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Ausgabe:

1989

Spalte:

606-608

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Meier, Kurt

Titel/Untertitel:

Evangelische Kirche in Gesellschaft, Staat und Politik 1918 - 1945 1989

Rezensent:

Graf, Friedrich Wilhelm

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 8

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1550. Das erste Kapitel (S. 17-50) behandelt die überaus schwierige am liebsten ganz genau, und vor allem, was die Hintergründe angeht.
Wahl sowie die dann einsetzenden Komplikationen bei der Einberu- welche theologischen Kräfte sich schließlich durchsetzten und
fung des Konzils und bei der Wiedereröffnung bis zur 12. Session warum, ob und wie tatsächlich mit der Reformation gerungen wurde
(1.9. 1551). Kapitel 2 (S. 51-91) stellt die Dekrete zu Glaubenslehre usw. Hierbleibt nun doch noch manche Frage offen, zugunsten einer
und Reform der Kirche vor, die die 13. Session verabschiedete Materialfülle, über deren Einzelheiten sich der interessierte Benutzer
(11. 10. 1551), vor allen Dingen die Beschlüsse über die Eucharistie aber eigentlich leicht in den vorhandenen Quelleneditionen informie-
sowie über die pastorale Autorität der Bischöfe. Kapitel 3 (S. 92-157) ren könnte, auf die er bei weiterem Arbeiten ja ohnehin angewiesen
bringt die Dekrete der 14. Session (25. II. 1551): Buße und Kranken- bleibt. Empfindlich ist dieser Mangel besonders im Hinblick auf die
Salbung, Weihe der Kleriker und das Benefizienwesen. sachliche Auseinandersetzung mit den Thesen der Reformation. Hier
Kapitel 4 (S. 158-222) „Vor der Unterbrechung des Konzils" schil- - wäre es doch angezeigt gewesen, nicht nur auf die Differenzen hinzu-
dert die wichtige Periode des Winters 1551 /52. Sie ist erfüllt nicht nur weisen - und gelegentlich geschieht schon das ausgesprochen verkürzt
mit wichtigen Debatten über weitere theologische Topoi (Messe, Prie- -, sondern sie wirklich greifbar zu machen, in ihrer jeweiligen theolo-
sterweihe), sie bringt vor allem die Ankunft protestantischer Gesand- gischen Stringenz aufzuweisen und damit deutlich zu machen, inwie-
ter auf dem Konzil und ist gekennzeichnet durch erhebliche innere weit das Konzil tatsächlich eine Antwort auf die Reformation war,
Spannungen sowie schließlich durch die zweite Unterbrechung oder eben u. U. die wirkliche Antwort schuldig blieb,
infolge der „Fürstenrevolution" unter Moritz von Sachsen. Drei Jahre Und noch eine Anmerkung sei erlaubt: Viele Themen, denen sich
später stirbt der Papst, ohne das Konzil wieder zusammengerufen zu das Konzil zu stellen hatte, konnten nicht im ersten Anlauf bewältigt
haben werden. Erste Entwürfe blieben liegen. Manchmal wurde das Thema
Das kürzeste Kapitel 5 (S. 223-242) schildert den längsten Zeit- erst nach Jahren erneut aufgegriffen und dann möglicherweise ganz
räum „Von Paul IV. zur Pius IV.: Die Reform ohne Konzil", eine von vorn angegangen. Probleme begleiteten das Konzil bis zur ZerSpanne
von sechs Jahren (1555-1560), bestimmt besonders durch die reißprobe (Residenzpflicht der Bischöfe!). Andere Themen begegnen
Enttäuschung durch das Pontifikat Papst Pauls IV., Carafa. der - als sowohl in den Lehrdekreten wie in denen der Reform. Eine derartige
Beförderer der Reform eigentlich mit ziemlichen Erwartungen Fülle von Details erschließt sich nicht über ein Inhaltsverzeichnis,
begrüßt - dann ein Schreckensregime ausübte, vordem selbst Ignatius und sei es auch noch so ausführlich (S. 5-16). Wer darauf aus ist. ein
von Loyola zitterte bestimmtes Thema in seiner Behandlung durch das Konzil zu verfol-
Die Kapitel 6-12 sind dann - ein zwischengeschaltetes leeres Blatt gen, braucht einen langen Atem, bis er die u. U. verschlungenen Wege
lediglich mit dem Titel Das Konzil unter Pius IV.", aber ohne wei- abgeschritten hat. Hier wäre ein Sachregister doch sehr hilfreich, oder
tere Hinweise markiert'zumindest einen großen Einschnitt und teilt aber und vielleicht besser noch eine Arbeitsweise, die deutlicher von
Jas ganze Opus in zwei Teile - der dritten Konzilsperiode gewidmet den Sachentscheidungen bestimmt ist als von chronistischen Interes-
(1561-1663) Waren die Darstellungen der einzelnen Phasen, Debat- sen. Denn - und die Art und Weise, wie hier gearbeitet worden ist,
ten und die Analysen der Dekrete und schon der Entwürfe dazu schon macht das ja immerhin schon ziemlich deutlich - es geht ja nicht nur
im ersten Teil zuweilen ausgesprochen breit, so durchbricht die Schil- um Geschichte, um Hintergründe, Ablaufe und Zusammenhänge. Die
derung jetzt fast alle gebotenen Begrenzungen. Denn nach dem Kapi- Geschichte des Trienter Konz.ls ist nicht nur eine Phase der
tel 6, Die Fortsetzung des Konzils" (S. 245-315), das das Geschehen Geschichte der Kirche. Sondern es geht um sehr substantielle theolo-
von der 17 bis zur 20 Session verfolgt (4. 6. 1562), wird den Lehr- gische Topoi, um Lehrentscheidungen, die ihre eigenen Hintergründe
und Reformdekreten der folgenden fünf Sessionen jeweils ein volles und Zusammenhänge aufweisen. Wenn dem auch in der Wahl der
Kapitel (Kap 7 8 10 11 und 12) gewidmet, unterbrochen von einem Methode noch stärker hätte Rechnung getragen werden können, hätte
weiteren, das speziell die „Gegensätze auf dem Konzil wegen Priester- das Ganze sicher noch an Profil gewonnen.

