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Ausgabe:

1989

Spalte:

206-207

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Gerlach, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Als die Zeugen schwiegen 1989

Rezensent:

Barton, Peter F.

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Theologische Literaturzeitung 114. Jahrgang 1989 Nr. 3

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Leipzig Kurt Nowak

und Israel 10 Kart DM ^4 80 Zeitskala der Geschichte. Sie bleibt gegenwärtig als „negat.ver Kairos
" (R. von Thadden). Insofern greift das Kategoriensystem der

. i u-Uannt .mH Geschichtswissenschaft nur soweit, als es ums Historische geht. Ent-

n Fachkreisen war der Name des Autors schon ^eka«d Jgg« seinem Ansatz ,s, es folgerichtig, daß de.- Autor «eine
Jahr um Jaflr fragtc man sich, ob und wann seine rU«ch cme ^ „Sch|ußbe,rachtung-. Erbe und Auftrag-

•anonvon ,970 im Druck erscheinen.werde. Zw, henzert ich at d e Stud £ ^ ^ dcs Weges .,zu neuen

Forschung zu dem in den Bibl.otheken vorhandenen Somplar de £ > juden chrjs(cn gewi(j

Dissertation gegriffen und sich teils dankbar, teils ungeniert (nicht theologiscnen uiern

selten beides zugleich) wertvolles Material abgeholt, ohne in jedem mct.
Fa» die Quelle genau zu bezeichnen. Obgleich Buch und Dissertation
n>cht mehr völlig identisch sind, hält sich aufgrund einer Sachlage, die

ni^ht zu Lasten des Autors geht, der lnnovationscflekt in Grenzen. __(>/>.. . ,a

Um so wichtiger ist es. aus Fairneß und Respekt vor der Leistung des Dogmen- Und TheOlOgiegeSClllCnte

Autors, das Buch einem weiteren Leserkreis zu empfehlen. Der Vf.

selber sieht den Wert seiner verspätet erfolgten Veröffentlichung Stötzcl Arnold: Kirche als ,neue Gesellschaff. Die humanisierende

»nicht in Erkenntnissen die gegenüber der Fassung von 1970 neu Wirkung des Christentums nach Johannes Chrysostomos. Mün-

Wären, sondern eher in der umlangrcichcn dokumentarischen Be- Ster/W, Aschendorff 1984 VI, 240 S. 8' = Munstensche Be.trage

«fündung inzwischen sich durchsetzender Überzeugungen" (10). zur Theologie, 51. Kart. DM 68.

Das Erscheinen des Buches signalisiert einen auch sonst beobacht- Stockmeiers, der Chrysostomos eine
bjen Lagewandel. Die länger gewordenen Schatten der Vergangen- ^^^„^^ Vcrhältni8zwischcn
hei. und die unter dem Eindruck der Shoah verstärkten Ifemuhungen ^Moncgap«i ge beschäftigt hat. In eigenen
jüdisch-christlichen Dialog haben die sonerzert nicht emp- ^^^^„^ Wclse nimmt stötzc. Ansätze seines

h'ene Drucklegung nun doch noch möglich gemacht. Unter t eolo- «U«^»™* m diesem Werk weiter. Es is, die Publikation

£*«n und Wissenschaftspolitischem Aspekt kommt te ™**™ m0 von der Katholisch-Theologischen

^enfa„s auch mil siebzehn Jahrcn Verspätung zur rechten Zeit .m eine m So-me sem angcnommencn Habi.itafons-

"bngen repräsentiert Gerlachs Studie noch immer die einzige ^f^^^J^^ Wert der hier vorgelegten Unter-

^mtdarstellung zum Thema Bekennende Kirche und NS-Juden- schr.ft. W«t*n beson Anwendung traditions. und

Wttik. Das Werk von Richard Gutteridge: Open the mouth for the suchung ausmach st ^ ^ auf die Predigttätig-

J»^ The German Evangelical Church and the Jews 1879-1950. J^^^^

JJ- 1976 ha, hier keinen Wandel schaffen können, zumal es viel- ^^tS^L wird auf Biograph.e und Chronolo-

«uioerlachs Vorarbeiten lußt. „. , ■. n..ch Stöt/C| [12] seit dem schönen Lietzmann-Aufsatz

Nach einer gerafften Darstellung zum Klima des Ant.scmrtismus ^J^JJ^wKSg „nicnt schr viel geschehen") Bezug

