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Ausgabe:

1989

Spalte:

881-883

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Efron, Joshua

Titel/Untertitel:

Studies on the Hasmonean period 1989

Rezensent:

Gunneweg, Antonius H. J.

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881

Theologische Literaturzeitung I 14. Jahrgang 1989 Nr. 12

882

Knierton. J. A. [Ed.]: Congress Volume. Jerusalem 1986. Lcidcn-New
York-Kopcnhagen-Köln: Brill 1988. VII, 303 S.. I Taf. gr. 8* =
Supplements to Vctus Tcstamentum, 40. Lw. hfl 120.-.

Der zwölfte Kongreß der International Organization l'or the Study
of the Old Testament vereinte vom 24.-29. August 1986 in Jerusalem
- erstmalig in der Geschichte des Kongresses außerhalb Europas -
eine namhafte Zahl von Alttestamentlcm aus verschiedenen Kontinenten
. Wie üblich bietet der vom Sekretär der Organisation J. A.
Emerton herausgegebene Kongreß-Band den um Anmerkungen bereicherten
Text der Hauptreferate. Ihre Reihe führt der Eröffnungsvortrag
des Präsidenten des Kongresses Benjamin Mazar "Jerusalem:
from Isaiah to Jcremiah" (1-6) an.1 Angefügt sind Kurzbeiträge von
L. A. Schökcl. C. H. Gordon und R. Rendtorff zu einem abschließenden
abendlichen Podiumsgespräch. Es behandelte Fragen der gegenwärtigen
Entwicklung der alttestamentlichcn Wissenschaft unter
Berücksichtigung neuer methodischer Anregungen und neuer Textfunde
wie z. B. aus dem alten Ebla (284-303). Verfasser und Themen
der Hauptvorträge:

N. Avigad. Hcbrcw Seals and scalings and their significance for biblical
rcscarch (7-16); F. M. Cross. A report on the Samaria papyri (17-26); F.
Crüsemann. Das Hundesbuch - historischer Ort und instituioneller Hintergrund
(27-4I); M. H. Goshen-Gottstein, The Hebrew Biblc in the light of
the Qumran Scrolls and the Hebrew University Bible (42-53); W. W. Hallo.
Texls. statucs and the cult of the divinc king (54-66); R. Hanhart. Die Bedeutung
der Septuaginta lür die Definition des „Hellenistischen Judentums"
(67-80): M. Ha ran. On the diflusion ol'litcracy and schools in ancient Israel
(81-93); T. Ish ida. Royal sueeession in the kingdomsol'lsrael and Judah with
special ret'crcncc lo the peoplc under arms as a delermining faetor in the
struggles l'or the throne (96-106); K. A. K i lehen. Egypt and Israel duringthe
first millennium B. C.(107-123); W. G. Lambert, Old Testcment mythology
in its ancient Ncar Lastern context (124-143); B. Lang. Life alterdcath in the
prophetic promisc (144-156); E. Li pi risk i. Royal and State scribes in ancient
Jerusalem (157-164); A. Mala mal. Pre-monarchical social institutions in
Israel in the light of Mari (165-176): M. Ottosson. Eden and the land of
promisc (177-188); E. Pucch. Lcs ecoles dans l'lsracl prexilique: donnecs
epigraphiques (189-203); H. Ringgren. Israelitc prophecy: fact or fiction?
(204-210); J. J. M. Roberts. Docs üod lie? Divinc deeeit as a theological
Problem in Israclitc prophetic litcrature (211-220); L. E. Stagcr. Archaco-
logy. ecology. and social history: background ihcmcs to the Song of Dcborah
(221-234): H. Siegemann. The origins ol'lhc Tcmple Scroll (235-256): B.
U ffenheimer. Prophecy.ecstasy.and sympathy(257-269): M. Weinfeld.
The pattern oflhe Israelile tettlernen) in C'anaan (270-283).

K.-H.B.

' Die über 40 Kurzbeiträge wurden etwa gleichzeitig mit dem Kongreß-
Band veröffentlicht von Matthias Augustin und Klaus-Dietrich Schunck:
..Wünschet Jerusalem Frieden". IOSOT Congress Jerusalem 1989. Frankfurt
/M. 1988 (Beiträge zur Erforschung des Alten Testaments und des antiken
Judentums 13).

Judaica

Kfron, Joshua: Studies on the Hasmonean Period. Leiden-New
York-Kopenhagcn-Köln: Brill 1987. XVI, 442 S. gr. 8" = Studies
in Judaism in Late Antiquity. 39. Lw. hfl 144.-.

