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Ausgabe:

1989

Spalte:

523

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Watson, Duane F.

Titel/Untertitel:

Invention, arrangement, and style 1989

Rezensent:

Fornberg, Tord

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523

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 7

524

Watson. Duane Frederick: Intention, Arrangement, and Style.

Rhetorical Criticism of Jude and 2 Peter. Atlanta. GA: Scholars
Press 1988. XII, 214 S. 8* = SBL. Dissertation Series, 104. Kart.
$ 13.95.

The Epistles of Jude and 2 Peter are seldom treated by scholars.
Especially Jude has been next to neglected, while 2 Peter at least was
treated in length in two theses in 1977, by Jerome Neyrey and myself.
Thus time is ripe tbr a new thesis on the two texts. now from the perspective
of rhetorical criticism, a method used only during the last
decade or so, e. g. in the commentary on Galatians by Hans Dieter
Betz(1979).

Watson gives an extensive introduetion about the history of modern
rhetorical criticism in Biblical studies and explains the methodology
in detail with terminology and references. Not least for this reason, the
book deserves a wide circulation - most New Testament scholars are
not (yet) experts in the field, and Watson has produced an excellent
introduetion.

This is followed by a very careful analysis of Jude and 2 Peter,
which shows how conseiously the authors have worked; probably
without any formal training (at least not Jude) they have written
aecordingto the rhetorical rules in vogue in theirtime.

The implications of the rhetorical analysis for the questions of the
literary integnty of 2 Peter and for the relationship between Jude and
2 Peter are then spelled out. In one way this part can be looked upon
as an anticlimax; the broad consensus of redaction critical scholars is
supported: Jude is the source of 2 Peter, and 2 Peter is an original
literary unity. It will now be tempting to test the new method on texts
like 2 Corinthians and Philippians and see in which way these letters
atand up as rhetorical units.

When this new method is combined with the traditional historical-
critical methods, we will no doubt get several interesting new books
and articles to work our way through. üntil then a certain onesided-
ness is inevitable. Watson does not give any real hints about the histo-
rical Situation in which our two authors and their readers werc at
home, and thus his thesis seems to me to hang somewhat in the air.
Combined with other methods, however, the rhetorical-critical
method will be most important in the futurc, and I strongly recom-
mend all Biblical scholars to read Watsons book carefully and then
enrich his/her own scholarship with its learning.

Uppsala Tord Fornberg

Cherix, Pierre: Le coneept de Notre Grande Puissance (CG Vl,4).

Texte, remarques philologiques, traduetion et notes. Fribourg: Ed.
Universitaires; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1982. XIII,
93 S. gr.8" = Orbis Biblicus et Orientalis. 47.

Die Nag-Hammadi-Schrift, um die es in diesem Werk eines sehr
tüchtigen jungen Schweizer Koptologen geht, ist dem Ixscr dieser
Zeitschrift seit geraumer Zeit durch die Übersetzung von K. M.
Fischer bekannt (98, 1973, 169-176). Der Berliner Arbeitskreis für
koptisch-gnostische Schriften benutzt als Kurztitel für sie die Bezeichnung
„Noema". Aber auch der Autor des hier zu besprechenden
Buches ist anläßlich einer früheren Arbeit von ihm in der ThLZ schon
vorgestellt worden (vgl. 107, 1982, 836-838). Es handelt sich bei
seinem neuen Buch nun um eine rein philologische Ausgabe dieses
koptischen Textes. Und was die linguistische Qualität anbelangt, so
darf ich mich vielleicht auf die Versicherung beschränken, daß sie
ganz vorzüglich, ja beispielhaft ist, neue Maßstäbe setzt und die Forschung
ein erhebliches Stück weitergebracht hat.

Theologie- und religionsgeschichtlichc Aspekte kommen verständlicherweise
nur am Rande vor. Aber unter diesen „Randnotizen" sind
doch vier, die es verdienen, dem Leser unterbreitet zu werden.

I. Die Schrift Noema bietet ja so etwas wie den Abriß einer universalen
gnostischen Heilsgcschichte, deren Einzelsätze und Einzelstücke
zwar einigermaßen klar sind, während aber ihre Anordnung

und überhaupt Sinn und Rahmen des Ganzen noch rätselhaft sind.
Deswegen nun verdient es unsere Aufmerksamkeit, daß Ch. eine
regelrechte Gliederung der Schrift versucht (S. 7-9). Danach besteht
sie, abgesehen von einer Einleitung (p. 36,3-27), aus zwei großen
Abschnitten (p. 36,27-43,2 und 43,3-48,13), deren jeder mit einer
Gruppe von Fragen beginnt, aufweiche in jedem Abschnitt wiederum
in zwei Abteilungen geantwortet wird, die jeweils im Schema der zwei
Äonen gehalten sind, wobei erst der fleischliche dem psychischen Äon
gegenübersteht, dann der psychische dem zukünftigen Äon.

