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Ausgabe:

1989

Spalte:

585-587

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Werner, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Studien zur alttestamentlichen Vorstellung vom Plan Jahwes 1989

Rezensent:

Wächter, Ludwig

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 8

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Die vorgelegte Arbeit bietet auch dem wichtige Einblicke, der sich
weniger mit dem Swahili-Islam als Fachmann, dafür mehr mit den
Fragen intcrreligiöser Begegnung, der Inkulturation und (islamischer)
Glaubenspraxis und Theologie im Kontext (nicht nur Ostafrikas)
beschäftigt. Bei aller sorgfältigen Recherche des Vf. mußten natürlich
manche Aspekte verkürzt werden oder unberücksichtigt bleiben, auch
sind manche Daten überholt, zumal die Zahlen von 1978 z. B. bei der
Zahl der Muslime weltweit angegeben wurden (inzwischen etwa 1
Milliarde statt 720 Mill.). Das gilt nicht nur für die Einführungspassagen
(z. B. 37ff), sondern auch für die Behandlung der gegenwärtigen
Situation, hier hätte sich der Vf. zeitlich beschränken sollen, weil die
letzten 20 Jahre islamischer Entwicklung von den Quellen her kaum
berücksichtigt sind und Hock leider auch nicht eigene Erfahrungen
und Begegnungen in Ostafrika einbringen kann. Auch wichtige
"Research Papers" aus der leicht zugänglichen englischsprachigen
Literatur fehlen (z. B. das Afrika-Bulletin der Selly Oak Colleges
Birmingham, das in den letzten Jahren mehrfach Übersichten über die
Verbindung von Islam und traditionalen Religionen brachte).

So kann man eigentlich nur wünschen, daß Hocks Arbeit auf den
neuesten Stand gebracht würde, daß noch mehr- wenigstens englischsprachige
- Quellen aus Ostafrika oder aus Großbritannien herangezogen
würden und die Aktualisierung so geschähe, daß die Situation
des Islam an der Swahili-Küste auch unter den Gesichtspunkten politischer
Wirksamkeit vertieft würde. Denn die politischen Wirkungen
des Islam sind umfassender, als die herangezogenen Materialien
Hocks zeigen (vgl. bes. I66ff).

Diese kritischen Anmerkungen schmälern jedoch nicht das Gesamtkonzept
eines stringent ausgearbeiteten und historisch abgesicherten
kontextgeleitcten Gottesverständnisses, wie es sich an den
Küsten Ostafrikas durch die Begegnung von originaler und Einwanderungskultur
entwickelte.

Nachrodt-Wiblingwerde Reinhard Kirste

Crises and Perspectives. Studies in Ancient Near Eastern Polytheism,
Biblical Theology, Palestinian Archaeology and Intcrtestamental
Litcrature. Papers Read at the Joint British-Dutch Old Testament
Conference held at Cambridge, U. K. 1985. Leiden: Brill 1986. V,
149 S. m. I Abb. gr. 8" = Oudtcstamcntischc Studien, XXIV. Lw. hfl
88.-.

Das Buch enthält die Vorträge, die auf einer britisch-holländischen
Alttcstamcntlertagung in Cambridge 1985 gehalten wurden. Wie oft
>n solchen Fällen, wird der Titel dem verschiedenartigen Inhalt nicht
gerecht.

J. J. Mulder meint nachweisen zu können, daß die ugaritischen
Texte von einem gewissen Zerfall der Religion zeugen, ähnlich wie die
Respektlosigkeit den Göttern gegenüber im Gilgameschcpos. N. Poul-
sen analysiert in etwas dunkler Sprache Gen 5 und findet in V. 29
einen Wendepunkt. G. I. Davies untersucht den archäologischen
Befund für Megiddo in der Richterzeit. E. W. Nicholson schildert die
Geschichte der Forschung über den alttestamcntlichen Bundesbegriff
Se't Wellhausen. L. Dequeker liefert gute Argumente für die Ur-
sprünglichkeit von Jes 36-37 im Jesajabuch; die Kapitel sind demnach
nicht aus 2Kön übernommen. J. D. Martin analysiert messia-
n'sche Elemente im Lob der Väter bei Sir. Schließlich behandelt
T Rajak die Geschichtsauffassung der jüdischen intertestamentlichen
Literatur.

Uppsala HclmerRinggren

Altes Testament

ferner, Wolfgang: Studien zur alttestanefitlicherj Vorstellung vom
l'lan Jahwes. Berlin (West) - New York: de Gruyter 1988. XI,
334 S. gr. 8" = BZAW. 173. Lw. DM 140,-.

Die vorliegende Arbeit ist die gekürzte und überarbeitete Fassung
einer Habilitationsschrift, die im Sommersemester 1986 von der
Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Augsburg angenommen
wurde.

Geht man vor der Überschrift des Buches aus, so merkt man beim
Lesen bald, daß es auf der einen Seite weniger als das Erwartete bringt,
auf der anderen bedeutend mehr.

