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Ausgabe:

1989

Spalte:

848-850

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Steffen, Uwe

Titel/Untertitel:

Taufe 1989

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 11

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Rebell, Walter: Psychologisches Grundwissen für Theologen. Ein

Handbuch. München: Kaiser 1988.285 S. 8°. geb. DM 49,-.

Dieser Titel entspricht einem allgemeinen Bedürfnis, und man fragt
sich nachträglich, warum nicht schon längst eine derartige Einführung
verfaßt worden ist. Der Autor, in Personalunion Diplompsychologe
und Neutestamentier, möchte den Lesern „eine realistische Vorstellung
davon, was Psychologie ist und wie sie ihm in seiner Berufspraxis
dienlich sein kann", vermitteln (Einleitung. S. II). Er bietet im ersten
Hauptteil (S. 17-147) einen ,,Überblick über die Arbeitsgebiete und
Richtungen der Psychologie" und erörtert in dessen erstem Abschnitt
die Psychologie als Wissenschaft vom menschlichen Verhalten und
Erleben, deren theoretische Grundrichtungen Kognitivismus, Tiefenpsychologie
und Bchaviorismus seien. Neben kurzer Erwähnung
der Geschichte des Fachgebiets und der psychologischen Methoden
(Beobachtung, Introspektion, Experiment, Felduntersuchung, Test)
findet man auch Hinweise auf die Ausbildung zum Psychologen.

Im 2. Abschnitt werden als Gegenstände der Allgemeinen Psychologie
Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken, Lernen, Motivation und
Emotion behandelt. Es folgen die Abschnitte 3. über Entwicklungspsychologie
(darunter 2 1/2 Seiten über die religiöse Entwicklung)
und 4. über Persönlichkeitspsychologie mit besonderer Berücksichtigung
der psychologischen Testverfahren. Im 5. Abschnitt kommt die
Sozialpsychologie zur Sprache, wobei den Theologen vor allem die
Probleme der Personenwahrnehmung, der Einstellungen, der Kommunikation
und der Gruppendynamik angehen. Im 6. Abschnitt wird
sehr knapp die Pädagogische Psychologie dargestellt (S. 107-112) und
schließlich unter 7. relativ ausführlich die Klinische Psychologie. Was
hier u. a. über die psychischen Störungen und über die wichtigsten
psychotherapeutischen Richtungen zu erfahren ist, geht jedoch kaum
über das hinaus, was auch die Lehrbücher der Seeisorgc enthalten.

Der zweite Hauptteil des Buches „Die Anwendung psychologischer
Erkenntnisse in der theologischen Praxis" (S. 149-263) geht recht
instruktiv auf die wichtigsten Spannungsfelder an der Grenze
zwischen Psychologie und kirchlicher bzw. theologischer Arbeit ein.
Zunächst befaßt sich der Autor im 8. Abschnitt mit der Religionspsychologie
, mit ihrer Geschichte sowie mit ihren experimentellen,
phänomenologischen und psychoanalytischen Richtungen. Dann
stellt er drei spezielle Problemkomplexe vor: Religiöses Fehlverhalten
, falsche Gottesbilder und ..reife Religiosität", wobei zum letzteren
wichtige Kriterien genannt werden; für wissenschaftlich überholt
halte ich aber den plakativen, denunzierenden Begriff der „ekklesioge-
nen Neurose" (vgl. S. 161), den der Autor heute noch gelten läßt. Der
9. Abschnitt ist der Pastoralpsychologie gewidmet, die wiederum in
ihren Anfängen bis hin zu den jüngsten Entwicklungen geschildert
wird. Rebell bekennt sich hier ausdrücklich „zu einem eklektischen
Vorgehen, das Anleihen macht bei verschiedenen therapeutischen
Grundrichtungen" (S. 194). Er vertritt mit guten Gründen das Konzept
einer therapeutischen Seelsorge und will den Pfarrer dazu ermutigen
, sich seiner Möglichkeiten positiv und kritisch bewußt zu sein:
natürlich bedeute seelsorgerliche Einflußnahme immer auch einen
Eingriff in das psychische Gesamtgefüge eines Menschen (vgl.
S. 178ff). In seiner eklektischen Ausgewogenheit kann der Autor
allerdings auch so divergenten Positionen wie der evangclikalen
Therapie eines J. E. Adams oder der rigoros verhaltenstherapcu-
tischen Kritik von Besier(Scelsorge und Klinische Psychologie. 1980)
einigen Geschmack abgewinnen (vgl. S. 185 IT).

