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Ausgabe:

1989

Spalte:

634-635

Kategorie:

Referate und Mitteilungen über theologische Dissertationen und Habilitationen in Maschinenschrift

Autor/Hrsg.:

Rieckmann, Wernfried

Titel/Untertitel:

Der Beitrag Gustaf Dalmans zur Topographie des Ostjordanlandes 1989

Rezensent:

Rieckmann, Wernfried

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 8

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rung des credo ecclesiam im dritten Glaubensartikel verbietet eine Behandlung der Amtsthematik. Freilich hat auch dies schon Konse-

Verselbständigung des institutionellen Aspekts der Kirche. Vielmehr quenzen, die markant sind, auch wenn der Verfasser selbst sie eher

hängt Tür das Kirchenverständnis Entscheidendes daran, daß die Kir- beiläufig und zurückhaltend vorbringt.

che „unter dem Wort Gottes" bleibt (S. 14) und daß der Gemein- So bezieht er die apostolische Sukzession in erster Linie auf die
schaftscharaktcr der Kirche herausgearbeitet wird. Wirklichkeit der Kirche im Ganzen (S. 203 ff) und nur in diesem Rah-
Unter dieser Prämisse wendet sich der erste Teil (S. 15-85) der neu- men auch auf das Amt. Er sieht die primäre ekklesiologische Wirk-
testamentlichen Grundlegung zu. Schon hier läuft alles auf die Frage lichkeil in der Existenz lokaler Kirchen, die in koinonia unter der
zu, ob und in welchem Sinn die institutionellen Strukturen der Kirche Führung des Bischofs von Rom leben, nicht im päpstlichen Primat
unter Einschluß der apostolischen Sukzession und des Petrusamts (S. 246); mit erkennbarem Bedauern stellt der Vf. fest, daß der CIC
neutestamentlich begründet werden können. Der Vf., der sich den 1983 in dieser Frage anders entscheidet. Im Vergleich zum L Vatica-
Stand der historisch-kritischen Exegese unbefangen zunutze macht, num deutet der Autor eine weitreichende Uminterpretation der
mahnt zur Vorsicht. Seine Folgerung heißt, daß die Ekklesiologic mit päpstlichen Infallihilität an; er spricht nämlich statt dessen von einer
dem Prinzip sola seiptura nicht auskommen kann. Er will Linien der notwendigen Indefektihilitäi der Kirche, in deren Rahmen allein von
Kontinuität herausarbeiten, die von der „impliziten Ekklesiologie" einer Indefektibilität des päpstlichen Lehramts die Rede sein kann
des historischen Jesus (S. 34) bis zur Kirche des monarchischen (S. 2000- Aussagen des päpstlichen Lehramtes bedürfen nach seiner
Episkopats reichen. Dafür kommt dem Herrenmahl eine Schlüssel- Überzeugung der variierenden Auslegung in Anpassung an die jewei-
rollezu "gen Kontextbedingungen; der Vf. illustriert das (man ist versucht
Damit ist auch der Schwerpunkt des zweiten Teils (S. 87-114) 'hinzuzufügen: ausgerechnet) an der Enzyklika „Humanae vitae"
genannt, der sich dem Wesen der Kirche und ihren Kennzeichen Pauls VI. (S. 1990- Besonders deutlich zeigt sich die knt.sch-
zuwendet. Garijo-Guembe knüpft vor allem an Karl Rahners Auffas- regulative Funktion der rcmmu»i<>-Ekklesiologie schließlich in der
sung von der Kirche als Grundsakrament an, deren Wesen in den (sie- These, jede Gemeinde habe ein prinzipielles Recht auf einen Amtsträ-
hen) Sakramenten seine höchste Aktualitätsstufe erreicht. Sehr ein- ger, damit sie regelmäßig d.e Eucharistie feiern könne: kein menschdringlich
hebt er daneben die ökumenische Bedeutung der commu- lich-kirchliches Gesetz, wie z. B. der Zölibat Tür d.e Amtsträger in der
"'»-Ekklesiologie heraus die durch die Konstitution „Lumen gen- lateinischen Kirche, dürfe ein Hindernis Tür d.e Konkretisierung die-
«um» angebahnt wurde. ' ses Rechtes der Gemeinde bilden (S. 164).

Der dritte Teil (S 145-253) ist den Strukturen der Kirche gewid- Insgesamt zeigen sich in solchen Thesen Grundlinien eines konzi-

met. Auf ein relativ knappes Kapitel über „Gemeinde und Amt" fol- Haren Reformkonzepts für die katholische Kirche. Freilich werden

gen weit ausführlichere Erörterungen über die hierarchische Verfas- solche-durchaus einschneidenden-Folgerungen in Garijo-Guembes

«mg der Kirche insbesondere das Bischofsamt und den päpstlichen Buch weit moderater vorgebracht, als sie in einer zusammenfassenden

Primat Der knappe vierte Teil (S 255-288) über die Sendung und Aufreihung erscheinen. Soll man diese Zurückhaltung als einen Beleg

