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Ausgabe:

1989

Spalte:

722-724

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Würthwein, Ernst

Titel/Untertitel:

Der Text des Alten Testaments 1989

Rezensent:

Stahl, Rainer

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721

Theologische Litcraturzeitung 1 14. Jahrgang 1989 Nr. 10

Darjecling nach den Götterbergen spähte, kannte auch die Mythen
dieser Orte, hatte bei W. F. Otto und C. G. Jung gelernt, diese Mythen
..von innen" zu betrachten (um einen Ausdruck von Ortega y Gasset
ZU gebrauchen). Was sich dem Vf. da zusammenfügte, findet im vorliegenden
Buch auch sprachlich angemessenen Ausdruck. Er präsidierte
jahrelang dem Deutschen Alpcnverein; doch wird in diesem
Buch erfahren, in welchen, heute meist unbewußten Tiefen der Ruf in
die Berge aufbricht Mit den Namen großer Bergbesteiger geht der Vf.
ganz selbstverständlich um, aber er weiß auch zu schildern, wie
Michelangelos Moses auf den Betrachter wirkt, wenn dieser um ihn
herumgehen kann. Hinweise auf Gedichte, auch auf den Ort ihrer
Entstehung, auf Bilder von Cezanne, Nolde, Münter machen den geistigen
Erlährungsraum des Vf. gegenwärtig.

Ein Lapsus blieb S. 90 stehen: der den Baptisten zugeschriebene
■ .schweigende Dienst*' (silent worship) dürfte für die Gesellschaft der
Freunde charakteristisch sein.

Das Buch beginnt mit der Darstellung von vier Dimensionen der
Interpretation: der historisch-kritischen, der existenzialen, der
tiefenpsychologischen und der symbolischen. Die Religion lehrt uns,
große Naturphänomene als Symbole zu erkennen, Berg und Höhle
sind es, denen das Buch sich zuwendet. Das Geheimnis der Berge habe
etwas an sich, was Goethe das Dämonische genannt hätte: sich in
Widersprüchen manifestierend, die Zeit zusammenziehend und den
Raum ausdehnend.

Höhenlicht und Ticfendunkcl. so ist das I. Kapitel überschrieben.
In prägnanten Bildern (in des lat. Wortes Bedeutung) schildert der Vf.
Schreck und Ehrfurcht, Spiel, Angst, Sport und Technik in der Welt
der Berge. Phasen der Alpinistik zeigen sich als Stadien einer Seclcn-
geschichte des Menschen. Was die Vorgcschichtsforschung über die
Beziehung des Frühmenschen zum Berg, zur Bergeshöhle zumal,
erkannt hat, wird im 2. Kapitel behandelt. Verstchenshilfen gewinnt
der Vf. bei Jung. Neumann und G. Nebel. Vf. geht den Übergängen
von Frühkultur zu Hochkultur nach. Die Heiligen Berge in der Früh-
Phase der Hochkultur sind im 3. Kap. besprochen. Da finden wir die
mesopotamischen Stufentürme, die ägypt. Pyramiden (kommt
Pyramis wirklich von pyramus her'?), Hcthitcrheiligtümer. Olymp
und Monte C'avo. Himalaya. Kun-Iun. Der Fudschi wird gerade nur
erwähnt - da bleibt ein Wunsch offen. Alt-Amerikas Himmelsbergc
und Mysteriengrotten werden ausführlich dargestellt. Die Hochreligion
- 4. Kap. - hat ein neues Verhältnis zu Berg und Höhle. Der
Abschnitt über den Buddha bietet eine gedrängte Geschichte dieser
Religion in ihrem jeweiligen Verständnis von Kunst, denn erst im
Laufe der Jahrhunderte fand die künstlerische Gestaltung von
Höhlen, Nischen, Stupas ihren Platz im Buddhismus, die Götterberge
Indiens waren ja Träger einer Mythologie, an der dem Buddha nichts
lag. Im vorliegenden Buch werden die Götterberge und -mythen
Indiens behandelt, dann folgt ein langer Abschnitt über Mithrasgrot-
ten und Feuertempel, darin wieder ein Erlebnisbericht des Vf. Aus der
Welt des Islam wird der Berg Hira besprochen, aus der Welt der
biblischen Religion erfährt der Leser, wie die Forschung den Sinai zu
lokalisieren sucht; Tcmpelberg, Zion, Ölbcrg, Höhlen von Bethlehem
, Berge im Leben Jesu - damit schließt dieses Kapitel. Im letzten
Kapitel geht der VI" dem Schwund und der Wiederkehr der Symbole
nach. Daß der Vf. nicht der These folgt, die Säkularisierung sei
legitime Folge des Evangeliums, ist seit den „Theogonischcn Tagen"
bekannt. Buddhismus und Hinduismus sieht Vf. keineswegs säkula-
ristisch angekränkelt. Er findet bei Pascal den Hinweis auf ein Hcil-
niittcl. das zwar Mühe mache, aber ohne Mühe werde nun einmal
nichts geschenkt: die Gewöhnung an Gott, im Gebet und im Hören
aufsein Wort. Auch bei der Darstellung ritueller Einweihungen des
Primitiven Menschen erscheint dem Vf. unsere heutige Gottesferne
auch als Frucht bodenloser Faulheit. Vf. meint, die Grundmächte
aller Zcichenhaftigkeit. Kunst und Religion, würden nicht untergehen
.

