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Ausgabe:

1989

Spalte:

521-522

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Carrez, Maurice

Titel/Untertitel:

La deuxième épître de Saint Paul aux Corinthiens 1989

Rezensent:

Wolff, Christian

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 7

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Gelegenheit habe, ihr Verhalten zu ändern. Das ist Verharmlosung des in 16,8 IT In dem relativ ausführlichen Einleitungsteil werden sowohl die Ent-
Gesagten. F. gibt zu, daß in diesem P-Spruch die forensische Dimension mehr stehungsfragen des 2Kor als auch die theologischen Akzente dieses
als in den anderen P-Spriichcn dominiere; aber ihm liegt vor allem daran, die Schreibens erörtert. C. versteht den 2Kor als das Ergebnis einer
didaktische Dimension als die eigentliche Funktion (real funetion) herauszu- Zusammenstellung von vier Einzelbriefen: 1-7 Apologie, 8 Kollekten
(S. 62). Daß an anderer Stelle des NT, z.B. Mt 18,15 oder 1 Kor 14,24 tenbillen nach Korinth, 9 Kollektenbillett nach Achaja, 10-13
Üt^v in dem für F.s These günstigen Sinne steht, besag, nichts für Joh 16.8 Tranenbrjef Inlcressanterweise wird nach der Behandlung der Lite-
«K*W(op.cit. 495) beschreibt zu Recht das Wirken des P als einen vor Gott . "
■>Rih^ i • J u- u.,- u o j„j.,P„,.„n*n*r rarkntik ein Strukturmodell vorgelegt, wonach der gesamte 2Kor aus
geluhrten kosmisch-geschichtlichen Rechtsstreit, in dem der P zugunsten ucr ~Z - "
Gemeinde die Welt als Anklager bei ihrer Sündhaftigkeit behaftet, wobei diese drel Haupttctlcn besteht (1,12-7,16; 8,1-9,15; 10,1-13,10), d.e
von dem Prozeß gegen sie gerade nichts erfährt. Jeweils ein deutliches Gliederungspnnzip aufweisen.

Der schwache Punkt in der sog. didaktischen Trias ist das Verständ- Qje Kommentierung ist fortlaufend in insgesamt 51 Abschnitte

nis des Lieblingsjüngm; denn hier überinterpretiert F. Sicherlich unterteilt, die gelegentlich nur wenige Verse umfassen (z. B. Nr. 21:

liegt im Sinne des Evangelisten ein Bezug von 13.23 auf 1,18 vor, 5,14-17; Nr. 22: 5,18f; Nr. 23: 5,20f; Nr. 24: 6,10- Hier droht des

nämlich das x<U7r»?-Motiv, wodurch die Vertrautheit einerseits Jesu öfteren der gedankliche Zusammenhang verlorenzugehen; denn auf

mit seinem Vater und andererseits des Lieblingsjüngers mit Jesus zum <jje Einteilung in größere Sinneinheiten (mit den entsprechenden

Ausdruck gebracht wird. Aber es ist doch Eisegese, deshalb 13,23 so Überschriften) ist jetzt verzichtet worden (man findet sie nur im Ein-

z" deuten, als werde dem Lieblingsjünger ein gleiches (similar) Wissen leitungsteil S. 18-20), und häufig fehlen zu Beginn eines Abschnitts

um den Vater wie Jesus zugeschrieben (S. 88). Und ebenfalls über- einführende Hinweise auf den Kontext. Besonders wirkt sich das auf

interpretiert ist die Aussage, daß er nach 19,25-27 Jesu Stelle über- 11 i_12,13 aus, wo die sog. Narrenrede nicht als eigene Größe deut-

nehmc(S. 89). Wie immer man auch die so umstrittene Stelle auslegt, ijcn wjrd Gerade für ein stellenbezogenes Nachschlagen, dem ein

so bleibt doch, daß er nicht als Sohn Gottes, sondern als Sohn Marias Kommentar primär dient, dürfte das beschwerlich sein,

bezeichnet wird. Es ist eine Überinterpretation, wenn F. erklärt ^ Einze,auslegung zeichnet sich ejnmal durch eine grundlicne

<S. 89): "Jesus gives the BD his place in the Community .. Denn Berücksjchtigung der für das Verständnis aufschlußreichen gramma-

«einen theologischen Ort in dieser Gemeinschaft hat Jesus doch phänomene des griechischen Textes aus. Vor allem wird auf

Pnmär als der ewige Sohn des Vaters, nicht aber als der menschliche ^ wechse,nden Gebrauch der ersten Rerson singu,ar und der mten

Sohn Marias! Doch von seiner Hypothese aus kann F. dann auch fol- ^ ^ Anknupfend an sejnen Aufsa(z jn NTS 26

gende Beziehung P- Licblingsjünger herstellen: Letzterer ist die Kon- ^ ^ Q durch 2Ror hindurch ^

kret.on des P, dieser hingegen legitimiert jenen (S. 95). Also (S. 96): persönljchem ,ch und apostoiischem wir jn ein.

