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Ausgabe:

1989

Spalte:

696-698

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Damblon, Albert

Titel/Untertitel:

Zwischen Kathedra und Ambo 1989

Rezensent:

Nagel, William

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 9

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rein theoretischer Perspektive möglich? Bemerkungen zu einem theologischen
Entwurf von Rang(ZThK 86,1989,204-235).

Limbeck, Meinrad: Der Weltenrichter als Freudenbote. Von der Möglichkeit
und den Grenzen einer alttestamentlichen Christologie (BiKi 43, 1988,
40-47).

Lull, Timothy: The Doctrine of Justification today (Dialog 27, 1988,
250-259).

Meyer, Otto: Zur Kreuzestheologie im heutigen Protestantismus (JK 50,
1989,82-88).

Moltmann. Jürgen: Er ist wahrhaftig auferstanden. Das Osterereignis ist die
Hoffnung der Welt (EK 22,1989,3, 13-17).

Pesch, Otto Hermann: Jesu Tod - unser Leben. Ostergedanken. Freiburg-
Basel-Wien: Herder 1989. 108 S. 8*. geb. DM 14,80.

Schwarzwäller, Klaus: Rechtfertigung und Ekklesiologie in den Schmalkaldi-
schen Artikeln. Eine dogmatische Studie (KuD 35, 1989,84-105).

Slenczka, Reinhard: Gerechtigkeit Gottes und Gerechtigkeit für die Menschen
(Lutherische Kirche in derWelt 36,1989,99-111).

Wirsching, Johannes R.: Herrenmahl ohne Herrn?: Das Altarsakrament und
die Frage der Zulassung Ungetaufter(DtPfrBl 89,1989,8-12).

Praktische Theologie: Homiletik

Landau, Rudolf: Die Nähe des Schöpfers. Untersuchungen zur Predigt
von der Vorsehung Gottes. Stuttgart: Calwer 1988. 206 S. 8'
=Calwer Theologische Monographien, 13. Kart. DM 45,-.

Die Monographie von Landau - die stark gekürzte Fassung einer
Heidelberger Dissertation - untersucht deutschsprachige Predigt zur
Thematik Vorsehung im Zeitraum vor allem von 1890-1945.

Methodisch geht sie dabei so vor, daß sie ein rundes Dutzend exemplarisch
ausgewählter Predigten ausführlich und eine Reihe weiterer
Predigten kürzer analysiert und zwar vor allem im Hinblick auf die
von ihrer jeweils sehr unterschiedlichen Oberflächenstruktur zu
unterscheidende Tiefenstruktur: „Mit der Bestimmung der Tiefenstruktur
der Predigt ist die Möglichkeit einer weiterführenden Interpretation
geschaffen. Predigten, die eine identische Tiefenstruktur
haben, sind einem Strukturmodell oder Strukturtyp zuzuordnen. Dieses
Modell wird auf einer hohen Abstraktionsstufe, die alle Einzelaussagen
in der Oberflächenstruktur vernachlässigt, gewonnen. Die Einzelaussagen
in ihrer ganzen Vielfalt können aber in dieses Modell eingeordnet
werden" (S. 15). Letztlich ergeben sich dabei zwei Strukturtypen
, die nach dem Autor theologisch gänzlich unterschiedlich zu
werten sind.

Auf der einen Seite stehen argumentativ-paränetisch strukturierte
Predigten, die theologisch an einer bei ihnen auftretenden „anthro-
ponomen Subordination" leiden. Sie werden im Teil I an drei zusammenhängenden
Vorsehungspredigten von F. Loofs und im Teil II an
einer weiteren Predigt von P. Drews vorgeführt, Anmerkung 7 und 9
nennen weitere Beispiele. Bei ihnen dient die Vorsehungspredigt - so
sieht es der Autor - dazu, „den Menschen zum Glauben als Tat zu
motivieren und also die Rechtfertigung Gottes - und also die Vorsehung
Gottes - in die Wege zu leiten. Das ist die Spitze derjenigen
Aussagen, die hier gemacht werden müssen: Vorsehungspredigt ist
selbst Vorsehung als Tat des Menschen" (S. 57), weil eben letztlich
alles auf den Vorsehungsg/aufte«, die Frömmigkeit des Menschen
ankomme. „Wir stellten bei der argumentativ-paränetisch strukturierten
Predigt eine statische unbewegliche Tiefenstruktur fest und
bemerkten, daß diese Predigt keine Sprachüberschüsse, keinen
Sprachgewinn erzielte. Wir meinten ferner, daß jener Sprachverlust
der Predigt darin begründet ist, daß hier nicht Gottes, sondern des
Menschen Tun und Handeln beschrieben und geheime Mitte ist"
(S. 102).

