achtungswerter
Beitrag zum Verständnis der Botschaft des rätselvollen
Büchleins, wobei auch die theologischen Strömungen im nach-
exilischen Juda in aller Kürze entörtert werden. Das Buch wird datiert
ins persische Zeitalter, nicht später als 330 v. Chr.

Lund Sten Hidal

Theologisches Wörterbuch zum Alten Testament. In Verb, mit
G. W. Anderson, H. Cazelles, D. N. Freedman, S. Talmon u.

G. Wallis, begr. von G. J. Botterweck u. H. Ringgren, hg. von

H. -J. Fabry u. H. Ringgren. Bd. VI: TIS7 - mp. Stuttgart-Berlin
(West)-Köln: Kohlhammer 1987/89. XXXI S., 1 274 Sp„ [676 S.].
gr. 8[11 Lfgen].

Es ist die elfte Besprechung dieses großen Werkes. Die letzte Besprechung
, die sich auf den Band V bezog, findet man in ThLZ 112, 1987,
497 f. Dort sind auch die Angaben über die früheren Besprechungen.

Wie schon im vorigen Band, so findet auch hier der Leser am
Anfang keine Vorrede. Man beginnt gleich mit dem Verzeichnis der
Mitarbeiter; es sind 73, die meisten davon bekannte Fachleute, die
sich schon an den vorangegangenen Bänden beteiligt haben. Einige
Namen aus der jüngeren Generation erweitern die Anzahl ; im Bd. V
waren es nur 68 Mitarbeiter.

Dann kommt der Inhalt, eigentlich ein alphabetisches Verzeichnis
der Stichwörter mit der Spaltenzahl und mit dem Namen des zuständigen
Autoren. Die Spalten 1-1 274 enthalten den Text der einzelnen
Stichwörter. Es folgen das „Verzeichnis der deutschen Stichwörter",
ein Bibelstellenregister, zwar angeblich nur in Auswahl, aber doch
sehr ausführlich, und endlich die Korrigenda nicht nur zu Bd. VI, sondern
auch zu Bd. IV und V. Nun zum Inhalt: Der ganze Band, der in
elf Lieferungen, eigentlich aber nur in fünf Heften erschien, enthält
insgesamt 169 Artikel von TO bis Dlp, also einen guten Teil des Buchstabens
S7, die ganzen Buchstaben S und X und den Anfang des Buchstabens
p. Außerdem findet man hier Hinweise auf andere Stichwörter
, wo der betreffende Ausdruck schon untersucht wurde: QV
siehe rw. TS siehe 1TS siehe fiB, HIB siehe 1t?D, 113X siehe T1D, pS7X
siehe ptfT und rfnx siehe "IS I.

Nur einmal könnte der Leser fragen, ob man zwei Stichwörter doch
nicht gemeinsam bearbeiten sollte: So nOD und no? (Sp. 659-682 und
682-688). Ab und zu, aber eigentlich nur selten, findet man eine
Tabelle (so Sp. 249f und 631 0, die die Angaben der Frequenzstatistik
veranschaulicht. Eine ausführlichere Strukturanalyse eines Textabschnittes
erscheint nur ausnahmsweise, am deutlichsten wohl bei riOB
(Sp. 670.674). Man muß aber gestehen, daß diese Methode weniger
bei der Begriffsforschung und mehr bei der Analyse eines zusammenhängenden
Textes ihre Berechtigung hat.

Die Länge der meisten Artikel ist angemessen, nur neun Stichwörter
nehmen 20 oder noch mehr Spalten ein. Es sind wohl auch die
wichtigsten Begriffe Ttß (21 - Fuhs), ffift (20 - Zobel), ilW II (23 -
Gerstenberg), n» (20 - Kronholm), D^B (20 - Simian-Yofre), pis (26 -
B. Johnson), mx (23 - Garcia-Lopez), |TX (34, das einzige Stichwort
über 30 Spalten im ganzen Band! - Otto), EHp (24 Hornfeld + Ringgren
).

Von den 169 Artikeln behandeln nur zwei einen Eigennamen. Es
sind rnrwy (H.-P. Müller) und 7VX (siehe oben). An der Grenze des
Propriums steht rnaVx: diesen Ausdruck behandelt sein Verfasser
Niehr jedoch als Appelativum - im Bezug auf den Usus im Alten
Testament wohl richtig. Die Anzahl der Propria ist also wesentlich
gesunken, im Band V waren es fünf. Wahrscheinlich ist es so nötig,
wenn der Umzug des ganzen Werkes nicht zu sehr anwachsen soll.

In den früheren Besprechungen brachten wir immer auch den Vergleich
mit THAT (Thcol. Handwörterbuch zum AT. hg. von E. Jenni
u.C. Westermann. Bd. II. Zürich 1976). Dort, woThWAT 169 Stichwörter
bringt, bietet THAT nur 50. Es sind darunter zwar zwei Stichwörter
mehr, nämlich DV und pS7X: beide werden aber in ThWAT
durch Hinweise auf andere Stichwörter erwähnt: DS7 siehe TIN und p!7X
siehe p!7T. Man könnte ungefähr zusammenfassen: ThWAT bietet
etwa das Dreifache wie THAT.