Auch der 10. Abschnitt über „Sozialpsychologie im kirchlichen
Bereich" wird wie die vorhergehenden Ausführungen bei den Lesern
auf reges Interesse stoßen, weil Kommunikationsprozesse und
-Störungen in der Gemeindepraxis und das „Führungsverhalten" des
Pastors recht konkret angesprochen werden. Ähnliches gilt für den 11.
Abschnitt über „Psychologische Bibelauslcgung", für die der Vf. sich
schon durch seine eigene „sozialpsychologische Studie zu Paulus" mit
dem Haupttitel „Gehorsam und Unabhängigkeit" (1986) als kompetent
erwiesen hat (vgl. die Rezension von G. Theißen in ThLZ 112,

1987, 3450- Während er sich mit E. Drewermann („Tiefenpsychologie
und Exegese", 1984 und 1985) kritisch auseinandersetzt, äußert er
zu G. Theißens „Psychologische Aspekte paulinischer Theologie"
(1983) recht positive Zustimmung. - Im 12. und letzten Abschnitt des
Buches lautet das ebenfalls sehr aktuelle Thema: „Psychologie der
Predigt"; sowohl die Person des Predigers wie seine Vorbereitung und
Anlage der Predigt als auch die Beziehung zum Hörer werden in
Betracht gezogen und mit Hinweisen auf einschlägige Methoden oder
Forschungsergebnisse versehen. In diesem Zusammenhang wendet
sich der Autor zuletzt noch einigermaßen ausführlich der Rostocker
Dissertation von W. Engemann zu, die „Die Verkündigung als trans-
aktionales Ereignis zwischen Prediger und Hörer" (1984) untersucht
hat»

Angefügt ist eine Bibliographie zu den zwölf Abschnitten des
Buches, deren nützliche Auswahl wichtiger Titel zur Weiterarbeit
einlädt. Vertiefung wird der Leseran manchen Stellen sicherlich brauchen
; Rebell wollte ja nach seinen eigenen Worten nur „Basiswissen"
bereitstellen. Diesen Zweck vermag das nüchtern und knapp gefaßte
„Kompendium" (so bezeichnet S. 12) für den Studenten oder den bisher
Unkundigen gewiß zu erfüllen. Ein „Handbuch" für den Fachmann
dürfte es trotz des Untertitels schon angesichts des geringen
Umlängs und der dazu im Kontrast stehenden Fülle interdisziplinärer
Problematik nicht sein.

Rostock Ernst-Rüdiger Kiesow

Otto, Gert: Sprache als Hoffnung. Über den Zusammenhang von
Sprache und Leben. München: Kaiser 1989. 107 S. 8" = Kaiser
Taschenbücher, 54. Kart. DM 9,80.

Das gemeinsame Motto der vier Essays heißt: „Was ist Sprache,
und was kann sie leisten? - Wie begegnet Sprache in verschiedenen
Lebensbezügen, konkret im Zusammenhang von Literatur und Religion
?". „Sprache als Hoffnung" (1 1-35) erläutert den Zusammenhang
von Sprache und Hoffnung des Menschen am Beispiel des
Gebets, wie Otto es versteht als Aussprechen der Welt und des Lebens.
Er exemplifiziert sein Gebetsverständnis an einer Auslegung von
Stücken des Vaterunsers. - „Sprache im Angesicht des Todes"
(39-63) macht Otto anschaulich als „geliehene Sprache" am Beispie'
des jüdischen Totengebets bei Mancs Sperber und als Sprache der
Musik bei Peter Noll, als die persönliche Sprache der Briefe antifaschistischer
Widerstandskämpfer vor ihrer' Ermordung, als die
Sprache der Lcbensbilanz in Fritz Zorns „Mars" und als die aus der
Konfrontation des Glaubens mit dem Leiden erwachsende Sprache
bei Jochen Klepper und Reinhold Schneider. - Die Sprache der Liebe
und der Sehnsucht erklingt im dritten Essay mit Hilfe moderner Lyrik
und des Hohenliedes Salomos (67-91). - Literarische Beispiele stellt
Otto auch im letzten Essay vor: „Sprache der Auferstehung - Auferstehung
in der Sprache". In einer Osterpredigt über 1 Kor 15.1-1'
sucht er abschließend, wieder mit Hilfe zweier Gedichte von Marie
Luise Kaschnitz, Sprache der Auferstehung außerhalb theologischer
Begriffe. „Unsere Auferstehungsgeschichten sind die Geschichte seiner
Auferstehung, die nicht endet."

E.W.

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Steffen. Uwe: laufe. Ursprung und Sinn des christlichen Einweihungsritus
. Stuttgart: Kreuz 1988. 198 S. m. zahlr. Abb., 4 Farbtaf
8" = Symbole. Kart. DM 29,80.

Mythen sind - so kann man es hier zum wiederholten Male erfahren
- repräsentative Symbole „eines inncrseclischcn Geschehens"-
„Projektionen des Psychischen ins Kosmische": in ihnen stellen sieh