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Ausgabe:

1989

Spalte:

121-123

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Sabourin, Léopold

Titel/Untertitel:

La christologie à partir de textes clés 1989

Rezensent:

Wiefel, Wolfgang

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Theologische Literatur/.eilung I 14. Jahrgang 1989 Nr. 2

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entfaltet, der auf anschauliche Weise die Viclgestaltigkcit und den mentler am Päpstlichen Bibelinstitut in den Jahren des Umbruchs

sPannungsrcichtum frühchristlicher Probleme, aber auch die geistige 1964-1978 hat er den Übergang vom Traditionalismus zu kritischer

Kraft der auf sie bezogenen Lösungsversuche1 sichtbar macht. Dabei Offenheit erlebt, als kirchlicher Lehrer ist ihm an der Verknüpfung

stehen neben eher thematisch orientierten Querschnitten (V. Organi- zwischen der neutestamentlichen Christologie und dem Christusbild

sation und Ämter, 97-135: VI. Frauen und ekklesiale Funktionen. der spekulativen Dogmatik gelegen. Dies alles muß man im Auge

'36-166) gelungene Darstellungen geschichtlicher Entwicklungs- haben, wenn man das vorliegende Werk zur Hand nimmt, das die

"nien (II. Die Jerusalcmer Urgemeindc. 25-48: III. Providenticlle französische Version eines 1984 bereits in englischer Sprache erschie-

Schritte zur Völkerkirche. 49-69). aber auch der ansprechende Ver- nenen Buches darstellt. Es ist keine abgerundete Christologie des

such. die in 1 Kor angesprochenen Themen in exemplarischer Weise Neuen Testaments wie das Werk von O. Cullmann. sondern be-

a's Probleme einer jungen .Großstadt'-Gemeinde ins Blickfeld zu schränkt sich auf Schlüsselstellen, die mehr präsentiert als interpre-

■"Ucken (IV. Eine junge Großstadtgemeinde - ihr Leben und ihre Pro- tiert werden.

blemc. 70-96X Gerahmt wird das Buch von einem ersten Kapitel, in Um so wichtiger ist der Aufriß, der den Stellen ihren Platz im

dem umsichtig historische und theologische Fragen der Osterbot- Gefüge des Ganzen zuweist. Der Weg führt nach dem (methodisch

schaft geklärt werden (I. Der neue Anfang durch den erhöhten Herrn. nicht unproblematisch angelegten) Einstieg bei den Zeugnissen der

11-24), sowie durch ein Abschlußkapitel, das dem Dialog gewidmet palästinischen Gemeinde (19-24) über Q (25-36) zum Christusbild

lst. in dem die Kirche von Anfang an mit den geistigen Kräften und des Mk (37-58). Später folgen dann die Lukasschriften (75-88) und

Gegebenheiten ihrer Umwelt stand (VII. Kirche und Welt in der das Eigengut des Mt (89-98). Den Schluß des neutestamentlichen

Postolischen und nachapostolischen Zeit. 167-200). Besonders deut- Teils bilden die johanneischen Schriften (139-150) und die Apoka-

leh wird das aktuelle Interesse des Vf.. wenn am Ende fast aller Kapi- lypse (151-160).

'el die Frage nach der Bedeutung der dargestellten Sachverhalte für Was geboten wird, ordnet sich nicht nach einer Systematik der chri-
^eutigc Problemlagen gestellt wird. Die Sachfragen werden in einer stologischen Titel oder der Sachaussagen, sondern bildet ein Mosaik
eise diskutiert, die einer tatsächlich substantiellen Neuorientierung von Stellen, die gemäß der Abfolge in den jeweiligen Schriften aufge-
'rehlichen Lebens in Treue zu seinen Ursprüngen verpflichtet ist. Es führt werden. Daß der Paulusteil - als Triptychon gestaltet, in dem
also im Kern die Frage nach der Identität der Kirche, die als das präformulierte Hymnen einerseits und die postpaulinischen Zeug-
ovens der Fragen und Ausführungen wirkt. nisse (hebr; IPetr; Past) andererseits der eigentlichen paulinischen
Eine auch ökumenische Bezogenheit ist damit in der Sache gegeben. Christologie zur Seite stehen - erst nach dem synoptischen seinen
°gtle knüpft hier an gewachsene Tradition an und Führt diese im Platz hat (99-138). kann als Signal gelten. Hier drückt sich weniger
sten Sinne weiter. Auch auf der fachlichen Ebene erfolgen vielfach ein chronologisches Urteil aus (aus einer Randbemerkung 39 kann
reiche Hinweise aufdie interkonfessionelle Diskussion, wobei ein- * man schließen, daß Mk in die Spätzeit des Nero gehört) als eine sach-
r'nglich auch die ökumenische Verantwortung exegetischer Arbeit liehe Entscheidung. Die synoptischen Herrenworte gelten im Prinzip
Licht gestellt wird (vgl. z. B. 97ff. 108). Es liegt nicht in der Absicht als ipsissima vox oder als Zeugnisse originärer Christologie. angelt
~Vches, einer Vielzahl von Hypothesen und ungesicherten Urtei- sichts deren der traditionsgcschichtliche Befund (um den der Vf.
seh /^n''cnes hinzuzufügen. Vielmehr gelingt es dem Vf.. in einer natürlich weiß) letztlich von geringer Relevanz ist. Das gilt auch im
■"offenen und nachvollziehbaren Weise wichtige Arbeitsschritte zu Blick auf den dogmatisch heikelsten Komplex. Für den sich der Neute-
und Ergebnisse zu formulieren. Der Leser wird als hilfreich die stamentler in der Regel als unzuständig ansieht: Jesu Bewußtsein der
ame, aber einschlägige LiteraturauswahT empfinden, die eigenen Präexistenz. Es wird nicht in der johanneischen Christologie
eich die neueste Diskussion miteinbezieht, sowie die durchgehend festgemacht, an deren Reflexionscharakter der Vf. mit R. Schnacken-
Bsarnen Formulierungen; dem Text sind die überwiegend zustim- bürg festhält (139). sondern an synoptischen Logien. Vor allem geht es
Paßt1 '"'crten Forschungsergebnisse anderer Excgetcn gut einge- um die ..ich bin gekommen"-Wortc. den Menschensohntitcl und das
^ ' haben für ein ausgereiftes Werk zu danken, das in ausge- Offenbarungswort Lk IO,22/Mt 11,27. Wie auch sonst neigt der Vf.
ist neler Weise einführt und weiterführende Fragen formuliert; ihm dazu, nicht der eigenen Analyse zu trauen, sondern sich jeweils jenen
e,ne weite Leserschart zu wünschen. Auslegern anzuschließen, die der eigenen Ausgangsposition am näch-

