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Ausgabe:

1989

Spalte:

817

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Elliott, James K.

Titel/Untertitel:

A bibliography of Greek New Testament manuscripts 1989

Rezensent:

Treu, Kurt

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Seite 1

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817 Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 1 I 818

großkirchlichen Traditionen) zur Gnosis bekehren wollen. 2. V. hält
auch 2ApcJac für valcntinianisch, obgleich ihr solche eindeutig valen-
tinianischen Elemente, wie sie für lApcJac charakteristisch sind,
fehlen (vgl. besonders S. 130- 3. Dementsprechend werden beide
Apokalypsen in engster Bczogenheit aufeinander verstanden und
interpretiert.

Berlin Hans-Martin Schenke

Klliott. J. K.: A Bibliograph) of Oreek New Testament Manuscripts.

Cambridge-Ncw York-New Rochelle-Melbourne-Sydney: Cambridge
University 1989. XXI. 210 S. 8' = Society for New Testament
Studics. Monograph Scries. 62. geb. £ 30.-.

Das brillante Vorwort von Altmeister Bruce M. Metzger zitiert auf
wenig über einer Seite Diderot, Pope, chinesische Höflichkeit, ein
italienisches Sprichwort. Keith Elliott brilliert durch Fleiß und
Gründlichkeit. Zu den einzelnen Handschriften (Papyri. Majuskeln,
Minuskeln, Lektionaren) verzeichnet er Editionen, Kollationen,
Studien, publizierte Abbildungen. Er kommt von der textkritischen
Arbeit, die demgemäß im Mittelpunkt steht. Aber auch die kodikolo-
gische Beschreibung ist berücksichtigt, gelegentlich auch die buchkünstlerische
. Die Arbeit ist über Jahre gewachsen; E. ist sich bewußt,
daß unter solchen Umständen mit Addcnda und Corrigenda zu rechnen
ist. An Fehlern mangelt es denn auch nicht. Einiges wird aufs
Konto des Setzers kommen, denn E. wird wohl sich selbst richtig
zitiert haben (S. 32 I. Analekta Vlatadon). Fehler in deutschen Titeln
wird der deutsche Leser meist selbst erkennen. Gravierender sind verschriebene
Namen: S. 21 1. Bartoletti, 80 Pruneti, 208 Pallas; 147 Die
Dumba'sche Evangclienhandschrift. Die S. 80 zu 0277 zitierte Arbeit
ist ediert a cura di M. Manfrcdi in occasione de! XVII Congresso inter-
nazionalc di papirologia. gehört also nicht zu den Proceedings. Fast
schon kurios ist der Lapsus S. 124. Was hier unter der Minuskel
Nr. 891 steht, ist die Studie von Archiepiskop Michail (Cub) über das
Leningrader Tetraevangelium vom Jahre 891. Dies ist Gregory-Aland
Nr. 2500. "Article in Russian by A. Michael" ist alles, was der Leser
erfährt. Der Band (Studia Evangelica V, TU 103) gehört immerhin
nicht zu den abgelegensten. Übergenau hingegen ist S. 78f die
sukzessive achtfache Wiederholung eines Aufsatztitels. Dafür steht
nur bei 0260 die zugehörige Seitenzahl, sonst immer nur die Anfangsund
Schlußseite des ganzen Aufsatzes.

Metzger vergleicht den Bibliographen mit einem Fischer. Was E.
durch die Maschen gegangen ist, ist wenig im Vergleich zu dem reichen
Fang, den er eingebracht hat. Dafür verdient er Dank!

Berlin Kurt Treu

Louw, Johannes P., and Eugene A. Nida [Ed.]: Grcek-English Lexicon
Of the New Testament based on Scmantic Domains. I: Introduc-
tion & Domains. 2: Indices. R. B. Smith, Part-time Editor, K. A.
Munson, Associate Editor. New York: United Bible Societies 1988.
XXV, 845 S., 4 Farbktn, and IV, 375 S„ 4 Farbktn gr. 8'.

J. P. Louw, Professor in Pretoria (Südafrika), und E. A. Nida, seit
Jahrzehnten als Theoretiker des Übersetzens und Bercitsteller praktischer
Hilfen zur Bibelübersetzung insbesondere in wenig erschlossene
Sprachen bekannt, legen zusammen mit weiteren Mitarbeitern
ein neues Wörterbuch zum NT, angelegt nach Bedeutungsfeldern (so
ist wohl Scmantic Domains wiederzugeben), vor. Dergleichen ist
nicht prinzipiell neu; für das Deutsche denkt man etwa an F. Dorn-
seiff. Der deutsche Wortschatz nach Sachgruppen (zuerst 1933:
' 1965). Auch für das NT gibt es in den Synonymiken (R. Ch. Trench,
seit 1854, deutsch im Auszug von H. Werner, 1907; ferner G. Heine,
1898) Vorläufer, wenn auch auf sprachwissenschaftlich nun überholter
Basis und ohne die Absicht, das gesamte im NT vorhandene
Vokabular zu erfassen. Dies nun haben sich L.-N. zur Aufgabe gemacht
. Der ntl. Wortschatz von etwa 5000 Wörtern mit etwa 25000

