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Ausgabe:

1989

Spalte:

125-126

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Runciman, Steven

Titel/Untertitel:

Häresie und Christentum 1989

Rezensent:

Haendler, Gert

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Seite 1

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Theologisehe Litcraturzcitung I 14. Jahrgang 1989 Nr. 2

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hingegen die Bemerkung desselben Autors, daß mit den ..Confcssio- Christen" (206). Es war ..keine unedle Religion" (212). R. begründet
nes" erst «le voeabulaire latin atteint la plenitude de son devcloppc- sein Werturteil: ..Sic lehrte den Wert fundamentaler Tugenden; mutig
ment» (S. 190) Im Artikel «Lc bonheuret le travail dans la pensee de stellte sie sich der bangen Frage nach dem Bösen. Doch sie war eine
Saint Augustin» von A. Viciano (S. 309-315) halte ich die Schluß- Religion des Pessimismus. Sie ftielt Tür den individuellen Menschen
Folgerung, daß «toute sorte de travail. pour St. Augustin. est un lait und seine Erlösung keine Hoffnung bereit. Die Menschheit sollte aus-
spirituel. car il engage toutes les activites de Tesprit et de la con- sterben, damit die eingeschlossenen Bruchstücke der Gottheit in ihre
science» (S. 315). für sehr bedenklich. Nicht nur. daß Augustinus sich Heimat zurückkehren könnten. Es war eine Religion ohne Hoffnung.
in Briefen, in Predigten oder in der CD in sehr unterschiedlicher Wer- und eine solche Religion kann ohne künstliche Hilfen nicht über-
t"ng über alle ..dicsseitsgerichtete" Tätigkeit - ob es sich um niedere leben. Denn die Hoffnung ist ein notwendiger Teil der Religion.
Arbeiten oder auch um wichtige politische und militärische Tätig- Glaube und Liebe allein sind nicht genug" (212).
keiten handelt - ausläßt (wobei die Abstufungsmöglichkeiten immens Kirchenväter werden meist nach Migne zitiert (Irenaus. Tertullian.
s'nd und sich selbstverständlich klarer Einordnung oft entziehen). Clemens, Origenes, Augustin u. a.). Das Literaturverzeichnis läßt
'nncrhalb seines komplizierten Systems erkennt er doch am ehesten Wünsche offen; die Nachträge von 1982 sind knapp gehalten, es fehlt
•nur) das als vollwertig und spirituell" an. was von den Bürgern der z. B. Geo Widengrcn. dessen Beiträge zum Manichaismus doch all-
•civitas Dei peregrinans" vollbracht wird. gemein anerkannt sind. Vier Nachträge greifen einige wichtige Teil-
Abschließend seien nur noch die Namen der übrigen Autoren des aspekte auf(215-225).
Landes genannt. Es sind: P. Cambronne. H. Crouzel. H. Dcrycke
P Fontan.G. Madec. L. Menaut.C. Passot.S. Poquc.

Halle (Saale) Hans-Joachim Diesncr

Rostock Gert Haendler

Runci

lohannis Cantacuzcni: Refutationes duae Prochori Cydonii et Dispu-
tatio cum Paulo Patriarcha Latino Kpistulis Septem Tradita. Nunc
primum editae curantibus E. Voordeckers et F. Tinnefeid. Leuven:
KirChengeSChichte: Mittelalter University Press; Turnhout: Brepols 1987. CXIX, 281 S. gr. 8° =

Corpus Christianorum, SeriesGraeca. 16. BF 4850.-.

man, Steven: Häresie und Christentum. Der mittelalterliche _

Manichäismus. Übers, von H. Jatho. München: Fink 1988. 255 S. Die Streitschriften des gelehrten Kaisers und nachmaligen Mönches

8 ■ Lw. DM 48.-. Johannes (Joasaph) Kantakuzenos. ca. 1295-15.6. 1383. der den

Palamismus unter Heranziehung eines breiten patristischen Zitaten-

as Buch war 1947 erschienen unter dem Titel "The Mcdicval Schatzes verfocht, liegen in einer aufwendigen und gediegenen editio

^anichee. A Study of the Christian Dualist Heresy". Im Vorwort zur prineeps vor. deren Geschichte das ..Geleitwort" von Voordeckers

utschen Ausgabe wiederholt der Autor seine These. ..daß eine und das „Vorwort" von Tinnefeid bewegend schildern. V. mußte

jjj? ,c- aut gnostischen Fundamenten beruhende dualistische Tra- nach weit gediehenen, gründlichen Vorarbeiten wegen eines Augen-

°n existierte, die sich von Westasien aus über Europa verbreitete. leidens die Edition aufgeben. T. übernahm sie 1982 cigenverantwort-

ei den Katharern Südfrankreichs zu ihrer reichsten Entfaltung zu lieh. In wenigen Jahren hat crcine große Aufgabe bewältigt.

