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Ausgabe:

1989

Spalte:

366-368

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Männchen, Julia

Titel/Untertitel:

Gustaf Dalmans Leben und Wirken in der Brüdergemeine, für die Judenmission und an der Universität Leipzig 1855 - 1902 1989

Rezensent:

Trensky, Michael

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Theologische Literaturzeitung ! 14. Jahrgang 1989 Nr. 5

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^aupttd des Buches (89-342) schildert. Urvaters Predigttätigkeit. Waser( 1742-1780)" (249) sind sicher nicht allen Lesern geläufig. Die
^n erteilt wird dies in seine Amtszeiten: Schul-, Studien- und Expek- angegebenen offiziellen Verurteilungsgründe reichen nicht aus, La-
|, nzc" 1^48-1769; Diakon und Pfarrer an der Waisenhauskirche vatcrs darauf bezugnehmende Predigt besser zu verstehen.
I787~'778: Diakon an St-Peter 1778-1787: Pfarrer an St. Peter Der Wert des Buches besteht neben der Aufarbeitung der Quellen
-1801. Wert und Grenze dieser „schcmatischcn" Einteilung für mich darin, daß Lavaters schwankendes Bild bei der Darstellung
^ gründet Sauer sehr einleuchtend (37). Innerhalb des jeweiligen Ab- seines Hauptberufes keineswegs schillernd ist. Sauer spricht von einer
nenT" W^lrt man *unachst über die Wahl Lavaters, die Funktio- „großen Kontinuität" seiner Verkündigung. Es gäbe lediglich Akzent-
es jeweiligen Amtes und die Gemeindeprobleme und sonstigen Verschiebungen, die Sauer vorsichtig in drei Phasen ansiedelt
ligen ??n'le'ten wicntige Einzelheiten. Dann werden die in derjewei- (356-358). Lavater wollte Prediger in Zürich sein - Angebote von
Und e" gcba'tcncn Predigten unter Einbeziehung der kirchlichen außerhalb schlug er aus. Sauer bestätigt, was er aus einer niederländi-
slndeese"sehaftlichen Probleme dargestellt. Wo Reaktionen greifbar sehen Dissertation von Antonie Johannes (Kampen 1976) zitiert:
ncn' *crdcn auch diese referiert. Da Lavater, reformierten Traditio- ,,Het merkwaardigste was wellicht de volkomen eenheid van de
Reih 8 ' fortlaufende Predigttexte hatte, lassen sich solche prediker met zijn preek. Hij hield niet een preck, maar was zclf- in
ers(a^nprctl'g,en leichter zusammenfassen. Trotzdem ist es eine persoon - een en al prediking" (30). Lavater hat gern gepredigt und
darst H 'C'1e '"e'stung- w'e Sauer die Fülle der Predigten inhaltlich meist seine Predigten vorbereitet. Das, was über seine Predigtdruck
D'rckte Zitate vermitteln dabei einen unmittelbaren Ein- konzeption (1260 und über seine Predigtpraxis (343-348) ausgeführt
Berate zu st°ren. Am Ende steht eine vorsichtige, aber vielleicht wird, hat für die heutige homiletische Diskussion durchaus anspre-
digt ° desba'b senr w'chtigc Zusammenfassung über Lavaters Pre- chende Relevanz.

Praxis und seine Lehre. Lavater „blieb zeitlebens den gedank- D ,

ttlen GninA.-,i, „ ,•• ■ . . , „ 7 .. « Potsdam PctcrSchickctanz
aber h n aull<larerischer Art verhaftet, verknuplte

sich 'CSC Cie'stesnaltung mit einer persönlichen Frömmigkeit, die
stiii . den emotional rezipierten Offcnbarungsinhalt der Bibel

•uizte. Dy^,,: | • . _;„u. c • r i i Männchen. Julia: Gustaf Dalmans Leben und W irken in der Brüiler-

dea -c ng cr einem dynamischen Spiritualismus an. der ihn . . .

u« öfteren zu w,,nH„..i i__A... . , „ genuine, für die Judenmission und an der l mversitat Leipzig

Banken IT hn -, 00 Und Schwer verm,ttelbaren 1855-1902. Wiesbaden: Harrassowitz i. Komm. 1987. VII 158?

Pietist od Tu- SaUCr VerZIchte1 auf Einordnungen als Spat- | Taf gr 8- = Abhandlungen des Deutschen Palästinavereins. Kart.

Schem- ""rtlhidealist. „Den Zürcher Geistlichen in vorgeprägte dm 68.-.

sein..ata einzwängen zu wollen, muß zum Scheitern verurteilt

Der Am

Ende ihrer Grcilswalder Dissertation von 1984 stellt Julia

LavatenT0''6 TC'' ^ üuches (368_724) ist eine Dokumentation zu Männchen fest, Gustaf Dalmans Leben und Werk bis zum Jahre 1902

bisher^ Prcd'gtcn- Kernstück davon ist ein Predigtverzeichnis aller wirke „nur wie ein Vorspiel, die Votbereitung auf sein Hauptwerk"

predi 8elundcnen 1783 Predigten bzw. Nachrichten über gehaltene (1420, die palästinawissenschaftliche Arbeit.

