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Ausgabe:

1989

Spalte:

30

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Bruggen, Jakob van

Titel/Untertitel:

Christus op aarde 1989

Rezensent:

Rese, Martin

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 1 14. Jahrgang 1989 Nr. I

30

Neues Testament seines Vorgehens. So demonstriert S. (erneut) eine Methode, die die

bisher erprobten (und bewahrten) exegetischen Methoden nicht erset-

o. _,_ , , zen wird. Doch als Ergänzung zu diesen könnte sie-von Fall zu Fall-

ainwarz. Günther: Jesus und Judas. Aramaistischc Untersuchungen . . ...
_„ . . . a. j i- ■■ j j » ; , durchaus von Wert sein,
zur Jesus-Judas-Uberlielerung der Evangelien und der Apostelgeschichte
. Stuttgart - Berlin (West) - Köln - Mainz: Kohlhammer Leipzig Werner Vogler
1988. X. 308 S.gr. 8" = BWANT. 123. Kart. DM 69.-.

x| , , Brüggen. Jakob van: Christus op Aarde. Zijn levcnsbeschrijving door
Nach seinen ..Untersuchungen zur aramäischen Urgestalt der Gerlingen en tijdgenoten. Kampen: Kok 1987. 287 S. gr. 8'= Com-
wortc Jesu" (..Und Jesus sprach") von I985 (=BWANT II 8) und zu mentaar op het Nieuwe Testament. Derdeserie. Afdeling Evange-
denen der ..synoptischen Menschensohnworte Jesu" („Jesus ,der lien, 1. Lw. hfl. 49.50.
Menschensohn'") von 1986(=BWANT 1 19) hat S. nunmehr die neu-
testamentliche Jcsus-Judas-Tradition der Methode der Emendation Der Vf. will zwei Fragen beantworten, nämlich 1. wie die Evangc-
und Rückübersetzung in das Aramäische unterzogen. lien Jesu Leben beschreiben, und 2. welches, wenn auch unvollstän-
Diese Methode wird von ihm im Anhang (263-308) erläutert (und dige Bild des Aufenthalts Jesu auf Erden sich daraus ergibt. Erhofft, so
gegen erhobene Einwände verteidigt). Sie beruht auf der Annahme, sowohl eine Einleitung in die Evangelien als auch einen Abriß zur Ge-
daß Jesus mit den Regeln der alttestamcntlichen Poesie - dem Ge- schichte des Lebens Jesu in Palästina zu liefern. Dabei ist er davon
"rauch des Parallelismus membrorum sowie des Rhythmus - so hau- überzeugt, daß „die Identitätskrise des modernen Christentums eine
"g konfrontiert worden ist. daß diese „nicht ohne Einfluß auf seinen zwangsläufige Folge des Dahinschwindens der Kenntnisse über den
Sprachgebrauch geblieben" sind (266). Deshalb ist S. davon über- historischen Christus" sei (45) und daß trotz allär kritischen Fragen
zeugt. daß das an diesen Regeln orientierte Erkennen und Ausmerzen der letzten 200 Jahre die Evangelien historisch zuverlässig über Jesu
v°n Fehlern in den griechischen Evangclicntexten sowie deren Rück- Worte und Taten berichteten. Denn für den Vf. ist die kirchliche Träubert
ragung „in die mutmaßliche ursprüngliche poetische Form" dition über die Autoren der vier Evangelien über jeden Zweifel erha-
(-64) des von Jesus gesprochenen Westaramäisch so dicht wie möglich bcn. sie stammen also aus dem Kreis der Ohren- und Augenzeugen.
an das herankommt, was Jesus wirklich gesagt hat. Dabei ist es uner- Deshalb lasse sich aus ihnen trotz mancher Unterschiede-schließlich
heblich, ob es sich um synoptische oder um johanncische Texte han- hätten sie eine Flut von Geschichten vor sich gehabt und auswählen
de'1- müssen (73. 87) - die Geschichte des Lebens Jesu von der Geburt bis
Diese Methode wendet S. in acht Kapiteln auf die Jesus-Judas- zur Auferstehung historisch zuverlässig entnehmen, man müsse nur
Uberlieferung des Neuen Testaments an. Dabei kommt er u. a. zu fol- ihre Angaben richtig miteinander verbinden. Frühere Evangelien-
genden Ergebnissen: Das Verhältnis Judas-Jesus wurde im Laufe der Harmonien hätten vielleicht des Guten zuviel getan, doch die heutige
^e't entstellt. Denn Judas war kein Verräter. Darf paradidonai schon ..Anti-Harmonisierungs-Mentalität" (77) verschmähe das Gute. Auf
deshalb nicht mit „verraten" übersetzt werden, da es hierfür kein diesem Hintergrund und mit diesen Voraussetzungen liefert der Vf.
■genaues aramäisches Äquivalent" gibt (26). so ist das um so weniger dann ein Leben Jesu, in dem er den Stoff aus allen vier Evangelien
er Fall, als „Judas bei der Festnahme Jesu nicht aus eigenem Antrieb unterbringt. Z. B. vermag er die Geburts- und Kindheitsgeschichten
'indclte. sondern tat, was er, der Weisung Jesu gehorchend, tun in Mt 1+2 und Lk 1+2 selbst dort miteinander zu verbinden, wo sie
wußte- (4). Wiewohl der einzige Nichtgaliläer (Jerusalemer) im Kreis sich widersprechen (Mt: Flucht nach Ägypten; Lk: alsbaldige Rücker
Zwölf, war er - wie die anderen Jünger - Jesus zum „Gehorsam" kehr nach Nazareth), und bei Jesu letztem Mahl in Jerusalem stim-
erpflichtet. „Wäre Jesus von Judas .verraten' worden, so würfe diese men für ihn JohEv und synoptische Evangelien völlig übercin.