™en" (II). R. sagt selbst, daß man den Begriff Manichäismus nur Die Einleitung beschreibt die Überlieferung umfassend. Die Hs. A

ich ^k0*13'' verwenden kann: Dieses Wort wurde vielen ..Sekten (Paris, gr. 1247). die die eigene Hand des Autors zeigt, wird auf drei

ten*^eiK' entgegengeschleudert____die von Mani nie gehört hat- Tafeln vor Augen geführt. Voran steht eine ..Historische Einordnung

08). R. weiß auch, daß ..in neueren Studien einige Einzelheiten der Texte" und ein als „Oricnticrungshilfe" bezeichnetes kritisch-

rage gestellt worden sind" (II). Vorsichtig formuliert er: ..Die analytisches Resume der Inhalte der drei Schriften. Daran kann sich

uUrvu!! Ausna''tung der Häresie im Westen im frühen 12. Jahr- der Leser halten, dem die breiten polemischen Erörterungen nicht die

/Untlcrt muß. wie ich meine, weitgehend auf die vielen Pilgerzüge anziehendste Lektüre sein mögen. Indizes der Namen, Bibelstellen.

üh^ckgehen. die in der Mitte des 11. Jahrhunderts den Landweg, Zitate und Parallelen veranschaulichen die byzantinische Gelehr-

Cr Bulgarien und Konstantinopel, nahmen, sowie auf die ersten samkeit. Ein vorgesehener, mit Computer herzustellender Index

r^Uzzüge. die derselben Route folgten" (12). verborum wurde wegen technischer Schwierigkeiten nicht rechtzeitig

dc !C °mPl'zierthcitdcr Vorgänge wird gleich beiden Paulikianern fertig und wird Tür später angekündigt (S. 243). Der Druck ist makellos

on' |Ch' Überdic R sic übernahmen die ..dualistische Tradition - fast: Der so häutigen Entstellung des Origenes entgeht auch das CC

wj" Gnostikcrn. ob von den Marcioniten oder Borboriten, wissen nicht (S. 272 im Titel von GCS Bd. 22).
*CgH BmI 'nt'Crn s'e s'e s'rnP!'fiz'er,en und viele gnostische Details
(8.3) 'C^Cn' ^e^ahr'en sie sie. um sie an den Westen weiterzugeben"1

°rientaSJie B°g0nlilcn Crhidlcn ZuBang "Zunl ganZe" RcichtUm Isaac de PEtoile: Sermons. Texte etabli par A. Hoste et G. Raci.i

härene gnosllseher Tradition" (118). Das Kapitel über die Traduction et Notes parG. Salet et G. Raciti. Tome III. Paris: Ccrf

..Wic t F Wlcticrnolt noch einmal die Grundanschauung des Autors: 1937.434 s. 8* = Sources Chrctiennes. 339. ffr 294.-.
v0n n 'e Zivilisation selbst, so neigen auch die Häresien dazu, sich

reich naC'1 ^CSt ZU vcr^re'lcn- D'e Saat der Gnosis sollte ihre Isaak von Stella war aus England nach Frankreich gekommen und
ljCns[StC ^'u,e weder in Armenien noch in Bulgarien, sondern im west- im Kloster Citeaux Zistersienser geworden. 1147 wurde er Abt des
Cn Land der Balkanhalbinscl und in den lateinischen Ländern Kosters Stella bei Poitiers. in dem er I 169 starb. Er hinterließ mehrere
unte WCItCr Wcstlich linden" (119). Die Patarener gerieten im I 5. Jh. Schriften, die nur zum Teil gedruckt sind. Die Sources Chrctiennes
Reil ' '"r^'scnc Herrschaft, nachdem in Bosnien „die bogomilischc wendeten sich vor 25 Jahren seinen Sermones zu. von denen 54 in der
ll4T)10n Um dauerhaftesten und am erfolgreichsten" gewesen war Patrologia Latina von Migne vorlagen (Bd. 194. Sp. 1689-1876).
tiefo . Höhepunkt der Entwicklung waren jedoch die Katharer. R. Anselm Hoste erarbeitete einen kritischen Text, und Gaston Salet
ehrjs(| 'ncl-'nie zurück zur alten Kirche: ..Die Gottesdienste der früh- übersetzte die Sermone; cr starb über dieser Arbeit 1966. Band I
s'ica Kil"ehe zeigen bis ins 5. Jahrhundert fast alle Charaktcri- (Sources Chrctiennes 130) erschien 1967 mit den Sermonen 1-17;
im V- CP k;Unar'scnen Gottesdienste"(194). Östliche Einflüsse liegen Band II folgte 1974 (Sources Chrctiennes 207) mit den Sermonen
grieck- n*r Vor- dic Katharer müssen ..ihr Paternoster direkt von 18-39. Der jetzt vorgelegte Band III bringt zunächst die noch fehlenhabe
"° Quellen oder von slawischen Mittelsmännern erhalten den Sermones 40-54 auf den Seiten 12-263. Am Rande sind die Spal-
SIcn j. Zusammenfassend erinnert R. daran. ..daß die Duali- teil im Migne-Text angegeben, so daß ältere Qucllenhinwcise auch in
Tradition sich für Christen hielten, für die einzig wahren der neuen Edition bequem gefunden werden können (Sermo,40 ab

Herlin Kurl Treu