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Ausgabe:

1989

Kategorie:

Kirchenrecht

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 9

dem Bemühen um Zusammenfiihrung der theoretischen wie der praktischen
Aspekte einer ebenso geistlicher wie rechtlicher Verantwortung
sich bewußten kirchlichen Aufgabe. Nach einem mehrjährigen
Anmarschweg, den der Hg. als bisheriger Vorsitzender der Kommission
in seinem Vorwort kurz referiert, gibt die Kommission nun erstmals
Arbeitsproben ans Licht wissenschaftlicher Öffentlichkeit. Damit
sollen nach Schiaichs Vorbemerkung allerdings nicht etwa schon
ausgereifte Teilergebnisse verbreitet werden, vielmehr hofft der Hg.
auf für die Kommissionsarbeit forderliche Anregungen. Gleichwohl
darf gesagt werden, daß die hier gesammelten Abhandlungen einen
ausgezeichneten Zugang zu den verschiedenen Aspekten der Grundfrage
evangelischen Kirchenrechtes auf bequeme Art vermitteln.

Frank Crüsemann, Alttestamentler in Bethel, behandelt Recht und
Theologie im Alten Testament (S. 11-81). Dabei legt er nach einer
Problemgeschichtlichen Skizze vor allem die zentralen Begriffe
Gesetz, Bund, Gerechtigkeit aus. Grundinstitutionen des althebrä-
■schen Rechtswesens werden gewürdigt und am Bundesbuch erläutert.
Insbesondere die Thesen von J. Halbe zum Privilegrecht Jahwes werden
vorgestellt und reflektiert.

Jürgen Roloff, Neutestamentier in Erlangen, beschäftigt sich sodann
mit den Ansätzen kirchlicher Rechtsbildungen im Neuen Testament
(S. 83-142). In historischer Betrachtungsweise will er in der
Geschichte des Urchristentums insoweit signifikante Situationen entdecken
. Dabei schreitet er von Jesus und der vorösterlichen Jüngerschaft
zur vorpaulinischen Urgemeinde, dem Judenchristentum in
den späteren Generationen, zu Paulus und seinen Gemeinden und
schließlich zu den nachpaulinischen Kirchenordnungen fort. Damit
entgeht er der Gefahr, durch zu schnelles Herantragen rechtlicher
°derauch dogmatischer Begriffe an die neutestamentlichen Schriften
die Engführung der alten Sohmschen These fortzusetzen. Das eindrucksvoll
entfaltete und belegte Material macht plausibel: Zwar gibt
es nicht einfach „die" neutestamcntliche Lehre über das Recht und
seine Bedeutung für die Kirche, aber dennoch lassen sich theologische
Konstanten und Problemkreisc aufweisen, die eine Weiterarbeit am
Thema verheißungsvoll erscheinen lassen.

Heinz E. Tödt, emeritierter Heidelberger Systematiker, fragt nach
den Wegen zur Identifizierung und Auslegung von biblischem Recht
(S. 143-186). Aus der Differenz Zwischen jüdischem Thoragehorsam
Und christlichem Gesetzesverständnis betont er die Eigenart neutesta-
mentlicher Weisungen als beispielhafter Veranschaulichung für die
Gestaltwcrdung des Glaubens im Tun (S. 156), die Zuordnung von
Recht und Liebe (S. 159) und den hohen Rang der drei institutionali-
S|erten Handlungen der Urgemeinde - Taufe, Herrenmahl und Versündigung
Hans-Richard Reuter, wissenschaftlicher Referent an der FEST,
schließlich steuert eine systematisch-theologische Skizze über Rechtsbegriffe
in der neueren evangelischen Theologie bei (S. 187-237).
E- Brunner, Barth, Dombois und Pannenberg werden dabei referiert.
öa es lediglich um einen eklektisch arbeitenden und auf Sekundärlite-
'atur verzichtenden Beitrag geht, bedeutet das Fehlen weiterer Namen
keinen Mangel; das Dargebotene reicht durchaus, um von der Berechnung
der Schlußfeststellung zu überzeugen, daß für ein fundiertes
Gespräch auf diesem Felde noch mancherlei methodologische Vorzeit
aussteht.

• Das in dem Bändchen Gebotene bedeutet insgesamt ein schmackhaftes
Vorgericht, welches auf dem Hauptgang eines, hoffentlich in
arjsehbarer Zeit zustandekommenden größeren Gesamtberichtes gekannt
macht.

