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Ausgabe:

1989

Spalte:

20-21

Kategorie:

Bibelwissenschaft

Titel/Untertitel:

Backgrounds for the Bible 1989

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literatuizeitung I 14. Jahrgang 1989 Nr. I

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is usually suspected of being reccnsional. unless other readings simply
do not make sense. Free renderings by dcllnition depart tbrmally from
the Hebrew. and they also tend to improve the Greek sty le. In a trans-
lation like Lev. free renderings appear singly. never being applied
systematieally. Thus. if a reading that represents good Greek is
supported by a group ormanuscripts including scvcral ofthose stated
by W. to be the most reliable (ABft x y). it should not be ruled out by
reference to the Hebrew or to a systematic way of translating. W. docs
recognize the priority ofa free rendering (p. 128). but does not always
put it into practise.

The rule of the lectio difficilior is called upon once: Lev 20:24 yfj
ijxiiiaxlvpiiovaa ... (p. 122). This issurely a reading that departs from
the Hebrew. but it does not reasonably fit the context. nor is it supported
by the most reliable witnesses (yi]vpAovaav A B V 376' h n v318 55
La,cod 103 = Ra).

A text history is no easy reading: it contains a wealth of material in a
most Condensed form. The argument consists mainly of lists of variant
readings. cited as economically as possible. i. e.. without their con-
texts. In certain cases the context would have seemed to be more
important than the iisting of similar cases. e. g.. when the use of the
article with a certain noun is concerned (pp. 82-84). or in connection
with Variation in the grammatical case used with a certain preposition
(p. 98). The context also gives a clue as to which readings could be
considered as free renderings. The economy in citing the evidente
makes it difficult to see which variant readings depend on one another
and which manuscripts support the critical text. In these matters. a
text history is often like a message written in a hidden code. The rcader
does not always have the energy to break the code. and for this reason
the edition remains a mystery. On the other hand. the publication of a
separate text history to aecompany the text edition may be seen as an
invitation by the editor to take part in a discussion of the critical text.
The editor has laid his cards on the table. 1 think it is worth the trouble
to try to partieipate.

Helsinki Anneli Acjmelaeus

Bertau. Ingeborg: Unterscheidung der Geister. Studien zur theologischen
Semantik der gotischen Paulusbriefc. Erlangen: Palm &
Enkc 1987. IX. 251 S. 8' = Erlanger Studien. 72. Kart. DM 40.-.

Die Dissertation an der Philosophischen Fakultät II (Sprach- und
Literaturwissenschaft) in Erlangen wendet sich der Wulfila-Bibel zu
und untersucht einen wichtigen theologischen Begriff und seinen
Umkreis: Das Verbum krinein und seine Wortfamilie. Im Römerbrief
, den Korintherbriefen und im Galaterbrief fanden sich 46 Belege
, die im Gotischen verschieden wiedergegeben werden. Es ist nicht
so. ..daß einer bestimmten krino-Variante immer die gleiche gotische
gegenübersteht. In differenzierter Form scheint hier die paulinische
Frage nach der .Unterscheidung der Geister (diakrisis)* (I. Kor. 12.10)
aufgenommen zu sein, die Frage, wie das verkündete Evangelium und
das Handeln dessen, der an Jesus Christus glaubt, zusammenhängen"
(8). Weitere 12 Belege in den Deuteropaulincn weisen in eine andere
Richtung; es ..sind Beurteilungskriterien maßgeblich geworden, die
einer sich konsolidierenden Kirchenlehre angehören und die Verfaßt-
heil der Christengruppe, weniger die des einzelnen Christen reflektieren
" (9). Die einzelnen Stellen werden zunächst vom griechischen und
gleich danach vom gotischen Zusammenhang her untersucht. Für die
Übersetzung des Wortes krinein werden im Gotischen vor allem
4 Worte herangezogen: Domjan = meinen, überzeugt sein: stojan
= stehenbleiben machen. Einhalt gebieten: gawargjan = ächten, als
Außenseiter betrachten; ussokjan = ausforschen, heraussuchen. Bisherige
Einschätzungen gingen von einem Vorurteil aus: ..Zum einen
wird die Verständlichkeit des gotischen Textes nur von der griechischen
Seite her beurteilt, die nicht allein Vorbild gewesen sein,
sondern zugleich ihre Aussagestruktur in unübertragbarer Weise
gehabt haben soll. Zum andern geht man an den gotischen Text mit

Auffassungen heran, die sich aufgrund späterer, neuhochdeutscher
Übersetzungen gegenüber dem griechischen Text ergeben haben. In
beiden Fällen wird nicht die Möglichkeit gesehen, daß der gotische
Text in eigener Weise die Verkündigung aufgenommen und in verkündigende
Rede umgesetzt hat, die seinen Voraussetzungen entspricht
" (4).

