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Ausgabe:

1989

Spalte:

751-754

Kategorie:

Philosophie, Religionsphilosophie

Titel/Untertitel:

Zur Fundamentalphilosophie : 1 und 2 1989

Rezensent:

Gehrke, Helmut

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 10

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Bischofsgang im Magdeburger Dom. um 1220 (Abb. 22); ein .sieben-
bahniges' F. der als Wallfahrt bekannten Blutkirche zu Wilsnack, beg.
1384 (Abb. 39); ein sog. ,Vorhangfenster' der Albrechtsburg zu
Meißen, 1470-1487, ein in Sachsen häufiger Typus (Abb. 47); F. an
Häusern des 16. Jh. in Breslau, Görlitz, Wismar (Abb. 54f. 61) und
des 1945 zerstörten Zimmermannschen Hauses in Dresden, um 1660
(Abb. 82); aus dem 18. Jh. ein F. des sog. Gotischen Hauses im Park
von Schloß Wörlitz, 1773-1784 (Abb. 111; hierzu neuerdings:
E. Hirsch, Dessau-Wörlitz, „Zierde und Inbegriff des 18. Jh.", München
, Beck 1983, Taf. 127-129, Farbtaf. LX-XI; S. 21 If: zu dem
zugrunde liegenden Bildungsprogramm). Der umfangreiche, nach
Sakral- und Profanbau gegliederte Artikel ist auch für den Nichtfach-
mann informativ, nicht zuletzt für den mit Renovierung kirchl. Bauten
befaßten Pfarrer. Zur Gesamtbibliographie ist hinzuweisen auf
RAC 7, 732-745, H. J. Horn: F., kulturgeschichtl., mit reichen
literar. Quellen.

Das Thema wird abgerundet durch die Artikel Femlererker
(W.Sage, Sp. 1467-1474), eine Eigenheit des Ständerbohlen- und
Fachwerkbaues, bes. in Süddeutschland; Fenstergitter (R. Prandtstet-
ten - I. Haug, Sp. 1474-1501), überwiegend an gemauerten Bauten
und aus Schmiedeeisen, bes. reizvoll die gebauchten F.-Körbe an
Häusern der Alpenländer; Fensterläden (A. Reinle, Sp. I 501-1 524),
ein Thema, zu dem es bislang noch keine zusammenhängende Arbeit
gibt. Überwiegend Zubehör des Profanbaus ist der F. schon seit der
Antike bezeugt. Üblich war seit alters vorwiegend der Schlagladen.
Für das Mittelalter ist er in Buch- und Tafelmalerei dokumentiert; so
Meister v. Flemalle, Merode-Altar, um 1428, New York - Cloisters:
im Gemach der Verkündigungsszene geteilte innere Schlagläden
(Abb. 2 a). Dagegen ist offenbar der Rolladen „eine Erfindung des
18. Jh., zuerst verbreitet in Frankreich" (Sp. 1520). Mit dem Bild
eines geschlossenen Rolladens schließt dann sinnvollerweise der
besprochene Band 7 des RDK ab (Sp. 1 523f, Abb. 14; Kupferstich
aus Diderot-d'Alembert, Encyclopedie, Paris 1757).

Heidelberg Erika Dinkler-von Schubert

Beckermann. Thomas: „Überall allerart Menschen und kein End". Zum
Menschenbild in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. St. Ottilien: EOS
1987.24 S. 8- = Fuldaer Hochschulschriaen, 4. DM 4,80.

Cardenal, Ernesto: Das Buch von der Liebe. Mit einem Vorwort von T. Mer-
ton. Gütersloh: Mohn 1987. 150 S. 8-= Das poetische Werk, 4. GTB/Sieben-
stern,444.DM 9,80.

-: In der Nacht leuchten die Wörter. Frühe Gedichte, Epigramme, Psalmen.
Mit einem Vorwort von D. Solle. Gütersloh: Mohn (Lizenzausgabe des Verlages
Hammer, Wuppertal) 1987. 191 S. 8'= Das poetische Werk, I. GTB/Sie-
benstern,441. DM 16,80.

-: Die ungewisse Meerenge. Mit einem Nachwort von J. Corones Urtecho.
Gütersloh: Mohn 1987. 141 S. 8" = Das poetische Werk, 2. GTB/Siebenstern,
442. DM 12,80.

Göhler, Hulda: Die Domszene in Franz Kafkas „Prozeß" (EvErz40, 1988,
432-444).

Hatem, Jad: Mal et Transfiguration. Paris: Cariscript 1987. 185 S. 8° = Exta-
sis.

Henkys. Jürgen: Jochen Klepper im Spiegel seiner persönlichen, politischen
und geistlichen Gedichte (ZdZ 42,1988, 170-176).

Hertzsch. Klaus Peter: Die Sprache des Friedens (ZdZ 42, 1988.2-8).

Jasper, David: The Limits of Formalism and the Theology ol'Hope: Ricoeur,
Moltmann and Dostoyevsky (Literature & Theology 1, 1987, 1-10).

Kort, Wesley A.: Narrative and Theology (Literature & Theology I. 1987,
27-38).

