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Ausgabe:

1989

Spalte:

382-383

Kategorie:

Systematische Theologie: Ethik

Autor/Hrsg.:

MacIntyre, Alasdair C.

Titel/Untertitel:

Der Verlust der Tugend 1989

Rezensent:

Kreß, Hartmut

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Theologische Litcraturzcitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 5

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1 Hn. Jose: Der EM*. Geis«. Aus dem Portug. von H. Goldstein. zu lassen. Dann ist es schwer, alte und ™e^.^"^™
Düsseldorf. Patmos 1988. 235 S. 8" = Bibliothek Theologie der setzen. Sollte nicht gerade d.c Besinnung auf den Ge.st unnot.ge EntBefreiung
: Gott der sein Volk befreit. Kart. DM 44.-. gegensetzungen vermeiden helten?

Münstcr Eckhard Lessing

Das zuerst in portugiesischer Sprache erschienene Buch des aus Belsen
gebürtigen Theologen reiht sich unter die zahlreichen Arbeiten «VStematiSChe Theologie: Ethik

die in den letzten Jahren zum Thema Heiliger Geist erschienen öyj>iem<lUöuuc a

Es geht von der charismatischen Erneuerung in Lateinamerika ^ ^ ^

aus und versucht, diese in weitem Bogen theologisch zu deuten. jfr oVgenWart Aus dem Engl, von W. Rhiel. Frankfurt (M.)-New

Historisch ist die Einsicht leitend, daß das 11. Vaticanum die i ure >~ Campus 1987. 381 S. gr. 81 = Theorie und Gesellschaft, 5.

'Ur eine pneumatologischc Neubesinnung wieder geöffnet hat (13). vf- Lw DM 5g _

versteht diesen Anfang zunächst einmal traditionskritis ch ^Dk west- • ' ' ^ ^ ^ ^ ^^bco-

^he Theologie (Katholizismus w.e Protestantismus) sei durch eine Der vorgetragen wird. In diesem Rahmen wer-

*<=Ugchende Geistvergessenheit gekennzeichnet. Demgegenüber gelte ne zur neuzeitlichen Moral«) gg

. . ,. , , • o j u • u, o„f Hio Frfnh- den mehrere weitreichende Gedankengange entraiiei.

«von der Ostk.rche zu lernen; in Sonderhe.t sei aber auf die Er ah den me be(ont MacInt re den inneren

& der charismatischen Bewegungen in der Gegenwart zu achten. J^^3^ un(j ^ Kultur. konkrcllsiert diesen

arch W'rd a" der lnstitutiona"SIcrun^ ^nkSTS ^lektua SÄ^Soch aus*Meßlich in negativer Hinächt

h,s,erung der Kirchen geübt. Sie hätten wesentlich zur Int I ckt a- 8™n^nde KnseJberuht ihm zufolge die umfassende Kultur-

■JE8 ^ G'aUbenS bei8e,ra8Cn S° de" Athe'SmUS m ^ deriderne überhaupt. Seine Sicht ist den kulturpessimisti-

im . • „.i;„v,n ^hpn Theorien zur Neuzeit als Verfallsepoche zuzurechnen. Die

Diese historische Sicht verdeutlicht bere.ts. wo das eige ich seheJ or^en zu |Qsr Mofa| insgesamt ^

^mansche Interesse des Vf. liegt: be, der „Zukunft jenseits de Sprach du Mo philosophischen Voraus-

^e.smus"(16 Anm. 1), die nur durch eine von Grund auf erneuerte stört , die heutige a . .escheitert" (58 61 75ff 89ffu ö)

^he bewirkt werden kann. Den Weg dahin weisen die lateiname. sangen rSctÄil ^

FreT ?" BaSiS8eme,ndCn' ihrC "ErfahrUng V° , "andCn8m' Als Schelm vf Mo aTund Mora.theone wird verständlich, daß in der

^'hert • -dcs Wortes», „von Gemeinde", „von Leben (38IT). Als Scheuern von mo „moralische Übereinstim-

Kennzeichen für die hier wirksame Geisterfahrung werden die Em- plural n £*™£!n^S (336). Daher müssen durch Rech,

d Jung der Bibel, des Gebetes, der Feier genannt. Vf. betrachtet die ^^^^^TiSLL „unterdrück," (!) werden

- ■ntuel, Exegese" der Alten Kirche als Vorbild «sei, dem Anbruch und Gesetz die gesel.scha ^ ^ ^ ^ ^ ^

'Neuzeit ging es mit der Exegese bergab !! [29]). . Moderne Politik ist Bürgerkrieg mit

D'e Themen, die im einzelnen behandelt werden, sind die folgen- erziel. nka n. ,1^JJ^JJS^ b,cibe ^ Fiktion

-Der »eilige Geis, i„ der Welt" «65m. „in der Kirche" (.041). «J^^ Erscheinungsform der modernen

"?den einzelnen Menschen" (152 IT), „dic Sendung des Sohnes und des (980- Eerner. uer „rro.
'jeisiw/i-.™

3 S. ',75m, „Gerst und Dreifaltigkeit"(20011). Gesellschaft bilde eine selbstgerechte /(«(/-Haltung und stelle „i

2um yK ' "at vor allem derekklcsiologische Abschnitt. Hier kommt ausschließlich negatives Phänomen" dar (100). Maclntyre's Buch ist

£rfah ^ WaS ^ "n zan're'cricn Wiederholungen betont: daß dic durchweg von schroffem Kulturpessimismusgeprägt.