Die Arbeit führt zu folgendem Ergebnis: ..Die für die paulinische
Theologie leitende Vorstellung, die sich in der Verwendung eines
Verbalstammes, krin-, konzentriert, ist im Text der gotischen Paulusübersetzung
sehr differenziert aufgenommen worden. Wenn hier
ebenfalls der Glaube an Gottes Souveränität und seine Gerechtigkeit
sowie die Auswirkung dieses Glaubens auf die Beziehungen zwischen
Menschen zum Ausdruck gebracht wird, so ist doch an die Stelle der
krino-Terminologic kein vergleichbarer einheitlicher Wortgebrauch
getreten. Die über den Gebrauch einer einzigen Wortfamilie hinausgehenden
lexikalischen Entscheidungen vermitteln um so mehr den
Eindruck, argumentativ motiviert zu sein, als sie im kontextuellen
Bereich der Belegstellen komplexere Aussagestrukturen bilden . . "
(223). Die Arbeit berücksichtigt die neutestamentliche Fachwissenschaft
, so den Artikel krino und heilikrines im Kitteischen
Wörterbuch zum Neuen Testament von Friedrich Büchsei, Römerbriefauslegungen
von Karl Barth und Ernst Käsemann, Kommentare
von Bultmann. Conzelmann und Jeremias. Sprachwissenschaftliche
Arbeiten über gotische Begriffe werden herangezogen. Es fehlt jedoch
der kirchengeschichtliche Zusammenhang: Die zeitgenössischen
Quellen werden nicht genannt: Philostorgios, Sokrates, Sozomenos.
Maximin von Dorostorum. Nahegelegen hätte eine Erwähnung von
Kurt Dietrich Schmidt, Die Bekehrung der Germanen I (1939),
284-296; Hans Steubing. Miszellen zur gotischen Bibelübersetzung
des Ulfilas in ZKG 1952/53, 137-165 sowie die neueren Arbeiten
von Knut Schäferdiek, der freilich die theologischen Ausdeutungen
bestimmter gotischer Worte kritisch beurteilte (Artikel Germanenmission
in der RAC X, 1977, Sp. 501). Gerade auch von dieser skeptisch
-kritischen Beurteilung her ist die intensive Untersuchungeines
einzelnen theologischen Begriffs in der Wulfila-Bibel mit einem so
positiven Ergebnis sehr zu begrüßen.

Rostock Gert Haendler

O'Connor. Michael Patrick, and David Noel Kreedman: Backgrounds
for the Bible. Winona Lake. IN: Eisenbrauns 1987. XII. 369 S. m.
Abb.gr. 8 Lw. $ 17.50.

Ein verstärktes Mühen um zeitgemäße Zugangswege zur biblischen
Botschaft ist heutzutage allcrwärts zu beobachten. Diesem Anliegen
dienen auch die Beiträge des von M. P. O'Connor und D. N. Freed-
man herausgegebenen Bandes. Es werden vornehmlich speziell nordamerikanische
Voraussetzungen und Möglichkeiten des Bibelverständnisses
ausfindig gemacht und erörtert. Dies geschieht überwiegend
unter Heranziehung von Beispielen aus der Geschichte der
wissenschaftlichen, kirchlichen, literarischen und künstlerischen
Auslegung. Dabei wird auch auf europäische Beispiele unter Berücksichtigung
ihrer Auswirkungen auf die nordamerikanische Bibelrezeption
zurückgegriffen. Ein großer Teil der Studien ist bereits an
anderer Stelle erschienen. Die Verlässer und die Titel der durchweg
sehr interessant geschriebenen Beiträge sind:

P. Trible. A Daughti.-r's Dcuth: Feminism. Literary C'rilicism. and the Bible
(1-14): J. D. Crossan. The Hermcneutical Jesus (15-27); D. N. Freed-
man. The Earlicsl Bihlc (29-37); J. Neusner. Accommodating Mishnah to
Scripture in Judaism: The Uneasy Union and Iis OfTspring (39-53); A. Band.
The Politicsof Scripture: The HasidicTale(55-71); A. Kavanagh. Scripture
and Worship in Synagogue and Church (73-87); C. H. Sisson. The Praycr
Book Controversy: An Insular View (89-93); C. Libolt. Protestantism and
Prcaching (95-109); J. R. Moore. Intcrpreting the New Creationism
(111-124); H. B. Huffmon. Babel and Bibel: The Eneounter Belween Babylon
and the Bible (125-136); F. I. Andersen. On Reading Genesis 1-3
(137-150): M. P. O'Connor. Ugarit and the Bible (151-164); C. Meyers,