Ein reiches, anregendes, bewegendes Buch. Danken können wir für

dieses und für das Lebenswerk nur in einem Requiem. Am I 3. März
1989 segnete Ulrich Mann das Zeitliche.

Rostock Peter Heidrich

[Mondesert. P. Claude:] AAESANäPINA. Hellenisme, judai'sme et
christianisme ä Alexandrie. Melangcs offerts au P. C. Mondesert.
Paris: Cerf 1987. XVIII. 436 S. m. Abb. gr. 8' = Patrimoines. Kart.
FF 275.-. .

Es ist ein schöner Anlaß, daß Festschriften zu größeren „Dienstjubiläen
" erscheinen. ThLZ 110, 1985, 261 f berichtete über die Festschrift
für MauritsGeerartl (1984) aus ähnlichem Anlaß. Pater Claude
Mondesert, S. J., war 40 Jahre aktiv bei der Herausgabe der Reihe
«Sources Chretiennes». Er hat 1944 die Reihe mit begründet, war
Redaktionssekretär unter Jean Danielou und Henri de Lubac, wurde
1956 Direktor des Unternehmens, von dem ersieh 1984 zurückzog. In
diesen vier Jahrzehnten sind 31 I Bände der «Sources Chretiennes»
erschienen, dazu kommen 35 Bände Schriften des Philo von Alexandrien
, an deren Herausgabc er mit beteiligt war. Das Vorwort stellt mit
gutem Grunde Claude Mondesert in eine Reihe mit dem Abbe Mignc
(7). Der Titel der Festschrift ist gut gewählt; auch die Bibliographie
zeigt, daß vor allem Philo von Alexandrien und Clemens von Alexandrien
den Jubilar beschäftigt haben. Für die Sources Chretiennes
hat er u. a. die Stromateis, den Protrcptikos und den Paidagogos ediert
und übersetzt. Mondesert gehört auch zu ehrwürdigen Kirchenväterkommission
in Berlin, welche die von Harnack begründete Reihe
„Griechische christliche Schriftsteller" weiterführt. Die 23 Beiträge
der Festschrift sind mitunter nur kurz, aber immer mit Quellen und
Literatur reich versehen.

Henri de Lubac: Souvenirs (1940-1445); Margucrite Harl: Le noni de
r«arche» de Noe dans la Scptante. Le Probleme des choix lexicaux des
traduetcurs; Esther Starobinski-Safran: La communautc juive d'Alexandrie
a l'cpoquc de Philon; Madeleine Petit: Exploitation non-biblique des
themesde Tamar et de Genese 38. Philon d'Alexandrie. texteset traditions juive
jusqu'aux Talmudim; Marie-Josephe Rondcau: Pragmatologein. Pour
eclairer Philon. Fug. 54 et Somn. 1.230; Adolf Martin Ritter: De Polycarpe ä
Clement: aux origines d'Alexandrie chretienne; Eric Osborn: Clement.
Plotin et l'Un; Reinhold Merkelbach: Unpctit ainigma dans le prologuedu
Protrcptique; Antoine Guillaumont: Le gnostique chez Clement d'Alexandrie
et chez Evagrc le Pontique: Henri Crouzel: Qu'est-ce qui eorrespond chez
Origene ä la troisieme hypostase plotinienne l'ämc du monde?; Aloys Grillmeier
: La «Peste d'Origcnc». Lcs soucis du patriarchc d'Alexandrie dus ä
l'apparition d'origenistes en Hautc-Egypte (444-451); Sandro Leanza: Pour
une reedition des Scolies ä l'Ecelesiastc de Denys d'Alexandrie: Henry
Chadwick: Lcs deux traites contre Apollinaire altribues a Athanase; Charles
KanncngieUcr: L'enigme de la lettre Au philosophe Maxime d'Athanasc
d'Alexandrie; Charles Pietri: D'Alexandrie ä Rome: Jean Talaia. emulc
d'Athanase au Vc siede: Louis Doutreleau: Le Prologue de Jcrömc au
Spiritu Saneto de Didyme; Bärbel et Johannes Kramer: Les Clements
linguistiques hebreux chez Didyme l'Avcugle; Michel Tardieu : Unediatribc
antignostique dans l'interprctation eunomienne des Reeognitiones: Jean
Rouge: Lcs debutsde l'cpiscopat de Cyrille d'Alexandrie et le Code Thcodo-
sien; G. M. Durand: Une lettre meconnue de Cyrille d'Alexandrie: G. J. M.
Ba rt c I i n k : l cs rapports entre le monachisme egyptien et l'cpiscopat d'Alexandrie
: Manlio Simonctti: Quelques eonsiderations sur l'inlluence et la
destince de l'alcxandrinisme en Occident: Allain le Boullucc: L'ccole
d'Alexandrie. De quelques aventures d'un coneept historiographique.

Rostock Gert Haendler

Altes Testament

Würthwein. Ernst: Der Text des Alten Testaments. Eine Einführung
in die Biblia Hebraica [5. Aufl.]. Stuttgart: Deutsche Bibelgesellschaft
1988. VIII, 263 S. m. 48 Taf. gr. 8-. Lw. DM 42.-.

Diese neueste Auflage des bekannten und vielbenutzten „Würth-
wein" bleibt trotz intensiver Überarbeitung sowohl bei der gewohnten
Sachgliederung als auch dem handlichen Umfang. Sie entspricht