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Ausgabe:

1989

Spalte:

106-107

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Liwak, Rüdiger

Titel/Untertitel:

Der Prophet und die Geschichte 1989

Rezensent:

Vieweger, Dieter

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Seite 1, Seite 2

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Theologische Litcraturzeitung 1 14. Jahrgang 1989 Nr. 2

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Jena Julia Körner

'm 1. Kap. ,,Einleitung" (1-6) werden Themawahl und Methode schichte neu als Gottesgeschichte mit zukunftweisender Funktion,
begründet. Der semantischen Analyse liegt der „theologisch zentrale Jahwes beständiges Wohnen und sein jeweils neues Erscheinen in
Teil der Auszugs-, Sinai-und Wüstentradition (Ex 14 - Num 20)" (3), spannungsvoller Einheit im k?bod YHWH läßt göttliche Gegenwart
der2. Teil der,Volksgcschichte Israels in der Gcschichtserzählung der im Glauben nicht statisch-dinghaft verstehen, sondern dynamisch-
Priestersehrift (P(;) ist. zugrunde, in dem mehrfach das Theologume- neu inmitten der Gemeinde an jedem Ort bewußt werden. Das Begegnen
h'hod YHWH vorkommt, das Einsichten in Komposition und nungszelt ist das Ideal eines Heiligtums, in dem die Gemeinde durch
Theologie von PG vermittelt. Die Wurzel kbd wird bei PG nur „theo- glaubende Vergegenwärtigung des Wanderheiligtums immer der
logisch" verwendet; denn allein Jahwe wird als „herrlich" bezeichnet, Nähe Gottes auch fern der Heimat im Exil gewiß wird (236).
bzw. „er verherrlicht sich". Von der Meerwundererzählung in Ex 14
ab wird der Kabod die Leitvorstellung für Pc;, das „innere, dynamische
Prinzip der Geschichte Israels" (222). , jvvak Rüdiger. Der prophct um| d,e Gcscnidlle Eine üterar-histo-

wie Analysen der einzelnen Texte werden in lunl Schritten ver- rischc Untcrsuchung zum jeremiabuch. Stuttgart-Berlin (West)
dndelt: Text und Übersetzung mit textkritischen Anmerkungen - Köln-Mainz: Kohlhammer 1987. IX. 402 S.gr. 8" = BWANT. 121.
Abgrenzung und Literarkritik - Sprachliche Analyse - Traditions- Kart. DM 89.-.

kritik und geprägte Wendungen - Theologische Beobachtungen. Rcli- Mj( der zu besprechendcn Studic ,cgt der Vf. seine für den Druck

im It8", hl'iche forscnungcn zum begn" wie auch übngc lkle*>e überarbeitete Habilitationsschrift aus dem Jahre 1984 einem breiten

' • besonders bei Jesaia und Ezechiel, bleiben unberücksich- „ .... _

(jg[ J Publikum vor.

k-., , Das 1. Kap. (1-57) beschreibt die erkenntniskritische Orientierung

^P-2 behandelt fünf Texte (Ex 24.15b-I8: 29,43-46: 40.34-35 . ,,, , ,,r , ,,, . . , , ■ ,■ . f . . ■ , , , .

un.i , i.aiml-a.-'.i^ u des Werkes. Der Vf. stellt sich dabei die Aufgabe. Geschichtswahrneh-

lichl?! M: 9-6) Unt6r ThCma "DaS Erscheine" dcr Hcfr" mungen und -Vorstellungen aus der Zeit des Übergangs vom 7. zum

«Uttrt Jahwes am Sinai" (7-106). Die Struktur des Textzusammen- ß Jh y chr m erarbeiten Als jcxtgrundlage wählt er einige Kapitel

thelS, l S,nai-Pmk°Pen (Ex24; Lev9) wird stilistisch und aus dem Anfang des Jeremiabuches (1,1-3; 2-6), weil hier-wie der

lahw! h,lraus8carbcitct- Ziel der Offenbarung der Herrlichkeit yf ^ _ bcsondcrs konzentriert Vergangenheit. Gegenwart und

wes „wie Feuer" ist die göttliche Gegenwart. Sein „Wohnen in- , , r. ,,, , , .. ... „ _ .. . D . ,,

mittpn i Zukunft zu Wort kommen (I). Da es um historische Betrachtungen
«n Israels" ist Ausdruck des Bundes Gottes mit seiner „Gemeinde u. u . . i re ■■ u . •„ ai i u u u ••• j ■