Es ist nicht möglich, in einer kurzen Besprechung auf einzelne
Stichwörter einzugehen. Insgesamt kann man sagen, daß das ThWAT
weiterhin sein wissenschaftliches Niveau durchaus bewährt. Die
Stichwörter bringen am Anfang immer eine Bibliographie, oft sehr
ausführlich. Viele Artikel bieten eine gründliche Durchmusterung
aller Stellen im Alten Testament, wo der Ausdruck vorkommt, an. In
dem Absatz über die Etymologie sind alle bisherigen Ableitungen vorgelegt
und bewertet. Auch die Frequenz des untersuchten Ausdrucks
in verschiedenen literarischen Umkreisen und Schichten wird sorgfältig
verfolgt. Die Äquivalente in der LXX und das Vorkommen in
der späteren Literatur, besonders in Qumran, kommen zur Sprache.
Man kann sagen, daß die sprachwissenschaftlichen, literarkritischen,
archäologischen und geographischen Aspekte in den meisten Artikeln
reich dargereicht werden. Was manchmal im Hintergrund bleibt, sind
die heute teilweise in Vergessenheit geratenen und doch anregenden
Ergebnisse der alten religionsgeschichtlichen Schule, ganz konkret die
Beziehung zum Kult, ob dem vorisraelitischen oder dem israelitischen
. Als Beispiel möchte ich hier den sonst sehr gründlichen Artikel
]i"X erwähnen. Wir haben schon erwähnt, daß es das umfangreichste
Stichwort ist; es nimmt 34 Spalten ein. Am Anfang steht eine ausführliche
Bibliographie von elf Spalten, ein wissenschaftliches Werk an
sich. Cianz bezeichnend ist die Aufteilung des Artikels: [. Etymologie
- II. Synchrone und diachrone Statistik der Belege im MT - III.
Topographische und archäologische Aspekte - IV. Vorexilischc TVX -
Theologie - 1. Zionstexte im Protojesaja- und Michabuch - 2. Tradition
und Redaktion in den „Zionspsalmen" - 3. |VX - Theologie zur
Zeit des zerstörten Tempels - 2. ]i"X - Theologie zur Zeit des 2. Tempels
- 3. ]1'X - Theologie in apokrypher und pseudepigraphischer Literatur
-VI. Übersetzungen - 1. LXX -2. Targumin- VII. Qumran (soweit
Zitat aus der Sp. 994).

Daraus ergibt sich: Man geht, nicht nur hier, sondern bei mehreren
Stichwörtern, von dem Etymologischen, Topographischen und
Archäologischen gleich zu den literarischen Fragen, hier zur jVX-
Theologie über, nämlich zu der Auffassung der einzelnen literarischen
Schichten oder Epochen. Doch möchte ich hier und auch
anderswo zwischen das Etymologisch-Archäologische und das Lite-
rarkritische noch einen Absatz einlegen, worin man sich um eine
Rekonstruktion des vorisraelitischen und des frühisraelitischen
Zionskultes bemühen würde. Es ist klar, daß man sich da auf einem
unsicheren Boden befindet - im Vergleich mit der literarisch gut
belegbaren Theologie der einzelnen Literarschichten. Und doch wäre
es m. E. nützlich, und es könnte manches später Gesagte noch deutlichere
Konturen bekommen.

Ich möchte das konkret am Ausdruck ]i"X zeigen. Der Ausgangspunkt
liegt schon in dem Absatz über die Etymologie. Der Vf. des
Stichwortes mag recht haben, daß die Ableitung von einer Vcrbal-
' wurzcl schwierig und unsicher ist. Einen wichtigen Hinweis enthält
aber der vom Vf. nur verzeichnete, aber nicht ausgewertete Zusammenhang
von p'X und ]TX. Er schreibt (Sp. 1006): „Damit zu verbinden
ist die althebr. Nominalbildung sijjün ,Steinmal' (Ez 39,15).
.Wegmarke- (Jer31,21), .Grabmal' (2Kön 23,17; Jer48,9 cj? vgl.
KBL' 958)." Der Ausdruck ffi$ wird aber in dem Stichwort nicht
weiter erklärt. Nun bin ich der Meinung, daß |1"X ursprünglich der
Name eines Steinmales, angeblich Grabmales der vorisraelitischcn
vegetativen Gottheit, wohl des Gottes Salim ist, der dort seit eh und je
verehrt wurde. Das Steinmal als Grabmal zu deuten steht ja im
Zusammenhang mit dem Mythos des vegetativen Zyklus. Als aber
Jerusalem von David eingenommen wurde, wollte man begreiflicherweise
diese Erinnerung ausmerzen. Zu diesem Zweck hat man die
bekannte Kultstättc umbenannt. Die Umbenennung, ohne sie doch so
zu begründen, erwähnt E. Otto, auch Vf. des Artikels. Er schreibt
(Sp. 1007): „Die in diesem Vers (2Sam 5.7) implizierte Umbenen-