^'■"ehe"18 ^ Geistes zuerst von den Armen gemacht wird, folglich Doch auch wenn v. a. dic Kritik an Bürokratie und Managcrtum

letzt|jcriV°n ""n'en", nicht von „oben" (z. B. 115) entsteht. Kirche ist berechtigte Aspekte enthält (118ff, 146ff), ist zu bezweifeln, ob die

Genie Cln -weltumspannendes Netz" (z.B. 122) von kleinen einlinig negative Perspektive des Buches stichhaltig ist. Das in der

vVenn'^cnarten. in dem eine neue Spiritualität zu wachsen beginnt. Gegenwart neu erwachende gesellschaftliche Wertbewußtsein - z. B.

Vatei"-Soh8eSe'1en W'rd' 'St eS rn°8l'ch' statt des lateinischen Schemas bezogen auf Ökologie, Natur oder die Friedensfrage - wie auch ethi-

Stei|e7u° n~Klrcne wieder das patristische mit dem Geist an dritter sehe Denkansätze, die angesichts technologischer und bürokratischer

Die fugehrauchcn- Tendenzen der Moderne gegenläufige Wert- und Normorientierungen

cinen b t0nung des -unten" ermöglicht es, z. B. der Volksreligiosität positiv entfalten, werden nicht erwähnt. Zum Beispiel lassen sich

achtUn eaCutllcncn Stellenwert zuzumessen. Vf. verurteilt deren Miß- weder A. Schweitzers Natur- und Lebensethik noch M. Bubers dialo-

braucnt 'n der christlichen Missionspraxis. „Das Christentum gisch-humanes Denken dem Schema des moralischen Niedergangs

gischbp C'nC Rcl'B'on. urr> die Kirche aufzubauen." (116) Theolo- einordnen. Tendenzen in der Kultur und der Morallehre, die seiner

Geistcs.grUndct wird dieser Gedanke mit dem universalen Wirken des Vcrfallsthcse nicht entsprechen, bleiben bei M. ausgeblendet.

Wei| . M'rbegegnen ihrri auch außerhalb der Kirche. 2. Gleichwohl rückt das Buch einen für die Ethik fundamentalen
von be 3 CS (-iew'cht auf der Wiederentdeckung des Geistes liegt, ist Gedankengang ins Licht. Indem nämlich die Ethik und Kultur der
Pneum- ndercm Interesse, wie das Verhältnis von Christologie und Gegenwart als „emotivistisch" bezeichnet werden (39 u. ö.), wird die
der Ekk|t°'°8le gcsetlen w'rd- Vf. entwickelt es letztlich wieder von These vertreten, daß die Neuzeit aus der Vergangenheit zwar morali-
Er betoneS'0'0g'e aus- Er verfolgt einen spannungsvollen Gedanken. sehe Begriffe und Inhalte rezipiert habe, daß diese vergangenen Epo-
geofrenb auf der einen Seite die „Treue zu dem. was den Aposteln chen entnommenen Begriffe der Moral in der Moderne jedoch ihren
Kirebe,.3"1 wurde, andererseits „die geistgewirkte Struktur der ursprünglichen Begründungshorizont bzw. ihre „rationale Rechtferti-
ten (jas 94'-Aus dem ersten erwächst die Institution, aus dem zwei- gung" verloren hätten. Vor allem der aristotelische, dann aber auch
••chriS( Pr°Pnct'sche Sein der Kirche (189). Zwar gibt es zwischen der christlich-theistische Horizont von Moral sei verlorengegangen:
zurch US Und tic'st' • deinen Widerspruch" (195) Aber die Treue Die Inhalte der Moral seien in der Moderne ihres ursprünglichen
rcndesrp1US0,rcnba™ngbew irkt doch nur die Hierarchie als „regulie- „Kontextes" beraubt worden, so daß sie nur noch sprachliche ,,Oberere
) Zu r,nziP". während „das Leben" vom Geist kommt (194). Es bleibsel" (86f u. ö.) von eigentlich u/nfassenderen philosophischen
°efahr rUgen sc'n, ob in dieser Perspektive die Pncumatologie in die bzw. religiösen Systemen darstellen. Tragend für Maclntyre's Krisen-
erheh|it crat- s'ch allzu selbständig zu setzen. Comblin geht jedenfalls theorie neuzeitlicher Moral ist zugleich die weitere These, daß die
fach verpnUbcr dic Vermitllungsvorschläge Congars, dem er sich viel- Philosophie der Aufklärung als Ersatz eine neue, eigene Begründung
hang Jg. Icn,ct weiß. hinaus. Vielleicht darf in diesem Zusammen- der Moral nicht habe bieten können: Weder die dezisionistische
gehör, sra,nhCrinncrt werden, daß es doch auch zum Wesen des Geistes „Wahl" der ethischen Lebenseinstellung durch den einzelnen (Kier-
' e bst zurückzutreten und den Vater und den Sohn herrschen kegaard) noch die Konzeption einer normativ beliebig bleibenden