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Ausgabe:

1989

Spalte:

800-802

Kategorie:

Religionswissenschaft

Titel/Untertitel:

So sprach der Prophet 1989

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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799

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 11

800

ist, zu hoffen, daß viele in diesen Band hineinschauen und sich aus
ihm, nicht zuletzt für die noch ausstehende umfassende Auseinandersetzung
mit dem New-age-Denken, Wissen und Rat holen. Verdient
haben es die geistigen Anstrengungen, die in den VI. Europäischen
Theologenkongreß investiert worden sind.

Greifwald Bernd Hiklebrandt

[Pinto de Oliveira, Carlos-Josaphat:] De dignilate hominis. Melangcs
offerts ä C.-J. Pinto de Oliveira ä l'occassion de son 65e anniver-
saire. Ed. par A. Holderegger, R. Imbach, R. Suarez de Miguel.
Freiburg/Schweiz: Universitätsverlag; Freiburg-Wien: Herder
1987. 612 S. 8" = Studien zur theologischen Ethik, 22. Kart.
sFr 78.-.

Das Erstlingswerk des Jubilars von 1956 trug den Titel: Prolegome-
nes ä une Morale de la pensee d'apres la nature et les conditions
humaines de la connaissance. Jahrelang wirkte er in Südamerika,
1962 erschien in Säo Paulo seine Schrift «Evangile et revolution
sociale», ein Vorläufer der Theologie der Befreiung, mit der er sich
stets solidarisch verbunden fühlte (5). Er promovierte 1965 an der
Theologischen Fakultät des Dominikanerordens in Saulchoir mit
einer 2bändigen Arbeit «L'Eglise, l'information et la propagande.
Pour une morale humaine et chretienne des techniques de diffusion».
Seit zwei Jahrzehnten ist C.-J. Pinto de Oliveira Professor an der Universität
Freiburg/Schweiz: gemeinsam mit Adrian Holderegger leitet
er das moraltheologische Institut. Von den 31 Beiträgen der Festschrift
sind 13 in französischer und 8 in deutscher Sprache geschrieben
. Teil I «Approches historiques» bringt Arbeiten von S. Privitera,
R. Javelet, S. Pinckaers, L. Hödl, E. Colomer, R. Surgranycs de
Franch, L. Vereecke, P. Secretan, G. Widmer und A. Aviles. Teil II
«Fondements ethiques - hermeneutique» enthält Aufsätze von
R. Simon. E. Dussel, O. Höffe, A. Bondolfi, D. Mieth, G. Palo und
T. Goffi. Teil III «Perspectives theologiques» vereint Beiträge von
P. Jossua, D. Mongillo, A. Bieler und E. Fuchs. In Teil IV «Justice et
droits de l'homme» finden sich Artikel von A. Holderegger, M. Vidal,
G. Piana, J. Pohier, A. Moser, I. Lesbaupin. E. Chjavacci, C. E. Cur-
ran. S. Pfürtner und J.-M. Aubcrt. Eine Bibliographie beschließt den
Band.

GH.

Religionswissenschaft

Khoury. Adel Theodor: So sprach der Prophet. Worte aus der islamischen
Überlieferung, ausgewählt u. übers. Gütersloh: Mohn 1988.
366 S. 8° = GTB/Siebenstern, 785. Kart. DM 34.-.

Außerhalb der Fachwelt ist im nichtislamischen Europa der Inhalt
der islamischen Hadith-Sammlungen kaum bekannt, in denen ursprünglich
mündlich weitergegebene, auf Gefährten Muhammeds
zurückgehende Traditionen über Äußerungen, Handlungen und Verhalten
des Propheten unter kritischer Sichtung zusammengestellt
sind. Übersetzungen in europäische Sprachen gibt es nicht, wenn man
von A. N. Matthews, A Translation of the Mishhat el-Mosalah (Cal-
cutta 1809) absieht.

A. T. Khoury kommt das Verdienst zu, nunmehr die Lücke durch
seine kleine, aber repräsentative Auswahl aus dem gewaltigen Material
weniger spürbar gemacht zu haben. Berücksichtigt werden Texte
der sechs Hadith-Sammlungen, die allgemein anerkannt sind. Thematisch
konzentriert sich die Auswahl vor allem auf Traditionen, „die in
den meisten Fällen heute noch für Muslime ihre Geltung behalten, die
in nichtislamischen Ländern leben" (25). Die Befolgung dieses Prinzips
erhöht den Wert des Bandes hinsichtlich des Hauptanliegens, das
Kh. auch bei seiner Übersetzung des Kur'an bewegte: Das Wesen des
Islam aus seinen Grundlagen den deutschsprachigen Lesern zu vermittein
und damit Voraussetzungen zu schallen für ein verständnisvolles
Miteinander. Schade ist es allerdings doch, daß dadurch sehr
wesentliche Themen der Hadith-Sammlungen generell unberücksichtigt
bleiben. Immerhin wird dem Leser wenigstens ein knapper Überblickgegeben
(24 f)-

