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Ausgabe:

1989

Spalte:

261

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Sudbrack, Josef

Titel/Untertitel:

Mystik 1989

Rezensent:

Heidrich, Peter

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr.'4

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baren und Poetischen geht. Weil Leben mehr ist als Vernunft und Ver- Der Band ist T. P. van Baarcn anläßlich seines 70. Geburtstages
<nd, „sollten wir soviel Vernunft besitzen, nicht alles von der Vcr- (13. 5. 1982) gewidmet und enthalt außer einer Einleitung der Hm;
zu erwarten" (188). acht Beiträge, denen jeweils ein Literaturverzeichnis und ein Bildteil

Greifswald Günter Haute angefügt ist.

Der erste Beitrag "A commemorable Baiga" von V. Arnold US-
SudbrarL i r Schröder befaßt «ich mit den Baiga in Zentralindien und ihrer mytho-

GotteeVfVhn n ü S5 bs,crfill],:un« - K°Sm'SC n'v r'f lo»xhcR Gestalt Nanga dem Ersten Baiga. Vf. beschreibt', wie

«"escridhrung. Mainz: Gruncwa d; Stuttgart: Quell Verlag 1988. ... ., , „ .. • r j i> -

167 S. 8- = Unterscheidung Kart DM 18 80 MCh m" dem Vcr'USl tyP'Scht'r Lebensformen der Ba.ga-Gesellschaft

R • im Gefolge der Akkulturation auch die Bedeutung und Funktion die-
e igiöscr Pluralismus zum Ende des 20. Jh., Neigung zum Para- ser mythologischen Gestalt gewandelt hat. Die neuen Verhältnisse
y*0^Wechsel nach dem Ende starken Vertrauens in Wissenschaft berauben die Baiga ihrer Religion und ihres speziellen Lebensstils. In
eehnik: am Ende des Jahrhunderts wird auch ernsthaft nach diesem Kontext ist Nanga Baiga nicht mehr der Kulturheros, der festlich
^Cgen' nacn ura'1 Bewährtem gesucht. „Mystik" ist keinesfalls legt, wie man leben soll. Er hat heute einen mehr abstrakten Wert als
l C1 ^gesprochen religiösen Problemen gefragt, unversehens das Gebot, im Gleichgewicht mit der Natur und in Achtung vor der
leni8".et einem dieses Stichwort bei Physikern, Musikwissenschaft- Mutter Erde zu leben! Der Artikel enthält eine Beschreibung der
• »logen. Baiga-Gottheiten und der Mythen über Nanga Baiga und untersucht.
Leb 'e^cndcs Buch will klären, was das Wort Mystik im christlichen wie die Mythen das Wertsystem und die soziale Struktur der Baigabe
v" Unci denken bedeutet und was es heule im Christlichen Gesellschaft reflektieren. - P. van den Bosch behandelt "Yama - the
Bueh'CllnCn S°",e' Bci dcr Wanl dcs Titels der Reinc- in der dieses God on the Black Buffalo" unter folgenden Aspekten: Das Vorkom-
'iehe f.rSC,1c'nt' sland Guardinis Titel „Unterscheidung des Christ- men Yamas in der alten Texttradition (Veda. epische Sanskrit-
Pate. Tradition, nachepische Tradition; ikonographische Abhandlungen);
as Buch ist in einfacher, klarer Sprache geschrieben. Die Anmer- Darstellung Yamas in der indischen religiösen Kunst; der Büffel als
re • nennen einschlägige Literatur; ein Personen- und ein Sach- Sinnbild des Yama. im Blick auf die Verbindung Yamas mit dem Büf-

2uCrerschließen das Buch. fei erörtert Vf. das Aufeinandertreffen und Zusammenwachsen unter-

Wcr(jerst w'rd geklärt, von welchen Ansätzen aus Mystik verstanden schiedlicher gesellschaftlicher und kultureller Traditionen seit der

Kult6" ^ann" ^ zeigt, wie Mystik stets eingebettet ist in Sprache und Eroberung Nordindiens mit seinen Agrariern durch das Hirtenvolk

nen !lr' 'st also geboten, sich der Mystik auf dem Boden der eige- der Aryas im 2. Jt. v. Chr. Dabei kommt auch das Verhältnis von

(jerr au"cns-Überzeugung und mit der Inbrunst eines Menschen, Kali-Durga und Büffel zur Sprache. Die Bibliographie enthält fast 70

Besch' cr'anrun8 sucht, zu nähern. Wo es in verantworteter Form Titel. - "Sanctuaries and Social Safety. The Iconography of Divinc

solle 'C'11 'St °S w'ssenschaftlich berechtigt" (29). Fremder Erfahrung Peace in Hellenistic Syria" von H. J. W. Drijvers befaßt sich mit der

yrman sicn in Ehrfurcht, nicht nur Toleranz, öffnen. Bedeutung der kolossalen Löwenstatue vom Allat-Heiligtum in Pal-

0as w erweisl auf den christlichen Ursprung des Wortes „mystisch". myra, das heute vor dem Museum der syrischen Wüstenstadt steht.

