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Ausgabe:

1989

Spalte:

348-349

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Möller, Hans

Titel/Untertitel:

Alttestamentliche Bibelkunde 1989

Rezensent:

Bernhardt, Karl-Heinz

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 5

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zusammengebracht und seine Tätigkeit in der Gesamtdarstellung der
Restauration Jerusalems und Judas eingebettet.

Gunneweg kennzeichnet Nehemia als Eiferer für ein strenges, von
allem Ausländischen abgeschirmtes Judentum. Ob Nehemia davidischer
Abstammung war, läßt er offen. Auf jeden Fall aber haben seine
Maßnahmen messianische Kreise bestärken können (S. 95f; 180), was
die Konflikte mit auslöste.

Dem Kommentar ist ein Exkurs zur Topographie und Archäologie
Jerusalems von M. Oeming beigegeben. Nicht überall wird man
erwarten können, daß die TRE mit ihren ausführlichen Erörterungen
zum Stichwort „Jerusalem" zur Verfügung steht. Insofern kommt
einem solchen Exkurs in einem Kommentarwerk große Bedeutung als
Informationsquelle zu. Oeming leistet diesen Informationsdienst in
bester Weise. Schade ist jedoch, daß er den Exkurs nur bis in die Zeit
Nehemias führt. Gerade unter dem o. g. Aspekt wäre eine Weiterführung
bis in die Gegenwart hilfreich gewesen.

Die Einleitung zum Nehemia-Kommentar ist, abgesehen vom Literaturverzeichnis
, identisch mit der-zu Esra, was zunächst verwundern
mag, aber den unbestreitbaren Vorteil hat, daß beide Kommentare
unabhängig voneinander Verwendung finden können. Den Abschluß
bilden Register und die Zeittafel von A. Jepsen.

Berlin Volkmar Hirth

Greenspahn, Frederick E.: Hapax Legomena in Biblical Hebrew. A

Study of the Phenomenon and Its Treatment since Antiquity with
Special Reference to Verbal Forrris. Chico, CA: Scholars Press
1984. XIII, 260 S. 8' = SBL. Dissertation Series, 74. Lw. $ 16.50;
Kart. $ 10.95.

Im Vorwort begründet Vf. die notwendige systematische Erfassung
und Bearbeitung der „Hapax Legomena" im biblischen Hebräisch; es
sind sehr selten oder meist nur einmal vorkommende Wörter. Eine
sich mit dem Thema beschäftigende Dissertation ist auf den Penta-
teuch begrenzt, eine andere Dissertation legt den Nachdruck des
Befundes auf das Akkadische und Ugaritische. "Such analysis requi-
res a great deal of philological treatment, the ultimate purpose is to
trexat these words as a class rather than separately in order to assess the
significance of their rareness and what qualities some or all of them
may have in common" (VII). Ein Wort, das ein einziges Mal vorkommt
, bedeutet dem Exegeten ein schwieriges Problem für die Interpretation
, kommt es dagegen in verschiedenen Kontexten mehrmals
vor, so ist der Bedeutungsumfang leichter zu erkennen. Eine syn-
chronische und diachronische Untersuchung ist bei den „Hapax
Legomena" nicht möglich.

In sieben Kapiteln versucht Vf. mit guten Argumenten die Problematik
zu erhellen. Den Ertrag gibt er in einem abschließenden Kapitel
an.

Dem Inhaltsverzeichnis (V) folgen Vorwort (VII-VIII) und Abkürzungsverzeichnis
(IX-XIII). Vier Appendizes sind den acht ausführenden
Kapiteln angefügt. I. Absolute Hapax Legomena (183-186),
II. Non-absolute Hapax Legomena (187-198), III. Chi-Square Test
for Distribution of Hapax Legomena (199-200), IV. Absolute Hapax
Legomena Verbs: Index and Glossary (201-208). Eine umfangreiche
Bibliographie (209-260) beschließt das Buch.

Im 1. Kap. "The Phenomenon of Hapax Legomena: A Survey of
Previous Studies" (1-16), erläutert Vf. den griech. Begriff hapax lego-
menon, der zuerst von griechischen Grammatikern als Anmerkung
für einen einzigen Begriff in klassischen Werken oder von einem
Autor gebraucht worden ist. In der Bibel ist als ein Gegenstück in der
Masora marginalis das Zeichen / als Abkürzung für aramäisches
lyt, das eine nicht wiederkehrende Form oder Konstruktion nennt,
also ein Hapax legomenon im AT kennzeichnet. Ein Beispiel ist
Ez 19,14 (S. 1). Einen Konsens in der Unterscheidung von absoluten
und nicht-absoluten Hapax legomena gibt es nur, wie es von
I. M. Casanowicz formuliert ist als "absolutely new coinages of roots"

im Gegensatz zu Wörtern, die "while appearing once only as a form,
can easily be connected with other existing words" (12).