Israel- . geht, bietet der VI. zunächst eine tur das hermeneutische Verständnis

al-' . denn Jahwe will Gott sein und für Israel da sein. Die Sinai- ., , , • ,,• „ . „ , T ., „ .. . ._,

Erschci seines Vorhabens wichtige, aber z. V. recht großzugig angelegte Ab-

^neinung ist „Vorgeschmack" der kultischen Erscheinung im , ., , , ■ „■ ir, ... , ,

Boup„„ . handlung zum neuzeitlichen Gcschichtsbegrill (9-14 und dessen

^segnungszelt (103) ••

lm , Vorgeschichte beim Ubergang vom Mittelalter zur Neuzeit (14-17),
Kap. werden drei Texte analysiert (Ex 16.2-15; „ , ■ , . , .,, „ ■ ,,v

Num 14 i i« v ' in Rom und Griechenland (17-24) sowie im Alten Orient (Agvpten:

l-35; 20.1 -13) unter dem Thema „Die Herrlichkeit Jahwes -,c .. . ,,, ,, .. , . ,-, ,, . . , „.

in rW «/•• ... . . 25-29; Hetiter: 29-31; Mesopotamien: 32-36. und Israel: 37-57).

w.r Wustenuberheferung" (107-221). Es sind paradigmatische „ , . , . . . „ ,, „ .

Erzähl,, i6 Danach habe der Mensch im Altertum einen dem modernen Kollek-

■»'iiungen um Jahwes richtendes und rettendes Handeln, das auf ,. , r. ■■ , i____,__n___,. , , ,

Jahwe F i tivsingular Geschichte entsprechenden Begritl nicht gekannt, sondern

in.. crkcnntnis zielt, gerade in den Notsituationen während der ,. ,. ,, „ ,.,„u„iu......u b„„ u n___„„u;„u.. „ii„.

Wüster,. j •• nur „Geschichten (57). weshalb auch keine Heilsgeschicnte. allen-

us'enwandcrung. Außere Not (wie Ex 16 und Num 20) oder ,•„„ ■, . , ...

menschli i, u i lalls Hcilsgeschehen. erlebbar gewesen sei.

>-"iitne Schuld (Num 14) werden aulgezeigt. Zentrum des . -, „ • u. j_>c „nur n t i

Geschph, u „ 6 6 |m 2 K.ap. (58-103)bezieht der VI. zum Buchanfang(1.1-3)sowie

"enuis bei P(l ist die Begegnung Gott - Israel. Mose hat nur eine ... ,„ „. ■ . . _ . .

dienen,!., t- ■ • zum geographischen, sozialen und ereignisgeschichtlichen Ort des

"cr|de Funktion a s Mittler(221). • ü » « . c, n

Kan a rs . leremianischen Auftretens Stellung.
^P-4: „Die Herrlichkeit Jahwes in der Priesterschrift" (222-231) _ . ..... , .. . ..

ist Mittel Die schon ursprünglich zusammengehörenden Verse 1.1.2 (V. 2 nicht dtr! -

«Henuöt. r1'. E" 16 20 d°PPClten Funk,10n 630, deren Zeitangabe den „Eingang in die prophetische Tätigkeif (65) festlegt.

Sjnd £ |1,cn«l Wirkens zum Gericht und zur Rettung. Grundformen scicn spä1Cr von einem an Jerusalemer Verhältnissen orientierten Chronogra-

Kab f Und '6' M'ttC Und zug'cicn Spezifikum der priesterlichen phen durch V. t im Sinne eines genau bestimmbaren Endes (69) erweitert

voH COlogic sind die Textc in Ex 24 bis Lev 9 (226-227). Die worden.

