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Ausgabe:

1989

Spalte:

346-347

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Gunneweg, Antonius H. J.

Titel/Untertitel:

Nehemia 1989

Rezensent:

Hirth, Volkmar

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 5 346

AlteS Testament Ro"e dcr ^'tcsten kraels im Dtn und ihre Idealisierung im DtrG

erklären sich aus den Verhältnissen der frühen Exilszeit, in der die

8u«*ho|/ JoH him■ ni- Xu .i i . »m Ältesten als Vorsteher der intakt gebliebenen Gentilverbände zum

JO.iLlum. Die Ältesten Knicls im Diuteronomium. Cioltin- ., „. , .. ... .. „ .... . .

f n: Vandenhoeck & Ruprecht 1988. 140 S. gr. 8° = Göttinger theo- HofThungstrager für d.c Bewältigung der theologischen und existen-
'ogische Arbeiten. 36. Kart. DM 28 - Hellen Krise wurden. Vorgegeben waren dieserdtrSicht von den Ältere
sten Israels nicht etwa Pentateuch-Überlicferungen. sondern die in der
Götti an/uzc'Bcndc But-h- die leicht überarbeitete Wiedergabe einer Königszeit unangefochten gebliebenen lokalgerichtlichen und rituel-
nijm|.n8cr Dissertation von 1987, bietet mehr, als der Titel verspricht. Icn Funktionen der Ältesten und ihre Vertrautheit mit dem israeliti-
sten .'ch cinc Untersuchung zu Funktion und Beurteilung der Ältc- sehen Recht. Die dtr Erwartungen an die Ältesten wurden wohl nicht
ln der Königs-, der Exils- und der Nachexilszeit. erfüllt. Spätdtr Texte ordnen sie ohne eine Prärogative in eine Institute
' ons,atiert eine im Dtn singuläre Rolle der Ältesten Insraels in tionsviclfalt ein; die (erschlossene) Neuorganisation des Rechtswesens
Vcrk" ~' '*' d'esem dtr ^cxt w'rd ihnen die Verwahrung und in nachexilischer Zeit übergeht sie; ihre alten gentilen Funktionen
spätdt0 "eUns des Gesetzes aufgetragen. Das steht im Gegensatz zu geraten in Vergessenheit; schließlich verlieren sie ihre Bedeutung im
rnehrtk.^CXtCn' e'"e so'cne Funktion der Ältesten Israels nicht öffentlichen Leben.

net .• Cnncn' d'csc vielmehr in eine institutionelle Vielfalt cingeord- Es ist eine runde, geschlossene Konzeption, die vom Vf. zügig und

ZeigU|gCn 'Dtn 5'23' 29,9' 31'28; 33,5.21; Jos 23,2; 24,1). Hingegen in knappen Strichen vorgetragen wird. Aber darin liegt wohl auch ihre

Ä'teste'0 CjrunclscnicnI dcs Dtr(J die offensichtliche Intention, die Schwäche. Die Auseinandersetzung mit der Arbeit müßte vor allem

spre ,Cn ,sraels vom Vorwurf der Beteiligung am Abfall Israels freizu- ihre literarkritische Argumentation und ihre (manchmal kurzatmig

alsty SIC 'm tic8en,ei' als Hüter des rechten Jahweglaubens und wirkenden) Begründungen für die Datierung-der Texte ins Auge

s'erend Crc"crdcs Königtums zu kennzeichnen. Diese nahezu ideali- fassen. Diese exegetische Grundlage des ganzen Entwurfes scheint mir

ten H C.Parste"ur|g kontrastiert scharf der harten Kritik am Verhal- manchen Bruch und manche Engführungaufzuweisen.

am AIrAitestcn lsraelsbci Ezechiel (8.11 f: 14.3a). die der Teilhabe ...

niAba|,W/ ii . Marburg(Lahn) WinfriedThie
Aus r Volkcs(20.4)angeklagt werden,
"issen de"0"1 Bc,und entwickelt B. die These, daß unter den Erforder-

sej g- , """hexilischen Zeit eine Rehabilitation der Ältesten erfolgt Gunneweg, Antonius H. J.: Nehemia. Mit einer Zeittafel von A. Jep-

Text F SP'C8e't s'cn vor allem in dem dieser Epoche zuzurechnenden sen u. einem Exkurs zur Topographie und Archäologie Jerusalems

V0 *24'la*.9-| | wider, der „allem Anschein nach direkt auf den von M. Oeming. (Lizenzausg. des Gütersloher Vcrlagshauses Gerd

Alto Urf dcs Ezechiel zu antworten scheint" (38) und die Integrität der Mohn. Gütersloh) Berlin: Evang. Verlagsanstalt 1987. 202 S., 12S.