Der Band bietet unter der Überschrift ..Glaube" (49-1 12) Texte zu
theologischen und ethischen Grundfragen, zum Propheten-Auftrag
Muhammeds und zum Kur'an. Im zweiten Abschnitt (,,Der Islam",
115-315) gliedert Kh. die ausgewählten Texte nach den fünf
.Grundpfeilern' des Islam, nach den kultischen Pflichten Reinheit.
Gebet, Almosensteuer, Fasten und Wallfahrt. Der dritte Teil („Die
Rechtschaffenheit", 319-360) bringt Äußerungen zu ethischen Fragen
. Die Erläuterungen in den Anmerkungen sind sehr sparsam gehalten
. Die Quellennachweise beschränken sich auf Anführung der
Namen der Verfasser der Hadith-Sammlungen und werden jeweils
jeder zitierten Tradition nachgestellt. Den Texten vorgeordnet ist
nicht nur eine Einführung in das islamische Traditionswesen, sondern
auch eine Zusammenfassung wesentlicher Merkmale der islamischen
Religion nebst Literaturhinweisen (27-42). Insgesamt ist das Gebotene
für ein besseres Verständnis des Islam (und der Muslime) von
nicht zu unterschätzendem Nutzen. Möge es auch dem Hauptanliegen
A. T. Khourys, der Förderung des Dialogs zwischen Christen und
Muslimen, dienlich sein!

Berlin Karl-Hein/ Bernhardt

Berger, Peter L.: Zur Dialektik von Religion und Gesellschaft. Elemente
einer soziologischen Theorie. Aus dem Amerik. von
M.Plessner. Frankfurt/M.: Fischer Taschenbuch 1988. XIII.
193 S. 8". Kart. DM 14,80.

Nachdem auch in der theologischen Entwicklung der DDR Rcli-
gionsbegritl'und Religionswissenschaft nicht mehr, wie noch vor nicht
allzulanger Zeit, im Bausch und Bogen abgelehnt werden, kann ein
Werk zur „Dialektik von Religion und Gesellschaft" mit erhöhter
Aufmerksamkeit rechnen. Wenn ein Soziologe von Rangsich im Rahmen
seiner Gesamtkonzeption von Gesellschaft - die sich selbst als
Wissenssoziologie versteht - mit Religion auseinandersetzt, dann verdient
das größte Aufmerksamkeit, da es auch theologischer Arbeit
nicht gleichgültig sein kann, wie die religiöse Lage der Gegenwart eingeschätzt
wird und vor allem wie sich von daher die Zukunflsmöglich-
keiten von Religion darstellen. Naturgemäß wird dabei vieles aus den
religiösen und gesellschaftlichen Gegebenheiten vor Ort. in denen der
Vf. lebt, bedingt sein; universell gültige Aussagen bleiben jedoch
ohnehin genügend, so daß auch in anderem gesellschaftlichen Kontext
viele Problemstellungen identisch oder doch ähnlich sind.

Der Vf. stellt zunächst seine soziologische Theorie vor, die für theologisches
Nachdenken besonders sperrig als von einem „methodischen
Atheismus" (S. X) getragen charakterisiert wird. Damit ist die
an Feuerbach angelehnte Projektionstheorie gemeint, die den „kognitiv
" handelnden Menschen als Schöpfer von Gesellschaft und Kultur
behauptet und so auch die Religion nur vom Menschen her versteht-
Nur so ist nach des Vf. Wissenschaflsverständnis empirische soziologische
Forschung möglich, die modernem, säkularisiertem Bewußtsein
Rechnung trägt. Menschen erzeugen gemeinsam eine Welt der
Kultur, zu der dann auch Gesellschaft gehört. Durch Menschen wird
eine gesellschaftliche „Infrastruktur" erzeugt, zu der eine das menschliche
Vorstcllungsvcrmögen prägende „Plausibilitätsstruktur" gehört,
die das verkörpert, was jedermann' - ohne besondere Retlexions-
anstrengung - denkt, sozusagen ein vorstellendes Basisdenken von
großer Gcsellschaftsrelevanz und Selbstverständlichkeit. Drei Schritte
können bei diesem Prozeß menschlicher Gesellschaftscrrichtung und
-erhaltung(S. 3-29) unterschieden werden:

„Der Gesellschaft stiftende Prozeß besteht aus drei Schritten: Exter-
nalisierung. Objektivierung und Internalisierung. Extcrnalisierung ist
das ständige Strömen menschlichen Wesens in die Welt, des materiel-