Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1989

Spalte:

306-309

Kategorie:

Systematische Theologie: Dogmatik

Autor/Hrsg.:

Vorgrimler, Herbert

Titel/Untertitel:

Sakramententheologie 1989

Rezensent:

Jacob, Friedrich

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2, Seite 3

Download Scan:

PDF

305

Theologische Litcraturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 4

306

[es selbst" (56). Der Vf. meint auf diese Weise das Anliegen der kireh- keiten „erwirbt", z. B. die „Fähigkeit zu reagieren" (124) und damit
HCben Trinitätslehre, Endliches und Unendliches zusammenzuden- „Eigenschaften der Reaktion". Denn dem sieh verendlichenden offenen
, autnehmen zu können (56(1). Tatsächlich laufen seine Feststcl- baren Gott, der sich in dieser Vercndlichung geradezu „konstituiert"
n8en aber auf eine glatte Leugnung des Nicänum-Konstantino- (vgl. 160), können solche Mangelmerkmalc der Endlichkeit und
P°litanum hinaus. Zunächst wird nämlich festgestellt, daß der Begrenztheit nicht fremd sein. Der Vf. scheut darum Aussagen nicht,
••Vater", auf den sich Jesus bezieht, eine ganz andere „Person" sei als die Gott wie ein überraschtes, hilfloses Opfer seiner eigenen Schöp-
er >n Jesus vergegenständlichte „Sohn" (351). Der Name des Vaters fung erscheinen lassen. Je extremer hier geredet wird, um so mehr
Verweist in das „unsagbare göttliche Geheimnis", das gar nicht zwingt das Wort Gott wiederum zum „Transzendieren" aller dieser
^Personal" gedacht werden darf (vgl. die Erwägungen zu Luthers Aussagen und damit zum neuen Gewinn der Einheit von Unend-
n'erschcidung von deus absconditus und revelatus. 37ff"). „Uncin- lichem und Endlichem, von „Sein und Nichts" (116). Dieses „Trans-
f>eschränkt kann" Personalität „nur dem Sohn zugesprochen wer- zendieren" ist legitimiert dadurch, daß Gott sich als aussprechbares
" Sie ist „nichts anderes als . . . die Personalität des Menschen Wort im Prozeß seiner Vergegenständlichung „sclbst konstituiert"
Us von Nazareth" (58). Das Homoousios von Nicäa ist darum zu (162). Der Streit um die Existenz oder Nichtcxistenz Gottes ist darum
streiten (ebd., 107). Das heißt auch: „die Lehre von den drei Perso- sinnlos (vgl. Kap. V. 144-163: „Die Frage nach der Existenz Got-
"en der Trinität" ist eine „abstruse Feststellung" (58). Der Vater for- tes''). Denn Gott wird Wort, das in seinem Tode allcine auf dem Plan
.11 die „Transzendierung" der Personalität, und der Heilige Geist ist bleibt. So „erhält der Mensch das Wort Gott zurück ... Er wird nicht
**jnt „Person", sondern die „Kraft", die „das unendliche, unbegreif- hinausgehalten in die Leere des Schweigens, sondern wiedereingesetzt

c Geheimnis und die Gestalt Jesu Christi zusammcn(schließt)" in den rechtmäßigen Gebrauch des WortcsGott" (160).

Ur,d Zusammenhält (59). Es mag hier dahingestellt bleiben, ob der Vf. mit dieser Konstruk-

^ Aul dieser kleinen Sammlung von der alten Kirche verworfener tion der „Gotteslehrc" tatsächlich einen tragfähigen Boden für den

aufrCSICn ^aU' ^Cr t'ann d;,s eigentliche corpus seiner Gotteslehre „Dialog mit den Religionen" gewonnen hat. den er ja programmatisch

' narr>lich die Lehre von den „Eigenschaften Gottes" (vgl. Kap. IV. anstrebt. Denn was er über die ..Vergegenständlichung" Gottes sagt,

~'43: ,,Djc Bedeutung des Wortes Gott'*). Voraussetzung dieser gerät ihm am Ende doch zum Adhortativ im Blick auf die Religionen

re ist der alte metaphysische Grundsatz der Undefinierbarkeit (vgl. 161). Was aber die theologische Beurteilung dieser „Gottcslchre"

dc r*^0■ Deshalb geht es bei den „Eigenschaften" Gottes im Sinne im Rahmen der christlichen Theologie, der vergangenen und der

(66 aUcl1 83 r n'cht darum. -Prädikate Gottes nennen zu können" gegenwärtigen (!), betrifft, so liegt das Problem in der sozusagen un-

*■ Vielmehr werden die klassischen „drei Wege" des (Pseudo-) gehemmten Eigcnwilligkeit. in der der Vf.. ohne nach rechts und nach

de's>w'S'US Areopagita m Anspruch genommen, um „die Bedeutung links zu blicken, sein Grundprinzip entfaltet. Es begegnet da viel

ortes Gott" zu erhellen (ebd.). Die via negationis wird als „Weg Beherzigenswertes und Bejahbares. z.B. das Einüben von Gottes
,es Trans

d'e Gott

de

szendierens" verstanden (66(7). Hier kommt es zu Aussagen, Geheimnis in seiner Offenbarung und die Bedeutung dessen für das

„als Negation von Welt" (ebd.) zur Sprache bringen. Unter menschliche Leben; aber auch die Kritik einer Theologie, die unter