^Slen Israels sichern will Zeittaf. gr. 8* = Kommentar zum Alten Testament. XIX. 2. Lw.

undnich'6 Bedeutungder Ältesten Israels sich aus der frühen Exilszeit M 22 ~'

dUrch *".'aus dcrn Vorbild älterer Überlieferungen herleitet, belegt B. In der jetzt gültigen Reihe der Predigttexte kommt Esra gar nicht,

alten t"*. Pntersuchunj des Vorkommens dieser Gruppe in den Nehemia nur ein einziges Mal vor (am „Gedenktag der Augsburgi-

8ehend radU.'oncn des Tetratcuch. Das Ergebnis ist ein fast durch- sehen Konfession" in Reihe III: Neh 7,72: 8,1-2.5-6.9-12). Insofern

e Cs ••Al'estcnschweigen". Lediglich in Ex 12,21 läßt sich die stehen diese Bücher wie auch die Chronik am Rande des kirchlich-

ai|Crd °e der Ältesten als ursprünglich halten. Dabei handelt es sich praktischen Interesses. In dem Maße aber, wie „Biblische Theologie"

S(änd 8S V°n Hause aus um die Für die Durchführung des Ritus zu- nicht nur ein Schlagwort sein soll, sondern ein die exegetische Arbeit

ältesten" S'Ppcnaltestcn- dic erst von J oder einem noch Späteren zu in großer Breite bestimmendes Programm, muß auch die die exilische

ISraclsen sraels umbenannt wurden. Ansonsten drangen die Ältesten und nachexilische Zeit zum Thema habende Literatur des AT stärker

ein. Von der Exilszeit an in die Tetrateuch-Übcrliefcrungen beachtet werden. Darum ist es nur zu begrüßen und dem Autor zu

^ danken, daß in der Reihe KAT dem Fsra-Kommentar (1985, vgl.

dic p|j ^ntersuchungsgang wendet sich dann der Königszeit zu, um ThLZ III. 1986. 7370 so bald der Nehemia-Kommentar folgen

andcrc" t 0nCn ÜCr Altcs,en in dieser Epoche und ihr Verhältnis zu konnte.

Dezeu 'nst"u,i°nellcn Gruppen zu klären. Verschiedene Texte Der Vf. betrachtet die Bücher Esra und Nehemia als eine Einheit
auch f" k':,rdic Kompetenz der Ältesten sowohl im rechtlichen als (S. 28 ff), so daß Neh 1-10 und 11-13 jeweils den 3. und 4. Hauptteil
Stadt-Ä^| ntUC"cn Bereich. Dabei handelt es sich um Sippen- bzw. des Gesamtkommentars bilden. Einheitlichkeit bedeutet, daß eine
Ältcs,e tCSlc• Wani"cnd Stammcs-Ältestc nicht nachweisbar sind. Die Kapitelumstellung, etwa Neh 8 nach Esr6, nicht erfolgt. Vielmehr
rischertChaftalsGesarntvertretung Israels ist vollends eine dtr litera- liegen drei Akte zu je drei Szenen vor: Esr 1-6: Heimkehr zum
ry lktion. Wiederaufbau, Widerstände, Tcmpelvollendung; Esr 7-10: Esras
Enls^besondcrs a"s 2Chr 19,5-11 erschlossene Vorstellung vom Jerusalemreise, Gefährdung durch Mischehen, Vollendung der gelaunteste
^ e'nCr köni&lichen Beamtengerichtsbarkeit, durch die die terten Gemeinde; Neh 1-8: Nehemias Mission und Reise, Wider-
andcreFUrÜCk8Cdrangt wurdcn. wird von B. zurückgewiesen: Der stände, Vollendung der Mauer und synagogaler Gottesdienst; ab
die dtr s 'icner These- D,n 16 18«". sei erst ein dtr Text, da er Neh 9 Nachträge. Jeder der Akte endet mit einem von den Gedanken
D,n |7x cht d" Richterzeit voraussetze; dtr bearbeitet sei auch des Kultes und der Reinheit bestimmten Höhepunkt. Das Fügt sich der
Zentral')? '3-dcssen vordtr Kern 8- 10a* nur dic Konsequenz aus der das Gottesdienstliche hervorhebenden Gesamttendenz von ChrG
gejj^^ionsforderung formuliert. Das in 2Chr 19,5-11 wider- zweifellosgut ein.

sein- ' GerichtsverfaSsungssystem kann also nicht vorexilisch Kern des Nehemiabuches ist die Nchem.adenkschr.ft (ND, vgl.
Dtn'|9 " kön'8lichcn „Richtern" ist nicht zu rechnen. Auch S. I76IT). Gunneweg schließt sich mit dieser Bezeichnung bewußt
Tatbest''' 18; 25-'-3; Ex 18.1 3ff reflektieren keine vorexilischen MowincJcel an. Sodeutlich und unbestreitbar die apologetische Inten-
spätexii u S0"dcm vic|mehr eine Veränderung des Justizwesens in tion dieser Schrift ist. so wenig läßt sie sich doch gattungsmäßig feststände
|T nachc*ilischcr Zeit dic wohl auf Initiative der Perser zu- legen. Nehemia rechtfertigt sich damit weniger vor Menschen, schon
eine Ebensowenig wie dic Existenz königlicher Richter sei gar nicht vor der persischen Administration, als vielmehr vor Gott.
anzuneh 8kcit königlicher Beamter (nach Jes 1.23; Jer26.l0ff) Durch die Aufbewahrung im Tempel konnte sie zu einer der Quellen
Älteste,"1^ lndcr staatlichen Zeit gab cs keine Beeinträchtigung der des ChrG werden, wobei der Chronist lie seinen Intentionen gemäß
besten , " Rwhtskompetcnz sondern ein Nebeneinander von in den Zusammenhang einfügte. Ist das Schwergewicht der ND selbst
Ein Konigsbcamtcn in der Versclbständigung Judas und der Absonderung von allem
ZUsanimcnlaSsendcr ÄbtcfaniU summiert die Ergebnisse: Die Fremdem zu sehen, so wird durch den Chronisten Nehemia mit Esra