Lieb pSl,scne bezieht sich bei Kirchenvätern auf das Geheimnis der Die zwischen den Beinen des Löwen geschützt liegende Gazelle und

Pagite ' °ttCS ZU UnS Uncl ,nacnt es rur uns zugänglich (32). Der Areo- die palmyrenische Inschrift auf dem linken Bein des Löwen („Allat

ty m se|ncr klassischen Bedeutung w ird dargestellt. Dem folgt eine wird jeden segnen, der im Heiligtum kein Blut vergießt") sind Zeichen

Ecl.|ieescmcnte in der Neuzeit. Hildegard von Bingen, Meister des Friedens und lenken die Aufmerksamkeit des Forschers auf die

die Y*]' Tercsa von Avila und Johannes vom Kreuz belegen dem Vf. Asylfunktion, die der Allat-Tempel extra muros an der Grenze

iQ de'6^'1 mystischer Erfahrung. Das Herz der Mystik sieht das Buch zwischen Stadt und Wüste, und d. h. zwischen den Gesetzen der Seß-

Gottf tik des Selbst (Plotin), in kosmischer Mystik und in der haften und der Beduinen hatte. Menschen, die aus Gründen der Blut-

der MmySt'k' die kosm'sche und Selbst-Mystik vollende. Im Vorfeld rachefehde hierher flüchteten, fanden an dieser Stätte des „heiligen

nunR >St'k S'eht Vf- v'sionen und Auditionen, z. B. Marienerschei- Friedens" Schutz und „soziale Sicherheit". Die Prozessionen vom

und Cr beurteilt diese Phänomene theologisch (mit K. Rahncr) Bel-Tcmpel zum Allat-Heiligtum können in diesem Zusammenhang

Vlart^arapsVchologisch. Sorgfältig geht das Buch dem Hesychasmus, als Unternehmen zur Sicherung der Balance zwischen der Stadt- und

^asao Buber' Annemarie Schimmels Sufismus-Deutung sowie Beduinengesellschaft, repräsentiert durch Bei und Allat, verstanden

(j^oAbesZen-Interpretationnach- werden!
The Thema „Mystische Weltformel" stellt Vf. Capras H. G. Kippenberg betitelt seinen Beitrag „Zu einem normativen

rje e" dcr Wendezeit dar und befragt sie kritisch. Stanislav Grof ist Symbol Vorderasiens. Das gesattelte Pferd". Nach verschiedenen

LeSa SPai1ncr aus dcr We" dcs New ASe' Teilhard, Monchanin. Berichten wurden beim schiitischen Ashura-Ritual zum Gedenken an

Ini SX-h'hr Dcnken und Leben wird dem Leser nahegebracht. den Tod Husains ein oder mehrere reiterlose Pferde mitgefühlt. Nach

„nor chlußkapitel weicht Vf. der Frage nicht aus, was Mystik für die diesen Berichten sind jedoch unterschiedliche Deutungen möglich

das So " Menschen und „normalen" Christen bedeute. Er wertet (Husains Pferd Zulganäh, Alis Pferd Duldul, Pferd des Mahdi), und

mach°matlscne und das Psychische, grenzt es vom Mystischen ab, er solange man von einer „Illustration zur Heilsgeschichte des Islam"

und VoaUf die BiIder aufmerksam, spricht von der „Dunklen Nacht" ausgeht, bleibt diese Mehrdeutigkeit bestehen. Daher ist nach dem

Das°R "Sucnen Gottes in allen Dingen". Symbolsinn zu fragen, durch den soziale Normen objektiviert werden,

'°sigk vermeidet auf seinem klärenden Wege sowohl die Herz- denn es geht dabei vor allem um eine „Symbolisierung kollektiver

für di Clt dcs Kopfes wie die Kopflosigkeit des Herzens. Der Leserkreis Erfahrungen und Bedürfnisse". Um den Symbolsinn herauszufinden,

derdenelBUCh 'St groß zu denken, freilich wird der betroffene Leser, wendet sich K. dem Typus des „gesattelten Pferdes in antiken vorder-

Wirk]- ^r,stlichen Weg erproben will, die hier im Buch beschriebene asiatischen Darstellungen" im Kontext historischer Ereignisse zu. Der

Chkeit im Leben der Gemeinde suchen. letzte Abschnitt „Das Pferd der Trauer und des Kampfes" bringt K.s

Rostock Deutung: Husains Niederlage von Kerbela war zugleich sein „apoka-

Peter Heidnch lyptiicher Sieg" über seine Gegner und „das Leiden an sich schon die

T p Erlösung". Durch das Mitführen des reiterlosen Pferdes wird der

Pr T- P. van » Commvmm»ti™ KiRures- PaPers. p[CxnT, 10 Aspekt des politischen Kampfes beim Trauerfest wachgehalten. - Der

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hfl 72 Rcl'8'on. Annual for Religious Iconography. I. Kart. Ooslen untersucht die Bedeutung der körperlichen Symbolik im allge-

' ' meinen und in der Inuit-Kultur im besonderen, vor allem den