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Ausgabe:

1989

Spalte:

448-450

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Frohnhofen, Herbert

Titel/Untertitel:

Apatheia tou theou 1989

Rezensent:

Tröger, Karl-Wolfgang

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Seite 1, Seite 2

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447

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 6

448

1. die Beziehungen zum niederrheinischen, württembergischen
und fränkischen Spätpietismus (30-72),

2. das Verhältnis zur Brüdergemeine (73-106), wobei es auch um
die literarische Begegnung mit Zinzendorf geht, wie andererseits um
die Haltung der Brüdergemeine zu Lavater (nach den Protokollen der
Unitätsältestenkonferenz),

3. die Kontakte zur Basler Christentumsgesellschaft (107-138),

4. die Beziehungen zur Allgäuer Erweckungsbewegung, insbesondere
zu Johann Michael Sailer (139-160), und

5. Lavaters Einfluß auf die beginnende Erweckungsbewegung
(161-179). Hier geht es um Kontakte zu Jung-Stilling, von Krüdener,
Hamann und Oberlin.

Innerhalb des jeweiligen Kapitels wird chronologisch vorgegangen.
Die Quellen stammen sehr oft aus handschriftlichem Material. (12
Archive in der BRD, Schweiz und DDR wurden benutzt!) Es wird
sehr präzise zitiert; über die angewandten Grundsätze gibt Weigelt 28
Anm. 4 Rechenschaft. Die Darstellung selbst ist von vielerlei Zitaten
durchzogen. Die überwiegende Menge der Zitate ist aber in den Fußnoten
untergebracht, die dem Augenschein nach etwa ein Fünftel bis
ein Viertel des Umfanges einnehmen. Das umfangreiche Quellen- und
Literaturverzeichnis (182-206) zeigt die Breite des herangezogenen
Materials. Weigelt bereitet die Herausgabe einer Bibliographie vor (26
Anm. 3). Ein Personen- und ein Ortsregister ermöglichen ein gutes
Arbeiten mit dem Buch. Leider fehlt ein Sachregister. Die mitgeteilten
interessanten theologisch-dogmatischen Details werden deshalb zu
wenig genutzt werden;z. B. über die Jeriseitsvorstellung 32f, die Chri-
stologie 98, die Anthropologie 104 oder die Stellung zur katholischen
Kirche 159.

Das in der Forschung von Anfang an schillernde Bild des Zürcher
Pfarrers wird durch diese Untersuchungen noch farbiger und bunter.
Das „Genie der Freundschaft" (9) wird in der Vielfältigkeit seiner
Kontakte und Freundschaften ein Vertreter des enzyklopädischen
Zeitalters. Gelten doch seine Interessen keineswegs nur theologischen
Fragen, sondern vielen anderen Gebieten.

Potsdam Peter Schicketanz

Dirks. Walter [Hg.]: Die Aufgabe der Christen für den Frieden - Max
Josef Metzger und die christliche Friedensarbeit zwischen den
Weltkriegen. München-Zürich: Schnell & Steiner 1987. 144 S.,
1 Taf. 8° = Schriftenreihe der Kath. Akademie der Erzdiözese Freiburg
. Kart. DM 20,-.

Zum 100. Geburtstag von Max Josef Metzger fand am 7. 2. 1987 in
seinem Geburtsort Schopfheim eine Gedenktagung der Katholischen
Akademie der Erzdiösese Freiburg statt. Im Vorwort sagt Walter
Dirks: „Es ist vor allem die psychische Energie und geistige Leidenschaft
Max Josef Metzgers, die ihn für uns unentbehrlich macht. Aber
wir müssen über ihn hinauskommen, wenn es darum geht, die Gesinnung
des Friedens und die Verantwortung für ihn in eine politische
Strategie umzusetzen . . . Wir sind in der Mühe um eine menschlichere
Welt solidarisch nicht nur mit den Christen, sondern mit allen
Menschen" (9). In diesem Sinne hatte Metzger „gezeigt, daß er als
Friedenskämpfer kein sektiererischer Pazifist gewesen ist, sondern die
ganze Realität der Gesellschaft im Auge hatte" (9). Rupert Feneberg
beginnt seinen Vortrag „Max Josef Metzger: Für den Frieden der Welt
und die Einheit der Kirche" mit einer Erinnerung an Metzgers Hinrichtung
am 17. 4. 1944 im Zuchthaus Brandenburg (11). Er zeigt aber
auch die Lage 1933, als der Freiburger Erzbischofsich nach Abschluß
des Konkordates „restlos hinter die neue Regierung und das neue
Reich" stellte und dasselbe auch von seinem Klerus verlangte (22).
Feneberg stellt fest, „daß die meisten derer, die 1933 diese Linie der
Kirche nicht mitmachten, aus dem Friedensbund Deutscher Katholiken
kamen: Propst Lichtenberg, Bischof Sproll, Benedikt Schmittmann
, Walter Dirks, Gertrud Luckner, Franziskus Maria Stratmann,
Josef Rossaint, Max Josef Metzger und andere" (31). Eine Rezeption

Metzgers hat das „schmerzliche Eingeständnis" zur Voraussetzung,
„daß die Mehrheit der Christen ihren Auftrag vom Evangelium her
nicht erkannt hat. . . nur wenige einzelne widerstanden. Zu ihnen
gehört Max Josef Metzger" (35).