Philosophie, Religionsphilosophie

Heintel, Erich: Gesammelte Abhandlungen. I: Zur Fundamentalphilosophie
I. 2: Zur Fundamentalphilosophie II. Stuttgart-Bad
Cannstatt: Frommann-Holzboog 1988. 469 S. u. 451 S. gr.8 Lw.
DM je 185,-.

Die beiden Bände mit Aufsätzen zur Fundamentalphilosophie aus
dem mehr als 600 Titel umfassenden Gesamtwerk des Wiener Philosophen
Erich Heintel geben einen ausgezeichneten Einblick in das
mittlerweile über fünfzigjährige Forschen und Lehren eines bedeutenden
Denkers. Die Aufsätze sowie einige Würdigungen und Buchbesprechungen
stammen aus den Jahren 1948 bis 1986. Sie zeigen ein
außerordentlich weit gestecktes Arbeitsfeld, das von den großen Denkern
der europäischen Philosophie bis zu den Einzelwissenschaften,
von der Sprachphilosophie bis zu den verschiedenen philosophischen
Richtungen der Gegenwart reicht. Ein Namens- und ein Begriffsregister
erleichtern die Erschließung der rund 900 Seiten Text.

Heintel charakterisiert seine Philosophie als „universale Sprachkritik
". Sie ist kritisches Denken, das sich um einen universalen
Motivationshorizont bemüht. Als Anwalt jedes Sinnanspruchs will
sie den geschichtlich erschlossenen Reichtum an menschlicher Erfüllung
gegen heute stets virulente Verengungen, gegen Fixierungen,
einzelwissenschaftliche Borniertheit und Dekadenz bewahren. Sie
sucht Maßstäbe im Motivationschaos der pluralistischen Gesellschaft
(I, 455ff). Dabei bemüht sie sich um möglichst weitgehende Voraus-
setzungslosigkeit. Insbesondere soll Philosophie heute einen über die
methodischen Abstraktionen der Einzelwissenschaft hinausgehenden
Zugang zum immer schon vorausgesetzten Ganzen der Wirklichkeit
freilegen (II, 364).

Charakteristisch für Heintels Denkweg ist nicht nur die Weite
seiner Themenstellung, sondern auch die zupackende systematische
Kraft, mit der er den schier unübersehbar gewordenen und deshalb
weithin nur noch als Last empfundenen Reichtum der europäischen
Tradition schöpferisch aneignet. Er vermeidet bewußt die beiden sich
heute anbietenden Auswege, die Beschränkung auf Philosophiehistorie
bzw. Philologie einerseits und die ständigen Versuche eines philosophischen
Neuanfangs mit einer gewissen Scheinaktualität auf
ungenügender Basis andererseits. Vielmehr knüpft er bewußt an die
große Tradition der philosophia perennis an und versucht die
bequeme These vom „Ende der Metaphysik" durch Anknüpfung der
abgerissenen Fäden und Weiterfuhrung der teils gescheiterten, teils
liegengebliebenen Aufgaben durch Denken zu überholen.

Die Hauptmotive, die in dieser Besprechung herausgehoben werden
sollen, treten bereits früh hervor, obwohl sie erst im zeitlichen Nacheinander
ihre angemessene Behandlung erfahren. Es sind dies die
Transzendentalphilosophie, weitergedacht im Rahmen der Sprachphilosophie
, die weithin in Vergessenheit geratene Naturphilosophie
(Ontologie) und die Aufgabe einer Vermittlung und Versöhnung von
Naturphilosophie und Transzendentalphilosophie. Am Rand klingt
ein weiteres Motiv an, das theologische, das jedoch in selbständigen
Monographien behandelt wurde (Grundriß zur Dialektik, 2 Bde.
1984) und wird (Mündiger Mensch und christlicher Glaube in Einzelwissenschaft
. Philosophie und Theologie, 1989). Gewann Erich
Heintel sein erstes großes Thema, die Transzendentalphilosophie,
durch die Auseinandersetzung seines Lehrers Robert Reiniger mit
dem neopositivistischen Wiener^Kreis, so schlägt doch bereits der
erste Aufsatz aus dem Jahr 1948 über „Das ,Innere' der Natur" ein
zweites Thema an, das der Naturphilosophie. Damit ist der Spannungsraum
deutlich, in dem sich das philosophische Lebenswerk
Heintels vollzieht. Ist es für den ersten Themenkreis die überragende
Bedeutung Kants, die das Denken Heintels bestimmt, wenngleich er
über ihn hinausdenkt, so ist es für den zweiten Themenkreis die zentrale
Stellung von Leibniz, die eine Rehabilitierung der Naturphilosophie
und insbesondere des aristotelischen Begriffs des Synholon, der
inneren Ganzheit und Einheit des natürlichen Individuums, unüber-
gehbar zur Aufgabe stellt. Aus dem gescheiterten Versuch Hegels.
Ichphilosophie und Ontologie zu versöhnen, gewinnt Heintel Orientierung
für seinen eigenen Lösungsversuch, der jedoch erst im Rahmen
der Praktischen Philosophie ausführlich behandelt wird, für die
weitere Aufsatzbände vorgesehen sind. Nach diesem Überblick über
die Hauptmotive sollen sie anhand der Aufsätze kurz skizziert
werden.

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