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Ausgabe:

1989

Spalte:

601-602

Kategorie:

Neues Testament

Titel/Untertitel:

L' apôtre Paul 1989

Rezensent:

Holtz, Traugott

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 8

602

frage verweist also im umfassenden Sinne auf die Gottesfrage und läßt
sich nur von dort her theologisch-systematisch lösen" (12 0- Eine rein
historische Betrachtungsweise kann nur zu partiellen Erkenntnissen
führen und ist daher unzureichend (9).

Um die Verbindungslinien der Fragestellungen des 20. Jh. mit dem
18./19. Jh. sichtbar zu machen, stellt Hoffmann dem Ganzen einen
kurzen Überblick voran (Die historisch-kritische Osterdiskussion von
H. S. Reimarus bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 15-67). Bahnbrechend
waren bekanntermaßen H. S. Reimarus, der mit seinen
■ ■Fragmenten" (1777) den historisch-kritischen Zweifel am NT und
besonders an den Auferstehungszeugnissen begründete, und
D.F.Strauß' „Üben Jesu" (1835), wo erstmalig die subjektive
Visionshypothesc vorgestellt wurde. Dieser Überblick reicht dann
Weiter von H. C. Weiße, F. C. Baur, C. Holstein bis zu P. W. Schmiedel
und A. Meyer. Als Beitrag zur Theologiegeschichte zu knapp (die
Wirkungen auf die Systematik sind nicht erfaßt - Schleiermacher,
Ritsehl, Beck und Harnack), als Problemdarstellung zu wenig systematisch
(die vielen Quer- und Rückverweise) ist dieser Artikel aber als
Einstieg in den Band bestens geeignet.

I. Zur Entstehung des Glaubens an die Auferweckung Jesu - die älteste For-
melüberlicferung: C.Weizsäcker: Der Anfang (1902) 71-88; A. von Har-
"ack: Die Verklärungsgeschichte Jesu, der Bericht des Paulus (I. Kor. l5,3fT)
und die beiden Christusvisionen des Petrus (1922) 89-117; R. Bultmann:
D'e Auferstehungsgeschichten und der christliche Glaube (1940) 118-125;
B-M. Metzger: Ein Vorschlag zur Bedeutung von 1 Kor 15,4b (1957)
'26-132; S. MacLean Gilmour: Die Christophanie vor mehr als fünfhundert
Brüdern (1961) 133-138; U. W i Ic kens: Der Ursprung der Überlieferung
der Erscheinungen des Auferstandenen (1963) 139-193; H. K. Mc-
Arthur: „Am dritten Tag" (1971/72) 194-202; J. Becker? Das Gottesbild
Jesu und die älteste Auslegung von Ostern (1975) 203-227; R. Pesch: Zur
Entstehung des Glaubens an die Auferstehung Jesu (1983) 228-255.

II Die Ostergeschichten der Evangelien: M. Albertz: Zur Formgeschichte
der Aufcrstchungsberichte (1922) 259-270; E. B i c k e r m a n n : Das leere Grab
(1924) 271-284; J.'Leipoldt: Zu den Auferstehungs-Geschichten (1948)
285-296; C. H. Dodd : Die Erscheinungen des auferstandenen Christus (1957)
297-330; P. Schubert: Struktur und Bedeutung von Lukas 24 (1954)
331-359: p Benoit: Maria Magdalena und die Jünger am Grabe nach
J°h 20,1-18 (1960) 360-376; H. Paulsen : Mk XVI 1-8 (1980) 377-415; P.
Hoffmann: Das Zeichen Tür Israel (1986)416-452. Die wichtigen Beiträge
von Metzger, Gilmour, McArthur, Dodd und Benoit liegen erstmals in deut-
Scher Übersetzung vor.

Der letzte Aufsatz aus der Feder des Hg. geht der redaktionsgeschichtlichen
Bedeutung des „Jona-Zeichens" (Mt 12,40) Für die
mt Osterdatierung „drei Tage" (Mt 27,63) nach. Ihm kommt es dabei
n'cht nur darauf an, eine Querverbindung beider Stellen nachzuweisen
, sondern auch die heilsgeschichtliche Relevanz im mt Gesamtkonzept
herauszuarbeiten. Mt 27,63 ist demnach die Schlüsselstelle,
in der die Verheißung Israels den Völkern verliehen wird, denn Jesu
Auferstehung sei als Erfüllung des verheißenen Jona-Zeichens (423)
zu sehen und „indem sich Israel dem Zeichen verweigert, verspielt es
seine Praerogative"(45l).

Dieser gelungene Band, der entscheidene Positionen in der Auf-
Cl"stehungsdiskussion unseres Jh. repräsentiert, ist eine wahre Fundgrube
(wie auch die beigerügte Auswahlbibliographie 1777-1986) für
den interessierten Einsteiger. Dem Spezialisten ist er eine wertvolle
Erinnerung an die geschichtliche Dimension der historischen Arbeit
m,t den Ostertextcn des NT.

Leipzig Ralf Marschner

Vanh(>yc, A. [Hg.]; Apötre Paul. Personnalite Style et Conception du
Ministere. Leuven: University Press; Leuven: Peeters 1986. XIII.
474 S. gr.8* = Bibliotheca Ephcmeridum Theologicarum Lovanien-
sium, 73. Kart. BF 2.600.

