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Ausgabe:

1989

Spalte:

542-543

Kategorie:

Praktische Theologie

Titel/Untertitel:

Glauben heute : Christ werden - Christ bleiben ; Texte zum Schwerpunktthema der Synodentagung 1989

Rezensent:

Amberg, Ernst-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 7

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bolischen Theologie eines Pseudo-Dionysius (17fT. 151), sind zwei Praktische Theologie: Allgemeines

Bewegungen: Die Symbolik durchläuft einmal eine Bewegung des
Abstiegs, die bis ins Archaische reicht, sodann eine des Aufstiegs, die

hic ■ c ui- n> c . ,a innerhalh ^iner Glauben heute. Christ werden - Christ bleiben. Texte zum Schweres
ins Sublime reicht (22. 27). Erstere nennt B. innerhalb seiner _ ^ s de EKD-Synode in Bad Wildun-
Schnft „Symbolik A", letztere „Symbolik B". Damit ist auch «ton ^ y Frankfurt/M, Evang. Pressedienst 1988. 57 S. 4' = EPD
die Gliederung des Buches gegeben. In der „Symbolik A (35-212) Dokumentation, 49/88.

ordnet B. die Symbole nach dem Grad ihrer zunehmenden Fremdheit '

.uic jjiuuuiciiauiucuivjiou Glauben heute. Christ werden - Christ bleiben. Synode der Evange-
und depersonahsierenden Bewußtlosigkeit (wobei aber der absteigen- jn Deutschiand Mj( einem > Brief an a,le denen der
den Symbolizität immer bereits eine in einem bestimmten Mali aut- Glaube und die Kirche am Herzen liegen" und dem Vortrag „Die
Zeigende entgegenkommt): Der Weg führt von der Sprache zum Ding, Entdeckung des Glaubens im Neuen Testament" von H. Weder,
also ins Unheil. Ausgehend vom Kreuz als dem charakteristischsten Hg vom Kirchenamt der EKD. Gütersloh: Gütersloher Verlags-
Symbol des Todes Jesu (35-69) geht der Weg weiter zum Wort von haus Gerd Mohn 1988.64 S. kl. 8°. Kart. DM 2.80.
der Versöhnung (70-104), von der Versöhnung zum Tausch

