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1989

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 2

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die niederländischen Theologen Schoonenberg und Schillebeeckx
über die britische Schule, die sich in dem Programmband The myth of
God Incarnate zu Wort gemeldet hat bis zum kosmischen Christus des
Teilhard de Chardin. Es fällt auf, daß damit zumeist Konzepte gewürdigt
worden sind, denen dann eine mehr oder minder große Distanz
zur chalcedoncnsischen Christologie bescheinigt wird, also zu jenem
Christusbild, um dessen neutestamentliche Legitimität der Vf. sich
bemüht hat. Wie zuvor der Exeget. so wird gewiß auch der Dogmali-
ker hier Defizite der einen oder anderen Art aufweisen können.

Es sollte jedoch nicht vergessen werden, welchem Leserkreis das
Werk zugedacht ist: den um exegetisch-dogmatische Basisinformation
bemühten Theologen des frankophonen Raums. Ihnen ist mit dieser
Arbeit eine Orientierungskarte an die Hand gegeben, die gute Dienste
zu leisten vermag, auch wenn sie manche weiße Flecken aufweist.

Leipzig/Halle (Saale) Wolfgang Wiefel

Bcrgcr. Klaus: Jesus als Pharisäer und frühe Christen als Pharisäer (NT 30,
1988,231-262).

Betz. Hans Dieter: Das Problem der Grundlagen der paulinischen Ethik
(Rom l2,l-2)(ZThK 85. 1988. 199-218).

Bouyer, Louis: Gnösis. La eonnaissance de Dieu dans l'Ecriturc. Paris: Cerf
1988. 189 S. gr. 8" = Theologies. ITr 90.-.

Braun. Herbert: Jesus - der Mann aus Nazareth und seine Zeit. Um zwölf
Kapitel erweiterte Ausgabe. Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn
(Lizenzausgabe des Kreuz Verlages. Stuttgart) 1988. 268 S. 8- = GTB/Siebcn-
stern. 1422. [s. Bespr.ThLZ III. 1986.438].

-: Zukunft(ZdZ 42. 1988. 158-1-60).

Bronn. Raymond E.: The Burial of Jesus (Mark 15.42-47) (CBQ 50. 1988.
233-245).

Hahn. Ferdinand: Die Verwurzelung des Christentums im Judentum (KuD
34.1988,193-209).

Kümmel. Werner Georg: Jesusforschung seit 1981. I. Forschungsgeschiehte,
Methodenfragen (ThR 53, 1988.229-249).

Neirynck. Frans: Q-Synopsis. The Double Tradition Passages in Greck.
Lcuven: University Press: Lcuvcn: Peeters 1988. 64 S. gr. 8' = Studiorum Novc
Testamenti Auxilia. 13. BF240.-.

Schnelle, Udo: Sachgemäße Schrillauslegung (NT 30. 1988. 113-131).

Schräge. Wolfgang: Zum Komparativ in der urchristlichen Ethik (EvTh 48,
1988.330-345).

Tuckert. C. M.: Mark's Conccrns in the Parables Chapter (Mark 4.1-34)
(Bibl 69. 1988. 1-26).

WenRSt. Klaus: Handeln aus Ohnmacht. Erfahrungen von Niederlagen und
Aspekte des Umgangs mit ihnen im Neuen Testament (In: Einwürfe. 5.
S. 40-69).

-: Die Macht des Ohnmächtigen. Versuche über Kreuz und Auferstehung
(In: Einwürfe. 5. S. 155-179).

Kirchengeschichte: Alte Kirche

ICyprian of Carthage:| The Letters of St. Cyprian of Carthage. Transl.
and annotated by G. W Clarke. Vol. I: Letters 1-27. New York -
Ramsey: Newman Press/Paulist Press 1984. IV. 380 S. 8* = Ancient
Christian Writers. 43.

Die Quellenlage für die Jahre 244-259 ist dürftig: Nur die Historia
Augusta aus dem 4. Jh. gibt Auskunft. Um so größere Bedeutung
kommen den Schriften des Bischofs Cyprian von Karthago zu (5).
Eine Einführung informiert über Cyprian und die Mitte des 3. Jh.
(12-21), die Christenverlblgung unter Kaiser Dccius (21-39) sowie
über den Klerus von Karthago (39-44). Der Übersetzung liegt die Edition
von Wilhelm Härtel in der Wiener Kirchenväterausgabe (CSEL
111,2) von 1871 zugrunde: "What is here presented has to be regard as
a working translation and commentary of the Härtel text" (46). Der
Text der englischen Übersetzung füllt die Seiten 51-114, die folgenden
Anmerkungen die Seiten 115-364; sie sind also rund viermal so
lang! Dafür sind die Indices knapp (365-380).

