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1989

Kategorie:

Neues Testament

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Neuerscheinungen

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359

Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 5

360

durch Artikel und kurze Beiträge" geschieht (S. 9), mag etwas überspitzt
sein, markiert aber die Bedeutung, die Aufsatzsammlungen von
Autoren, die wirklich etwas zu sagen haben, zukommen kann. Das ist
bei Wolfgang Trilling der Fall, die Eröffnung der Reihe mit ihm ein
gelungener Auftakt. Auch künftig sollen in der Regel nur bereits veröffentlichte
Arbeiten vorgelegt werden; um des spezifischen Charakters
der Reihe willen wäre es wohl gut, wenn ausschließlich Sammlungen
jeweils nur eines Autors in ihr publiziert würden. Sie kann damit
der Wissenschaft einen wichtigen Dienst tun.

Die Beiträge werden im Originaltext wiedergegeben, höchstens können
kleine Nachträge beigefügt werden (S. 9f). Die Seitenzählung der
Vorlagen wird deutlich und genau im Text angegeben (unter Vernachlässigung
der Worttrennung), freilich nicht hinsichtlich der Anmerkungen
. Die Verweise innerhalb der Aufsätze gehen ebenfalls auf die
Seiten der Vorlagen, wobei aber die Markierung nicht konsequent
durchgeführt ist; auf den Abdruck eines Beitrags im vorgelegten Band
wird - mindestens z. T. (z. B. S. 359 A 75) - nicht verwiesen. Problematisch
ist, daß als Vorlage und damit auch als Verweisgrundlage
nicht allemal die Erstveröffentlichung, sondern ein Nachdruck
gedient hat, auch wenn das in diesem Falle besonders und gut begründet
ist.

Der Autor rechtfertigt in seinem Vorwort den Titel der Sammlung
..Studien zur Jesusüberlieferung", die tatsächlich nicht nur Arbeiten
zur Traditio'n und Theologie der Evangelien enthält, sondern auch
solche zu spezifischen Problemen der neutestamentlichen Briefliteratur
und zu fundamentalen theologischen Fragen nach der Bedeutung
der Schrift im ökumenischen Horizont. Trilling ist in gar keiner Weise
einer irgendwie gearteten anthropologischen Engführung der Christo-
logie verfallen, auch wenn ein eigentlich christologisches Interesse
nicht bestimmend hervortritt; deshalb könnte der Titel ein Verständnis
provozieren, das dem Willen des Autors schwerlich entspricht.

Alle Beiträge zeigen ihren Vf. als Exegeten von hohem Rang und
sensiblen Theologen, der sich den methodischen und inhaltlichen
Problemen von Theologie und Kirche in der Gegenwart in verantwortungsvoller
Offenheit stellt. Die Verbindung von exegetischer Sorgfalt
und geschärfter theologischer Fragestellung trägt die wichtigen Überlegungen
insbesondere zur Bedeutung von Schrift und Amt für die
Kirche, die - neben den Aufsätzen zum Matthäusevangelium - den
Schwerpunkt des Bandes darstellen. Sowohl in dieser Bestimmung seines
Themas als auch in dessen Behandlung bleibt Trilling wesentlich
seiner Kirche verpflichtet; aber er ist das in einer ökumenischen
Offenheit, die seiner Arbeit wegweisenden Charakter für die Zukunft
der Ökumene verleiht. Und das gilt nicht zuletzt deshalb, weil hier der
ökumenische Geist der eigenen Konfession zugewendet ist, die in der
Öffnung von der Schrift her nicht aufgehoben, sondern bereichert werden
soll.

Der Band, der durch ein Stellenregister (in Auswahl) und ein Sachregister
abgeschlossen wird, bietet diese Aufsätze:

Geschichte und Ergebnisse der historisch-kritischen Jesusforschung. f3-41.

- Die Täufertradition bei Matthäus, 45-65. - Der Einzug in Jeruslaem
Mt 21,1-17, 67-75. - Amt und Amtsverständnis bei Matthäus, 77-92. -
Matthäus, das kirchliche Evangelium. Übcrlieferungsgeschichte und Theologie
, 93-108. - Zum Petrusamt im Neuen Testament. Traditionsgeschichtliche
Überlegungen anhand von Matthäus, 1 Petrus und Johannes, 111 -139. - Die
Wahrheit von Jesus-Worten in der Interpretation neutestamentlicher Autoren,
141-164. - „Implizite Ekklesiologie". Ein Vorschlag zum Thema „Jesus und
die Kirche", 165-183. - Zur Entstehung des Zwölferkreises. Eine geschichts-
kritische Überlegung, 185-208. - Gegner Jesu - Widersacher der Gemeinde -
Repräsentanten der „Welt". Das Johannesevangelium und die Juden, 209-231.

- Literarische Paulusimitation im 2. Thessalonicherbrief, 233-243. - „Sola
scriptura" und „Selbstauslegung der Schrift" im Lichte der Exegese, 247-275. -
Antichrist und Papsttum. Reflexionen zur Wirkungsgeschichtc von
2Thess 2,l-10a, 277-301. - „Das Evangelium" in der Confessio Augustana
und bei Paulus, 303-331. - Zum „Amt" im Neuen Testament. Eine methodologische
Besinnung, 333-364.

