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Ausgabe:

1989

Kategorie:

Praktische Theologie

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Neuerscheinungen

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 7

550

tigt werden, „von dem und an dem zu lernen, was andere in ihrer
Begegnung mit der Bibel erfahren haben". Vielleicht regt das Buch
manchen Praktiker an, sich selber eine Sammlung von „Spuren des
Wortes" in der Belletristik anzulegen. Der 2. Band soll den übrigen
Büchern des Neuen Testamentes, der 3. Band dem Alten Testament
gewidmet sein.

E.W.

Drehsen. Volker: Thcologia Popularis. Notizen zur Geschichte und Bedeutung
einer praktisch-theologischen Gattung (PTh 77. 1988,2-20).

F-bert, Andreas [Hg.]: Angeschlagen. Zettel von der Gebetswand in St.
Lorenz. Nürnberg, hg. u. eingeleitet, mit einem Vorwort von H. Bauer und Bildern
von L. Wolf. München: Claudius 1988. 95 S. m. Abb. gr. 8 Kart. DM
14,80.

Gräb, Wilhelm: Dogmatik als Stück der Praktischen Theologie. Das normative
Grundproblem in der praktisch-theologischen Theoriebildung (ZThK 85,
1988.474-495).

Graf, Friedrich Wilhelm: Innerlichkeit und Institution. Ist eine empirische
Ekklesiologie möglich?(PTh 77,1988,382-394).

Creinacher, Norbert: Praktische Theologie als kritische Theorie kirchlicher
Praxis in der Gesellschaft (ThQ 168, 1988,283-298).

Löwe. Hartmut: Kirche in der Kultur. Zerfall der religiösen Grundstruktur?
'EK22.1989,1,27-29).

Mehlhausen, Joachim: Kirchenpolitik. Erwägungen zu einem'undeutlichen
wort(ZThK88. 1988,275-302).

Ph'lippi, Paul: Baptizatus Sum - ich bin eingetaucht (Kirchliche Blät-
,e"" 16.1988, 1-2).

Reimer. Ilans-Diethcr: Die charismatische Bewegung. Wesenszüge - Form-
kreise-Spannungsfcldcr(PTh 77,1988,498-509).

Ruhbach. Gerhard: Frömmigkeit und Religiosität im ausgehenden 20. Jahrhundert
(VF 33. 1988.43-71).

Schäfer. Rolf: Ist die Entscheidung der Reformation für Kindertaufe und
v°lkskirche nochgültig?(Luther 59,1988.75-88).

Sevcso, Bruno: La teologia pasloralc nella letteratura teologica (Theologia ■
X'l. 1987! 309-332).

Slenczka, Reinhard: Taufe - Tauferneucrung - Wiedertaufc (KuD 34. 1988,
105-121).

s»enner. Hermann [Hg.]: Eignung für die Berufe der Kirche. Klärung -
^ratung - Begleitung. Unter Mitarb.- von K. Berkel. K. Schaupp u. F. Wulf
h8- Freiburg-Bascl-Wien: Herder 1988. 286 S. 8V Kart. DM 29,80.

Sudbrack. Josef: Die Wahrheit der Sakramente. Kraft und Geist der Kirche
- Wege des Menschen zu Gott. Ostfildern: Schwabenverlag 1988. 64 S. 8" ■
Anstöße.

Talkenberger. Wolf-Dietrich: Bibelwoche und Gemcindeaufbau I u. II
'Standpunkt 15, 1987,289-292 u. 331-332).

'rack, Joachim: Kinder- oder Erwachsenentaufe? Zur Auseinandersetzung
m't Karl Barths TaufverständnisfEvErz 40,1988,136-155).

Volkskirche - quo vadis? Überlegungen zu Auftrag und Gestalt der Kirche
"> unserer Zeit (PTh 77,1988, 148-161).

Verbindlichkeit im Glauben (Themenhcft Glaube und Urnen 3. 1988.
He« 2): Verbindlichkeit im Glauben (M. Beintker) (94-104) - Verbindliches
Re(Jen von Gott in der Verkündigung des Propheten Hosca (M. Köckert)
(105-| |9) _ Verbindlichkeit als Lehre? (G. Sauter) (120-130) - Verbindliche
Lcr>re (H. Stoevesandt) (130-143) - „Verbindlichkeit" - eine Grundfrage des
Religionsunterrichts (G. Ringshausen) (144 -160).

Praktische Theologie:
Liturgiewissenschaft

Her'yn, Okko: Theologie der Gottesdienstgestaltung. Neukirchen-
Vluyn: Neukirchener Verlag 1988. 176 S. 8 PG. DM 24,80.