Karlsruhe Albert Stein

Coenen. Lothar: Ekklesiologisch-kirchcnrechtliche Bemerkungen zum Re-
*ePtionsprozeß der Lima-Dokumente (ZEvKR 32, 1987,280-288).

Volkers. Horst: Der RcchtsbegrifTdes evangelischen Kirchenrechts im Lichte
der Lehre vom dreifachen Amt Christi (ZEvKR 32,1987,317-347).

'-ukhncr. Paul M.: Kirchenrevision (St/ 114,1989,3-14).

Von Personen

Rudolf Meyer
zum 80. Geburtstag am 8. September 1989

Hochverehrter Herr Kollege!

Zur Vollendung Ihres 80. Lebensjahres spreche ich Ihnen im
Namen aller Angehörigen unserer Sektion herzliche Glück- und
Segenswünsche aus.

Wir grüßen Sie als den Senior der Alttestamentlichen Wissenschaft
in unserem Lande, dem sich eine große Zahl von Schülern im akademischen
Lehramt wie auch im Raum der Kirche dankbar verbunden
weiß. Sie alle bezeugen die Intensität und die Weite Ihrer Lehr-
und Forschungstätigkeit, die ja nie nur dem Alten Testament, sondern
auch dem Neuen Testament und dem Judentum der nachalttesta-
mentlichen Zeit gewidmet war. Mit Arbeiten zu den beiden letztgenannten
Gebieten haben Sie einst Ihre akademische Laufbahn
begonnen, und noch Ihre jüngste, im Druck befindliche Arbeit sowie
der zu Ehren Ihres Geburtstags erscheinende Sammelband lassen
erkennen, welche Bedeutung Sie diesen Gebieten stets beigemessen
haben. So zählen auch Neutestamentier zu Ihren Schülern.

Besonders hervorzuheben aber sind Ihre Leistungen auf dem Gebiet
der Grammatik und Lexikographie der hebräischen Sprache. Die
ursprünglich von Georg Beer verfaßte und von Ihnen in zwei Auflagen
gänzlich umgestaltete „Hebräische Grammatik" erlangte internationale
Anerkennung, wie die in diesem Jahr erschienene spanische
Übersetzung bezeugt. Darüber hinaus kann wohl als Höhcpu nkt-und
Krönung Ihres Lebenswerkes das Erscheinen der ersten Lieferung des
altberühmten „Gesenius", die Sie für die 18. Auflage von Grund auf
neu bearbeitet haben, gewertet werden. Wir sind gewiß, daß die
Mühen vieler Jahre, die Sie dieses Wörterbuch gekostet hat, reiche
Frucht tragen und daß zahllose Benutzer des In- und Auslandes Ihrer
in Dankbarkeit und Verehrung gedenken.

Ein neuerliches Zeichen für die hohe Achtung, die Ihnen und Ihrer
wissenschaftlichen Arbeit entgegengebracht wird, ist die im Jahre
1982 erfolgte Berufung zum korrespondierenden Mitglied der Heidelberger
Akademie der Wissenschaften.

So hoffen und wünschen wir, daß Ihnen noch gute Jahre bevorstehen
und Sie uns weiterhin verbunden bleiben. Mögen Sie sich stets
der Gnade und Liebe unseres Gottes versichern können und mit Vertrauen
und Zuversicht der Zukunft entgegengehen.

Prof. Dr. Joachim Conrad,
Direktor der Sektion Theologie
der Friedrich-Schiller-Universität
Jena

Bibliographie Rudolf Meyer

Fortsetzung der in ThLZ94, 1969,633-638,99, 1974, 718 und 104,
1979,781 f abgedruckten Bibliographie
(Zusammengestellt von Waltraut Bernhardt, Jena)

I. Selbständige Veröffentlichungen

/. Wilhelm Gesenius, Hebräisches und aramäisches Handwörterbuch über
das Alte Testament. I. Teillieferung Alef bis Gimel. 18. völlig neubearbeitete
Aullage. Bearbeitet und herausgegeben von Rudolf Meyer und Herbert Donner.
Berlin-Heidelberg 1987.

2 Gramätica del Hebreo Biblico. Traducciön del alemän por el Profesor
Angel Säenz-Badillos. Terrassa/Espana 1989.

3. Gramätica de la Lengua Hebrea. Traducciön del alemän por el Profesor
Angel Säenz-Badillos. Barcelona 1989.

4. Zur Geschichte und Theologie des Judentums in hellenistisch-römischer
Zeit. Ausgewählte Abhandlungen. Herausgegeben von Waltraut Bernhardt.
Berlin 1989.