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Ausgabe:

1989

Spalte:

77-78

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Kahl, Brigitte

Titel/Untertitel:

Armenevangelium und Heidenevangelium 1989

Rezensent:

Stahl, Rainer

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 1

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lentierend führt Hans-Georg Link in einige Fragestellungen des drit- Imperium aufzuarbeiten suche. Der zweite Teil, »Die lukanischen Anfangsgc-

=1 Artikels und ihre theologischen Begründungen ein: die Wirksam- «-»^ten: Der im Konsens .aufgehobene- Konflikt (Lk 1-4; Apg 9; 10)"

. „ „ . . , ~ , , . ... (86-188). analysiert im einzelnen die in den Texten erkennbar werdenden

W desselben Geistes in den Propheten Israels und in Jesus von Na/.a- 1 ' .. ' „,„„„„„ H,.r K:r..h„

, . Traditionsbruchc - „Vaterkonfliktc - und die Nctdcutungcn. die ucr Mrciit

von daher die erforderliche Neubesinnung auf das Verhaltn.s ^ w|rkungsumfcld sichcrheit gebcn MÜrn - ..Väterkonsense": Für
Jdischcs Volk - christliche Kirche; heutige prophetische bzw. chans- Lukas ^ d|e Zuwendung zu Armen. Sündern und Frauen" die „Vorstufe der
latische Erscheinungen; die Kirche als Gemeinschaft in dem einen schlieBlichen Zuwendung zu den Heiden" (125). Im Rahmen der Explikation
hristusleib; christliche Hoffnung in der persönlichen und in der dcs ..Heidenevangeliums" werde das ..Armenevangelium" „aufgehoben", so
erneinschaftlichen Dimension. So viel Gemeinsames es hier auch daß die die Heiden missionierende Kirche „trotz aller... inhärenten Probiert
, doch „kann von einer theologischen, liturgischen, spirituellci. matik eine für Rom potentiell .kommensurable- Größe" werde (149). Lukas ge-
gar kirchenrechtlichen Lösung des Filioque-Problems noch lingedics, indem erdas „Heidenevangelium.dasandasjesuanisch/täuferische/
l'cht die Rede sein" (133) alttestamentlichc Armenevangelium anknüpft", in den Zusammenhang von
rv_ . . . ' .. ... . . „ •.„,_______ „Konflikt mit den (ungehorsamen) Vätern" und von „Konsens mit den (gehörte
Arbeit an diesem Studienprojekt ist inzwischen weitcrgcgan- ziAun Kl' Ii r .AUVb, «oM, oin Knnlinni

K samen) Vätern stelle (1680. Nicht nur fragt die Vln.. ob solch ein Konlmui-

«>• Der Blick in die ökumenische Werkstatt, auch wenn er nur eine tä(serwc,s cnek(jv scj (lg7) sic mißt im SchluUkapitel. „Das lukanische Tradi-

^omentaufnahme einfangen kann, lohnt sich indes, um dem verant- ,ionsmodc|| und djc ökumenische Relevanz des Sola scriptum, sola gratia. sola

'ortungsvollen Wirken der Kommission für Glauben und Kirchen- |-|dc„ (|g9_ 198). den Entwurf des Lukas am Grund seines Thcologisierens.

erfassung das ebenso verdiente wie notwendige Echo zu verschaf- betont die Schrift als „Anti-Kanon": „Insofern ist das .Allein' der Schrift nur

sn. dort ernst genommen [sic! - Rcz.]. wo ihre radikale Herausforderung angenommen
wird in immer neuer Umkehr- und Erneuerungsbcreitschali" (192). Vfn.
Frankfurt (Main) Hanfried Krüger ^ ^ ^ Lukas jm Anfang >eingcscn|osscne. politische und soziale

Dimension des universalen Intcgrationshandelns Gottes wieder zu .offnen' und
^1, Brigitte: Armenevangelium und HeidenevanKelium. „Sola das Heidenevangelium vom Armenevangelium herzu lesen'M 197).
*riptura" und die ökumenische Traditionsproblcmatik im Lichte Die Skizze des Inhalts der vorliegenden Stud.e zeigt, daß durch die
von Väterkonflikt und Väterkonsens bei Lukas. Berlin: Evang. Ver- Deutung des Sola scriptura als innere Kanonkritik der Weg zur
'agsanstalt 1987. 206 S. 8'. M 13.-. Kircheneinheit verkompliziert wird: „In ihrer grundsätzlichen .kirchenkritischen
' Ausrichtung konnten die neutestamentlkhcn Schrif-
Jc intensiver Kirchen verschiedener Konfessionszugehörigkeit mit- tcn nur bedingte Eignung als kirchengründende Dokumente be-
'nander ins Gespräch kommen, desto deutlicher stellt sich.die Frage sitzen" (192). Vfn. sieht diese Konsequenz und bejaht sie. Rez. fragt
ach der Auslegung der Bibel. Dies nicht nur insofern, als das je- dagegen, ob die ökumenisch zukuntlsträchtige Arbeit nicht vielleicht
'eil"ge Schriftverständnis das Herzstück des je eigenen Profils ist. jjg wgre jje jje Tendenz des Denkens in den neutestamentlichen
),es auch insofern, als die Bibel selbst als Ausdruck und Ergebnis gc- Texten fruchtbar macht. Die Zurückbindung an das jeweilige Ureigener
Kircheneinheit verstanden werden muß. Wenn uns die sieht- sprüngliche genügt der Hälfte der vor uns liegenden Aufgabe. Die An-
arc Gestaltung der Einheit der Kirche gelingen sollte, dann gewiß nur erkenntnis des vielfältig Gewordenen und kanonisch Behaupteten ist
ld*m Maße, wie sie in der Bibel selbst verwirklicht ist. Aus solcher ^e an(jcrc Hälfte. Stimmt es. daß nur das Ursprüngliche und Eigenl-
^agnose ergibt sich die Aufgabe, die Art der in und mit dem Kanon ||cnc Basis eines ökumenischen Konsenses sei? Muß nicht Basisdiescs
er Bibel vorliegenden Kirchcncinhcit detailliert zu erkennen und Konsenses das kanonisch gewordene Vielfältige sein? Ist es nicht
°n daher die eigene ökumenische Arbeit zu profilieren. gerade unsere, der Erben der Reformation heutige Aufgabe, sich dieser
D'c zu besprechende Arbeit hat Rez. als Beitrag zu dieser Aufgabe Neuorientierung zu stellen?
n d'c Hände genommen. Allerdings lehrt schon die Einleitung, daß