Es wird nicht primär von der Sache, Gottes Plan, ausgegangen, sondern
von den Stellen, an denen das Verbum ja'as oder das Nomen
'£fäh in Aussagen über Gottes Planen begegnen. Dadurch werden
andere Termini für „Plan" mehr oder weniger ausgeblendet, zwar
nicht söd, das in Arnos 3,7 den göttlichen Plan meint, wohl aber
nfzimmah (Jer 23,20; 30,24; 51,11) und mahasäbah. Nun kann
zwar matfSäbäh auch „Gedanke" heißen, aber eine gleiche terminologische
Schwierigkeit besteht auch bei ja as, das auch „beraten", und
bei 'esah, das auch „Rat" bedeuten kann. W. behandelt zutreffenderweise
nur die Stellen, an denen die Bedeutung „planen", „Plan" vorliegt
, und das gleiche Verfahren wäre auch bei hsb/mah"sabah möglich
gewesen. Immerhin kommt mcüfiäbäh, wenn es Parallelausdruck
zu 'esah ist, gebührend zur Geltung: Jer 49.20; 50.45; Mi 4,12.
Anders steht es - mit Ausnahme von Jes 55,8 f-, wo 'esah als Parallelausdruck
fehlt: Jer 18,1 I; 29,1 1; 51,29. Weniger ins Gewicht fällt,
daß auf die Heranziehung von einschlägigen Stellen des Psalters weitgehend
verzichtet wird.

Worin das Buch über das Erwartete hinausgeht, ist die umfassende
und ausführliche Berücksichtigung des Kontextes. Es wird jeweils
nicht nur der Satz, in dem der Terminus 'esah bzw. ja'as steht,
besprochen, sondern die gesamte Perikope. Immer wird dabei in gleicher
Weise verfahren: Zuerst wird die Perikope übersetzt und mit den
Mitteln der Literarkritik und der Redaktionskritik ausgelegt. Wichtig
ist hierbei die Frage, zu welcher redaktionellen Schicht das Wort vom
göttlichen Plan gehört. Dann kommt ein Abschnitt, der die Vorstellung
von Gottes Plan innerhalb der untersuchten Perikope darstellt.

Das Buch ist in fünf Kapitel gegliedert. Kapitel 1. Der Plan Jahwes
im Buch des Protojesaja (Jes 1-39), behandelt Jes 5,11-17.18f;
14,24-27; 19,1 -15.16f; 23,1 -14; 28,23-29; 30,1 -5. Bemerkenswert
ist die Einstufung aller dieser Texte als „nachexilische Dichtungen",
die der redaktionellen Arbeit an den einzelnen Teilen des Buches zu
verdanken sind (S. 95). Das trifft seihst auf Jes 5.1 1-19 zu, abgesehen
von den Weherufen 5,1 I + 18. Die Sätze von Jahwes Plan (V. 19) und
Tun (V. 12) sind bedeutend spätere Interpretation, wobei an das 4./3.
Jahrhundert zu denken sei (S. 31 f). Auch bei Jes 30,1-5 plädiert W.
für spätere Entstehung, was ausführlich begründet wird.

Das 2. Kapitel, Der Plan Jahwes im Buch des Deuterojesaja-
(Jes40-55), zieht folgende Stücke heran: Jes40,12-17; 44.24-28;
46.8-11. Als authentisches Wort des Propheten wird nur 46.9-11
gewertet. In allen Belegen aber „ist der Plan Jahwes zu verstehen als
der göttliche Geschichtsplan, der gefaßt worden ist. um für Israel Heil
zu setzen" (S. 131).

Die Jesaja-Apokalypse (Jes 24-27) war aus Jes 1-39 ausgeklammert
worden und wird für sich als Kapitel 3 untersucht; der einzige
Text ist Jes 25,1-5.

Das 4. Kapitel ist überschrieben: „Die Vorstellung vom göttlichen
Planen in weiteren prophetischen und prophetentheologischen Texten
". Untersucht werden Jer 32,16-25, das vom Deuteronomisten
formulierte Gebet vor dem Ackerkauf - bei dem für die Thematik
wichtigen V. 19 nimmt W. eine nachdtr. Interpolation an (S. 155)-.
Jer 49,19-22. der Abschnitt der Dichtung gegen Edom. welcher auch
in der umfangreichen Babeldichtung überliefert ist (50.44-46). Arnos
3.3-8, wo das Wort über Jahwes Plan (V. 7) als Glosse erwiesen wird,
Micha4,1 1-13, eine eschatologische nachexilische Dichtung, und
2Chron 25,1-28, ein Text, in dem durch einen Propheten dem König
der göttliche Vernichtungsbeschluß mitgeteilt wird (V. 16).

Einen gründlichen Forschungsbeitrag bringt das 5. Kapitel: „Das
göttliche Geschichtshandeln in der sog. Thronfolge-Erzählung
(2Sam 9-20; 1 Kön 1-2)". Die Untersuchung konzentriert sich auf die