Im Teil III „Predigt der Theodizee, der Schöpfung und der Weltregierung
Gottes. Unterwegs zur neuen „Predigt" wird zunächst eine
Predigt von Traugott Hahn über Mt 2,13-23 anläßlich des Erdbebens
von Messina 1908 vorgestellt und positiv gewertet, dann folgen kritischere
Darstellungen von Predigten über die Schöpfung und die

Regierung Gottes in der Geschichte, wobei es erfreulicherweise auf
S. 97 bis 99 zu einer zusammenfassenden Darstellung der Auffassungen
des Autors zur Geschichtspredigt kommt, während der Ertrag der
Analysen sonst mehr implizit als explizit und systematisch zur
Sprache kommt.

Auf der anderen Seite steht ein Typ assertorisch-parakletisch strukturierter
Predigten, der theologisch durch „theonome Reziprozität"
gekennzeichnet sei. Er wird im Teil IV an Hand einer ausführlichen
Analyse einer Predigt von Christoph Blumhardt über Rom 8,18-27
aus dem Jahre 1911 vorgestellt. Im abschließenden Teil V wird dieser
Strukturtyp an Hand einer weiteren Predigt von C. Blumhardt anläßlich
des Erdbebens von Messina und einer Morgenandacht von ihm
überJoh 1,14 aus dem Jahre 1898 sowie an Hand weiterer Predigten
von H. J. Iwand, P. Schempp und K. H. Miskotte vertiefend erläutert
.

Mir persönlich ist freilich gerade angesichts der Darstellung der
Blumhardt-Predigt über Rom 8 sehr stark die Frage gekommen, ob
man heute wirklich noch so predigen kann. Blumhardt war erfüllt von
einer prophetisch zu nennenden Geschichtsschau, die er seiner
Gemeinde eindringlich darlegt. Psychologisch-rhetorisch gesehen
würde ich meinen, daß er mit geschickt formulierten theologischen
Suggestivsätzen gearbeitet hat, die natürlich dann überzeugen können
, wenn die entsprechende Persönlichkeit dahinter steht. Und die
Predigt von Miskotte ist unmittelbar nach der Befreiung der Niederlande
vom deutschen Faschismus gehalten, also in einer historisch
einmaligen, unwiederholbaren Situation, die aus sich heraus für den
christlichen Prediger und die christliche Gemeinde bestimmte Deutungen
anbot.

Was heißt es nun aber, wenn Landau im Hinblick auf die Erdbebenpredigt
von Blumhardt meint: „In der Gemeinde ist die Frage nach
der Gerechtigkeit Gottes gelöst, sie hat das ewige Leben, das Licht im
Tod, sie stellt in der ,Macht der Befreiung' das Leben im Tod dar"-
„Diese ,Theodizee-Predigt' hat. . . ihren ausschließlichen Ort in der
Gemeinde. Dort kommt ein ,Problem' der Theodizee nicht auf, das
dann in der Predigt argumentativ gelöst werden muß. Sondern Gottes
Gerechtigkeit, sein Wille, die Welt zu erlösen, steht auf dem Spiel,
wird verdunkelt durch die Finsternis, die in solchen Unglücken wie in
Messina unübersehbar heraufgezogen ist". „Da, wo in der Predigt die
Gemeinde getröstet, gestärkt und bereitet wird zum priesterlichen
Dienst in der Welt des Todes, ist die GerecHtigkeit Gottes kein Problem
mehr, sondern da ist sie bezeugt und anerkannt" (S. 147). Für
mein homiletisches Empfinden wird mit solchen Sätzen das schwerwiegende
seelsorgerliche Problem der Theodizee mehr zugedeckt als
auch nur einigermaßen hilfreich ernstgenommen.

Eine Frage ganz anderer Art ist es, warum der Band von Robert
Falke, Hg.: Warum zweifelst du?, 1914, 594 S., in dem von 61 Predigten
mindestens 9 zum Themenkreis Vorsehung, Schicksal und Bittgebet
zu rechnen sind, nicht in das Literaturverzeichnis und vielleicht
auch die Besprechung mit einbezogen wurde.

Berlin Hans-Hinrich Jenssen

Damblon, Albert: Zwischen Kathedra und Ambo. Zum Predigtverständnis
des II. Vatikanums - aufgezeigt an den liturgischen Predigtorten
. Düsseldorf: Patmos 1988. X, 416 S. 8" = Themen und
Thesen der Theologie. Kart. DM 32-,

Evangelische Teilnehmer an einer katholischen Meßfeier überrascht
oft, wie völlig die Kanzel im Ablauf des gottesdienstlichen
Geschehens ausgeschaltet ist. Nicht selten ist sie ganz verschwunden,
soweit nicht kunstgeschichtlicher Wert für ihre Erhaltung spricht. Die
liturgische Verlesung der Schrift und deren anschließende Auslegung
in der Predigt geschehen heute in räumlicher Nähe zum Ort des Altarsakraments
entweder von der Kathedra des Zelebranten oder meist
von dem in den Raum der Gemeinde hineinragenden Ambo aus. Die
vorliegende, kirchengeschichtlich und dogmatisch fundierte Untersuchung
des Pfarrers und Liturgikdozenten Dr. Damblon erweist, wie

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