iip/r - .,„..„•• Lcioziü Rainer Stahl

"e Vfn. vor allem im Blick auf das reformatorische Schriftprinzip des

10,3 scriptura arbeitet. Sic signalisiert am Anfang die Aktualität der
ltc" Kontroverse von „Schrift" und „Tradition", „Schriftprinzip"

Von Personen

,nd-Vaterprinzip" (9) und erarbeitet im Gang der Untersuchung als _ nn .~, . . . „ c n r, .., .

»tebni«. iv c• , , , ii-. n u, u ,. , Zum90. Geburtstag von Prof. D.Gottfried Holtz

o^onis. „Die Schritt als das .allein maßgebliche Zeugnis vom Heils-

Jodeln Gottes in Jesus Christus ist. . . zugleich auch das Dokument Sehr verehrter, lieber Herr Kollege Holtz!

^ Abfalls und der Zuwendung zu anderen Heilsbringern . . . Indem Zu Ihrem 90. Geburtstag am 16. Januar 1989 möchte Sie die Sek-

. ehnft mit dem Bekenntnis zugleich auch dessen Verfälschung tion Theologie der Wilhclm-Pieck-Universität Rostock herzlich

r||efert, . . . vermittelt sie die fundamentale Erkenntnis, daß die grüßen.

^"rtieit des Wortes nie .besessen' werden kann, sondern immer neu inr Lebcn jst cng verbunden mit Ihrer Heimat Mecklenburg und mit

es^,US?ullndcnisI: wie in der Schrift so auch in der Kirche" (197). Zu- Rostock. Sie haben hier studiert und 1925 promoviert. Im Juni 1934

nuten auf Lukas, dessen theologische Arbeit untersucht wird, standen Sic vor dem Sondergericht in Schwerin; alsdcr führende Kopf

,a, 'e Vfn- zusammen: „In einer großartigen theologischen Leistung der Bekennenden Kirche in Mecklenburg wurden Sic zu 6 Monaten

lieScn Schri" intcrPrctiert- Abcram Ende interpretiert doch Gefängnis verurteilt. Das Urteil wurde nicht vollstreckt, aber Sie wur-

nft Lukas" (198). den aus Mecklenburg ausgewiesen und konnten erst nach 1945 wieder

'ätcr haUc in eincr Einlcilun8- die das Verhältnis von „Schriftprinzip und jn ihre Heimat zurückkehren. 1949 übernahmen Sic für last zwei

•egt Pn"'ip" abreitet (9-24). die Frage ihrer Arbeit formuliert: „Wo Jahrzehnte die Professur für Praktische Theologie und haben junge

■■ der Maßstab für die Bestimmung des l rsprünglichen und Eigentlichen. u «• j or_ol_ ,,„n ,-t-„:i i«,:«. . _

4sdi,.r, . 6 6 Menschen lurdas Pfarramt zugcrtistet. hin großer! eil der letzt amtic-

. oasis lur einen ökumenischen Konsens sein konnte'."' (I 3). Dabei betont „ . _ i-t.ii.-i . . , .

e die ki^u i ■ . r- , ■ , ■ ■ renden Pastoren in der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche
.. Mrcnenkritische Funktion des relorniatorischcn Sola scriptura (14) und

S"* Autorität der Schrift" als „nicht aus ihrem Enls.ehungsprozeß" ab- Mecklenburgs ist durch Ihre Schule gegangen. Sie haben alle Gebiete

"rühar «ondern nur einsehbar durch „die Möglichkeil, deren inhaltliche lk- der weitverzweigten Praktischen Theologie vertreten und dabei auch

"*<nj durch die Schrift selbst zu erwägen" (18). Am Beispiel des lukani- Probleme behandelt, die oft am Rande vernachlässigt werden. Sie sind

,.k°n ^"PPclwerks wird sodann diese Zuordnung von Schrift « l'rsprüng- der Bedeutung der niederdeutschen Sprache nachgegangen; auch Ihr
lern P'

■j8( ' cl8entlichem und Tradition ■ Neudeuiung. Vätcrprin/ip. inhaltlich ge- letztes Buch über den Aberglauben, das Sie noch im hohen Alter Vollen
T°n "Armenevan«elium" und „Hcidcncvangclium". geprüft. In einem er- enden konnten, ist hier zu nennen.

et,. '''' um(-'r'>"'-'ht Vfn. „Das lukanische Proömium: Der im Konsens verhör- k.h grüße sjc jm Namcn dcr Sektion mit den besten Wünschen,
^"nlliki (Lk 1.1-4)" (25-85) und deckt auf daß Lukas mit seinem Werk

mit der Heidenmission ergebenden Konflikt um die rechte Neudeuiung Prof. Dr. Helmut Ftitzschc

'Ruhens sowie den um eine Zuordnung der Kirche zum und im römischen Sektionsdirektor und Dekan