Naumburg(Saale) Eckart Rcinmuth sten stehen- So dürfte sicn denn durch das Ergebnis mancher Exeget

überfordert sehen. _

Der relativen Breite des synoptischen Teils korrespondiert die. trotz

1^. "^verständlich ist hier mitunter auch Sachkritik gefordert (vgl. z. B. der Einbeziehung der Deuteropaulinen. reduktive Behandlung des

stc^en 5611" zu'Tim 2.11 ff). Zugleich wird der Leser in ein historisches Ver- Paulinismus. Ein entwicklungsgeschichtlich gemeinter Dreischritt

' ^nstoßiB wirkender Passagen eingeführt. bestimmt die Präsentation: die apokalyptische Phase 1 Thess, dazu die

D°nfril,H , ü S l02: 203 sind als HerausBcbcr zu nennen: R E Brown- K- p Tradition von I Kor; dann 2Kor und Rom; schließlich die ekklesiolo-

;'ioo • Reumann. Die A. 45 zu S. 133: 204 lautet richtig: Heidelberg . , . .. ._, c ... . ■ft„ rvlK • r-M, , •. .....

'981 44d ac, . gisch akzentuierten Spatschrilten. Dabei lallt Gal leider völlig aus

. [n ^ 5 zu s |77. 20() M a|s Kcjne zu nCnnen: Stuttgarter ZT , ... , ._ . . . , . . ... .

girier Kommentar- NT ISt um so st'hmerzlichcr. als Gal 4.4 anderweitig erwähnt wird

' S 133. Z. 8-6 v. u. wird nicht deutlich, daß dieses nicht ganz genaue Zitat und <neben Röm 8-3>inl Ranmen des VOm Vf intendierten christolo-

CW dcr dann ;,nBcruhrten Einleitung von W. G. Kümmel stammt (450). gischen Konzepts eine zentrale Stelle verdient hatte.

inis "atS. 121 (Sehürmann) ist ursprünglich neutrisch formuliert: das Subjekt Als Proprium der vorliegenden Darstellung darf gelten, daß und wie

'chnWC"Cn Satz,eil ist ausgefallen. Unter den nur wenigen Druckfehlern weise wir über das Neue Testament hinausgeführt werden. Beschränkungen

auf S. 206.Z. 5 v. u.: 1V.4. waren hier unvermeidlich. Eindrucksvoll ist es dennoch, wie mit treffenden
Zitaten die Entwicklung von Klemens und Ignatius über

^hourin l Ann„i i i u • . i • • ... w_. , , Justin, Tertullian und Irenäus zum Chalcedonense knapp präsentiert

n Leopold: La christoloKic a partir de textes des. Montreal: _ _ . . ,•..„,...

"e|larmin; Paris: Ccrf 1986. 227 S. gr. 8" = Collection Rcchcrches wlrd 061-17«). In seinen Definitionen (nicht im Nicanum) werden

-9-Kart. $25.-. die Linien neutestamentlicher Christologie zur Konvergenz gc-

■ bracht.

Uf . °P°ld Sabourin ist durch Herkunft und Biographic in besonderer Daß es dem Vf. nicht um eine Repristination der Schultheologie zu

e,se zum Dienst der Vermittlung berufen. Als Frankokanadier ist er tun ist, zeigt der abschließende Teil (177-206). Er setzt bei Karl

b , m frankophonen als auch dem angelsächsischen Sprach- Rahner an als dem Theologen, der das Verhältnis biblischer und

Zu 1^h verbunden (Titel deutscher Autoren erscheinen bei ihm vor- chalcedonensisch geprägter Christologie am tiefsten reflektiert hat.

weise in englischer oder französischer Übersetzung), als Neutesta- Der Bogen spannt sich über Bonhoeffer (Christologievorlesung) und