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1989

Kategorie:

Altes Testament

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Neuerscheinungen

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729

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 10

730

sehen Freude? - Kann man auch anders von Gott sprechen, als wir
Christen es tun? - Ist das neutestamentliche Liebesethos dem Ethos
des Alten Testaments überlegen? - Von wann ab ist eine Friedensbewegungchristlich
?

K.-H.B.

Boycc. Richard Nelson: TheCry to God in thcOld Testament. Atlanta, GA:
Scholars 1988. IX, 93 S. 8- = SBL Dissertation Series. 103. Kart. $ 10.95.

Deisskr. Alfons: Dann wirst du Gott erkennen. Die Grundbotschaft der
Propheten. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1987. 112 S.8 Kart. DM 14,-.

Dil.ella. Alexander A.: The Ncwly Discovered Sixth Manuscript of Ben Sira
from the Cairo Geniza (Bibl 69, 1988,226-238).

Haag. Ernst: Die Ursünde und das Erbe der Gewalt im Licht der biblischen
Urgeschichte (TThZ 98, 1989,21-38).

Haustrom, David Gerald: The Coherence of the Book of Micah. A Literary
Analysis. Atlanta, GA: Scholars 1988. IX, 152 S. 8' = SBL Dissertation Series,
89. Kart. $10.95.

Kalinii. Isaac: Thrce Assumptions About the Kcnitcs (ZAW 100, 1988,
386-393).

Kohata. Fujiko: Die Endredaktion (RP)der Mcerwundercrzählung (AJBI 14,
1988. 10-37).

Koops, Robert: RhetoricalQucstionsand Implied Meaningin the BookofJob
(BiTr39. 1988,415-423).

Korpel, Marjo C. A., and Johannes C. de Moor: Fundamentals of Ugaritic
and Hebrew Poctry (In: Van der Meer, W.. and J. C. de Moor [Ed.]: The
Structural Analysis of Biblical and Canaanitc Poetry. Sheffield: JSOT 1988.
S. 1-61).

Lohfink, N.: Die huqqim ümispatim im Buch Deuteronomium und ihre
Neubegrenzung durch Dtn 12,1 (Bibl 70, 1989, 1-30).

Mittmann. S.: Amathous, Essa, Ragaba. Drei hellenistische Festungen im
östlichen Randbereich des mittleren Jordangrabens (ZDPV 103, 1987,
49-66).

Ricsenfeld. Harald: Bo Reicke tili minne(SEA 1988.53.85-87).

Schwarz. Hans: Die biblische Urgeschichte. Gottes Traum von Mensch und
Welt. Freiburg-Basel-Wien: Herder 1989. 158 S. kl. 8" = Herder Taschenbuch,
'608. Kart. DM 12.90.

Seitz. Christopher R.: The Prophet Moses and the Canonical Shapc of
Jeremiah (ZAW 101,1989, 3-27).

Judaica

Die Mischna. Text, Übersetzung und ausführliche Erklärung mit eingehenden
geschichtlichen und sprachlichen Einleitungen und textkritischen
Anhängen, hg. von K. H. Rengstorf u. L. Rost. VI. Seder:
Toharot. 2. Traktat: Ohalot (Zelte). Text, Übersetzung und Erklärung
nebst einem textkritischen Anhang von W. Bunte. Berlin
(West) - New York: de Gruyter 1988. IX, 471 S. gr. 8". Kart.
DM 298,-.

Mit bewundernswerter Beharrlichkeit hat Vf. seine Arbeit an der
Mischna fortgesetzt und mit seinem jetzt vorgelegten Kommentar
zum Traktat Ohalot, dem 2. in der 6. Ordnung der Mischna, nunmehr
seinen insgesamt fünften Band zur „Gießener Mischna" beigesteuert.
Der Aufbau auch dieses Bandes gleicht natürlich dem der anderen
Bände der Reihe (s. zuletzt ThLZ 109, 1984, 257-259). Das gilt für
den Hauptteil des Bandes (S. 50-409), d. h. die Textedition - wiederum
nach MS Kaufmann (in der Faksimileausgabe von G. Beer, Den
Haag 1930, S. 474-492) - und den dazugehörigen textkritischen Anhang
(S. 411-437), die (teilweise paraphrasierende) Übersetzung und
den eigentlichen Kommentar in Gestalt von Fußnoten zur Übersetzung
, dessen Schwerpunkte wiederum die Erklärungen zu den Realien
sowie zu philologischen, insbesondere lexikographischen Problemen
sind. Das gilt ebenso aber auch für die dem Hauptteil vorangestellten
v'er Kapitel Einleitung in den Traktat (S. 1-47) wie für die Register
und die Bibliographie am Ende des Bandes (S. 439-471).

