Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1989

Spalte:

629-632

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Titel/Untertitel:

Churches respond to BEM 1989

Rezensent:

Hinz, Christoph

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

629

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 8

630

fern sie gegen die theologische Sanktionierung menschlicher Selbst- Die drei vorliegenden Bände setzen die Dokumentation der Ant-
rechtfertigungsversuche gerichtet sind, voll anerkennt, attestiert er der Worten der Kirchen auf die Lima-Erklärungen fort. Das Vorwort zu
reformatorischen Kritik doch zugleich eine Befangenheit in der Struk- Bd. VI spricht von einem vorläufigen Abschluß und vermerkt
tur des mittelalterlichen Opferbegriffes (77fT). Zwar sind die entspre- zugleich, daß ein weiterer Band, a final volume notwendig wird. Die
ehenden Ausführungen sehr knapp ausgefallen, doch wird man ihr Anlage der ersten Bände (vgl. die Besprechungen von Vol. I—II in
Wahrheitsmoment nicht in Abrede stellen können. Auf der anderen ThLZ I 12, 1987,633-635; Vol. III ThLZ 112, 1987, 856-858) wird
Seite läßt sich nach Franz auch heute noch in der eucharistischen beibehalten. Als Ordnungsgesichtspunkt ist nur der Gedanke erkenn-
Theorie und Praxis der römisch-katholischen Kirche ein Mangel an bar, möglichst in jedem Teilband etwas von der Breite des ökume-
sprachlichen Differenzierungsmöglichkeiten feststellen, der zu häufi- nischen Spektrums reden zu lassen, hier von den Orthodoxen Kirchen
gen Mißverständnissen hinsichtlich des Opferbegriffs führen muß. (Vol. IV u. V) bis zur Salvation Army (Vol. IV). Gewicht und Status
Insonderheit durch die sprachliche Unterscheidung zwischen Dar- der einzelnen responses bleiben sehr unterschiedlich. Die Stellung-
bringung eines Opfers und Vollzug eines Opfers soll dieser Mangel zu nähme der Römisch-Katholischen Kirche. Einheitssekretariat, eröff-
beheben sein. Ökumenisch auszugehen sei davon, „daß die Kirche net Bd. VI. Ein dringendes Desiderat für den angekündigten Ab-
bzw. der Priester nicht ein Opfer vollzieht oder vollbringt, sondern das schlußband Vol. VII ist ein Inhaltsverzeichnis aller 7 Bände,
einmal vollzogene, vollbrachte Opfer Christi vor Gott darbringt. Die- Die 57 Beiträge von IV-VI können nicht einzeln vorgestellt Werses
Darbringen wird nicht verstanden als ein wiederholendes oder den. Die im folgenden herausgegriffen Voten und Beiträge sind nur
nachvollziehendes Tun, sondern als ein gegenwärtigsetzender, aktu- Hinweise auf Markierungen der ökumenischen Gesprächsbreite. Hin-
alisierender Hinweis auf das, was Gott in Jesus Christus zum Heile weise sind nicht Urteile und möchten bewußt halten, daß jede Stimme
a|ler Menschen ein für allemal getan hat. Dabei ist überall als selbst- nurim Kontext der meist sehrdurchdachten Stellungnahme richtig zu
verständlich vorausgesetzt, daß Christus als der Auferstandene und hören ist.