Kap. 2 "Towards a Definition of Hapax Legomena" (17-29) wird
von der Definition im Oxford English Dictionary, S. 3984, her entfaltet
, daß ein Hapax legomenon ein Wort oder eine Form ist, das nur
einmal in bestimmter Literatur oder von einem bestimmten Autor
verwendet ist.

Kap. 3 "The Distribution of Hapax Legomena in Light of Statistical
Stylistics" (31-46). Neben den 289 absoluten Hapax legomena -
vgl. dazu Appendix I - sind 1 179 nicht-absolute und 33 nicht eindeutige
von insgesamt 1501 Hapax legomena - vgl. Appendix II |
aufgezählt. Das AT enthält ein Vokabularium von ungefähr 8000
Wörtern. Die Häufigkeit oder Seltenheit oder Einmaligkeit von Wörtern
im AT unterscheidet sich nicht von anderen Literaturen bzW-
Sprachen. Spezielle Ausdrücke wie zoologische oder architektonische
sind selten, dafür überwiegen aber im AT kultische oder liturgische
Begriffe. Der Gebrauch der selteneren Wörter "constitute a stylist'c
criterion" (45). Selbstverständlich enthält die Poesie mehr hapax legomena
als die Prosa. Das ist der charakteristische Stil der Poesie, nich'
des Autors.

Kap. 4 "The Treatment of Hapax Legomena in the Versions
(45-60), Kap. 5 "The Treatment of Hapax Legomena in Rabbinic
Literature" (61-69), Kap. 6 "The Treatment of Hapax Legomena 'n
the Middle Ages" (71-100), Kap. 7 "The Treatment of Hapax Leg0'
mena in Contemporary Scholarship" (101-169). Es geht um Interpretationen
, Vergleiche und Auswertungen bei insgesamt 140 herangezogenen
Hapax Legomena.

Kap. 8 "Summary and Conclusions" (171 -181) faßt die Ergebnisse
zusammen. Die verschiedenen Methoden machen die schwierige
Behandlung und Interpretation deutlich. Sehr selten können Hapa"
legomena als korrupte Stellen ausgeschieden werden. Einen gültige11
Beweis zur Bewertung eines Hapax legomenon gibt es nicht. "The best
confirmation of hapax legomena would be in extrabiblical Hebre*
texts from the biblical period." (176). Es ist dies das Hebräisch des Ben
Sira oder von Qumran wie auch noch das tanaaitische Hebräisch-
"Hapax legomena are a fact of any body of language." (181) "It has
been quite adequately demonstrated on both empirical and theoretica'
grounds that hapax legomena constitute the largest category of words
in ancient and modern texts of both formal and colloquial style-
(182).

Quantitative Erkenntnis der Sprachstatistik lehrt, daß seltene odef
nur einmal vorkommende Wörter bzw. Wortformen den größten Teil
des Wortinventars des Hebräischen wie jeder anderen Sprache aiis-
machen; auch bei modernen Sprachen rechnet man mit etwa 60^-
Die qualitative Erkenntnis lehrt, daß ein seltenes Wort eindrucksvoller
ist als ein sehr häufig gebrauchtes und damit abgenutztes Wort-
Sinn- und Bedeutungsfindung eines Hapax legomenons bleiben e"1
schwieriges Unterfangen des Interpretierens. Der Kontext muß immer
die Richtung angeben, in der die Bedeutung zu finden ist, die Etym0'
logie hilft der genauen Determination des Interpretaments.

Dem Vf. sei sehr gedankt für die obwaltende Akribie in diese"1
Werk zu dem wichtigen Thema.

Jena Jutta Körper

Möller, Hans: Alttestamentliche Bibelkunde. Berlin: Evang. Verlag5'
anstalt 1986. 326 S. 8". Kart. DDR M 15,80; Ausland DM 20,-

Die von Hans Möller vorgelegte Bibelkunde ist für den Unterricht
an den Ausbildungsstätten der Freien Evangelischen Gemeinden, des
Gnadauer Gemeinschaftsverbandes und der Lutherischen Freikirche
bestimmt. Die Darstellung des Stoffes wird von der Überzeugung
getragen, daß der Inhalt der Bücher des hebräischen Kanons des Alte"
Testaments jeweils einheitlich und historisch zuverlässig sowie 'n
allen Einzelheiten fehler- und widerspruchsfrei ist. Wenn unterschiedliche
Angaben sich absolut nicht harmonisieren lassen, dann