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Ausgabe:

1989

Spalte:

893

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Lövestam, Evald

Titel/Untertitel:

Axplock 1989

Rezensent:

Niebuhr, Karl-Wilhelm

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Seite 1

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893

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 12

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Heilsplan". So richtig es ist, daß die Passion letztlich auf Gott zurückgerührt
wird, so wenig läßt sich dieses Geschehen aus irgend einem
feststehenden „Heilsplan" deduzieren. Die Rede von Gottes Plan findet
sich im Zusammenhang der Passion nur bei Lukas und ist redaktionell
.

Ncuendcttelsau Reinhard Feldmeier

Lövestam, Evald: Axplock. Nytestamentliga studier. Lund: Teolo-
giska Institutionen 1988. 124 S. 8* = Religio, 26.

Der äußerlich bescheidene, aber gehaltvolle Band bietet eine
„Ährenlese" von zwischen 1968 und 1987 veröffentlichten Studien
(acht schwedisch, zwei englisch):

Der Begriff „Gottes Wort" im NT, 7-15 (Gottes Wort ist im NT wie im AT
eine Form seines Handelns, aktive Anrede an Israel wie an das Volk der messia-
nisehen Erfüllungszcit); - Das Sehriftvcrständnis des Urchristentums, 17-25
(Der Messias Jesus wird als von Gott selbst offenbarte Auslegung seines eigenen
Wortes angesehen); - Die Davids-Sohn-Christologie bei den Synoptikern,
27-38 (Ihr Ansatzpunkt liegt im exorzistischen Wirken Jesu, das als eschatolo-
gischc Übcrbictung der nach jüd. Tradition Salomo zugeschriebenen Fähigkeit
zur Dämonenaustreibung erfahren wurde); - Das Wort von der Lästerung gegen
den Heiligen Geist (Mk 3.28fparMt 12,31 f; Lk 12.10), 39-50 (Lästcrunggegen
den Geist ist Opposition gegen Gott in seinem hcilschaffcndcn Handeln, in welchem
die Vergebung Grund und Voraussetzung hat); - Liebe und Ehe. Was sagt
das NT?, 51-59; - Divorcc and remarriage in the NT. 61-79 (Die Scheidung
wird im NT nach dem Maßstab des Willens Gottes hinsichtlich der Ehe beurteilt
; diese hat ihren Grund in der Einheit beider Partner als Schöpfungsprinzip
); - Ein atl. Schlüssel zur Paulus-Rede in Milct (Apg 20,18-35), 81-90 (Die
Rede ist anhand von Ez 33 f gestaltet); - This 'generation' will not pass away
bcl'orc all thesc things takc place (Mk 13,30 parr), 91-101 (Die Ml. Rede von
„diesem [bösen] Geschlecht" nimmt typologisch atl.-jüd. Traditionen von der
Flut- bzw. Wüstengencration auf; sie trifft unter eschatologischer Perspektive
diejenigen, die auf Gottes Heilshandeln in Jesus, dem Mcnschcnsohn. mit
Unglauben reagieren); - Eschatologie und Tradition in 2Petr, 103-112 (Die
I luttypologic bestimmt Struktur und Motive von 2Petr 3; sie ist aus einem mit
der synoptischen Überlieferung gemeinsamen Traditionsstrom übernommen
);-Eine lebendige Hoffnung(I Pctr 1,3). 113-121 (Synodalandacht).

Alle Beiträge zeichnen sich dadurch aus, daß neutestamentliche
Aussagen auf dem Hintergrund und im Horizont alttestamentlicher
Vorstellungen und jüdischer Auslegungstraditionen interpretiert werden
. Dabei beobachtet L. nicht lediglich Aufnahme von „Motiven",
sondern erkennt die prägende Kraft biblisch-jüdischer Text- und
Gedankenzusammenhänge für die Gestaltung neutestamentlichcr
Texte.

Eindrucksvoll verbindet Vf. in einfacher Sprache detaillierte Exegese
mit theologisch-hcrmcneutischen Reflexionen. Dies betrifft nicht
nur die allgemeinverständlich angelegten Beiträge. Auch die Spezialuntersuchungen
sind dank klaren Aufbaus, überzeugender Argumentation
und fundierten Urteils gut nachvollziehbar. Deshalb ist es
besonders schade, daß die Studien L.s wegen der Sprachbarriere wohl
einem weiteren Leserkreis außerhalb Skandinaviens verschlossen
bleiben werden.

Halle (SaalcKLeipzig Karl-Wilhelm Niebuhr

Kegel, Günter: Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde.

Das Neue Testament und die Heilung der Welt. Gütersloh: Mohn
1988. 319 S.8 Kart. DM 78,-.

