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Ausgabe:

1989

Spalte:

104-106

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Struppe, Ursula

Titel/Untertitel:

Die Herrlichkeit Jahwes in der Priesterschrift 1989

Rezensent:

Körner, Jutta

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•Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 2

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Masse der für dieses Werk zu bewältigenden Arbeit - in Vergessenheit
geraten - ebenso wie der Umstand, daß das in der Select Bibliography
zum EvThom (S. 379) als "Full-scale commentary" angepriesene
Buch von Menard ein Plagiat (im wesentlichen von W. Schräge: Das
Verhältnis des Thomas-Evangeliums zur synoptischen Tradition . . .,
1964)ist(s. OLZ77, 1982,262-264).

3. L.s besondere Gnosis-Konzeption findet ihren massivsten Ausdruck
in der Auswahl der Texte, die seine Anthologie bietet. Deswegen
ist vor jedweder Deutung und Stellungnahme erst einmal ein
Inhaltsiiberblick geraten.

Das Buch hat zwei Hauptteile bzw. einen Hauptteil und einen
Appendix. Nur der (erste) Hauptteil enthält das, was L. "The Gnostic
Scriptures" nennt (und deckt sich also mit dem Titel des Ganzen). Er
ist wieder unterteilt in drei Abschnitte, nämlich (die Nag Hammadi-
Schriften werden im folgenden mit den üblich gewordenen deutschen
Abkürzungen des Berliner Arbeitskreises bezeichnet):

I "Classic Gnostic Scripture": AJ; ApcAd; HypArch; Bronte; Protennoia;
ÄgEv; Zostr (Exzerpte); Allog (Exzerpte); StelSeth; Satorninos (nach Iren.);
"The Gnostics" (= Iren. I 29); "'Other' Gnostic Teachings" (= Iren. I 30.31);
Gnostiker (nach Porphyrios); Sethianer (nach Epiph.); Archontikcr (nach
Epiph.);Gnostiker(nach Epiph ).

II "'The Writings of Valentinus": Valentinus nach Iren. I. 11,1; die Fragmente
aus verlorenen Werken des Valentinus; EV.

III "The School of Valentinus": Das ptolcmäische System (Iren. I 1-8);
PrecPI; Brief des Ptolemäusan Flora; Rheg; EvPhil.

Der zweite Hauptteil bzw. Appendix mit der Überschrift "Related Writings"
ist auch noch einmal unterteilt und umfaßt:

IV "The School of St. Thomas": Perlenlied aus ActThom; EvThom;
LibThom.

V "Other Early Currcnts": Basilides nach Iren. I 24.3-7; die Fragmente aus
verlorenen Werken des Basilides; Corp. Herrn. I (= Poimandres); Corp.
Herrn. 7.

Hinzu kommen natürlich noch die Einleitungen und Auswahlbibliographien
auf den verschiedenen Stufen des Gliederungssystems (in den Einleitungen zu
den Einzelschriften findet übrigens immer auch der formgeschichtliche Aspekt
vorzügliche Berücksichtigung) und Indices (Namen und Sachen; Schriftstellcn).
die von David Dawson stammen und von denen der erste (S. 467-517) - in
seiner Ausführlichkeit und Spezifizierung beinahe ein Werk für sich -
besondere Empfehlung verdient.

Dem Eingeweihten wird nun sofort zweierlei auffallen: der in dem
bestimmten Artikel des Titels (" The Gnostic Scriptures") liegende
Ausschließlichkeitsanspruch für die Sammlung und das Fehlen - fast
möchte man sagen: der Hauptsache, nämlich - der ja so zahlreichen,
aber eben nicht schulmäßig festlegbaren christlich-gnostischen NH-
Schriften. Es muß übrigens noch hinzugefügt werden, daß sich am
Ende der Einleitungen zu Abschnitt I und III jeweils noch Verweise
auf solche Texte finden, die zwar zu der betreffenden Gruppe gehören,
aber aus praktischen Gründen nicht in die Anthologie aufgenommen
werden konnten, unter der Überschrift "Classic gnostic works not in
this volume" (S. 22) bzw. "Some important Valentinian materials not
in this volume" (S. 275). In dem Bereich der sog. „gnostischen" und
der valentinianischen Texte ist also schon so etwas wie Vollständigkeit
, wenigstens in der Erfassung, angestrebt. Warum allerdings
ApcJac nicht als "important" genug gilt, um in der Aufstellung von
S. 275 mitgenannt zu werden, erscheint unverständlich.