Paulus Engelhard untersucht „Friedensidee und Friedensarbeit
zwischen den Weltkriegen". Er vergleicht dabei auch Dietrich Bon-
hoeffer mit Metzger (43-46). Der Abschnitt „Auf dem Weg zum Friedenskonzil
" stell fest: „Der prophetische Ruf von Dietrich Bonhoeffer
wird heute gehört. Der untrennbare Zusammenhang von Einheit der
Christen und glaubwürdigem und wirksamen Zeugnis des Friedens
wird von Metzger bezeugt. Ich glaube: Alle diese Elemente, besonders
die von Bonhoeffer und Metzger, laufen heute zusammen . . ." (54).
Gunther Wenz überschreibt seinen Beitrag „Pax vobiscum: Kirchliche
Verlautbarungen zur aktuellen Friedensdiskussion". Er vergleicht
die von der Kammer für Öffentliche Verantwortung des Rates
der EKD 1981 verfaßte Denkschrift „Frieden wahren, fördern und
erneuern" mit dem 1983 publizierten Wort der katholischen Bischöfe
„Gerechtigkeit schafft Frieden" (61 ff). Er stellt diesen Dokumenten
das weitergehende Wort des Moderamens des Reformierten Bundes
gegenüber „Das Bekenntnis zu Jesus Christus und die Friedensverantwortung
der Kirche" (71 ff). Walter Dirks berichtet über „Arbeit für
den Frieden: Persönliche Entscheidungen und persönliche Konsequenzen
". Der zweite Weltkrieg wäre „uns erspart geblieben, wenn
nicht die schwarz-weiß-roten bürgerlichen Nationalisten einerseits,
die Nazi-Volksbewegung andererseits, also zwei im übrigen äußerst
verschiedene politische Kräfte, die einander verachteten, spätestens
seit 1930 durch eine große Emotion zusammengebracht worden
wären: durch den Willen, den Ersten Weltkrieg ungeschehen machen
zu wollen. Es ist dieser Wille, der den Zweiten Weltkrieg erzeugt hat"
(82). Zur ökumenischen und pazifistischen Zielsetzung Metzgers sagt
Dirks: „Die doppelte Aufgabe fordert von uns Christen ebenso, daß
wir uns der einzigartigen Botschaft des Evangeliums bewußt werden,
als auch, daß wir uns dem Frieden der Welt in einem Konsensus aller
produktiven Kräfte der Menschheit öffnen" (94). - Landesminister
Engler sprach für das Land Baden-Württemberg (96-99); der Predigt
des katholischen Weihbischofs Gnädiger (100-103) folgt eine des
evangelischen Prälaten Jutzier (104-107). Abgedruckt werden noch
zwei Vorträge, die bei anderer Gelegenheit gehalten wurden: Klaus
Kienzier „Für den Frieden der Welt und für die Einheit der Kirche"
sowie Marianne Möhring „Max Josef Metzger - Wegbereiter für die
Einheit" (133-142).

Rostock üert Hacndlcr

Dogmen- und Theologiegeschichte

Frohnhofen, Herbert: Apatheia Tou Theou. Über die Affektlosigkeit
Gottes in der griechischen Antike und bei den griechischsprachigen
Kirchenvätern bis zu Gregorios Thaumaturgos. Frankfurt/M.-
Bern-New York-Paris: Lang 1987. 251 S. 8° = Europäische I [och-
schulschriften. Reihe XXIII: Theologie, 318. Kart. sFr 54.-.

In seiner Einleitung weist Vf. daraufhin, daß zur Frage der Leidcns-
fähigkeit bzw. Leidensunfähigkeit Gottes bisher kaum historische
Arbeiten erschienen. Diese Lücke einer geschichtlichen Aufarbeitung
will der vorliegende Band schließen. Nach einer kurzen „Orientierung
" über das umstrittene Problem „Gott und Leiden" (teils Identifizierung
, teils Polarisierung) wird die Ausgangsproblcmatik mit einem
Zitat aus dem Buch von J. Lang, Der Schmerz Gottes (1980) treffend
charakterisiert: „Hat sich das Christentum .. . nicht allzurasch in die
Spekulationen platonischer und stoischer Gotteslehre geflüchtet, um
sich bei den Idealen der Ataraxia und der Apatheia von dem gewaltigen
Schock zu erholen, den das Kreuz Christi dem denkenden Glauben
versetzt hat?" Da nun Jahwe „keineswegs apathisch" ist. geriet
des frühe Christentum in erhebliche theologische Schwierigkeiten.