Ausgehend von Num 19,11-16.22, den „Grundstellcn des Penta-
•euchs. zu denen die Mischna (Ohalot) die Erklärung sein will" (S. 2),
behandelt der Traktat in seinen 18 Kapiteln alle denkbaren Formen

der Übertragung der von einem Toten ausgehenden Leichenunreinheit
durch „Bezeltung" sowie die Möglichkeiten und Bedingungen,
sich vor solcher Übertragung der Leichenunreinheit zu schützen. Das
Spektrum der dabei zu klärenden Fragen reicht von der Bestimmung
des Leichenunreinheit ausstrahlenden Mindestquantums Leichensubstanz
über die Definition dessen, was als „Bezeltung" angesehen
werden kann/muß, bis hin zu den Gräberfelder/Friedhöfe betreffenden
Regelungen. Der Traktat ist - wie kaum einer - übersichtlich
gegliedert und hält sich über alle 24 Sinnabschnitte (in die Vf. den
Traktat einleuchtend untergliedert), von wenigen Abweichungen vom
Thema abgesehen, streng ans Thema. Als solche Abweichungen erkennt
Vf. durch Stichwortanreihung gleichsam bedingte Einschübe,
die teilweise aus anderen Traktaten hier eingeflochten sind, so in 1,5
aus MZab 11,4 und 111,6 (S. 58-61) oder XVIII.7 aus MMaas V,5 und
MShebi VI,6 (S. 3940. Hierher gehören auch die Aufzählung der
„248 Glieder (Knochen)" des menschlichen Körpers in f,8a
(S. 66-69), die Erörterung über die schwere und die Totgeburt in
VII.6 (S. 1980 und die Erklärungen zu einigen Friedhöfen in Galiläa
inXVIII,9 (S. 402-405).

Antwort auf die Frage nach dem Werden des Traktates gibt Vf. mit
Bezug auf J. Neusner(A History of the Mishnaic Law of Purities, V,
Leiden 1975, SJLA VI,5, S. 174ff), ohne sich allerdings auf einen ter-
minus ante quem und eine Schulzuweisung festzulegen. Ausführlich
dokumentiert Vf. dann in Kap. III seiner Einleitung (S. 8-23) das Verhältnis
von MOhal und TosAhilot zueinander. Nicht zuletzt die verschiedenen
Benennungen dieses Traktates sind da interessant.
J. Neusner hatte sie als Ausdruck eines je verschiedenen Verständnisses
der Übertragung der Leichenunreinheit durch „Bezeltung" angeschen
; Vf. diskutiert dieses Thema jedoch nicht, sondern läßt es mit
einer Synopse des Materials und derZuschreibungen in Mischna und
Tosefta, die ungleich materialreicher ist, bewenden. Auf eine Auseinandersetzung
mit Neusner läßt sich Vf. nicht ein; vielmehr begnügt er
sich mit der Feststellung, daß „bei der Redaktion der M durch (den
Kreis um) RJehuda ha-nasi viel Traditionsgut nicht in die M mitaufgenommen
, später aber mit anderen mündlich tradierten Stoffen
gesammelt und zur T zusammengefaßt worden" ist (S. 23).

Im letzten Kapitel der Einleitung (S. 24-47) schließlich gibt Vf.
einen sehr knapp gehaltenen Überblick über die (religions)histori-
schen Voraussetzungen des Traktates, das meint das Verständnis von
Tod, Toten und Leiehenunreinheit. wie es im Alten Orient (S. 24ff).
im Alten Testament (S. 2811). im qumranischen Schrifttum, hier v. a.
in Tempelrolle 49,5-50,9 (S. 32ff), bei Philo und Josephus (S. 37ff),
im rabbinischen Schrifttum (S. 4011) und im NT (S. 46f) bezeugt ist.
Ein Überblick, in dem die wichtigsten Arbeiten zum Thema nicht einmal
bibliographisch erfaßt sind.

Trotz aller auch in diesen Kommentar wiederum investierten
Mühe des Vf. in der erneuten Klärung längst bekannter Details, wie es
ein in Fußnoten zur Übersetzung gekleideter Kommentar offenbar
nur leisten kann, bleibt Vf. Antworten auf konzeptionelle Fragen
wiederum schuldig. Die Feststellung, „der Traktat Ohalot steht auf
der Grenze zwischen streng systematischer Rcchtskodifizierung und
halakischer Exegese. Doch neigt er mehr jener denn dieser Seite zu",
ist eine wenig befriedigende Auskunft in dieser Hinsicht (S. 7). zumal
die Ansicht, die jüngst Abraham Goldberg wieder ausgesprochen hat.
daß nämlich die Mischna eher "a textbook of halakha to be studied
orally in the academies (...) rather than a binding code" ist (in: The
Literature of the Sages, I, ed. S. Safrai, Assen/Maastricht 1987, Com-
pendium rerum iudaicarum ad Novum Testamentum 11,3/1, S. 223
und 243), längst an Boden gewonnen hat, und Goldbergs Urteil über
die „Gießener Mischna" insgesamt, ihre Traktate "mostly do not
really havea füll apparatus of variants nordoes the commentary fulfill
most critical requirements" (ibid. S. 247), wird auch durch des Vf.
aufwendigen, mit in der Tat bewundernswertem Fleiß zusammengestellten
Kommentarband nicht korrigiert.

Berlin Stefan Schreiner