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Ausgabe:

1989

Spalte:

534-537

Kategorie:

Systematische Theologie: Allgemeines

Autor/Hrsg.:

Beck, Nestor

Titel/Untertitel:

The doctrine of faith 1989

Rezensent:

Seils, Martin

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Seite 1, Seite 2, Seite 3

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 7

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Neo-Konservativismus und Postmodemismus nicht eine zwar verän- zumindest für den Rez. - diese Erscheinung völlig verliert, so ist dies
de'rte, aktualisierte, aber nichtsdestotrotz eine Reprise solcher religio- das besondere Verdienst des Editors. Zunächst liefert er ein mehr als
sen Unterfütterung von Gesellschaft und Politik? Sind nicht die Sinn- 60 Seiten langes Vorwort, das zuerst im Überblick Kreutz als Feldvermittler
wieder gefragt, die Ästheten, die „Seelenbcweger" und die geistlichen 1915 bis 1918 vorstellt und einordnet, sodann die biogra-
..Rhythmiker der Innerlichkeiten" (dies alles Begriffe von Nau- phischen Nachwirkungen des Kriegserlebnisses bei Kreutz verfolgt
mann!)? Vielleicht müssen wir unsere Lektion aus dem Scheitern und schließlich noch gerafft die katholische Militärscelsorge bei dem
Naumanns heute erst wieder neu lernen. Die hier vorliegende Analyse preußischen Herr (dem das badensische eingegliedert war) während
von Naumanns Denken ist ein hilfreicher Beitrag zu diesem Lern- des ersten Weltkrieges behandelt. Wohltuend ist die sachliche Art der
Prozeß. Ausführungen, die einmal mehr bescheinigt, daß zunehmend aus
w. h( Grözin er deutscher Sicht sine ira et studio über unbequeme Fakten gesprochen
Wiesbaden Albrec t rozmger werden kann. Die andere Verstehenshilfe dagegen resultiert aus der

editorischen Leistung bei der Kommentierung des Tagebuches selbst.

Wollasch, Hans-Josef [Bearb.]: Militärseelsorge im Ersten Weltkrieg. sje ist beeindruckend: Die Entschlüsselung der Gabeisbcrger Kurz-

Das Kriegstagebuch des katholischen Feldgeistlichen Benedict schrift, die sorgfältige Identifizierung von Personen und vielerlei

Kreutz. Mainz: Grünewald 1987. XCII, 210 S., I Taf. gr. 8* = Ver- Details bis hin zu topographischen Spezifika der Kriegsschauplätze-

offentlichungen der Kommission für Zeitgeschichte. Reihe A, cben diese nach Hunderten Anmerkungen zählende Lektüre erölTnet

Quellen, Bd. 40. Lw. DM 62,-. ein gewisses Nacherleben, das den historischen Abstand aufhebt, ohne

Oft schon länger als eine Generation liegt es inzwischen zurück, daß die Grausamkeit des kriegerischen Geschehens zu verharmlosen. Ver-

Beteiligte uns noch mündlich berichten konnten, in welcher Weise sie anschaulicht wird die aufgewendete minutiöse Vorarbeit durch den

am Ereignis des ersten Weltkrieges teilhatten. Vieles davon, und zwar im Vorwort abgestatteten Dank an viele Einzelpersonen, sowie durch

weit zahlreicher im protestantischen Raum, ist zu verschiedenen Zei- die lange Liste von Archiven unterschiedlichster Provinienz (darunter

ten auch Schrift geworden: teils sehr bald nach dem erlebten großen auch solche französischer Herkunft).

Krieg, hier jedoch häufig verflochten mit der inneren Abwehr gegen- Unbefriedigt blieb dem Rez. allein die Erklärung des „Schmollis"
über dem Gefühl der Niederlage, teils wesentlich später als Abschnitt als „heimatliche Umgangssprache ... für das Schließen der Duzbrüder
Autobiographie, aber dann geglättet durch den Ausfall bzw. die derschaff' (Anm. 473). Handelt es sich hier nicht um klassischen
'nterpretation einer verblassenden Erinnerung. Insofern beanspru- studentischen Sprachgebrauch bzw. den der „Alten Herren"? Kreutz
chen persönliche Notizen aus dem ersten Weltkrieg, zumal wenn ihre war Farbenstudent (Anm. 428).

