Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1989

Spalte:

669-672

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Satō, Migaku

Titel/Untertitel:

Q und Prophetie 1989

Rezensent:

Suhl, Alfred

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

669

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 9

670

alle, aber doch die meisten der bisher unter dem Einfluß der Theorien
des 19. Jahrhunderts stehenden Exegeten haben sich angesichts der
überwältigenden Bezeugung der Einsicht gebeugt, daß Luk 22,l9b-20
voller Bestandteil des ursprünglichen Textes des Lukasevangeliums
ist: nicht der sog. .kürzere', sondern der ,längere' Abendmahlsbericht
ist authentisch, was die Darstellung und Auffassung des Lukasevangeliums
anbetrifft." Until the first edition of the UBS Greek Testament
inclusive Lk. xxii.l9b-20 had been printed in brackets. In
Nestle-Aland 26 the brackets are removed. The decisive consideration
that led the editors to favour the longer text seems to be the joint
evidence of B, P75. Duplacy displays considerable reservations about
this kind of argument.

We may wonder how far in practice the collaboration of Aland and
Duplacy would go. Both would be concerned to give as füll a picture as
possible of the evicence but Duplacy might venture on a quite diffe-
rent interpretation of this evidence. It would be impudent to associate
Duplacy with Aland's conclusions.

1t is clear that the Duplacy volume owes much to C. B. Amphoux
who has himself produced a second edition (1986) of Vaganay, «Initiation
ä la critique textuelle du Nouveau Testament» (1934) which is
mentioned with respect in the introduction to the B. F. B. S. Greek
Testament (1953). We owe much to Amphoux' work, a scholar who
continues the work of Duplacy. None the less Duplacy's careful and
documented studies remain an inspiration to us all.

Oxford George Dunbar Kilpatrick

Sato, Migaku: Q und Prophetie. Studien zur Gattungs- und Traditionsgeschichte
der Quelle Q. Tübingen: Mohr 1988. XIII, 437 S.
gr. 8° = WUNT,2. Reihe, 29. Kart. DM89,-.

Wahrend in der Schule von J. M. Robinson der Versuch unternommen
wird, Q von der Weisheit her zu erschließen, weist Sato in seiner
bei U. Luz angefertigten Dissertation die enge Verwurzelung von Q in
der prophetischen Tradition nach. Er liefert dabei ein überaus hilfreiches
Buch, das sich durch eine sehr differenzierte Gliederung sowie
beeindruckende sprachliche wie auch argumentative Kraft auszeichnet
und sicher zu den Meilensteinen in der Erforschung von Q zu
zählen ist.

In der Einleitung (1-15) wird sehr präzise definiert, welche konkreten
Fragen den Vf. leiten, nämlich: „Welches literarische Genus
repräsentiert die Q-Quelle? Und: Welche Umstände haben dieses
Genus der Quelle verursacht? Die erste Frage bezieht sich auf die
■Makrogattung' der Quelle, die zweite Frage darüber hinaus auf ihre
"inere, geschichtliche Verwurzelung" (1). Ein knapper Überblick
über die Forschungsgeschichte (1 -5) gipfelt in kritischen Anfragen an
die Zuweisung von Q zur Makrogattung „weisheitliche Spruchsammlung
" und führt zur These, die vielen prophetischen Mikrogattungen
■n Q ließen eher die alttestamentlichen Prophetenbücher als wichtigste
Analogie für die Gattung von Q vermuten (5). Damit ist die Aufgabe
klar gestellt: Um Q als prophetisches Buch zu bestimmen,
»benötigen wir eine eingehende Untersuchung sowohl des literarischen
Rahmens (Makrogattung) als auch der darin enthaltenen
Spruchgattungen (Mikrogattungen). Mit dieser Frage hängt aber
notwendigerweise die andere Frage zusammen, welche prophetische
Bewegung hinter der Quelle liegt" (ebd.). Ein knapper „Forschungsbericht
zur urchristlichen Prophetie im Zusammenhang mit der Tradierung
der Herrenworte" (5-14) schließt sich folgerichtig an und
führt zu einer Präzisierung der Aufgabenstellung (15): Gefragt werden
soll (a) nach dem prophetischen Charakter von Q und ihrem Hintergrund
, wobei (b) „das Phänomen ,Prophetie' anhand von grundsätzlichen
Merkmalen verständlich" zu machen ist (ebd.). Ferner sollen
'c) nachjesuanische Prophetenworte in der Quelle herausgearbeitet
und ihr Verhältnis zu den eigenen Worten Jesu bestimmt werden.
Besonders beeindruckend löst Sato die beiden letzten Aufgaben,
nämlich (d) die Q-Prophetie vom globalen Verständnis des urchrist-
'ichen Charismatikertums abzugrenzen und ihre Eigenart genau zu

beschreiben sowie (e) die Frage zu klären, „ob und in welcher Weise
von einer Kontinuität der israelitischen Prophetie bis Q gesprochen
werden kann" (ebd.).

