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Ausgabe:

1989

Spalte:

230-231

Kategorie:

Liturgiewissenschaft, Kirchenmusik

Autor/Hrsg.:

Schmid-Keiser, Stephan

Titel/Untertitel:

Aktive Teilnahme 1989

Rezensent:

Bieritz, Karl-Heinrich

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 3

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Mainz Hermann Reifenberg

e,n Anhang, der zunächst die Mitglieder und Konsultoren der ver- anderer Kräfte in einer großartigen Synthese zwar sachlich, aber doch

schiedenen Organe des liturgischen Reformwerkes namentlich auf- auch persönlich engagiert darstellte, wertvolle Teilinformationen lie-

et. Dabei handelt es sich um die von Papst Pius XII. berufene, am ferte, dabei die Schwierigkeiten nicht verschwieg und so die Liturgie-

• 5- 1948 zusammengestellte (29) Kommission für die Liturgie- reform insgesamt als epochale Leistung sowie Geschenk für die Kir-

orm (I), die Vorbereitungskommission des Konzils (II), die (eigent- che gewürdigt hat.
■che) Konzilskommission Tür die Liturgie (III), das Consilium ad
^"sequendam Constitutionen! de sacra Liturgia [= Rat zur Ausführung
er Ll,urgiekonstitution] (IV) und die 1969 gegründete Gottesdienst-

k°ngregation (V). Ein letztes Register erleichtert das Auffinden der Schmid-Keiser, Stephan: Aktive Teilnahme. Kriterium gottesdienst-

••Akteure" des Unternehmens sowie sonstiger wichtiger Personen. 'iche" Handelns und Friert* Zu den Elementen eines Schlüssel-

Der I t»;w n>- n r-. .» ■ n r. begnffes in Geschichte und Gegenwart des 20. Jahrhunderts. Tei II
tefa u!'C,8 !PPe" ) umreit inemem großen Bogen u 2 Bern - Frankfurt (M.)-New York: Lang 1985. XIII, 530 S. u.
1948 lqtq L.turgiercform im vom Vf. angegebenen Zeitraum 298 S. 8" = Europäische Hochschulschriften. Reihe XXIII: Theoloden
Er schildert dabei im Kapitel „Die Anfänge der Reform" gje Bd. 250. Kart. zus. sFr 99.-.
e" Beginn des Vorhabens, sodann Vorbereitung, Durchführung

st Konsequenzen des 2. Vatikanischen Konzils (1962-1965) im Mißstände auf dem Gebiet des Kirchengesanges und der Kirchen-
Ar'b^ Gottesd'enst- und abschließend die nachkonziliare musik waren der unmittelbare Anlaß für das Motu proprio Inter
eit. speziell des Rates zur Durchführung der Liturgiekonstitution pastoralis vom 22. 11. 1903, mit dem Pius X. den Begriff der „tätigen
terT'6 ^erGottesc^enst'<onSreSat'on' Mit einem bisher wenig bekann- Teilnahme" (im italienischen Text: partizipazioneattiva)m den hinriß1
^alaum werden wir bereits im ersten Abschnitt bekannt gemacht. gischen Sprachgebrauch einführte: Der gregorianische Gesang sollte
litu enctltct nämlicn von einer unter Papst Pius XII. bestehenden als Volksgesang restituiert werden, um den Gläubigen ein größeres
heir8Ischen Reformkommission (1948-1960), deren Existenz ge- Maß an Mitbeteiligung (magis agentium partem) beim Gotteslob und
zu. ^lge'la'ten wurde .Sie traf sich in den zwölf Jahren ihres Bestehens der Feier der heiligen Geheimnisse zu ermöglichen (Art. 3). Die
Arb ■Sitzungen und -wahrte ein solch absolutes Schweigen über ihre Reichweite und Sprengkraft des Begriffs und des mit ihm verbunde-