2. In der Gesamteinschätzung des Textes ist Ch. entsprechend erheblich
weniger skeptisch als wir. Nach ihm ist Noema eine ganz und
gar in sich geschlossene didaktische Darlegung (S. 4). Zwar gebe es einzelne
Unvollkommcnheiten und seien bestimmte Sätze schwerfällig;
aber nichts würde die Behauptung rechtfertigen, daß wir es mit einem
aus Quellen zusammengesetzten Textzutun hätten (S. 4 Anm. 3).

3. Noema und die Anhomöer. Noema p. 40,5-9 heißt es: „Laßt ab
von bösen Begierden und den Gelüsten und dem, was eurem Wesen
nicht entspricht (kopt. [mit griech. Lehnwort]: nianhomoion)!
Schlechte Spaltungen (kopt. [mit griech. Lehnwort]: henmntheresis),
die keinen Bestand haben." Mit Bezug auf diese Stelle übt Ch. gesunde
Kritik an F. Wisses voreiliger Auffassung, die in dem „nianhomoion"
(p. 40,7) eine Anspielung auf die christliche Sekte der Anhomöer sieht
und dies dann auch noch für eine späte Datierung der Schrift auswertet
(S. 27 Anm. 56; vgl. auch schon S. 6).

4. Die 1468 Jahre. Nach Noema p. 46,27-29 dauert der Weltbrand
1468 Jahre (man könnte sagen: eine Sothis-Periode + 8 Jahre). Diese
seltsame Zahl von Jahren für die Dauer des Weinbrandes findet sich
sonst nur noch in einigen (späten) manichäischen Schriften (vgl. Die
Gnosis, Bd. III: Der Manichäismus, von A. Böhlig, Die Bibliothek der
Alten Welt, Zürich und München 1980, S. 35. 149. 155f. 239. 325
|Anm. 105]). Ch. hebt das damit gegebene religionsgeschichtliche
Problem der Beziehung zwischen diesen Texten ins Bewußtsein und
nimmt selbst eine begrüßenswert vorsichtige Stellung dazu ein, indem
er vor allzu schneller Ableitung dieses in Noema sich findenden
Motivs aus dem Manichäismus warnt (S. 29f Anm. 106).

Berlin Hans-Martin Schenke

Schweizer, Eduard: Jesus Christ. The Man from Nazareth and the
Exalted Lord. Ed. by H. Gloer. The 1984 Sizemore Lectures in
Biblical Sludies at Midwestern Baptist Theological Seminary.
Macon, GA: Mercer University Press 1987. VII, 96 S. gr.8 Kart.
$ 9.95; Lw.$ 18.95.

Das Buch gibt Vorlesungen wieder, die 1984 in Kansas City gehalten
wurden, erweitert um das 5. Kapitel "En route with my Teachers"
(S. 57-91), einer erweiterten Neufassung des Aufsatzes „Unterwegs
mit meinen Lehrern". EvTh 45, 1985, 322-337. Die Sizemore Lectures
sind in Verbindung mit dem großen Artikel des Vf. „Jesus Christus
L Neues Testament", TRE XVI, 671 -726, erarbeitet worden. Sie stellen
so die englische Fassung dieses gewichtigen Beitrags dar, in der
Form zwar durchgreifend entlastet von der Fülle der Literaturangaben
und der (impliziten) Auseinandersetzung mit ihr, wie sie der TRE-
Artikel enthält, im Aufbau, Inhalt und theologischen Urteil ihn indessen
voll repräsentierend. Auch hier setzt Schw. ein mit einer kritischen
Darstellung moderner Versuche, das in dem Doppelnamen
„Jesus Christus" beschlossene theologische Problem, die Frage nach
der christologischen Bedeutung des geschichtlichen Jesus, zu bewältigen
. Dieser klare, die entscheidenden Probleme sicher herausstellende
Abschnitt ist in sich selbst eine Bestätigung des grundlegenden
Satzes, daß die Geschichte und ihr Bezug auf den, der sie - synchron
wie diachron - erfährt, zusammengehören. Deutlich gibt sich die
theologische Bestimmtheit des Vf. zu erkennen, zugleich aber auch
die engagierte Offenheit seines Urteils. Das abschließende Kapitel
zeigt das dann ausdrücklich bei einem Gang durch seine Lebensarbeit,
die in dem Glauben an den sich in Jesus Christus erschließenden Gott
ihre tragende Mitte hat.