Halle (Saale) Traugott Holtz

Barth, Gerhard: Taufe auf den Namen Jesu. Kurzbericht über den Stand neu-
testamentlicher Arbeiten zum Verständnis der Taufe im Urchristentum
(EvErz40,1988, 124-136).

Beauchamp, Paul: L'Evangile de Matthieu et l'heritage d' Israel (RSR 76,
1988,5-38).

Berger, Klaus: Neutestamentliche Theologien (ThR 53, 1988,354-370).

Black, David Alan: New Testament Semitisms (BiTr 39,1988,215-223).

Bovon, Francois: The Synoptic Gospels and the Noncanonical Acts of the
Apostles(HThR 81,1988,19-36).

Fischer, M.: Die Straßenstation von Hörvat Meesäd (Hirbel cl-Qasr). Ein
Beitrag zur Geschichte des Weges von Jerusalem nach Emmaus (ZDPV 103.

1987, 117-136).

Hahn, Ferdinand: Heilsgewißheit angesichts irdischer Bedrohung: Endzeiterwartung
im Neuen Testament (ZW 59, 1988, 193-206).

Hill, C. E.: Paul's Undcrstanding of Christ's Kingdom in I Corinthians 15:
20-28 (NT 30,1988,297-320).

Hofius, Otfried: Herrenmahl und Herrenmahlspradosis. Erwägungen zu
IKor 1 l,23b-25(ZThK85,1988,371-408).

Fapidc, Pinchas: Warum kommt er nicht? Jüdische Evangelienauslegung-
Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus Gerd Mohn 1988. 122 S. 8* = GTB. Siebenstern
1421. Kart. DM 14,80.

Pesch, Rudolf: Der Prozeß Jesu geht weiter. Freiburg-Basel-Wien: Herder

1988. 126 S. kl.8* = Herderbücherei, 1507. Kart. DM 7,90.

Schnabel, Eckhard: Das Johannesevangelium und die Frage der Historizität-
Anmerkungen zur jüngsten Forschungslage (Jahrbuch für cvangclikale Thcolo-
gie2, 1988,49-84).

Vollenweider, Samuel: Zeit und Gesetz. Erwägungen zur Bedeutung apokalyptischer
Denkformen bei Paulus(ThZ 44, 1988,97-1 16).

Vouga, Francois: The Johannine School: A Gnostic Tradition in Primitivc
Christianity?(Bibl 69, 1988,371 -385).

-: Zur rhetorischen Gattung des Galaterbriefes (ZN W 79, 1988,291 -292).

Kirchengeschichte: Reformationszeit

Moeller, Bernd: Reichsstadt und Reformation. Bearb. Neuausgabe-
Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1987. 119 S. Pp. DDR M 9,-; Ausland
DM 14,-.

Dieses in seinem Umfang bescheidene Buch hat ein Viertcljahrhun-
dert reformationsgeschichtlicher Forschung wesentlich mitbestimmt-
Es ist 1962 erstmals in den Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte
(H. 180) erschienen, daraufhin 1966 in Genf in franzosischer
, 1972 und 1982 in den USA in englischer Sprache. Seitdem hat
es nichts an Wert und Aktualität eingebüßt, so daß es einem spürbaren
Bedürfnis entsprach, das längst vergriffene Werk dem deutschsprachigen
Leserkreis erneut zugänglich zu machen. Die Neuausgabe
gibt den deutschen Text nach der französischen Übersetzung wieder
und ist um ein umfangreiches Nachwort erweitert, das den gegenwärtigen
Forschungsstand reflektiert und neue Einsichten des Vf. vernMt'
telt. Das Literaturverzeichnis ist bis zum Jahre 1985 fortgerührt und
schließt somit die reichen Früchte des Luther-Jubiläumsjahres ein.

Beim Blick auf den Buchtitel entsteht die Frage, ob die Reichsstädte
als eine nach Größe, wirtschaftlicher Struktur und geschichtlicher
Bedeutung höchst diffuse Gruppe einen Bezugsgegenstand abgeben
können, der eine geschlossene Darstellung rechtfertigt, werden doch
auf diese Weise reichsunmittelbarc Zwergstädte mit behandelt, während
landsässige Städte von hohem Rang wie Görlitz, Halle, LeipZ'$
und Rostock mit starken reformatorischen Bewegungen unberücksichtigt
bleiben. Dieser mögliche Einwand verblaßt jedoch vor def
überzeugenden Feststellung, daß die Reichsfreiheit ein verbindendes
Qualitätsmerkmal war, das diese Städte verfassungsmäßig auszeichnete
, ihnen besondere Möglichkeiten zu freier konfessionspolitische'
Entwicklung bot, sie aber auch im Konfliktfälle vor schwere, folgt-'11'
reiche Entscheidungen stellte. Wenn von 65 Reichsstädten nur für^
ausgesprochen kleine Städtchen keine Beziehungen Zur evangelischen
Bewegung zeigen, so ist das ein Hinweis darauf, wie sich der bürgerlich
-städtische Teil der Gesellschaft in Deutschland zur Reformati'"1
verhielt, wenn ihm keine Hindernisse von fürstlich-staatlicher Seite