Schönciche bei Berlin Hubert Kirchner

Kirchengeschichte: Neuzeit

«*the und Residenz" (S. 391-440) behandelt, dazu das Eintreffen der
französischen Bischofsdelegation und die große Krise. Ein abschließendes
13. Kapitel (S. 639-704) würdigt „Leistung und Bedeutung
d« Trienter Konzils". Ein Anhang (S. 707-730) bringt eine Reihe
von Quellenstücken (in deutscher Übersetzung) zu den Beratungen

"ber die Eucharistie und die Messe, die Rede des sächsischen Gesand- Mei„t Kurt: Evangelische Kirche in Gesellschaft, Staat und Politik

ten Badhorn vom 24. Januar 1552 sowie Berichte über die Gesandt- 1918--1945. Aufsätze zur kirchlichen Zeitgeschichte, hg. u. eingel.

St'haft des Kardinals Moronc beim Kaiser(April/Mai 1563). Eineaus- von K.Nowak. Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1987. 160 S. gr.8

Ehrliche Zeittafel (S. 731-751), bibliographische Hinweise (S. 752 Kart. DDR 12,80 M; Ausland DM 17.50.
°is 767) und ein Verzeichnis der Sigel und Abkürzungen (S. 768 bis

7?0) beschließen den voluminösen Band. Nahezu gleichzeitig mit einer Sammlung von Aufsätzen Klaus
Angesichts der Fülle des Gebotenen ist es nicht leicht, dem Ganzen Scholders ist eine repräsentative Auswahl aus den zahlreichen Auf-
in der hier angezeigten Kürze gerecht zu werden. Es ist schon eine sätzen zur kirchlichen Zeitgeschichte erschienen, die der Leipziger
^wältige Leistung die Menge des Stoffes in den Griff zu bekommen. Ordinarius für Kirchcngeschichte Kurt Meier se.t seiner bahnte
Entstehung der verschiedenen Dekrete wird, wenigstens teilweise, brechenden, 1964 ,m Druck erschienenen Dissertation über die
mmutiös verfolg, mit ausführlicher Berücksichtigung schon der Vor- „Deutschen Christen" veröffentlicht hat. Der Herausgeber Kurt
entwürfe. Zuweilen werden in weitem Ausholen die einzelnen Ent- Nowak, ein Schuler Meiers, hat die ach. Aufsätze, die 1965 bis 1984

Sch,.;, ,, . . , sii7,m»sncriodc entstanden sind und mit einer Ausnahme bereits im Druck vorliegen.

Kleidungen aus den Vorarbeiten schon in der ersten Mtzungspcnouc cum» ,., . , ., , .... .

in Tri™, u , di u i u , „,^t„rr-h aber sicher bei nicht chronologisch, sondern thematisch geordnet. So wird die innere

I rient bzw. dann in Bologna hergeleitet, wodurch-ancrsicnci uci in*.....«>

der Anlage des Werkes kaum vermeidbar - weite Rückblenden ent- Kontinuität in Meiers Sicht des deutschen Protestantismus se.t dem

stehn„ rv i ■ i. ..... a •, „„ j:„ innf-rkirchlichen Ende des landesherrlichen Kirchenregiments 1918/19 deutlich.

Menen. Die kirchenpolitischcn Auswirkungen, die innerKircnncnen ^

Sn-.n„ j -v . „_.. . . ,. „jMßitinrn noliti- Für diese Sicht ist eine histonographische Grundentscheidung zen-

'Wnnungen und nicht zuletzt natürlich auch die vielfältigen poiui ™ ~-'

seh™ c • i a- ■ l. i i i~^b.,. Knnzilsnartner tral: eine programmatische Absage an theologisch positionelle Konten
Einwirkungen, die sich zuwcien als regelrechte Konznspariuci k d ^ ., . ft . „.

da™ n ........> j mi.»i;Mi D(.«-hil- zeDtionen kirchlicher Zeitgeschichte, die die Gesellschafts- und Kir-

uarstcllten Franzosen, „Kaiser iche), werden ausluhriich gescnn 'cpuu D..t- rii/ ui

Hop, , ..... , chcngeschichte des neueren Protestantismus auf den Kirchenkampf

"■"-n. Man hat wirklich a es zusammen. .„,, a a a- im • i ■ u <-.■ •_

rv. , „. _ , ,, ,. , „, i ■ . ,h», mm ilnrh nach 933 hin reduzieren und die ekklesiologischen wie politischen

u>c Fülle des Sto lcs, der Um ang des Werkes ist aber nun clocn w f

»Och H«. D kl «/ u r u r h .,„f Finzelheiten cinge- Auseinandersetzungen im Protestantismus der dreißiger Jahre pnmar

u(-n Uas Problem. Wenn schon so ausführlich auf binzeincutn cnigL , fo__ v,_ __,__.__ . _

ijan„ , „ , ,. .... -Ii.« m.,„ M «-hnn nur von Barmen her bzw. auf Barmen hin wahrnehmen. Im Gegensatz
sangen werden muß. wie es h er geschieht, dann wußte man es senon