Die bezeichneten Auffälligkeiten sind aber nun nicht zufällig, sondern
eben Ausdruck einer bestimmten Konzeption L.s, über die er
auch hier und anderswo ausdrücklich Rechenschaft ablegt. Die gegenwärtige
Gnosisforschung ist tatsächlich dadurch bestimmt, daß der
Gnosis-Begriff bzw. das, was den merkwürdig radikal nihilistischen
(und gewöhnlich „gnostisch" genannten) Auflassungen der Spätantike
gemeinsam ist, immer verschwommener wird, während umgekehrt
die Konturen bestimmter Textgruppen immer deutlicher hervortreten
. L. ist nun der Überzeugung, daß man. um zu einer /eilgemäßen
Neuerfassung des Ganzen zu kommen, allein 'von dem historisch
Konkreten auszugehen habe; und das ist tatsächlich neben dem
Valentinianismus (II.III) der (meist so genannte) Sethianismus (I).
Daß aber bei L. der Ausgangspunkt (scheinbar) zur Beschränkung

wird, beruht auf zwei zusätzlichen und problematischen Prämissen.
Unter Bezugnahme auf Morton Smith, der die Aufmerksamkeit auf
den vergessenen Umstand gelenkt hat, daß die Selbstbezeichnung
„Gnostiker" merkwürdig selten ist. sieht L. es für belegbar an. daß es
vor allem die Sethianer (in seinen Augen übrigens nur eine christliche
Sekte) waren, die sich so nannten (und so werden unter seinen Händen
die sethianischen Schriften zu den gnostischen Schriften). Die zweite
Prämisse ist, daß es einerseits nicht Polemik, sondern die Wahrheit ist,
wenn Irenäus sagt, daß Valentinus "adapted the fundamental princi-
ples of the so-called gnostic school of thought to his own kind of
System" (I 11,1 [Übers. Layton: S. 225]) und daß er andererseits mit
den Gnostikern auch wirklich die Sethianer meint (so wird für L. der
Valentinianismus zum /fe/w/w-Sethianismus [und beides gehört dann
eben unmittelbar zusammen] und der Sethianismus .zur klassischen
Gnosis). Der Sinn der überhaupt nicht gnostischen und der nicht
spezifisch „gnostischen" Texte des Appendix ist es nur noch, die
Quellen für die Herkunft der nicht aus dem Sethianismus erklärbaren
Elemente im Reform-Sethianismus des Valentinus aufzuzeigen. Daß
das der Kanon für L.s gnostische Schriften ist, zeigt besonders deutlich
seine Tabelle auf S. XVI ("Historical Relationships of the Writings in
This Book") an. Es wäre allerdings m. E. ein Mißverständnis von L.s
Konzeption, wenn man sich von ihr verführen ließe, hinfort unter
Gnosis praktisch nur noch Sethianismus und Valentinianismus zu
verstehen. Aber diese Verführung hat schon begonnen.

Berlin Hans-Martin Schenke

Barsch. Claus-E.: Antijudaismus, Apokalyptik und Satanologic. Die religiösen
Elemente des nationalsozialistischen Antisemitismus (ZRGG 40. 1988.
112-133).

Baudlcr. Georg: Allah, Jahwe, Vishnu. Shiva. Zur Eigenart der symbolischen
Gottrede in den Weltreligionen (Bijdr. 49,1988,264-276).

Bell. Catherine: Ritualization of Texts and Textualization of Ritual in the
CodificationofTaoistLiturgy(HR 27.1988,366-392).

Greshake. Gisbert: Tod - und dann? Ende - Reinkarnation - Auferstehung.
Der Streit der Hoffnungen. Frciburg-Basel-Wien: Herder 1988. 93 S. kl. 8- =
Herderbücherei. 1504. DM 7,90.

Hahercr. Erwin: New Age - spirituelle Herausforderung (DtPfrBl 88. 1988.
273-274).

Müller. Hans-Peter: Was hat Religion mit Entwicklung zu tun?(!n: Stolz. F.:
Religiöse Wahrnehmung der Welt. 33-56).

Schmidt. Jens-Uwe: Die Götter - Wirklichkeit oder menschliche Erfindung?
Überlegungen zum Herakles-Drama des Euripides (ThGI 77, 1987,
443-459).

Stolz, Fritz [Hg.]: Religiöse Wahrnehmung der Welt. Zürich: Theologischer
Verlag 1988.293 S. 8'. Kart. sFr 32.-.

-: Typen religiöser Unterscheidung von Natur und Kultur (In: ders.: Religiöse
Wahrnehmung der Welt. 15-32).

Altes Testament

Struppc, Ursula: Die Herrlichkeit Jahwes in der Priesterschrift. Eine
semantische Studie zu k'höd YHWH. Klosterneuburg: Österr.
Kath. Bibel werk 1988. XI, 258 S. 8' = Österr. Biblische Studien, 9.
Kart. öS 268.-.

Vfn. legt ihre überarbeitete Dissertation - 1984 von der Kath.-
Theol. Fakultät der Universität Wien angenommen, betreut von Prof.
O, Braulik OSB - vor, die die ursprünglich selbständige Quelle der
Priesterschrift im Pentatcuch, in der ausgehenden Exilszeit entstanden
, voraussetzt. Es ist eine sorgfältig erarbeitete semantische Untersuchung
über den Begriff „Herrlichkeit Jahwes" in der Priesterschrift,
zugleich ist es ein wichtiger Beitrag zur priesterlichen Hciligtumsthco-
logie. die Tempel- und Zeltthcologie in spannungsvoller Einheit darstellt
.

Inhaltsverzeichnis (I-V). Abkürzungsverzeichnis (240-242) und
Verzeichnis der zitierten Literatur (243-258) rahmen die Arbeit.