When this mission (sc. the mission of Jesus) has come to an end, ^ ^ auswerten Zum anderen wird der im 2Kor zentra|e

Jesus appoints the P and (!) the BD to replace and represent tan. verkündigende Charakter der apostolischen Existenz jeweils in prä-

Im Höchstmaß problematisch ist der Versuch F.s, den Methurge- ^ Wejsc herausgearbeitct (vgL z. B. S. 116 zu 4.10: «Son corps.
man zur Deutung des P und des Lieblmgsjünges heranzuziehen. * ^ ^ ^ pr.dica(jon en acte>>) Schließlich wird durch-
Sicherlich, die Parallelen, die er anführt, sind von seinen Vorausset- rf ^ neuere ^ Paulusforschung zurückgegr,iren
^ngen aus interessant, vielleicht sogar frappierend. Aber die von ihm ^ ^ ^ ^ vermiUe|t _ c suggeriert nichl dcn Eindruck,
"erangezogenen Talmudstcllen werden als dicta probanna zitiert, ^ Prob|eme des 2Kor gelöst zu haben; er setzt vielmehr hinter viele
°hne daß sie auf ihre chronologische Tragfähigkeit hin untersucht über, ejn Fragezejchen und leitet dadurch zum Weiler-
Gerden. Gerade darin zeigt sich eine erhebliche methodische denkenan
Schwäche. Mit diesen kritischen Bemerkungen ist sicherlich nicht die

These F.s widerlegt. Und sie soll damit auch nicht widerlegt sein. Der Aus der Einzclauslegung seien nur einige Beispiele angeführt. Den Hintcr-

Vf. müßte sie aber erneut mit besserer methodischer Fundierug und grund von l,8f bestimmt C. anhand einer interessanten Kombination von

mit erheblich größerem judaistischen Aufwand begründen. Man muß Apg 19,31.38 mit Tacitus, Ann. XII I - 2 Kor 2deutet C. (wie bereits in

allerdings zugunsten de Vf. darauf hinweisen, daß dieser mehrfach seinem Aufsatz RHPhR 64. 1984. 135- 42) nicht als Chiasmus, sondern als

6»'-"«uibicii ura yi. uoiau , strikten Para c smus membrorum, so daß von einer Erkenntnis des (Heils-)

aul-das Hvnolhetischc seiner Schlußfolgerungen au merksam macht. ~™ t, ' . .

nypointuscnt stinci ,->cinui.mjigci uu6vn Todes Christi bei den Geretteten und von einer Erkenntnis de AufcrsteTiungs-

Aber argumentiert er nicht S. 141 zu stark mit dem argumentum e bej den (nocn) verlorenen die Rede ist; dieser Interpretation

«fenilo? Ich bin nicht überzeugt, wenn er als Fazit seiner Darlegungen widerspricht jedoch 4.3f. wo den Verlorenen die Möglichkeit einer Annahme

erklärt (S. 144): "This chapter has argued, for the first time, that the M des f£vangeijums bestritten ist. - Im Zusammenhang mit der Auslegung von

ean providc a concrete background figurc for the P, and that it enjoysa 5 2| wjrd ejne instruktive Diskussion über das Verständnis des Todes Jesu

■"easonable phenomenological and historical Claim assuch." geführt. - Der umstrittene Abschnitt 6,14-7,1 wird als integraler Bestandteil

Eine kurze Bemerkung zum Formalen: Ist es wirklich nötig, so viel des Briefes angesehen, und zwar als ein von Paulus schon früher verfaßter

mit unbewohnten Abkürzungen ZU ooerieren'' Warum GJ für und für die korinthische Situation überarbeiteter Text, der d,e Gemeinde vor

i ungewohnten Abkürzungen zu operieren. Entscheidung zwischen Paulus und seinen Gegnern stellen will. Mit dieser
•^ospel of John." und nicht einfach Joh? Warum muß Beloved Jeö^ £ ^ Jcr passus jn ^ T„ gu, jn den Zusammenhang. _
Uiactple* mit BD abgekürzt werden (zum ersten Mal aul S. 15, dDer ^ ^ Auslegung der Kollektcnkapitcl 8 und 9 werden die Aspekte
ers» auf S. 79 erklärt!), warum muß für die wenigen Male, an denen ^ paulinischcn Verständnisses der Geldsammlung übersichtlich zusammenlas
Wort Methurgeman vorkommt, das Sigel M stehen? Dem Buch ist ges(em _ Für 11,7 wird gut der christologische Hintergrund des apostolischen
e'n Verzeichnis von recht vielen Druckfehlern beigegeben, doch sind Ge|dverzichts aufgezeigt. - Der Deutung von 12.7 auf gefährliche Opposition.
in ihm noch nicht alle verzeichnet. der Paulus ausgesetzt sei, steht freilich entgegen, daß in 12,7-9 Charakteristika
einer Hcilungswundergcschichte enthalten sind (Leiden V. 7b. Bitte
Göttingen Hans Hubncr v g Ration des Wundertäters V. 9a. Rühmung V. 9b). so daß doch eher

an ei

nc Krankheit zu denken sein dürfte.

C>»rez, Maurice: I„ deuxiemc- epitre de Saint Paul aux Corinthiens. Insgesamt ist der von C vorgelegte Kommentar zum 2Kor in

Cenevc Labor et Fides 1986 260 S gr. 8* = Commentaire du hohem Maße informativ und anregend zugleich; er entspricht somit

Nouvcau Testament, deuxieme serie. VIII. vollauf dem Doppelprogramm des Commentaire du Nouveau Testament
, einen eigenständigen wissenschaftlichen Beitrag zur gegenwär-

°er an der Protestantischen Theologischen Fakultät in Paris leh- Exegese des Neuen Testaments zu leisten und an der exege-

rendc Vf. ist durch bedeutsame Paulusstudien bekannt. Sein Korn- tjschcn Bildung von Theologen und Laien mitzuwirken.

*en,arzum2Kor,derden 1958 im CNT erschienenen von J. Hering Christian Wolff

*er&Bten ablöst, stellt eine Krömmgteme* bisherigen Schaffens dar.