An einem einzelnen Beispiel sei die Arbeitsweise von Clarke näher

dargelegt: In der berühmten Epistola 8 aus dem Anfang der decischen
Verfolgung schreibt der römische Klerus bitter über die Flucht des
Bischofs von Karthago: "that the blesscd pope Cyprian has gone into
retirement and that it is maintained that he is certainly right to have
done so for the special reason that he is a person of prominence"
(67/68). Zu diesem Satz werden drei Anmerkungen geboten, die man
- leider nicht sehr deutlich gekennzeichnet - auf den Seiten 206-209
nachschlagen kann. Dort wird auf den lateinischen Text eingegangen.
Die Worte „benedictum Papatem Cyprianum" werden ausführlich
untersucht. Es wird an Stellen bei Tertullian erinnert, der schon das
Wort „benedictus" in jenem ironischen Sinne verwendet halte, der
offenbar auch hier vorliegt. Die Bedeutung des Wortes Papa in jener
Zeit wird erklärt unter Hinweis auf zahlreiche Stellen. Die Problematik
einer Flucht in der Verfolgung wird erläutert, wobei das Wort
secedere den Ausgangspunkt bildet. Schließlich kommt auch die kritische
Bedeutung des Begriffs „persona insignis" lür Cyprian deutlich
zur Sprache: Die Römer teilen mit, daß auch in ihrer Gemeinde
gerade die personac insignes in der Verfolgung abgefallen seien.

Auch für solche Leser, die an einer englischen Übersetzung eines
lateinischen Kirchenvaters vielleicht nicht so dringend interessiert
sind, werden die ausführlichen Interpretationen mit reichen Litcratur-
hinweisen und Quellenangaben nützlich und wertvoll sein.

Rostock Gert Hacndler

Saint Augustin. Exposes faits au Congres qui s'est tenu ä l'lnstitut
Catholique de Toulouse du 30 janvier au Icr fevrier pour le seizeme
centenaire de la conversion de saint Augustin. Toulouse: Institut
Catholique de Toulouse 1987. VI, S. 167-351 gr. 8° = Bulletin de
Litterature Ecclesiastique LXXXVII1.3-4.

Vorliegendes Heft enthält, nicht allzu übersichtlich gegliedert, jene
Artikel, die während des dem 1600. Jahrestag der Bekehrung Augu-
stins (387) im «L'lnstitut Catholique de Toulouse» gewidmeten Kongresses
vorgetragen werden konnten. Die durch ihre Fülle wie durch
den Bekanntheitsgrad der Forscher beachtenswerte Reihe von Arbeiten
wird von einem recht emphatischen Vorwort von Claude Dagens
(«De l'augustinisme ä saint Augustin») eingeleitet, das, wie die
meisten Beiträge, durch zumindest etwas zu üppige Rhetorik - und
dementsprechend doch geringeren inhaltlich-methodischen Ertrag
als erwartet-hervorsticht. Dies gilt auch für so anspruchsvolle Artikel
wie den von J. Fontaine «Une revolution litteraire dans l'Occident
Latin: Les Confcssions de Saint Augustin». Ich habe den unumstößlichen
Eindruck, daß man sich zuweilen in rhetorisierenden und
ästhetisierenden Kategorien fast überschlägt, wobei es auch zu Erträgen
der Forschung kommt, aber oft doch nur im Sinne des hora-
zischen „Parturiunt montes...". Die oft gut und sogar glänzend
geschriebenen Artikel können nicht übersehen lassen, daß neben
ernsthaftem Gedankengut zu viele Paraphrasen geboten werden und
daß die Sekundärliteratur fast nur aus dem unmittelbar leicht zugänglichen
„eigenen" Bereich berücksichtigt wird.

Wenn eine Problematik weithin „erschöpft" ist, zumindest in dem
Sinne, daß ein „zügiges" Vorankommen nicht mehr möglich, vielleicht
kaum noch denkbar ist, mögen auch immer neue Paraphrasen
zu immer neuen Fragestellungen und insofern zu neuem Durchdenken
führen. Das ist legitim, scheint mir in diesem Band jedoch überstrapaziert
worden zu sein. Der Artikel von C. Lepelley etwa («Uo
aspect de la conversion d'Augustin: La rupturc avec ses ambitions
sociales et politiques») zeigt keineswegs, daß cr auch auf die Studien
von G. Bonner oder des Rez. zurückgehen muß. Oder ist es grundsätzlich
neuer Stil, Vorgänger oder Vorläufer bei einem bestimmten
Thema auszulassen?-Zu Einzelheiten sei bemerkt: Kann man sagen,
daß «l'experience humaine, intellectuellc, religieuse d'Augustin . . ■
est d'une ampleur que l'on pourrait dire faustienne»? Man sollte dann
zumindest noch zu dem Hinweis ausholen, welche „Welten" doch
zwischen dem Leben Augustins und der „Existenz" des vorgoethi-
schen oder goethischen Faust liegen (zu S. 175). Treffend finde ich