Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1989

Kategorie:

Altes Testament

Titel/Untertitel:

Neuerscheinungen

Ansicht Scan:

Seite 1

Download Scan:

PDF

665

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 9

666

sei und sich von dem Aufweis der Führung Gottes und der zerstöre- Messianic expectations and how they were related in the prophet's

rischen Möglichkeiten menschlicher Sünde habe leiten lassen. Weiter proclamation to the Assyrian threat and in which way he expected his

löse diese Hypothese, das Nagid-Problem, erkenne den Unterschied hopes to bc realized. In particular, we ask how the Assyrian crisis in

zwischen charismatischem und dynastischem Königtum als theolo- 701 is connected with Isaiah's Messianic expectations." (S. 39).

gische Konstruktion des PR. erkläre das nordisraelitische Interesse am Das zweite Kapitel widmet L. daraufhin dem Hintergrund der

Königtum Sauls und Davids, lehre die frühen Propheten besser als jesajanischen Verkündigung, näherhin der Davidtradition - mit

Vorläufer der klassischen Prophetie verstehen und verfolge die einem Exkurs zur Redaktionsgeschichte der antimonarchischen

Herausbildung des Konzepts des Königs als Gesalbten Jahwes durch Texte in der deuteronomistischen Geschichtsschreibung - der Zions-

PR in die Geschichte zurück. tradition. dem Restmotiv sowie einer knappen Beschreibung der poli-

Mit wenigen Hinweisen auf den zweiten Teil, der den Anfang der tischen und historischen Situation. L. kommt dabei zu dem Schluß.

Aufstiegserzählung in der vor-PR-Tradition von lSam 9,1 ff sieht und daß David-, Zionstradition und Resttheologie schon der Zeit Jesajas

eine spätere nordisraelitische Weiterführung des PR bis zum Ende des vorgegeben seien.

Nordreichs sowie eine um die Zeit von Josaphat bis Hisika ergänzte Die drei folgenden Kapitel gehen auf diesem Hintergrund die

judäische Ausgabe des gesamten PR als Möglichkeit vorstellt, soll die- entsprechenden Texte (Jes 6,1-11; 7,1-17: 8.5-10: 8,23b-9,6;

ses Referat abgebrochen werden. Es dürfte deutlich geworden sein. IO,27c-34; 11,1-9; 29,1-8; 30,27-33; 31,4-5.8-9; 33; 32.1-8)

daßC. einen nicht so sehr in die Einzelheiten gehenden, sondern mehr durch. In Exkursen werden dazwischen folgende Themen behandelt;

die großen Linien aufzeigenden Entwurf eines „Geschichtswerkes" „Jesajas Verkündigungsabsicht und seine Resttheologie." - „Die

vorgelegt hat, der allgemeine Beachtung finden wird. Dafür spricht. Interpretation des Immanuelzeichens in alttestamentlichen Arbei-

daß man allenthalben nach Vorläufern des Dtn und derdtr Theologie ten."-„Israel, Juda und Efraim in Jesajas Verkündigung." Bei diesem

sucht oder doch suchen sollte und daß hier nun ein ansprechendes Durchgang versucht L. zu zeigen, daß der enorme assyrische Druck

Angebot für ein solches dem DtrG vorgegebenes Werk gemacht wird. auf Juda und Israel im 8. Jh. v. Chr. die Hoffnung auf einen Herrscher

Das gilt auch für die von C. herausgestellten Theologumena, die PR wie David entstehen lassen konnte, der die getrennten Reiche wieder

klar vom DtrG abheben. Daß es ein derartiges Geschichtswerk aus im Kampf gegen Assyrien vereinen würde.

dem Raum Nordisraels gegeben und daß es die eigene Geschichte als Nach dem Schlußkapitel (S. 248-300), das sich Sanheribs Palä-

Icgitime Fortsetzung der Saul-David-Zeit verstanden hat, leuchtet ein, stinafeldzug von 701 v.Chr. zuwendet, folgert L.: "The year 701 was

weil hiermit die sekundäre Theologisierung des Königwerdens Davids thus a disappointment for Isaiah. A realm of peace in Israel through

und deren Angleichung an Saul erläutert wird. Immanuel, which Isaiah had so eagerly awaited. never came. The

In gleichem Zuge freilich stellen sich auch Fragen und Bedenken people still lived in their old ungodly ways. But Isaiah could hardly

ein. Daß der Nagid-Titel in seiner theologischen Bedeutung eine have concludcd that his Immanuel Programme was mere wishful

Schöpfung des 9. Jh. sein soll, befriedigt nicht. Auch die Herleitung thinking. This is indicated by the fact that his Messianic prophecies.

der Unterschiede der Königtümer Sauls und Davids von PR überzeugt with all their attachments to the period of Isaiah's time and absurd

angesichts der Differenz mancher Theologumena des Nord- und Süd- hopes, were preserved forposterity."(S. 331).