Kap. 1 „Die Gestalt der Q-Quelle" (16-69) nennt (A) die Hauptargumente
für die Schriftlichkeit von Q (16-17) und bestimmt (B) sehr
sorgsam den Umfang von Q (17-28), um sodann (C) für den Prozeß
der Entstehung von Q (28-62) zu der These zu gelangen, daß Q in
mehreren deutlich unterscheidbaren Rezensionen bis hin zu Q-Mat-
thäus und Q-Lukas gewachsen ist. Unterfangen wird diese literarkri-
tische Hypothese (D) mit dem paläographischen Nachweis, daß es
damals Notizbücher aus Pergament gab, die ein sukzessives Wachstum
durch immer neue Hinzufügungen ermöglichten (62-68 mit
Bildern). Dabei kommt Vf. am Ende seiner Untersuchung zu einer
sehr plausiblen Hypothese über den Sitz im Leben auch der Teilsammlungen
, die er als Vorstufen der Endgestalt von Q ermittelte
(388-390).

Kap. 2 „Vergleich der Makrogattung der Q-Quelle mit den alt-
testamentlichen Prophetenbüchern" (69-95) liefert zunächst (A)
einen beeindruckend dichten Überblick über die Geschichte des
Prophetenbuches als Makrogattung (69-76). um sodann (B) Grundmerkmale
und (C) Kompositionelle Merkmale der Makrogattung
„Prophetenbuch" mit Q zu vergleichen (76-83 und 83-94), was (D)
zum Fazit (95) führt, daß nur das Prophetenbuch, wie es seit Arnos
sich entwickelt hat, eine wirklich vergleichbare Größe für Q abgibt.
Eine der großen Stärken der Arbeit Satos ist, daß die oft sehr weitgespannten
und materialreichen Einzeluntersuchungen immer wieder
abschließend gebündelt werden, dabei aber nie versucht wird, die
Eigenart von Q der vorgestellten These zulieb einzuebnen. Das zeigt
sich hier schon in der Bemerkung, eine Verwandtschaft zwischen Q
und dem Prophetenbuch bestehe „sowohl bezüglich der Grundmerkmale
als auch der kompositorischen Merkmale. Vermutlich wollten
auch die Endredaktoren Q analog zum Prophetenbuch gestalten. Der
wichtigste Punkt jedoch, der Q über die Makrogattung ,Prophetenbuch
' hinausrücken wird, besteht vor allem in der Gestalt des Sprechers
Jesus selbst: Jesus in Q nimmt als für das Heil am Eschaton
entscheidende Person die göttliche Stellung ein. ... Diese exklusive
Erhöhung der Stellung des Propheten ist in den alttestamentlichen
Prophetenbüchern nicht geschehen. Mithin scheint Q letzten Endes
eine einmalige Größe zu sein" (95).

Kap. 3 „Hauptmerkmale der Prophetie" (96-107) will das Sachkriterium
für die Analyse der Mikrogattungen bereitstellen, zumal das
Thema der Untersuchung, „das von der Annahme der Kontinuität
eines Phänomens über eine lange Zeit ausgeht, nach einer einheitlichen
Grundlage für die Beschreibung" verlangt (96). In einer sehr
hilfreich, eigenständigen und materialreichen Skizze entwickelt Vf.
sein Verständnis des Prophetischen unter den Überschriften 1. „Gottergriffenheit
", 2. „Aktuelle Adressaten", 3. „Eschatologie" und 4.
„Anknüpfung an die prophetische Tradition", wobei neben der sehr
differenzierten und nuancierten Bestimmung des Begriffs „Eschatologie
" (103) der Exkurs 2 mit seiner sehr prägnanten Gegenüberstellung
der „Charakteristika der alttestamentlichen Weisheit verglichen mit
den Merkmalen der Prophetie" (1060 hervorgehoben zu werden
verdient.

Kap. 4 „ Vergleich der Mikrogattungen zwischen den alttestamentlichen
Prophetenbüchern und der Q-Quelle" (108-313) nimmt den
größten Raum ein. Nach (A) den Prophetenerzählungen (unterteilt in
1. Berufungserzählung und 2. Visionserzählung 108-116) werden (B)
Prophetensprüche (116-297) nach ihren unterschiedlichen Gattungen
vorgeführt, und zwar in der Regel so, daß die jeweilige Mikrogat-
tung zunächst 1. in den Prophetenbüchem analysiert, 2. in ihrer Weiterwirkung
bzw. Entwicklung in der zwischentestamentlichen Zeit
vorgestellt und 3. mit ihren Belegen in Q vollständig diskutiert wird.
Diese überaus kenntnisreiche und instruktive Darstellung wendet sich
„zunächst den Mikrogattungen zu, die in der alttestamentlichen
Forschung fast allgemein als prophetisch anerkannt sind: .Ankündigung
', .Unheilswort', .Heilswort', .Heilsorakel', .Scheltwort',