Der Band enthält sieben Studien, die im Laufe von fast zwanzig
Jahren zunächst in der Form von Vorlesungen und Vorträgen entstanden
und 1980 in hebräischer Sprache in Tel Aviv erschienen sind. Sie
verfolgen je unter verschiedenen Aspekten alle das eine Ziel, nach
Überzeugung des Vf. falsche, die Spätgeschichte Israels seit der Erhebung
der Hasmonäer entstellende historische Darstellungen zu
korrigieren: Es bestand keine prinzipielle Ablehnung des aus der
makkabäischen Revolte hervorgegangenen Staates seitens der Chasi-
dim (Asidaioi) und der Pharisäer oder auch nur eine Distanzierung
dieser und dereschatologisch-gläubigen Kreisederen Überzeugungen
und Hoffnungen im Danielbuch Ausdruck finden. Wie es zu dieser.

wie Vf. meint, Fehlintcrpretation gekommen ist, schildert der recht
ausführliche, auch weniger geläufige Werke christlicher und jüdischer
Provenienz berücksichtigende forschungsgeschichtliche Überblick im
ersten Kapitel. Vf. versucht darin zu zeigen, wie insbesondere seit dem
19. Jh. die moderne Unterscheidung von Religion und Politik, Kirche
und Staat anachronistisch auch auf die hasmonäische Epoche und die
Motive der handelnden Personen und Gruppen angewandt wurde.
Dies habe zu einem, später zur communis opinio gewordenen Mißverständnis
der authentischen Quellen geführt, die von solcher
Unterscheidung und von dergleichen Gegensätzen und Kontroversen
nichts verlauten lassen. Es waren auch nicht nur christliche Historiker
und Theologen, welche diese falsche Interpretation verschuldeten und
verbreiteten, sondern auch jüdische wie kein Geringerer als beispielsweise
H. Graetz mit seiner Geschichte der Juden, Bd. 3, 1878, oder
auch A. Geiger, Saducäcr und Pharisäer. 1867. In der christlichen
Historiographie war es vor allem Wellhausens Autorität, die dem Bild
von der Gegnerschaft der Chasidim und Pharisäer gegen den hasmo-
näischen Staat und die ihn stützenden Saddduzäer zur fast allgemeinen
Geltung vcrhalf. Antijüdische Motive traten hinzu, um das
negative Bild der Hasmonäer zu verschärfen und abzurunden und die
Hcllenisierer im Sinne eines progressiven Reformjudentums zu interpretieren
.

Begreiflicherweise kommt auch für Vf. den Stellen IMakk7,12f
und Dan 11.33f besondere Bedeutung zu: In welchem Sinne waren
die Asidaioi „die ersten unter den Kindern Israels", die von dem pro-
hcllcnistischen, aber immerhin aaronidischen Hohenpriester Alki-
mos Gerechtigkeit und Frieden verlangten? Und in welchem Sinne
wird den „Weisen im Volk" in ihrer Not „eine kleine Hilfe zuteil"?
Nach der communis opinio will das pro-makkabäische Buch 1 Makk
sagen, daß die Chasidim in ihrer unpolitischen, naiven Frömmigkeit
zum Friedensschluß bereit waren und dies mit dem Tode bezahlen
mußten. Hingegen betrachte Dan die Hasmonäer nur als kleine Hilfe,
klein im Gegensatz zu Gottes eigenem, großem Beistand. Anders
urteilt Vf., der diese Auslegung für eine Fehlinterpretation hält. Man
wird ihm in der Tat zustimmen können: Allzu weitgehende Konstruktionen
, die mit einem grundsätzlichen Gegensatz von rein weltlichen
Hasmonäern und rein religiös eingestellten Pietisten rechnen,
haben in den genannten Stellen nur eine sehr schmale Basis. Freilich,
die vom Vf. bestrittene unterschiedliche Mentalität von I Makk einerseits
und Dan andererseits bleibt unverkennbar. Der Versuch des Vf.,
in den Kapiteln 2-4 (2. Holy War and Visions of Redemption in the
Hasmonean Period; 3. Daniel and His Three Friends in Exile; 4. The
Idea ofthe Servant ofGod in the Book of Daniel), die sich intensiv mit
Dan beschäftigen, diesen Unterschied zu minimalisieren, überzeugt
deshalb nicht so recht. Daß die „kleine Hilfe" in Wahrheit eine große
Hilfe sei, die jedoch nur von einer kleinen Schar geleistet wurde (S. 38
mit Verweis auf einen Kommentar von Isaac Abrabancl). ist eine Auslegung
, die dem berechtigten Anliegen des Vf.. allzu sichere Thesen zu
hinterfragen und zu relativieren, eher schadet. Es ist auch deswegen
bedauerlich, weil seine z. T. originellen Erörterungen zu Dan in den
Kapiteln 2-4 Beachtung verdienen, so - um hier nur ein Beispiel zu
nennen - der Aufweis einer logischen und chronologischen Harmonie
: Daniel und seine drei Freunde als Repräsentanten des Restes
Israels contra vier Vertreter der heidnischen Despotie. Nebukad-
nezzar. Belschazzar, Darius, Kyros, deren Macht nach siebzig Jahrwochen
zu Ende gehen soll.

In Kap. 2. ausführlicher in Kap. 6 (The Psalms of Solomon, the
Hasmonean Decline and Christianity) geht Vf. auch auf die Psalmen
Salomos ein. Diese Schrift wurde vielfach als schroff antihasmonäisch
gedeutet und pharisäischen Kreisen zugeschrieben (aber vgl. schon die
vorsichtigen Vorbehalte bei O. Eißfeldt. Einltg.. S. 829IT). Auch hier
widerspricht Vf. der vielfach vertretenen Ansicht, daß die Gedichte
sich auf die römische Invasion unter Pompeius beziehen, der der verkommenen
hasmonäischen Herrschaft ein Ende bereitete. Eine ausführliche
Auslegungsgeschichte und eine Rekonstruktion der Ereignisse
, die zum Ende des hasmonäischen Staates führten, sollen zeigen.