reichs kaum. Schließlich wäre auch zu fragen, warum PR keinen Platz Nicht nur in der forschungsgeschichtlichen Einleitung geht die

für den Propheten Gad hatte. Mühelos könnten weitere Anfragen for- Arbeit von der neueren Jesajaforschung aus, sondern durchgängig

muliert werden. stent s'e mit ihr im Gespräch. Dies ist zweifellos ein großes Plus, da die

Doch nicht das ist das Eigentliche, auch wenn damit der anregende Differenzen der Forschung bei den behandelten Zentraltexten des

Charakter dieses Buches unter Beweis gestellt werden könnte, son- Jesajabuches deutlich hervortreten; aber gerade hier zeigt sich auch

dem, daß hier ein Entwurf vorgelegt wird, der nicht mittels Quellen- schon eine Schwachstelle dieser Arbeit an. denn es wird fast völlig auf

kritik erstellt wurde und doch die Litcrarkritik nicht ausblendet, der eigene Textanalysen verzichtet. Ein so schwieriges Thema ist wohl

sich der Form- und Überlieferungsgeschichte verdankt und einen kaum ohne eine durchlaufende -analytisch erarbeitete- Redaktions-

nicht unwesentlichen Beitrag zur Redaktionsgeschichte leistet, der - hypothese zu Protojesaja zu bewältigen.

und das erscheint als das Wertvollste - eine neue Gesamtschau des Das Grundanliegen des Buches, theologische Gedanken konkret

Werdens der Samuel- und Königsbücher bietet, die in ihren Grund- historisch zu verorten, ist positiv zu bewerten, und hier liegt vielleicht

Zügen ernsthafteste Beachtung verdient. auch ihr entscheidendes Verdienst, in dem sie das Feld literatur-

• ■ ■ .1« i _ ■>«----Skills»*— j__;___i__;__|___rt___- .i_ __ *

Greifswald Hans-Jürgen Zobel

geschichtlicher Plausibilitäten für den jesajanischen Bereich neu abschreitet
. Dabei müßte jedoch methodisch, präziser als L. es tut. diffe-

, „. , . r- j r renziert werden zwischen dem, was biblische Texte intendieren -

Laato Antti Who is Immanuel? The Risc and the Foundenng ot „_. . , .

i lTS »immanuei. i ni. SOW]e dem Kontext in <jem sle stehen -. und dem. was unabhäng g

Isaiah s Messianic Expectations. Abo: Abo Academy Press 1988. . s's

XI 394 S 8' von diesen Texten (!) an historischen Fakten zu eruieren ist.

Gerade auf dem Hintergrund der hier vorgelegten These hätte man
Die von Professor Illmann in Abo betreute Dissertation hat sich zur sich von L. eine stärkere Auseinandersetzung mit den klassischen DisAufgabe
gemacht, die messianischen Erwartungen Jesajas und deren kussionen um Heils- und Unheilsprophetie ebenso gewünscht wie
historische Voraussetzungen zu analysieren; wobei L. gleich zu eine tiefgreifendere Beschäftigung mit dem Thema der Gottesherr-
Beginn festhält, daß er den Begriff Messias synonym zu dem des idea- schaft im Kontext des alttestamentlichen Messianismus (vgl. z.B.
'en Königs benutzt und nicht im Sinne der späteren jüdischen Ver- N. Lohfink, Das Königtum Gottes und die politische Macht, in:
Sendung im Kontext des Gedankens der Wiederherstellung der davi- Oers., Das Jüdische am Christentum, 71 ff. oder E. Zenger, TRE
didischen Dynastie (S. 1, Anm. 1). Es geht L. also darum, messiani- I5.176ff).

sehe Texte aus dem Jesajabuch auf dem Hintergrund der Ereignisse So bleiben insgesamt viele interessante Details, aber eine wenig

des 8. Jh. v. Chr. zu verstehen, bzw. in unmittelbarer Abhängigkeit überzeugende These zu einem wichtigen Thema.

von diesen Ereignissen, die vor allem durch den assyrischen Druck auf Bonn Christoph Dohmen

Juda/Jerusalem (bes. 705-701 v. Chr.) bestimmt werden, zu erklären.

Dazu holt er im Einleitungskapitel ausführlich die Forschungs-

Beschichte zur Redaktion von Jes 1-39 (S. 6-31) und zum zeit- Boorer, Suzanne: The Importance of Diachronie Approach: The Case of

geschichtlichen Hintergrund im Umfeld des Jahres 701 v.Chr. Genesis-Kings(CBQ51,1989,195-208).

(S. 32-38) ein, um auf dieser Basis seinen Untersuchungsgegenstand Carroll, R. P.: Jeremiah. Sheffield: JSOT 1989. 128 S. = Old Testament

Präziser zu fassen: "The purposc of this study is to reconstruet Isaiah's Guides. Pb. £ 4.95.