. z*ei Bilder rahmen das Buch: Das erste schildert frustriert
"lronischden „veranstalteten" (10) Gottesdienst. „Es ist Sonntag mor-
8en- kurz vor zehn ..." (9). Die Perspektive ist fiktiv: Man nimmt
detn homiletisch-liturgischen Insider seinen naiven Blick nicht ab.
Das Ergebnis: Der „veranstaltete" Gottesdienst krankt an „Distanz"
Hi 14). Distanz der „Gäste" untereinander, zwischen den „Dar-
b,etenden" und ihrem Publikum, zwischen den Abläufen und dem,

was die Anwesenden erwarten und vermögen. Die Folge: Einsamkeit,
Enttäuschung, Belanglosigkeit... Das zweite Bild: Der Gottesdienst,
der den theologischen Kriterien des Vf. entspricht. „Es ist Sonntag
morgen, kurz nach neun ..." (167). Ein Traum von einem (von dem'.)
Gottesdienst: Man holt einander ab, trifft sich im Vorraum, nimmt
dann an Tischen Platz, begrüßt sich freundlich, lernt neue Lieder,
schlägt seine Bibel auf, bringt konkrete Erfahrungen. Nöte. Hoffnungen
ins Gespräch, reicht einander Brot und Kelch, später dann Kaffee,
Tee oder Wein ... Keine Distanz mehr, sondern Gemeinschaft und
Nähe. Partizipation. Solidarität. Engagement.

In den Bildern ist vieles von dem enthalten, was in den letzten
Jahren und Jahrzehnten über den Gottesdienst theoretisiert wurde:
Die Spannung von Institution und Ereignis, Amt und Charisma, Tradition
und Situation, Distanz und Nähe .. . Freilich erweckt der Vf.
mutwillig den Anschein, als habe er nichts, aber auch gar nichts von
dem zur Kenntnis genommen, was im Laufe der genannten theoretischen
Bemühungen über die soziokulturcllen und psychosozialen
Bedingungen gottesdienstlicher „Kommunikation des Evangeliums"
(E. Lange) ans Licht befördert wurde. Könnte er sonst die positiven

Leistungen des veranstalteten Gottesdienstes (.....eine sinnvolle und

notwendige Praxis des Evangeliums", M. Josuttis) so einfach übergehen
? Würde er sonst nicht spüren, wie seine Vision totaler gottes-
dienstlicher Nähe - Angst auszulösen vermag?

Dei Vf. hat recht, wenn er auf theologischen Kriterien für die Got-
tesdienstgcstaltung besteht: „Wir halten ... dafür, daß eine erneuerte
Praxis der Gottesdienstgestaltung nicht möglich ist ohne ein erneuertes
Verständnis derselben" (24). Freilich: Werden nicht-theologische
Faktoren zu rasch als irrelevant, ja, als irreführend abgewiesen,
braucht man sich nicht zu wundern, wenn dann im Ergebnis ein Gottesdienst
konstruiert wird, der überdeuilich die Züge partikulärer Traditionen
und Frömmigkeitsstile an sich trägt und gerade in seinem
absoluten theologischen Anspruch seine eigene Irrelevanz kundtut.
Denn: Wo bleibt hier die Ökumene? Kann ich im Ernst einem orthodoxen
, einem katholischen Christen das zweite Bild als Maß aller
liturgischen Dinge vor Augen halten? Kann ich es ihnen überhaupt
vermitteln?

Doch nun zur theologischen Begründung: Sie wiederholt zunächst
die bekannten Theologumena - Gottesdienst ist in erster Linie Gottes
Werk und darin „Wort", in zweiter Linie geistgewirkte „Antwort" der
versammelten Gemeinde (wobei der Seitenhieb gegen die von
P. Brunner behauptete „Durchdringung" von Wort und Antwort
überflüssig ist. da der Vf. genau jene „Durchdringung" dann selber
vorführt. 30ff). Auch die Überlegungen zum Verhältnis von „Sonntag
" und „Alltag" (38 ff) sowie zum Versammlungscharakter des Gottesdienstes
folgen vertrauten Denkfiguren; etwas weiter führen die
Überlegungen zur „ethischen Dimension des Gottesdienstes" (46IT),
die den tertius usus legis für die Gottesdienstgestaltung bemühen:
„Von der Rechtfertigung herkommend stellt sich das auch und gerade
für den Gottesdienst Gebotene als das .unter der Gnade" Mögliche dar
und gerade als solches nicht als-das Beliebige, sondern als das - freilich
in neuer Weise - Verbindliche" (550; ein guter Satz, über den weiteres
Nachdenken lohnt.

Deutliche Position bezieht der Vf. in dem Kapitel „Vom Predigtamt
aller" (5817). Es geht ihm darum-, das „Verkündigungsmonopol"
des Pfarramtes zu brechen, die in der Tat fragwürdige Unterscheidung
von „öffentlicher" und „privater" Evangeliumsverkündigung zu
überwinden, der versammelten Gemeinde ihr ..Auslegungscharisma"
(78f) zu bestätigen und sich mit dieser Gemeinde auf den durchaus
sympathischen (und biblisch gut begründeten) Weg nach „Solenti-
namc" zu begeben (79 IT). Predigt-nach- und -Vorgespräch, Gottesdienstvorbereitungsgruppe
, Gespräch im Gottesdienst als Verwirklichung
„solidarischer Auslegung" (85) sind bedenkenswerte Möglichkeiten
, die er in diesem Zusammenhang erörtert.

Im nächsten Kapitel geht es um die „Möglichkeit der gottesdienstlichen
Gemeinde, ihre eigene Sprache zu finden" (89). Das Schlüsselwort
lautet „authentisch"; es wird als Gegenbegriff zu einem „drama-