eit. daß die Veröffentlichung des Ordo Sabbati Sancti instaurati nen liturgischen Reformprogramms waren damals noch kaum abzu-
euerung der Osternachtsliturgie], Anfang März 1951, sogar die sehen: Knapp sechzig Jahre später begegnet actuosa partiäpatio als
kant e"tCn Riten,<ongrcgation überraschte" (29). Ein erstes mar- einer der Schlüsselbegriffe der Liturgiekonstitution des II. Vatikani-
es Datum im Zuge der Konziliaren Reform ist der 7. 3. 1965, ein sehen Konzils, als Zielpunkt und strukturierendes Moment der nach-
(•ac'jjtor'scner Tag und ein Meilenstein" (122), das neben Verein- konziliaren Reformen: „Die Mutter Kirche wünscht sehr, alle Gläu-
alien^n8en und Verbesserungen der Vorschriften für die Meßfeier, vor bigen möchten zu der vollen, bewußten und tätigen Teilnahme an den
^rrTl'k'1 Scnon 'angc sehnlichst erwarteten generellen „Übergang liturgischen Feiern geführt werden, wie sie das Wesen der Liturgie
zip ^'ein zur Volkssprache" (1,21) brachte - ein berechtigtes Prin- selbst verlangt und zu der das christliche Volk ... kraft der Taufe
■^atio35 U 3 *^'rcnen ^er abendländisch-protestantischen Refor- berechtigt und verpflichtet ist. Die volle und tätige Teilnahme des
w n se,t mehr als 400 Jahren praktizierten. Im weiteren Kapitel ganzen Volkes ist bei der Erneuerung und Förderung der heiligen
Sovv.Jn ^ nächsten Schritte zur Liturgiereform und Liturgiepastoral Liturgie aufs stärkste zu beachten .. ."(SC 14).
letzter^ "^reuze" td- Schwierigkeiten] der Arbeit geschildert. Bei Die hier anzuzeigende, bemerkenswert materialreiche Unter-
und nande't es s'cb einmal um den Problemkrcis „genehmigte suchung, die der Katholisch-theologischen Fakultät Luzern als Dis-
Refor"^18ek'"'gtc Experimente", zum anderen um die „Gegner" der sertation vorgelegen hat, verfolgt Weg, Wandlung und Wirkung des
die T haDcn es dabei mit einer Gruppe von Personen zu tun, Begriffs der „tätigen Teilnahme" von Pius X. bis zum II. Vatikanum
gan C einem systematischen Kampf auf die Positionen der Ver- und darüber hinaus. Sie zeigt, wie aus dem Programmpunkt mit sehr
keittnnheU versteifte" <2")- Ihr schlössen sich namhafte Persönlich- begrenzter Reichweite schließlich jener theologische Schlüsselbegriff
s°gar "rr V'e""acri ..solche, die dem Christentum fernstanden oder es wird, der an die Grundlagen römisch-katholischer Ekklesiologie und
Sac, 0 'ent|ich anfeindeten, aber das, weil sie die Kirche lediglich als Sakramentenlehre rührt. Die drei Teile, in die der Vf. sein Buch glie-
vjCnt erin eines kulturellen Erbes verstanden" (ebd.). Weiter dert, entsprechen dabei den Etappen dieses Weges sowie den auf ihm
Seiten'8Berncrkung: ■ -.Man darf aber auch nicht die Unterstützung wirksamen bewegenden Kräften und Tendenzen:
Zeno-. erv-sessen, die zur Welt der Bourgeoisie^] und der Finan- Teil I der Arbeit (I, 7-146) gilt den offiziellen kirchlichen Doku-
l<r .6Cnorte. und die in der neuen Liturgie eine Art gefährliche Demo- menten von 1903 bis 1961. Kap. 1 ist PiusX. gewidmet, Kap. 2
^ls'erungsahen" (ebd.). nimmt auf Benedikt XV. und Pius XI. (Divini Cultus, 1928) Bezug,
5 " .^en folgenden Teilen (2-7; Titel siehe oben) werden wir mit Kap. 3 behandelt Pius XII. und seine Enzykliken (vor allem Mediator
2us ZUr Teilung der neuen liturgischen Bücher und damit Dei, 1947. und ihre Auswirkungen), Kap. 4 und 5 befassen sich mit
dieajmmennangender Fragen bekannt gemacht. Teil 8 geht u. a. auf päpstlichen und kirchenamtlichen Dokumenten der fünfziger Jahre
tutio^' W'Cntigen -Instruktionen zur Ausführung der Liturgiekonsti- (bis hin zum Codex Rubricarum von 1961). Kap. 6 faßt die Situation
Pro0" e'n' Den Tenor des 9. Teils läßt schon dessen erster Satz am Vorabend des Konzils („Praxis der Begriffsbestimmung der akti-
ljcll8rammatisch anklingen: „Das Problem des Gesangs [einschließ- ven Teilnahme der Gläubigen an der Liturgiefeier unter Pius XII.")
müh nStrUrnentalmusik] war'eines der heikelsten, wichtigsten und zusammen: „Die Überbetonung eines versachlichten Opferbegriffs"
v0n SA'lgsten der Reform" (925). Dies speziell, weil eine große Zahl (143), ein „hierarchisierter Kirchenbegriff" (146) bzw. „eine einseitig
Lg, Musikern, Chören usw. der Volkssprache abhold waren, dem hicrarchisierte Betrachtungsweise des Priesters", „die spiritualisie-
nel|C'n abso|ute Priorität zumaßen und nur den Wert des traditio- rende Sicht einer welllosen Frömmigkeit ohne geschichtliche Beschs
? 8re80rian'schen Chorals samt überkommener Polyphonie züge", „die supranaturalistische Tönung der Liturgie" (142) sowie
u zten. Im ,0 Tej, ejndrucksvo|]e Beispiele der erneuerten „nazistischer Formalismus" (144) verhindern, daß der Begriff der
skj g'e gelegentlich besonderer Anlässe (Kongresse; Heiliges Jahr) actuosa participatio hier schon zu seiner vollen Entfaltung gelangt.

g ert. Xeil II setzt neu ein mit der Aufnahme und Ausgestaltung, die der

•V ff dem kornmt heraus daß die Reform ein sehr vielschichtiger Begriff der „tätigen Teilnahme" in der liturgischen Erneuerungsbewe-

kräft! Als maßgeblich können dabei vor allem fünf Gestaltungs- gung des 20. Jahrhunderts erfährt (I, 147-308): Kap. 1 gibt einen

kon,, len: ExPcrten, das Consilium [zur Ausführung der Liturgie- Überblick über die Etappen der Bewegung, Kap. 2 behandelt einzelne

Es is hut'°n1'die römische Kurie der Papst und Einflüsse von außen. Richtungen und Gestalten (Dom Lambert Beauduin, Ildefons Her-

das Verdienst des Autors daß er das Konzert" aller dieser und wegen, Odo Casel, Romano Guardini, Pius Parsch, Josef Andreas