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Ausgabe: | 1989 |
Spalte: | 234-235 |
Kategorie: | Interkulturelle Theologie, Missionswissenschaft |
Autor/Hrsg.: | Nørgaard, Anders |
Titel/Untertitel: | Mission und Obrigkeit 1989 |
Rezensent: | Moritzen, Niels-Peter |
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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 3
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vamfrn und ideologisch bcscl/lc 1,osi[ioncn al< theologisch reie- Ökumenik: Missionswissenschaft
■« Nomponentcn in dieses Suchen nach der Wahrheit einbezieht.
bibl'St aufgeschlossen gegenüber der sozialgeschichtlichen Exegese Norgaard, Anders: Mission und Obrigkeit. Die Dänisch-Hallesche
«eher Texte. Aber er besteht auf einer gleichsam transkontextu- Mission in Tranquebar 1706-1845. Aus dem Dan. von E. Harbs-
en Logik, weil "acertain abstraction is necessary to wrestle with the meicr. Gütersloh: Gütersloher Vcrlagshaus Gerd Mohn 1988. VIII.
c°neretc". (117) 312 S. m. Abb. 8- = Missionswissenschaftl. Forschungen, 22. Kart.
was der Leser trotz aller Spannung während der Lektüre am Ende DM 42■-•
vermißt, ist eine Konzeption Tür die theologische Ausbildung am Aus- Die Dänisch-Hallesche Mission genießt seit langem hohe Aufmerk-
eines „christlich" geprägten Jahrtausends. Unter der „Über- samkeit. Man nahm es der angelsächsischen Welt übel, wenn sie den
,C "A humble confidence" wird der Leser mit der unwider- Beginn der protestantischen Mission mit William Carey (der Berichte
s aren Einsicht verabschiedet, daß "something of the mystcry der Tranquebar Mission kannte) ansetzte; das Neu-Luthertum und
Waysremains".(2l4) besonders die Leipziger Mission, aber auch Kreise in Dänemark
Genf r, -. D1 p . , , waren stolz auf dieses Beispiel einer frühen Mission, die sich nicht
wOtz r luncr-r neunen , ,
kolonial vereinnahmen ließ. Und in der südindischen Missionsgeschichte
führte eine erhebliche Anzahl von Spuren einheimischer
Initiative zurück aufdas Wirken dieser Mission.
mann- Walter: Confrontacion y Liberacion. Una perspectiva latei- Diese dänische Habilitationsschrift überprüft das Bild dieses Kron-
noarnericana sobre Martin Lutero. Conferencias Carnahan 1983. juwels genauer. Dabei ergibt sich eine überraschende Tatsache: Die
I987°7 A'res; Asociac'on Interconfcsional de Estudios Teologicos bisher bestimmenden Darstellungen (Fenger, Germann, Lehmann,
• 254 S. 8* = Vox Evangelii 1985 Segunda Serie 2. Beyreuther) sind auf einer Quellenbasis aufgebaut, die auch zu ihrer
In den , . , . ■ r ■ Zeil scnon mangelhaft war. Es gelingt dem Vf., die Quellenbasis von
theolo,ie in h , K,rchen Lateinamerikas hat die Befreiungs- yjcr arcriivalischcn Hauptquellen auf sechzehn größere Archive zu
ncn. Es 1k , Jahrzehn,en ««nehmende Bedeutung gewon- erwejtern Dabei jst die Heranziehung der britischen Archive (der
Luthers m .T ' ^ manchcrlci Skcpsis' Wie d'C Thcolo8|c SPCK) der kleinere, das Aufspüren der dänischen Archiv(reste) der
m>, den T .lhrcm Verständnis von Rechtfertigung und Reich Gottes Kolonialzeit dergrößere Schritt, der mit großem Spürsinn getan ist.
zu vereinh C'Ung eP,Cn latL-,namcrikan'sdlcn Theologie Dje damj( gewonncne Masse an Matcrja, wjrd dann abef schr k,ar
für s SC'- lm Lulhcr^ 1983 hat Wal,cr Altmann' Profes- und straff geordnet dargeboten, nämlich unter der Fragestellung:
Berken C The0,08ic in Säo Leopoldo (Brasilien), einen Missjon ynd obrigkcir Denn der inha|t,iche Hauptmangel älterer
ni*hen r " D'al°8 ZWisChcn Luther Und def lateinamcnka- Darstellungen war eben, daß das Qucllcnmaterial fast ausschließlich
nahan- .8Cnwar, 8ewa8t: Er bcs,ri,t die Theologische Woche „Car- VQn def ejncn Sejte dgr Kontroverse s,ammte. Nun wird dic Tiefe und
"SEDET) u Evangcl,seh-Theolog,schcn Hochschule Dauerhaftigkeit des Konfliktes viel deutlicher als eines zwischen den
Se^inaris i l * A""eS verans,altct wird' h,clt Vortragc- arbeitete Grundjnteressen _ hier Handel, dort Mission; und Institutionen - hier
'SEDET P r m" Luthertex,en und stcilte sich dcm Dialog mlt dcn die privilegierte Handclskompagnie. dort die privilegierte königliche
de"r y rrotessoren. Das vorliegende Buch ist eine Dokumentation Mission
'< wieTnT™ AussPrachcn- Es illustriert recht eindrück- £s wjr(j deutHch daß die Gouverneure in Tranquebar gar nicht
Kirche im irlteinamenka dlc gegenwärtigen Herausforderungen der befug( warcn djc Bcrufung der Missionare auf ihren königiich autori.