Bekanntgabe nicht im Blick war. heute verstärktes Interesse. Dem Noch zu erwähnen ist die illustrative Funktion zu der Monographie

kommt auch die vorliegende Publikation nach, die in mehrfacher von A.Vogt, Religion im Militär, 1984 (vgl. ThLZ113, 1988,

Hinsicht einen nachdenkenswerten Beitrag zur Erforschung dieser 530-532). Nunmehr wird durch das Kriegstagebuch sowie durch

^it bringt. etliche weitere angefügte Dokumente aus der Tätigkeit von Kreutz im

Sicher ist es zutreffend, wenn es im Klappentext bezüglich des Krieg am Exempel gezeigt, was Vogt notgedrungen summarisch

Tagebuches heißt, daß es „in literarischer und intellektueller Hinsicht abhandeln mußte.

ke>ne herausragende, sondern eine durchschnittliche Leistung dar- Die Publikation vermittelt sowohl durch ihre Sachinformation als

«eilt". Aber dieses Urteil tut der Bedeutung des Tagebuches keines- auch durch ihre editorische Qualität Maßstäbe für die weitere For-

falls Abbruch. Benedict Kreutz (1879-1949), Badenser, war nach schung auf diesem Gebiet. Unterstrichen wird diese Tatsache durch

Naturell ein Mann der Praxis (auch deshalb wohl später Präsident des ein ausgewogenes Literaturverzeichnis und durch ein praktikables

Caritas-Verbandes), und zudem sollte man bei seinen Aufzeichnun- kombiniertes Personen-, Orts- und Sachregister.

8en die Konzession der Übermüdung und überhaupt Erschöpfung Leipzig Gerhard Graf
■dachen. Jedenfalls war Kreutz ein aufgeschlossener Geist, der auf
Wechselnden Kriegsschauplätzen (Elsaß, Galizicn, Finnland) Land

u"d Leute, Eindrücke von Etappe, Front, Casino, auch die Begegnung _ ..__. tu««U„1«. a

*it Amtsträgern anderer Konfessionen nüchtern und knapp festhält. Systematische Theologie: Allgemeines

Vorwaltend ist bei seinen Notizen ein ausgeprägt poimenischer Aus-

Sangsort. Dies ist dann auch nicht über Passagen zu vergessen, die von ßeck ]sjestor: The Doctrine of Faith. A Study of the Augsburg Confes-

"ationaler Gesinnung zeugen, wobei auffällt, daß Kreutz nicht mehr sjon ancj Contemporary Ecumenical Documents. St. Louis: Con-

am Erbe des Kulturkampfes krankt, sondern Bismarck zitiert, den COrdia Publishing House 1987.222 S. gr. 8*.

•Kaiser verehrt und gegen falsche Anschuldigungen seitens des fran- ,__... . .

tischen Katholizismus Stellung bezieht. Persönlich tapfer (EK I Die Arbeit von Nestor Beck, einem brasilianischen Theologen, ent-

"nd weitere Dekorationen), vermittelnd, als Prediger anziehend über stammt der Auseinandersetzung um die mögliche Anerkennung der

^e eigene Konfession hinaus, ein treuer Seelso^er angesichts des Confessio Augustana (CA) durch d,e kathohsche K.rche, d^e rund um

Todes, der Vertreter eines versachlichenden Patnotismus in Feld und das Augustana-Jubilaum 1980 geführt wurde. Sie .st ohne daß das

Heimat (auch a.s Schrifttum greifbar) - das alles macht klar, wenn ausdrücklich hervortritt, weithm eine Au«^r»c^»jj ™ dem

■W schließlieh in das wichtige Amt eines Referenten für Seelsorge Buch von Vmzenz Pfnur („Einig ,n der Reehtfertigungslehre? ), das

einrückt wcnt.ge Ami eines ™ ^ ^ erschien, und den Folgen der von Pfnür vertretenen Interpreta-

Von Interesse aus evangelischer Sicht ist u. a. die offenbar zusätz- tion von CA IV in den katholisch-lutherischen Einigungsgesprächen

'iche ph^^p^te t toui katholischer Feldgeistlicher Becks Arbeit geht aber in dieser Pnmärembettung nicht auf. Sie w,

«• KÜe . Neben den üblichen Gottesdiensten hinter der Front und darüber hinaus Grund lege^^^^^^^

der Seelsorge im Umfeld des Lazaretts wurde die Spendung des Ster- Erfordern.ssen kathol.sch-luthenscher Emigungen zur Sprache bnn-

besakramentes auch in unmittelbarer Nähe des K-JP*^*™ ^ behandelt zunachst in vier Kapiteln die Bedeutung, die

^arte, Hinzu trat bei dem Vollzug der Meßfeier das Gebot der **k be ^ ^ g

Nüchternheit, das bei den oft langen Wegen, und veranlaßtdurehrte £^£**1L katholischen Polemik. Sodann sind weitere vier

glebration an verschiedenem Ort, bis weit in den Tag Geltung haben £rzetg^ ^^.^ ^ cA [y ^ Zusammenhang VQn CA ,„

d ,c' . ■ .. . ci . t_in ,1min einerseits und CA V, VI und XX andererseits gewidmet. Drei folgende

Beding, durch den Charakter der Intimität, haftet Tagebuch«rn eme* t , Interpretationsergebms auf

lc'cht etwas Verfremdetes an. Wenn sich im vorliegenden ran ivapuci