Gegenwärtige in der Kirche bzw. in seinen Dienern handelt. Im Han- Das Wort des Ökumenischen Patriarchats von Konstantinopel. IV,
dein der Kirche handelt Christus selbst als das Haupt seines mit ihm 2-6 vorangezeigt ThLZ 112, 1987, 856, beginnt mit höflich aner-
verbundenen Leibes " (86) kennenden Worten, bleibt in der Sache schroff abweisend. Vorausset-
Mit diesen Formulierungen weiß sich Franz nicht nur in grundsätz- zung Tür eine Verständigung über die Sakramente ist eine gemeinsame
'icher Übereinstimmung mit den Limapapieren, er beansprucht mit Ekklesiologie (IV, 4 Zif. 17). Der Faith and Order Kommission
seinen an Augustin gewonnenen Erkenntnissen zur Opferthematik (=FAO) wird als vorrangige Aufgabe eine Studie über Ekklesiologie
zugleich einen Beitrag zu deren Rezeption und zur Abwehr kritischer empfohlen (IV, 5 Zif. 19). Dazu wird gefragt, ob der BEM-Prozeß
Einwände geleistet zu haben (89-103). Die wichtigsten Klarstellun- nicht die Toronto-Erklärung von 1950 überschreite, die von den
gen sind dabei die folgenden: „Das Opfersein der Kirche tritt nicht in Gliedkirchen des ökumenischen Rates (=WCC) keine Preisgabe ihrer
Konkurrenz zu dem Opfersein Jesu Christi, es ist ja nichts anderes als ekklesiologischcn Identität verlange. Die Orthodoxe Kirche von
das singulare Opfersein Christi, das im Opfersein der Kirche in seiner Griechenland flankiert die Kritik (V, I -3). Spricht hier die ökume-
univcrsalen Bedeutung zur Geltung kommt. Das Opfersein Christi nisch immobile Seite der Orthodoxie, von deren epikletischer Erwar-
bedarf auch keiner Ergänzung; wohl aber bedarf es dessen, daß es für tungshaltung wir doch im Eucharistiekapitel lernten'.'
alle Menschen verkündigt und in seinen Auswirkungen sichtbar Nächst den anglikanischen Kirchen (vgl. ThLZ 112. 1987. 8560
gemacht wird. Das universale Opfer der Kirche ist auch in keiner tragen die reformatorischen Kirchen am stärksten die BEM-Texte
Weise ein heilbringendes und versöhnendes Opfer; es gibt nur das in mit, wenn auch mit Vorbehalten gegen Emzelpassagen. am deutlich-
e"istentieller Weise weiter was es durch das allein heilbringende sten gegen cap. Amt. Die Texte aus der BRD und DDR begegnen in
Opfer Christi empfangen hat und geworden ist." (960 Eben darin Vol. V und VI. einer in I, 39IT. Das Reden aus ökumenischer Versteht
nach Franz zugleich der wesentliche Dienst der Kirche an der pflichtung der Kirchen ist unverkennbar. Man begegnet landeskirch-
Wclt. den er im nochmaligen Blick auf die Konzeptionen Augustins liehen Einzclprofilen. theologischem Scharfsinn, Präzisierungen aus
unddesLimadokumentsabschlicßcndcigenscntfaltet(105-134). reformatorischem Erbe, liest sie mit Gewinn, trifft auch auf Uber-
Egon Franz emeritierter evangelischer Pfarrer und ehemaliger schneidungen. Die Rheinische Kirche fragt sich, ob die Einwände
Oozent für Dogmengeschichte und Dogmatik. hat ein lesenswertes (doubts), die sie haben, eigentlich kirchentrennend sind, oder legitime
Buch zum gegenwärtigen interkonfessionellen Dialog geschrieben, das Lehrunterschiede im ökumenischen Pluralismus (V. 70). Die Frage
nicht nur hilfreiche Interpretationsangebote zu vorliegenden Konver- könnte in vielen Texten stehen. Ein Gesprach über ekklesiologische
.Verklärungen enthält, sondern zugleich die ökumenische Aktuali- Grundsatzfragen wird notig (ebd.).
* Augustinischen Denkens beweist. Um sicher zu sein, daß das skiz- Die reformierten Kirchen der Niederlande (Hervormde Kerk und
^erte. an Augus.in geschulte Konzept tatsachlich in der Lage ist. die Gereformeerde Kerken) IV. 00-109. bringen ihre eigenen ökumenische
Ausgangsfrage nach dem Subjekt kirchlichen Handelns bzw. nischen Erfahrungen als Vergleichspunkte ein. die sie im, Rat der Kirsch
dem genauen Verhältnis von Christologie und Ekklesiologie chen der Niederlande und bilateral mit der Romisch-Katholischen
angemessen zu beantworten, bedürfte es allerdings noch einer Reihe Kirche gemacht haben. Gesprachsergebmsse zur Anerkennung der
*on (insbesondere pneumatologischen) Differenzierungsleistungen. Taufe JV 102). konfessionsverschiedene Ehe (IV. 1)3». zu Herren-
e'wa in bezug auf das Verhältnis von Singularität (sacriflcium singu- mahl (IV. .03) und ministry (ebd.). Bemerkenswert ,s. die inhaltliche
und Universalität des Opfers (sacrificium universale) oder in Interpretation der apostolischen Sukzession als Ubereinstimmung m,
Whenverfassungstheoretiseher bzw. amtstheologischer Hinsicht. In- der Tradition der Apostel, wie sie ,n der Schrift ^s.a gewonnen ha,
(W „ , . * ' ' „K^riinHft daß solche (IV, 104). Sonderanhegen sind die Fragen um Israel (IV. 1020. Sie
ues erscheint mir die Erwartung als nicht unbegründet. aai5 soiciit v » a u,,„m imaa™ri,„u
Dim. ,. , . Bnhm.-nhedini'un- werden zur Empfehlung, bei der Arbeit zum Apostolischen Glauben

"lerenzieruni's eistunaen unter den gegebenen Kanmcnoeumgun ""u" f ... „ , , ,. ,

gen z , 1 u,,gSIUMUngtn umt-' UL" & * dem A|(en Testament in seincr eigenen Bedeutung gerecht zu werden.

zu erbringen sind. ^ jüdischen Hintergrund des Neuen Testaments, der jüdischen

Augsburg Gunther Wenz Tradition heute(IV, 109).

Der schweizerische protestantische Kirchenbund (VI. 75-87) weiß,
daß die Dinge ort nicht besser stehen als bei unserem Umgang mit der

"'"rian, Max [Ed.]: Churches respond to BKM. Official responses to Schrjft (Vj 7g) Sein Text schickt den Anmerkungen zu BEM eine

'bc "Baptism. Eucharist and Ministry" text. Vol. IV: XII. 257 S. rjrundtatzltritik am Schriftgebrauch der Lima-Texte voraus, wie sei-

vol. V: VII, 190 S. Vol. VI: XI, 141 S. Genf: World Council Ol ßgfzgjt schon bei den Accm-Pipieren. Die Bibel wird als Sammlung

<■ hurches 1987/88. 8' = Faith and Order Paper. 137,143,144. ka . Wahrheiten benutzt. Dabei könnten und sollten die bibli-

sFr 27.50; 19.50 and 15.90. '