Uert Werder.ikö blb,ischcr und 'cformatorischer Tradition reflek- sjerten Status ohne Rücksprache mit inrem Vorgesetzten mit allen
Im ersten t eingeforderten Konsequenzen zu akzeptieren. Der Kontlikt war viel
Lulhcrs: ' Cl1 ßent cs um fünf Schlüsselproblemc der Theologie weniger einer der Personen und Charaktere als einer der Institutionen
fer,igunEsl I hns,olog|c'^sonders die Kreuzcsthcolog.e): die Recht- und GrundsätzCi und so biieb es aUch durch die ganze Zeit der
Got'esvolkC- T He'li8C Schrm Und Wort Ü°ttCS; K'rChe a'S "armeS dänischen Herrschaft über Tranquebar.
bei Luthe ' «o^enannteZwei-R*iche-Lefare, A. steHtheraus, wie Der vf kommt zu dem Ergebnis daß eine Gründungsperiode
Winande' il'^ Handeln und das Handeln des Menschen sich (I708-1729) voller Konflikte von einer Phase der etablierten Missio-
^htrenJ VC rhal,cn-wie das passive Empfangen der Gnade den Ge- ngn (1730_I780) abgelöst wurde, der dann die Phase des Nieder-
U°teechtik ?U CmCm befrcicndcn Handeln angesichts irdischer ganges (1780-1845) folgte. Er beschränkt seine Untersuchung aufdas
Scha1t Gott8 'tCn bCfrCit' Be'dCS bczicht A- tncologisch auf d'e Herr- Territorium von Tranquebar selber, läßt also diejenigen Missionare.
vertikaicr CS,Und gcwinnt von daher bei aller Unterscheidung von djg an anderen 0rten wie Madras und Thanjavur tätig wurden, außer
auch ejnc hori/ontalcr Dimension von Glauben und Befreiung Betracht Aucn das Element der hinduistischen Kultur wird nicht
fen>gunK 8a"zheitliche Sicht, die eine falsche Alternative von Recht- bcsondcrs crörtert. Aber das Verhältnis zwischen Mission und Obrig-
Jose Migu Bclr(-*iung bei Luther ausschließt. Dic Rückfragen von ^ wjrd jn vje|en Detaj,s ausge|euchtet. die vorher nicht klar waren.
S'ehls man 1 anderen bcl<undcten einerseits Skepsis ange- Darunter einige, die nicht ganz zum bisherigen Bild passen, z. B. wie
mit "einer r*'' •■luthcriscnem Quictismus", aber A. beeindruckte durch |angcrc PhaSen die Mission finanziell sehr gut gestellt war, oder
tische R tdlung von Luthers Attraktivität für dic lateinameri- die Ro]|c von Missionaren, die sich als untauglich erwiesen,
^^'"ngsthe 8erade anßesichtS C'nißer Einscit'8kei,en in der Dje dritte Phase des Niederganges hat damit zu tun, daß die Han-
lm ZVVci eo'°8,c- delskompagnie ihre Funktion verliert und die Regierungsgewalt
l'sch-Sozj. ]Cn.;Cl1 konkrclis'erte A. „Luthers Verständnis des Poll- djrekt vom Könjg ausgent Norgaard kommt zu dem glaubhaft
Erzichun'd S"' 'ndcm cr anhand von Luthertexten Themen wie gcmachten Ergebnis, daß das faktische Erlöschen der Mission aber
'm 'ateim scha"- Kricg- Widerstand und Gewalt historisch und njch( dcn administrativen Schwierigkeiten zuzuschreiben ist - die
ersten Tea|mcr,kan'schcn Kontext behandelt. Es ist reizvoll, wie im Tendenzen waren stets vorhanden -, sondern der inneren Schwäche,
logischepr.ZUnaLhstaus der lateinamerikanischen Situation dic theo- a)so der fehlenden Motivation. Erstaunlich ist, daß noch von dem
8esucht wrd8cstcl|ung heute erhoben und dann mit Luther zu klären zu|etzt nur traditionshalber festgehaltenen Namen „Mission" doch
Luther,^" Untl w'c m zwe'ten Teil es auch umgekehrt gelingt. cjne Wirkung ausging, an dem ein Neuanfangsich festmachen konnte.
■"'Scher g C ?U 'nterPretieren, um sodann die Relevanz reformato- Dje Darstellung ist ergänzt durch einzelne Photos, sieben Listen und
gen. ns,chten Tür die lateinamerikanische Situation aufzuzci- dje wjchtigsten Passagen von Texten, die in den Archiven vom Zerfall
bedroht sind. Fußnoten und Quellennachweise sind präzise und
Reinhard Fricling knapp.
Ensheim