Be LSSa8c der „Selbstgenügsamkeit" wird Gott z. B. „ein Sein in der Mißachtung des Wortcharakters der Offenbarung auf der Suche nach

jst ^ UnS«losigkeit" (70) zugesprochen. „Nicht-Rclationalität" (74) Gott in „Tatsachen" ist. Soweit es darum geht, zu verdeutlichen, daß

des ei! C'8cnl''cn göttliche Wesen, auf das sich die „großartige Utopie wir an Gott nicht ohne das Wort, zu dem er wird, in ein Verhältnis tre-

(j "Wichen Glaubens" (75) richtet. Die Unerfahrbarkeit (77) und ten können, verfolgt diese Arbeit ein unabweisbares Ziel. Sogar über

Sehl 'ce't Gottes (79) in der Welt wird darum vom Vf. ent- eine Methode theologischen Denkens, die sich als Weg in den Gegen-

tun °SSCn 8cgen a"e Versuche einer „Gcschichtstheologic" zur Gel- Sätzen des Entzogenseins und der Zuwendung Gottes versteht, wird

aus * cht> ~ Alle „Eigenschaften Gottes", die auf diesem Wege man sich verständigen können. Sie ist ja auch als solche nicht neu.

H~>) Sagt werdcn, tendieren auf ein „totale(s) Verschweigen" Gottes Doch so wie der Vf. diesen Weg darstellt, bekommt man trotz seines

Vo ' Da a°er „so radikal... keine Religion sein" kann und dennoch Redens von der „Einheit" des Namenlosen und des Begrenzten eher

rens" 0" rCdet- scnlagt an dieser Stelle der „Weg des Transzendie- den Eindruck, man werde hier zu einer Dauerflucht von einer Aporie

freier ^ "Weg def Vergcgenstandlichung" um, den der Vf. in zur anderen eingeladen. Der undefinierbare, beziehungslose Gott ist

and^r 'Adaption als „via causalitatis" einerseits und „via eminentiae" so wenig der Gott, den das Neue Testament in Jesus Christus bezeugt,

J.en(ercrscits versteht (10411). Via causalitatis wird „die Liebe als die wie der Mensch Jesus, der am Ende nichts als ein Mensch ist. Ob die

auf d!'0 Sö'Hiche Eigenschaft erkannt" (116). Via eminentiae werden Bewegung zwischen diesen beiden Extremen, die durch die spekula-

v0n Crn -wege ... der Überhöhung" (124) weltlicher Eigenschaften tive Theorie vom „Sich-Andcrs-Werden" Gottes ermöglicht wird,

p,.^0" -Eigenschaften der Reaktion, die aus seiner Mitteilung der den Christen und den Atheisten das Wort „Gott" zurückzugewinnen

(|25fn" ,olgen"- Prädiziert (I24ff). Dazu gehören z. B. Gerechtigkeit vermag, bleibt darum in jeder Hinsicht die Frage.

DJ;Treue(l32n)undHciligkeit(l35f1). Ber|jn WolfKrötke
t0 an Hcgel geschulte Gedanke, der dies alles zusammenhält, ist
sCn ^ cr: °er Gott, der sich in der Person Jesu offenbart, wird an des-

onenb;iCUZ ohnniacmigcn "°pfer der Geschichte" (82). Der Vorgrimler, Herbert: SakramentcntheoloRic. Düsseldorf: Patmos

den t ^ Gotl ist Icl/tlicn -der tote Gott" (115). Der Geist aber, der j987 355 s 8- = Leitfaden Theologie. 17. Kart. DM 26,-.
uns ° Cn Gott mit Gottes unendlichem Wesen zusammenhält, lehrt

' erstehen, daß diesem Geschick des olTcnbarcn Gottes eine Selbst- In der Reihe „Leitfaden Theologie" legt H. Vorgrimler den Band

aus ?n/icrung Gottes zugrunde liegt, in der er aus seiner Freiheit her- über die Sakramente vor. Bereits in der Einleitung werden als Grund-

„da''^'cbc sein will" (II l).Aus diesem Grunde schafTl er die Welt als linien herausgestellt: I. Die Sakramente sollen „nicht gleichsam

gö, ,. A"dere seiner selbst" (ebd.) und mit ihm das Böse „als Folge .rechtspositivistisch', als isolierte Stiftungen Gottes in Jesus Christus

(1

[r**tt Liebe und ... Ermöglichungsgrund menschlicher Freiheit" in den Blick kommen", vielmehr will der Vf. davon ausgehen, daß

Ig'*WU| Gott dieses Anders lieben muß er sich ihm selbst mitteilen „Gottes Umgang mit den Menschen gar nicht anders sein kann als

)■ Dabei begibt er sich auf die „Suche nach der erfährbaren Zeit" .sakramental'" (14). 2. Es soll die kritische protestantische Frage stän-

mj, (, r Vf ganz besonders gerne und häufig sagt. 99f; 124 u. ö.), die dig gegenwärtig bleiben, ob sich die katholische Kirche nicht doch

?^Tod endet. Darum dürfen wir „ohne Zögern das Endliche als anmaße, „über Gottes Gnade zu verfügen". 3. Die Sakramententhco-

8e|a '

Se|bst ansprechen ... Er ist derjenige, der zu seinem Selbstsein logie soll nicht nur ökumenisch sein, sondern „auch im Hinblick auf

Wün | 'ndem er stirbt" (142). Darum ist es auch nicht'weiter ver- das Judentum offen und gesprächsbereit". 4. Sie versteht sich „litur-
acrll<-'h. daß Gott auf der „Suche nach der erfahrenen Zeit" Fähig- gietheologisch". 5. „Sie versucht m der Jesusmystik fundiert zu sein"