des Judas (zudem) ein äußerst ungünstiges Licht auf Jesu Eignung Wer wissen möchte, wie auch heute noch ein Fundamentalist mit

tB Lehrer und vor allem auf seine Menschenkenntnis" (232). Statt den Evangelien umgeht und was er ihnen entnehmen zu können

wen hat Jesus Judas „mit der heikelsten Aufgabe" betraut, „die er meint, der möge zu diesem Buch greifen. Andere können auf seine

^ »ergeben hatte" (23). Ist darum der dem Judas gereichte Bissen Lektüre verzichten, ohne daß ihnen dadurch etwas entgeht.

0 '^.26) in Wahrheit ein Zeichen dafür, daß Jesus Judas „ehren" .... ,. , _

Wollt* . Munster Martin Kese
ll- so entspricht dem. daß der sog. Judaskuß in Wirklichkeit „das

ussen beim Abschiede" meint (29). Bei all dem gilt: Wie Jesus starb. „. ... „. .. ^

Weil Cinri i ,, ■■ , . ,, ,-• , Bittner. Wollgang J : Jesu Zeichen im Johannesevangehum. Die Mes-

Tat des 7 S° ' S° ln,gt Verantwortung für die sjas.Erkenntnis im Johannesevangelium vor ihrem jüdischen Hin-

(in de 7 °Cnn JCSUS hat ••bCI Se'nCr dlesse,t'8en Wahl des Judas tergrund. Tübingen: Mohr 1987. XI, 334 S. gr. 8' = WUNT. 2. R„

n Zwöllerkreis) die jenseitige Wahl durch den Vater lediglich ->6 |<arl dm 78 _

naehvollz0gen" (23). Damit ist noch einmal „klar": „Jesu .Muß' und

errat' vertragen sich nicht miteinander" (67). Diese von Markus Barth betreute Baseler Dissertation fugt den

^ lls sind fraglos interessante Thesen. Doch sind sie - alle - Untersuchungen zum vierten Evangelium nicht einfach eine weitere

- ^'ubhaft ? S. spricht am Ende seines Buches die Hoffnung aus. daß die hinzu. Wenn die These Bittners zutrifft, dann muß einer starken, im

n lr>m hier (abermals) angewandte Methode der Emendation und deutschen Sprachbereich wohl vorherrschenden Auslegungstradition

^ c Übersetzung der Jesustradition in das Aramäische als „brauch- des Johannesevangeliums der Abschied gegeben werden. In einer for-

m ß C"C^cl'senc Methode erkannt und anerkannt wird" (308). Man schungsgeschichtlichen Einführung (S. 1-16) gewinnt der Vf. seine

S d Prophet sein, um zu bemerken, daß (auch) dieses Buch von Ausgangsfrage. Die vor allem von R. Bultmann angeführten Stilmerk-

scs Ziel nicht erreichen wird. Denn abgesehen von den unsiche- male zur Ausscheidung einer Scmcia-Quclle bei Johannes sind zuneh-
ren |> -

definith

defin r?m'ssen' auf denen diese Methode beruht (wer vermag schon mend fragwürdig geworden, wie sogar von einem so entschiedenen

eh ,n"lv zu sagen. wie - und mit welchem Vokabular - Jesus gespro- Vertreter der Hypothese wie J. Becker zugestanden wird (Wunder und

en hat?), abgesehen auch von den ihr anhaftenden Schwächen (vgl. Christologie, jetzt in: A. Suhl, Der Wunderbegriff im Neuen Testa-

M'R Berger in ZNW 75. 1985. I 19-122). besteht der entscheidende ment. WdF 295. Darmstadt 435-463 [438]). Es bleibt lediglich die

j,^11^'dieser Arbeit (und damit der in ihr erzielten Ergebnisse) darin. inhaltliche Behauptung: Während die Semcia-Quelle die Wunder

■ diese eine Methode so absolut setzt, daß es für ihn andere - Jesu und den auf sie gerichteten Glauben positiv darstelle, kritisiere

sch "n ^'l'*e ~ exegetische Methoden überhaupt nicht zu geben der Evangelist gerade solchen bloßen .Zeichenglauben'. Aber wie wird

gv Dem entspricht, daß er auf das Gespräch mit der neueren überhaupt der Begriff semeion verstanden, der in den als Analogie zur

1 ngelienforschung nahezu völlig verzichtet. Wo er aber Autoren Zcichenquellc genannten hellenistischen Erzählungen gerade keine

'• da geschieht das weithin zur Untermauerung der Richtigkeit Rolle spielt? Dieser von der literarkritischcn und rcligionsgeschicht-