Das 34. Colloquium Biblicum Lovaniense beschäftige sich vom
27-29. August 1984 erneut mit dem Apostel Paulus. Schon 1952
Wa> unter der Leitung von J. Coppens, die Christologie des Paulus,
l959, unter Leitung von A. Dcscamps, die paulinischc Literatur und

Theologie Gegenstand solcher Kolloquien gewesen. Dieses Mal konzentrierte
sich das Interesse auf die Persönlichkeit des Apostels und
seinen Stil (bei deutlicher Vorordnung des Letzten! „La personnalite
d'un auteur s'exprime dans son style", begründet A. Vanhoye S. IX)
sowie auf das Verständnis seines Dienstes. Diesen Themen sind die
beiden ersten Teile des anzuzeigenden Bandes gewidmet. Der dritte
Teil („Problemes particuliers") vereinigt Studien und Fragen, die keinen
unmittelbaren Bezug auf den thematischen Schwerpunkt aufweisen
. Einige Beiträge des Kolloquiums konnten aus unterschiedlichen
Gründen nicht in den Band aufgenommen werden, obwohl sie
offenbar deutlich auf das Thema bezogen waren (J. Giblet, Gloire et
souffrance de l'apötre dans 2 Co; A.-B. du Toit, Relational Sayings in
Romans; W. R. Farmer, Onesimus and Paul's Asian Support System;
V. Peterca, L'hymanisme de S. Paul dans sa pastorale).

Gerahmt durch eine Einführung des Herausgebers und Indices (von
G. Berenye) zu zitierten Autoren und Stellen werden geboten:

I. A. Vanhoye, Personnalite de Paul et exegese paulinienne. 3-15. - H. D.
Betz, The Problem of Rhctoric and Theology aecording to the Apostle Paul.
16-48.- W.Wuellner, Paul as Pastor. The Function of RhetoricalQuestion
in First Corinthians, 49-77. - B. Standaert. La rhetorique anciennc dans
saint Paul, 78-92. - J. H.Roberts, Pauline Transitions to the Letter Body.
93-99.

IL W. Schräge, Das Apostolische Amt des Paulus nach IKor4,14-17,
103-119. - J. Lambrecht, The nekrosis of Jesus. Ministry and Suffering in
2Cor4,7-l7, 120-143. - W. Radi, Alle Mühe umsonst? Paulus und der
Gottesknecht, 144-149. - G. Dautzenberg, Motive der Selbstdarstellung
des Paulus in 2Kor 2,14-7,4. 150-162.- M. Carrez. Realite christologique et
reference apostolique de l'apötre Paul en presence d'une eglise divisee
(2Cor 10-13), 163-183. - K. Kertelge, Der Ort des Amtes in der Ekklesiolo-
gie des Paulus, 184-202. - N. Baumert. Charisma und Amt bei Paulus,
203-228. - J.-N. A letti, L'autorite apostolique de Paul. Theorie et pratique.
229-246. - P. Vassiliadis, L'TAYPOZ: Centre of the Pauline Soteriology
and Apostolic Ministry, 247-253. - J. Ponthot, L'expression cultuellc du
ministcre paulinien solon Rom 15,16,254-262.-

III. F. Neirynck, Paul and the Sayings of Jesus, 265-321. - A. Men, The
Messianic Eschatology of St Paul in connexion wilh (he Primitive Preaching of
the Gospel, 322-323. -C. J. Roetzel, Theodidaktoi and Handwork in Philo
and I Thcssalonians, 324-331. - W. Kirchschläger, Zu Herkunft und Aussage
von Gal 1,4, 332-339. -G. Berenyi. Gal. 2,20: A Pre-Paulineor a Pauline
Text?, 340-344. - C. M. Tuckett, Deutcronomy 21,23(1) and Paul's
Conversion, 345-350. - N. Walter, Paulus und die Gegner des Christusevangeliums
in Galatien, 351 -356. - J. C. O'Nei 11, I Corinthians 7,14 and
Infant Baptism, 357-361.-A. J. M.Wedderburn, Paul's Use of the Phrascs
'in Christ' and 'with Christ', 362. -C. K. Barrett. Boasting txauxaoOai. xzX.)
in the Pauline Epistles, 363-368. - J. Delobel, ICor 11,2-16: Towards a
Coheftnt Interpretation. 369-389. - R. Pen na, L'evolution de l'attitude de
Paul envers les Juifs, 390-421. - M. Rcse, Die Rettung der Juden nach
Römer 11,422-430.

T.H.

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Asendorf, Ulrich: Die Theologie Martin Luthers nach seinen Predigten
. Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1988. 434 S. gr.8 Kart.
DM 64,-.

Mit diesem Buch will der Vf. eine Lücke in der Lutherforschung füllen
, indem er die Predigten Luthers dem anderen Schrifttum als ebenbürtiges
Werk zur Seite stellt. Er weist daraufhin, daß die etwa dreißig
Predigtbände der Weimarana noch nicht zusammenfassend bearbeitet
worden sind, weil, wie der Vf. andeutet, hochrangige methodische
Probleme die systematische Lutherdeutung belasten. Dazu kommt
das Problem der Überlieferung der Predigttexte. Der Vf. räumt ein,
daß er dieses Problem mit einer gewissen Sorglosigkeit betrachtet
hätte, weil die Fülle des zu bewältigenden Stoffes praktisch keine
andere Möglichkeit zuließe. So gesehen sei das Buch zu einem etwas
umfänglichen geratenen Traktat über die Methode in Luthers Theologie
geraten. Daher soll das Buch nur ein erster wichtiger Schritt in der