' e Ofl'cnbarung" der Herrlichkeit Jahwes ist die Errichtung des Die eisten beiden Wörter des als „Incipit" (102) bezeichneten

Uten 8SZC'teS'an dcm S'C'1 •■',a'lwc se'nsl bestimmt" für die Israe- Abschnittes 1.1-3 übersetzt der Vf. mit „die Angelegenheiten Jerc-

zeieh ^ ^'ltc zu wonnen. Weder Feuer noch Wolke be- mias" bzw. „was Jeremia betrifft", wobei sowohl die Bedeutung von

Gicht 60 • '*^/escn dcs ^anotl- es kann nur aus der Wirkweise, „Wort" („komprimierte Mitteilungseinheit") als auch von „Sache"

ist ausaußerer Erscheinung erschlossen werden. „Sein tiefster Kern („komprimierte Inhaltsbezeichnung") im hebr. Terminus .Mahar" zu

jj""' d'c machtvoll in Erscheinung tretende Gerechtigkeit und ihrem Recht kommen sollen.

"nherzigkeit Jahwes" (231). Das 3. Kap. (104-147) beschreibt archäologische, topographische

(235 5 KaP' nenm -zusammenfassend drei „theologische Aspekte" und historische Überlegungen als Voraussetzung für das Verständnis

'ah~ • "^'C Herr'ichkeit Jahwes als Aktualisierung seines von Jer2-6. Dabei werden sowohl Joschijas Expansions- und Vcr-

n,itten 1^8' 'srae'" ^2-'2) ist Für PG die Form, in der Jahwe in- teidigungsanstrengungen als auch das vieldiskutiertc Skythenproblem

führt SClncr Gemeinde Israel ist und für sie wirkt. Seine Gegenwart erörtert. Letzteres erklärt der Vf. als eine Art „Wanderbewegung"

^ott ^r'<cnntn's -Iahwes; denn er ist kein ferner Gott, vielmehr der (keine Invasion).

Qern j 'n der Geschichte wirkt und erfahrbar ist. 2) „Die ganze Das4. Kap. (148-302), überschrieben „Jer2-6: Erinnerung, Erfah-

(""33 C->ndC dCr ^°Rne Israels als Gegenüber der Herrlichkeit Jahwes" rung und Erwartung", trägt die argumentative Hauptlast der Unter-

Erscj^j 'St '^auPlan''egen der Darstellung von PCl. Gott wirkt im suchung. Die praktizierte zeitgeschichtlich-exegcsierende Methode

einen* seines Kabod für alle Israeliten, nicht nur für Mose und wird der Leser dabei als gewinnbringend und diskussionsanregend

"TOn Fit j«

nu .' ur die ganze Gemeinde geschieht die direkte Gottcsbegeg- schätzen lernen, wobei das kritische Gespräch mit dem Vf. gerade hier

Vt*biuT ZC1Chen des Kar,°d - durch vermitteltes Wort, aber ohne anhand der durchgeführten Einzeluntersuchungen und deren Folge-

Jah%es Ung Und Zw'schcninstanz(234). 3) „DasZelt der Begegnung- rungenansctz.cn wird.

(234^ ^c'bstr,estimmung für Israel, um für sie Gott zu sein" Insgesamt lassen die Texte aus Jer 2-6 sehr deutliche Beziehungen

1 '^hk *"^' .Janwes Anweisung Führt zum Zeltbau. Durch seine Herr- zum „Jeremiabuch. oder genauer gesagt: zu anderen Worten Jeremias

und C" '1C'''gt er das Zelt. Inmitten des Zeltes, in dem Jahwe wohnt erkennen" (302). was sich bes. in Vergleichen zu den sozialkritischcn

Cr|te'ndcmer erscheint, gibt er sich persönlich, direkt, unmittelbar zu Texten 9,1-7 und 22.13-19 sowie zu den Unheilserwartungen in

nen- in seinem Wirken ist er erfahrbar. Kultische Feier prägt Cic- 8.13-17:9,9f. 16-21: 10.1 7-22; 12.7-13 und 13,20-22 erweist.