Diese - ursprünglich als Habilitationsschrift gedachte - Arbeit will
als „Plädoyer Tür einen Neuansatz der Theologie" (46) verstanden
werden. Ausgangspunkt dieses „Neuansatzes" ist keine Person -
weder Gott noch Jesus Christus -. sondern ein zu schaffendes Ziel: ein
neuer Himmel und eine neue Erde. Denn K. versteht Theologie nicht
als „die Bemühung um ein in der Vergangenheit stattgefundenes
Hcilscrcignis", sondern als eine „Theorie" zur „Heilung der Welt"
(10). Dem entspricht die in diesem Buch ausgesprochene Forderung:
Der christliche Glaube ist als Glaube an ein einmaliges Heilshandeln

Gottes in Jesus Christus zugunsten der Ansicht aufzugeben, daß dieser
eine Art „Initiativenlehre" (83) zur Herstellung etner heilen Welt
ist.

Nachdem der Vf. in Kap. 1 dargelegt hat, daß das von ihm abgewiesene
Verständnis des christlichen Glaubens vier Probleme - „Schriftenkanon
", „historischer Jesus", „theologische Sachkritik am Neuen
Testament" sowie „Theologie des Neuen Testaments" - nicht zu
lösen vermochte, sucht er im folgenden nachzuweisen, daß bei seiner
Vorstellung Von Theologie die beiden erstgenannten Probleme „irrelevant
", die beiden anderen dagegen „lösbar" werden. Dieser Aufgabe
kommt K. zunächst (Kap. 2) durch die „Neuinterpretation"
biblischer Begriffe und Sachverhalte nach.

Diese „Neuinterpretation" betrifft in erster Linie den Begriff
„theos". K. bestreitet, daß das Neue Testament damit eine Person
meine. Ausgehend von der Feststellung, daß eine als theos bezeichnete
Person sich jedweder menschlichen Erfahrung entziehe, kommt
er zu dem Schluß: „Die Autoren des Neuen Testaments haben von
.theos' nicht als von einer Person gesprochen. Sie müssen damit eine
Wirklichkeit von anderer Art gemeint haben" (72). Diese „Wirklichkeit
von anderer Art" aber ist für ihn „das Ideal einer heilen Welt"
(78). Von hier aus ergeben sich Konsequenzen für K.s Christologie-
verständnis. War Jesus auch eine historische Gestalt, so komme ihm
doch keinerlei „exklusive" (gar heilstiftende) Rolle zu. Statt dessen
liege Jesu Bedeutung darin, daß er der Initiator der (menschlichen)
Aufgabe sei, die vorfindlichc Welt zu heilen. Das bezeugen nach K.
auch die christologischen Titel, die deshalb nicht „personal" zu verstehen
seien, weil sie sich auf „semipersonale Sachverhalte" (ebd.)
beziehen, d. h. eine Rolle oder Aufgabe bezeichnen. Besonders anschaulich
macht das K.s Deutung des Christus-Titels: Dieser meint
„die Initiative zur Heilung der Welt" (88).

Im 3. Kap. seines Buches unternimmt K. es. die Richtigkeit seines
Theologieverständnisses dadurch zu erweisen, „daß das Neue Testament
interpretierbar ist unter der Voraussetzung, daß seine Autoren
die Heilung der Welt als das Tür sie beherrschende Anliegen auffassen"
(106). Das geschieht besonders anhand der Matthäusfassung des
Vaterunsers, die K. als „die weitestgehende Ausführung eines Programms
zur Befriedigung menschlicher Bedürftigkeit" (109) erklärt.
Hier erfährt der Leser, daß die Anrede „pater" die Bedeutung von
„Programm (Idee, Plan)" hat (ebd.), daß „onoma (theou)" mit „Anliegen
(der Heilung der Welt)" (115) zu übersetzen ist, daß „hamartia"
.jede Handlung und Unterlassung" bezeichnet, „die die Heilung der
Welt nicht fördert, sondern behindert" (193), und vieles andere
mehr.

Diese Ausführungen zum Vaterunser entsprechen fraglos den von
Vf. zuvor benannten Prämissen. Doch treffen diese damit ins
Schwarze? Stimmen vor allem die von K. dargelegten Voraussetzungen
? Ist sein Verständnis des Neuen Testaments bereits das von dessen
Autoren? Diese Fragen sind durchweg zu verneinen. Das gilt z. B.
auch davon, daß K. bestreitet, daß „das Neue Testament die Gestalt
Jesu als einmalig und exklusiv darstellt" (88). Statt dessen erweckt die
vorliegende Untersuchung den Eindruck, daß ihr Vf. sein Verständnis
von Theologie und damit des Neuen Testaments dessen Verfassern
einfach unterstellt hat. Dem entspricht, daß die von ihm vorgenommene
„Neuinterpretation" biblischer Begriffe und Sachverhalte eher
als Verfremdung bezeichnet werden muß. Das ist auch daran erkennbar
, daß K. deren (jüdische oder hellenistische) Voraussetzungen weithin
nicht gerecht wird. So bleibt: Der Vf. hat durch seine - fraglos
originelle - Arbeit sich theologisch in ein Abseits begeben, in das ihm
zu folgen am wenigsten Bibelwissenschaftler bereit sein dürften.

Leipzig • Werner Vogler

Adamo. David: Wisdom and its Importance to Paul s Christology in I
C'orinthiansfDBM 17, 1988,7,31-43).

Caragounis. Chrys C: Kingdom of God. Son of Man and Jesus- Self-
Understanding(TynB40. 1989,3-23).