Bedeutungen ist auf 93 Bedeutungsfelder (Domains) verteilt, die fast
durchweg noch in eine Reihe von Subdomains untergliedert sind. Das
geht von Nr. 1 ("Geographica! Objects and Features" - warum fehlt
gleich unter I A "Universe. Creation" t« ndvxal) bis zur Nr. 93
("Names of Persons and Places". mit 615 Eintragungen, bei den geographischen
Namen mit Verweis auf die zweimal beigegebenen 4
Standard-Karten der United Bible Societies - aber eigentlich wäre
diese letzte Section fast entbehrlich). Das Konzept der Gliederung und
Abfolge der Domains gibt natürlich zu Fragen Anlaß (s. unten); aber
zunächst muß man sich klarmachen, daß das Wörterbuch unter dem
Zwang steht, den im NT gegebenen, in vielfacher Hinsicht zufälligen,
nichtrepräsentativen Ausschnitt aus dem synchronen Wortschatz des
hellenistischen Griechisch in ein System zu bringen. Auf diese 93
Domains sind die 25000 Wortbedeutungen verteilt (zwischen 5 und
489 Eintragungen pro Domain, abgesehen von Nr. 93), so daß ein
Wort, mit Buchstaben-Indices verschen, oft in ganz verschiedenen
Domains untergebracht ist. Zu jeder Eintragung wird dann eine Umschreibung
("definition") und ein (oft fast identischer) Vorschlag zur
Übersetzung ("gloss") gegeben, dazu oft eine kurze Erörterung zu einzelnen
ntl. Belegstellen und nicht selten Hinweise für Übersetzer, bes.
in afrikanische Sprachen, die auf Gefahren bei der „wörtlichen" Wiedergabe
von Wörtern, bes. in idiomatischen Wendungen, aufmerksam
machen.

Daß alphabetisch geordnete Wörterbücher eine semantisch nichtssagende
, sinn-lose Anlage haben, ist bekannt; zu entbehren sind sie
trotzdem nicht. Auch das vorliegende Wörterbuch ist ohne seinen
2. Band praktisch unbenutzbar. Er bietet vor allem den alphabetischen
Index des griechischen Vokabulars, mit englischen Stichwörtern
, die das Bedeutungsspektrum des Wortes andeuten und auf die
jeweiligen Eintragungen unter den Domains (oft bis zu 8. bei Präpositionen
bis zu 21 Eintragungen) verweisen, dazu auf die units = festen
Wendungen, in denen das Wort vorkommt. Ferner enthält Band 2
einen englischen Index, der für die wichtigsten (englischen) Bedeutungen
auf entsprechende Nummern von Eintragungen verweist, sowie
einen Index der Bibelstellen, die in den Eintragungen zu einzelnen
Wörtern speziell besprochen werden. Übrigens: Die Vf. schwören den
Leser in der Introduction zu Bd. 1. die die Prinzipien und Benutzungsmöglichkeiten
des Werkes beschreibt, nicht auf eine spezielle linguistische
Terminologie (und damit: Theorie) ein. schreiben vielmehr
wirklich allgemeinverständlich, m. E. ohne damit die Probleme einzuebnen
. Das ist heutzutage eine Leistung, ist für den Benutzer außerordentlich
angenehm und trägt zur Benulzbarkeit des Werkes viel bei.

Sein Vorteil ist ohne Zweifel: eine durchaus andere Betrachtungsweise
des ntl. Wortschatzes, als sie im traditionellen Wörterbuch gegeben
ist; schon damit eröffnen sich für die Erfassung des Sinngehalts
der Wörter neue Perspektiven. Wichtig ist dafür die Möglichkeit, die
im System vorangehenden und folgenden (Teil-)Synonyme sofort
nach Nähe und Differenz in den Blick nehmen zu können. Will man
freilich das Bedeutungsspektrum einer Vokabel schnell überblicken,
dann bleibt trotz allem, was auch L.-N. dazu sagen, ein Wörterbuch
alter Art (z. B. der „Bauer") dem neuen überlegen. Wer z. B. wissen
will, was mipt, heißt (gerade wenn er ernst nehmen möchte, daß a<ip£
nicht „Fleisch" „heißt" - S. xiv!), muß die Bedeutungen aus 8 verschiedenen
Eintragungen zusammenstellen - ein sehr mühsames Verfahren
. Wiederum sind die durch den Index noch vermittelten Hinweise
auf die festen Wendungen (bei aa/ii sind es 5) sehr nützlich.

Eine in der Konzeption vorgegebene Grenze des Werks liegt in der
fast völlig fehlenden Möglichkeit des Vergleichs mit dem generellen
hellenistischen Wortvorrat und Wortgebrauch - was nun wiederum
für moderne Übersetzer im Blick auf die Wahl des geeignetsten Wortes
wichtig wäre. Ein Beispiel: äyan- wird zwar mit ipi).- verglichen
(25.43), aber nicht mit oxipyo) (nur S. xviii erwähnt) geschweige denn
mit IpoK, weil diese Wörter im NT nicht vorkommen. Aber doch in
der synchronen Umgangssprache! Hier liegt - man denke an die Vieldeutigkeit
des deutschen-„Liebe" - gewiß eine Klippe bei der Wortwahl
in einer Gegenwarts-Zielsprache. Ähnlich zu mnemk: Hier wird