(105-135), vom Tausch zum Geld (136-177), vom Geld zum Opfer In der bisherigen Diskussion über das vorliegende Papier hat man
(178-212)! wobei B bei seinen Darlegungen nicht nur den neutesta- gelegentlich seinen Umfang sowie die komplizierte Sprache kritisiert,
«entliehen Bestand der Bildwortc von der Heilsbedeutung des Todes Was den ersten Einwand betrifft, so lassen sich gewiß Kürzungen
Jesu erfaßt, sondern darüber hinaus auch biblische, völkerkundliche, denken (z.B. hinsichtlich der „Biographischen) Schlaglichter-
religionswissenschaftliche und sogar philosophische Quellen heran- S. 7-10). Die Kritik an der Sprache aber wiederholt sich fast bei jedem
z'eht. (B. beschränkt sich bewußt auf eine geringe Anzahl von soterio- veröffentlichten Text uberall im kirchlichen Bereich. Ich kann ihr für
'ogischen Elementarsymbolen, die sich auf Jesu Kreuzestod bezie- dieses Dokument nicht zustimmen; man darf überhaupt die sprach-
hen.) „Das Opfer bildet die Peripetie der Symbolik. Denn Opfer ist liehen Anforderungen an den Leser heute nicht zu gering ansetzen,
fernste sprachlose Zone menschlichen Lebens" (32.181). Damit sind Gewichtiger ist schon die Frage nach den inhaltlichen Vorausset-
w" im Abstieg aüf letzten Grund gesunken. Opfer bringt aber nicht zungen. Das Thema „Glauben heute" setzt ja von vornherein einen
nur Absinken der Sprache zum Ding zu einem Ende, sondern von hier unmißverständlichen Akzent: Es geht, wie es im Vorwort von Präses
aus wird auch der Weg frei zu einem Aufstieg, der die „Symbolik B" Schmudc heißt, um eine „Neubesinnung auf den Glauben, aus der
(215-"247) erst ermöglicht: „Der Weg Jesu ans Kreuz und in den Tod sich neue Orientierung und Ermutigung ergeben kann" (2, Seitenist
ein Weg von Sprache zu Ding... Aber indem Jesu Mund ver- angäbe nach EPD Dokumentation). Noch anspruchsvoller ist die
siummt, beginnt er als dieser Verstummte zu reden. Und dies Entste- Aussage von der „Erneuerung der Kirche aus dem Glauben" (ebd.).
hen einer zweiten Sprache nach Untergang der ersten ... ist die sote- Das ist - theologisch höchst aufschlußreich - der Ansatz im Zentrum,
nologischc Wende in Jesu Kreuz" (219). Bewegung B erweist sich so also keine oberflächliche Situationstheologie. Die notwendige Bezuges
eine Bewegung zur Mitteilung von Heil (28): Der Weg führt vom nähme zur Situation bleibt aber dabei keineswegs aus: Immer wieder
Djng zur Sprache Diese Dingsprache erweist sich als das schon wird auf die Schwierigkeiten der Christen im Blick auf Glauben und
'mmer gesuchte Wort vom Kreuz. Opfer an sich ist noch nicht Heil. Leben hingewiesen, so bereits in Teil 1, einer Art Einführung unter der
denn Opfer ist überall (236). Einzigartigkeit des Todes Jesu erwächst Überschrift „Anspruch und Wirklichkeit"(5-10).
aus anderem in der Wandlung des Opfers zu Sprache, zu Gebet, im Teil II („Unser gemeinsamer Glaube") bringt eine Entfaltung des
Aufgang medialen Wortes im Untergang des instrumenteilen (240). christlichen Glaubens auf tnn.tarischer Grundlage (11-13). Beachte
Sprache ist Dingsprache und Dingsprache ist unfehlbar Gottes tung verdienen wohl besonders jene Aussagen, die über traditionelle
brache in der Sprache der Menschen (241). Heilsmittcilung geschieht Inhalte hinausgehen; z. B. im I. Artikel die Erwähnung der naturw.s-
a|s Dingsprache (177 ^47) Durch den Nachweis, daß Jesu Kreuz senschaftlichen Forschung und ihrer Probleme, im 2. Artikel die Ausgleich
Sprache ist, ist Theologie als Sbteriologie möglich geworden. sage: „Jesus von Nazareth. der aus dem Volk Israel stammt" im
^nn „nur wenn Jesu Kreuz zugleich Sprache ist, ist es von allen 3. Artikel die Formulierung Tochter und Sohne Gottes .Teil II
Ederen Kreuzen heilsam unterschieden" (67). Von der Symbolik her (13-40) ist das Hauptstuck des Ganzen: „Wie werden wir Christen?
*ird somu deutlich, daß Heil weder etwas rein Dingliches noch etwas Wie bleiben wir Christen? Ausgangspunkt ist die unbefriedigende
Sprachliches sein kann. Weder die naturalistische noch diesupra- volkskirchliche Situation: Für viele hat der Glaube keine pragende
naturalistische Auffassung hat rech,. Kraft"; sie „suchen deshalb nach neuen rehgiosen Erfahrungen und
6 . ,..„ _ , ... . Gemeinschaften" (13). Dann werden folgende Themen behandelt (die
D« Begründung der Christologie mit Hilfe einer Symbolik des ^ Rejhcnfolge js( mcht recht einsichtig): Luthers Beschreibung
1 Ödes Jesu wirkt überzeugend, wenn auch manche Ubergange von £ jm Großen Katechismus. Die Schwierigkeit zu glauben,
'nem Symbol zum anderen nicht immer so zwingend erscheinen wie ^ G,auben An jesUs Christus glauben. Alsglaubenserschwe-
• dies gerne sähe, ja sie erwecken zuweilen den Anschein eines Ron- ^ ^ angeseh£n dje Ro„e des Menschen (statt Gottes) als
lruktes. Rez. stellt sich auch die Frage, ob es ausreicht, auf das ^ ^ ^ wejter der Z(Jstand der christenneiti
^mbolverständnis eines Pseudo-Areopagita und Augustinus zu ^ ^ ^ Gottesbj|der der Bibe, (einschließlich der „betont
"*urrieren, um Symbolik zu begründen. Moderne protestantische m..nnljchen Ekmen{e-% schließlich das Verhältnis von Wissenschaft
beologie befaßt sich doch auch eingehend mit Symboltheone (ich ^ Glaube (14-16) - alles Fragen, die eigentlich ausführlich disku-
«nke dabei an Paul Tillich). Zudem ist Rez. nicht davon uberzeugt. m ^ vor|iegende Papier nofTentiich
Qaß die Meinung, es gelte, die alten Symbole durch neue zu ersetzen. anregt,

*b?ulehnen sei, weil pseudohermeneutisch: zumindest hätte B. sein ^ Wey. zum Glauben werden vor aflem Beten und Hören auf

erständnis von Hermeneutik näher klären müssen. Doch diese Wor( genannt; zugieich wird auf den Prozeßcharakter des

Anmerkungen dürfen nicht den Blick verstellen Tür ein faszinierendes, G|aubens verwiesen und auf die durch Menschen vermittelten

Ja geradezu spannendes Buch, das den Leser mit auf den Weg des Ab- Anstöße zum Glauben (15f). Mit Luther wird die zentrale Stellung des

Und Aufstiegs der Symbole nimmt, mit wortgewaltiger - wenn auch chrjstusglaubensbckannt. In diesem Zusammenhang werden Schwie-

auf manchen Strecken etwas schwieriger-Sprache. rigkeiten der Glaubensbekenntnisse (vielleicht zu undifferenziert)

Dankbar ist der Leser auch für ein Autoren- und Begriffsregister, aufgezahlt: Jungfrauengeburt, Gottessohnschaft, Sühnopfer Jesu,

das zwischen griechischen, lateinischen und deutschen Begriffen Scnöpfung dcr Welt, Rede vom Handeln Gottes. Auferstehung Jesu,

Unterscheidet. Endgericht (17). Ansätze zum Neuverständnis z. B. des Opfertodes

Trier WernerSchüßler Jesu lauten dann u.a. folgendermaßen: „In unserer modernen