Aufgabe der Kirche dient der Aufgabe, die unlösliche Zusammen- dafür nehmen, daß sich eine Ekklesiologie. die den Geist des II. Vati-

gehörigkeit von Evangelisation und Weltvcrantwortung in der Sen- Canums weiterzutragen sucht, unter dem Ponjihkat Johannes Pauls II.

dungder Kirche zu verdeutlichen. ™ der Defensive befindet? Dem Vf. jedenfalls ist für einen Entwurf zu

Sucht man nach der spezifischen These des Verfassers, so liegt sie danken, der in mehrfacher Hinsicht den Titel „konziliar • verdient,

zum einen in der Akzentuierung der cowwi/n/o-Ekklesiologie, zum Heidelberg Wolfgang Huber

änderen in einem eigentümlichen Umgang mit der Frage nach der
normativen Bedeutung des Neuen Testaments. Zwar anerkennt

Garijo Guembe das Neue Testament als normet normans; doch muß Referate Über theologische

d|es nach seiner Auffassung auch die Anerkennung der Endung D|ssertatiOnen in MaSCHinenSChrif t

uber die kanonische Geltung des Neuen Testaments einschließen. Die w,ooc'
Festlegung des Kanons aber läßt sich nicht von den maßgebenden

Entscheidungen über die Struktur der Kirche isolieren, die mit ihr ein- R jcckmann. Wernfricd: Der Beitrag Gustaf Dalmans zur TopoRraphie

"ergingen. Denn es wäre in den Augen des Vf. „sinnlos", den neu- des Ostjordanlandes. Diss. Greifswald 1987. V.200S.

testamentlichen Kanon zu akzeptieren, das monarchische Bischofs- ,

»rot aber abzulehnen Diejenige Kirche, die bestimmte Bücher als Die bemerkenswerten wissenschaftlichen Leistungen Gustaf Dal-

zum iT dt1/u'Lllnen- ••uleJen,gc nirhtkannnisch hielt mans auf dem Gebiet der Palästinakundc beruhen auf seiner ausge-

'urn Kanon gehörig akzeptierte und andere für nichtkanonistn mui, maus am . , ___D_____. . ...

u« ■ •• r-, ■ j— n;«.h/tftam< zeichneten Kenntnis des Landes und seiner Bewohner, die er wahrend

War der Uberzeugung, daß bestimmte Elemente wie das Bischolsamt zeicnncicn ivemmusub j c;^„i-l

Zürn w " . Kirche ,enörcn" (S 186f Kühnerweise rechnet der insgesamt vier Aufenthalten erworben hatte. Erste Eindrucke gewann

Vf. al / X t u der gemeinsam mit Kanon und er auf einer 15monat,gen Reise durch Synen und Palästina in den

ni ucn papwiitncu rnouu tu u 6 Kirche Jahren 1899-1900. Sie war durch ein Stipendium der Leipziger

Anarchischem Episkopat zu betrachtenden Struktude Kirche Jahren 18 ^ J£P g

£•243). obwohl er doch zugleich einräumt, daß der Primat n dcm UJ^jmgc^ [nstitut|fur Altcrtuniswissenschaftdes Hei-

S'nn. ,n dem der römische Katholizismus ihn vertritt, erst ,m zweiten »uttenene ^ Möglichkeit,

glichen Jahrtausend zur Vorherrschaft gekommer, Bt Sdch •„ ^ Landestcilen Beobacntungen

^ssagen sind in erkennbarer Weise von dem Bemuhe ene_bewußt au! u g „^„wissenschaftlichen Sachverhalten

b sch argumentierenden (und zugleich histonsch-kri,s h be-- ^*h.cnt ^

K r thc°;t bMtimmt' E'^!°S Pr m Jerusalem und Umgebung aufhielt, ergänzte er systematisch

jchenvcrs.andnisscs eine innere Legitimität ^"^^ linc Forschungsergcbnisse für die Erarbeitung seines Werkes „Arbeit

Kril'scher Betrachtung biblisch nicht begründet werden können. ,St, • Palästina"

Eben dieses Bestreben hat zur Folge, daß den Fragen des bischof..- und a e ^ ^ ^ ^ ^ „^.^ ^ ^ ^

hen Amtes und des Primats sehr viel Raum eingeräumt wird Das .s ■ ^ mj( dcn darjn emhaltenen sorgfaitigen

n*M nur für den evangelischen User befremdlich, sondern steht a von Dalmans Reisen. Sie umfassen ethnographische.

; 8'eich in Spannung zur Intention des Autors, der sich d oc h e n e topographische, botanische, geologische, zoologische

^mo-EkkJesiologie zum Ziel geaetzthat- ^"^^™Z und meteorologische Untersuchungen, wobei die Reihenfolge der

^aftscharakter der Kirche in seiner Gegenwartsbedeutung um a. - j( Jcr Ran folge übereinstimmt, wenn man den Umfang

und konstruktiv entfalte, würde, kann man nicht sagende - Au«otizcn8alsMaüstab dafür zugrunde legt,

^hr dient dieser Aspekt im wesentlichen als Korrektiv für die aerrwu