(453„ftcn 'etWa 60 % davon sind nur handschriftlich überliefert) Vorspiel, Vorbereitung auf das Hauptwerk ist die von H. J. Zobel

geriau . Sauer hat hier Vollständigkeit angestrebt, weiß aber betreuteArbeitkeinesfalls, wenn sie von Vfn. auch alserster Teil einer

graph ' W'e vorlaufig solche Angaben sind (36 Anm. 16). Die Biblio- Biographie Gustaf Dalmans angekündigt wird. Im Jahre 1902 einen

Katai'Cder druckten Predigten (454-482) beruht vor allem auf dem Einschnitt zu machen, ist naheliegend und auch nur deshalb bedauer-

Werderf ^entralbibliothck Zürich, aber auch andere Fundorte lieh, weil die Spannung, die geweckt ist, nicht sogleich abgebaut wird

DatUm angegeben. Das anschließende Gesamtverzeichnis enthält durch Fortsetzung: denn die verspricht ja Offenlegung vieler Schätze,

Komrn' Tcx'srundlage. Thema und Fundstelle. Der dazugehörige die im Dalman-Nachlaß an der Universität Greifswald noch verbor-

ür>d D Cnlar" m dem alle Abweiehungen z. B. zwischen Manuskript gen liegen.

Die da au,gerührt werden, findet sich bereits vorher (368-426). Vfn. hat ihrer Arbeit eine klare Gliederung in zwei gleich gewichtige

rangjg ZWlSenen abgedruckten 16 Anlagen (427-452) enthalten vor- und gleich umfängliche Hauptteile gegeben. Sie behandelt zunächst

Darsle^|Usammenhängende Quellcntextc, die den Zusammenhang der (S. 5-69) in eher biographischer Manier Gustaf Dalmans Kindheit,

Todes U"8 gestört "ä'ten. Die beiden letzten Anlagen über Lavaters Ausbildung, seine Dozenturen in Gnadenfeld und Leipzig sowie seine

tiBerSc***" <d'e bisher'8c Annahme, daß Lavater an den Folgen Beziehung zu Franz Delitzsch und dem Institutum Judaicum in

beri sejC erletzung im September 1799 vier Monate später gestor- Leipzig.

HePr,S"W°hlzukorri8ieren) und über eine angeblich gemeinschaft- Dalman, am 9. Juni 1855 als Gustal Herman Marx geboren, nahm

gere p „d'et von Lavater und Goethe hätten aber sehr wohl als län- erst 1886 den Mädchennamen seiner 1870 gestorbenen Mutter an.

Das U note 'n den laufenden Text aufgenommen werden können. Einen besonders lesenswerten Abschnitt.der Arbeit bildet die Nach-

Orts-u rnt'angreiche Literaturverzeichnis (30 Seiten!), Bibelstellen-, Zeichnung von Dalmans Ausbildungsgang in der Ortsschule Niesky,

faßt!) " .Pers°rienregister (das auch das Literaturverzeichnis um- dann dem berühmten Pädagogium daselbst (seit 1868) und später am

registeerreanzen den Band. Ein besonderes Lob verdient das Begriffs- Theologischen Seminar der Brüdergemeine (Herbst 1874 bis Herbst

ist. Mit Sciten>- das vielleicht etwas zu gründlich gestaltet worden 1877) in Gnadenfeld. Die sorgfältigen Archivstudien im Archiv der

theo|OE SC'ner Hilfe es möglich, die dogmatischen und praktisch- Brüdergemeine vermitteln ein lebendiges Bild der Möglichkeiten

Ver|aufroiI " ',roblcmc äufzullnden, die bei der dem historischen und Begrenzungen, mit denen Dalman sich auseinanderzusetzen

Es fäll,1 8endcn Methode der Arbeit sonst leicht verlorengehen. hatte,

die FrJ Wcr- Kritikwürdiges zu finden- Bei Quellcnarbciten ist Im Herbst 1887 beginnt für Dalman als Lehrer am von Franz

wollte j! " Wicdergabc stets spannend. Sauer stellt lapidar fest, er Delitzsch 1886 gegründeten Institutum Judaicum in Leipzig ein neuer

MU[jda' U^hslabengetreu" arbeiten (II) Dem stimme ich gern zu. Abschnitt seiner Wirksamkeit.

"n" und hc'ßcn- daß die liegenden Striche über den Buchstaben Delitzsch ermöglicht ihm eine akademische Uhrtätigkeit auf dem

Werde,, ' m"als Kennzeichnung von Doppelbuchstaben beibehalten Gebiet der Judenmission sowre in. der Ausbildung von Juden-

L'miaui, u SSCn? Ebenfalls erscheint es mir überfüssig, die damalige Missionaren. Mit ihm bleibt Dalman über die L.cent.atcnarbcit. die

'mrnens r?'hUne durch hochgestelltes „e" beizubehalten. Die Promotion (1887) und die Arbeit am Institutum Judaicum ver-

Stelle d, Ctailkenntnis des Vf verführt ihn mindestens an einer bunden. Grund Tür seine spätere Tätigkeit legt eine Palastina-Synen-

for<W n' de" Nil-htlächmann Zürcher Kirchcngeschichte zu über- Reise 1899-1900. für die er ein Stipendium erhielt. Dalman heiratet

«Wteihin. "bckann«en aufsehenerregenden Ereignisse um die Ver- endlich am 25. 9. 1902 und reist am selben Tage ab nach Jerusalem.-

Und Hinrichtung des suspendierten Pfarrers Joh. Heinrich zusammen mit seiner Frau Caroline Sophie geb. von Treskow.gim die