Ka,serreich und Weimarer Republik geht der Autor an den Haupt- auf JcmGebKU, er h ors g postulierenden

c> PPcnderJudenpol.tik 1933-, 945 entlang und setzt die kirchlichen genommen^ ^J^PJ Konfessionskirchcn gegenübersieht,

^haltensweisen zu ihnen in Beziehung. Im Hintergrund seiner Suatskuxhe. Je »C ^ ^

^tungen steht BonhoerTers These, die Judenfrage ^^S^nwird,dieho,nc^toOe«eindej,gr«ßerds

u ;.Ck "? Kirchenkampfes. Gleichzeitig schärft Gerlach den Blick für Ch^omos mit P g ^ ^ ^

^ Politischen. geselUchaftlichen und sozialen Perspektiven des d* >*™^£^ g^ff >>Ariani»mui" für das Homöertum.)

Tornas. Das Gesamturteil ist bereits im Obertite. des Buches ausgc- ^^^V g £ Vhedogen und Kirchenmänner

Sf1' "Als die Zeugen schwiegen". Nur wenige euchtende Für C yso tomos ^ ^ mchr ^ ^ ^

heben sich aus der Geschichte der bekenntniskirchhchcn des 4. ^«J^J Verformung dcnkbar. Das Verhältnis Christen-

SupTaiu C" JUdCn gegCnuber hCraUS" beisPiclsWei,Se dCr KT™ Z tum und altkirchlich-frühmittelalterliche Askese (wie sie seit dem

Novemh MSrga N1CUSe1' diC Pr0,CSlprCd,8t,?n gCg pfa;rcr 4 Jh üblich wird) wird nach seiner Genese von der Forschung sehr

Grüb^CrP°8r°m 1938 Und diC Arbe,t kontrovers beurteilt: Für die einen ist (m.E. unhaltbar) Anachoreten-

i r' .. ■ ««^„hiiim li-t/tlich Fernwirkung urchristlicher Existenz, für

G^twor, läßt Eberhard Bethge. der an Gerlachs Studien tum wie auch rürgSlölzcl. der sich hier sehr

J1*- der Entstehungsphase Anteil nahm. Fragen zum Umgang d,e anderen (erfreulicherweise

huisäm ausdrückt) ist es primär eine hellenistische Lebensform, die

Generationen mit dein hier zur Verhandlung stehenden Thema beh«u ^ _ ^ h ohan

, dl"8en. ,4ch sclbsl. zu dcn Ällercn gchörig und hier und da Bete, ™^ _ M christlichc Akzentsetzung (ich wurde sagen

^ im Feld der Nachweise und Belege, finde mich gelegentlich auch Ch^tomo ^ Lcbcnsprax)s ttct wurde_ Der

im Gefecht mit dem Jüngeren und seiner unbefangeneren ger-de noch ^ ^ radiUalcn Christentums in die G -

R«epllonsweise.. ^ Wendungen ist - mit gebotener "J^^'^ das Anliegen des Ant.ocheners wie das erkennt-

^»üität - ein fundamentales rnneneuüschesProblern auljwor- ^^^^ouelsexemplarUchan.

Reicht die bloß historische Vermessung der Ereigmsse aus oder vcrdicnstvoll ist die Betonung der he,dnisch-ph loso-

notwend,gund legitim,die historische Rekonstruktion werter u- Jg^MmX Gesellschaftskritik. We.tbewaltigungetc ah<wder

Puh^ und Maßstäbe der Gegenwar. in die Vergangenheit einzu- ph.schcn, prcdigten und Reden des Chrysostomos gefor-

^ Daß Geschichtsschreibung nie unabhängig von ihrem gegen- ^^.^ Geltung einer neuen Gesellschaft - von d

***** Standort ist. versteh, sich. Aufweiche Seite aber legt sich de ^ Dialribe bis hin zum

H'St«"ker stärker.' Weiß er sich mehr dem Erkenntnis.dea, der ky^ s ^ chrysostomos.LchrCrs L.banius.

^'«orischen Rekonstruktion" verpflichtet, oder versteht er seine ,TJ dcn Bcgrifr„Phllcsoph.e" absolul setzen kann 9 ,

Habe als Zeitgenosse, der die Geschichte vor das Forum eigene Ethik auch dadurch qualifiziert, daß sie das auch tut.

bringt'' Sachs Arbeit besitz, Qualitäten genug, um die s ^ |cUllich vcrba. postuliert, ^chab^gtbt s

'^n0graphjschc Daucrproblemnicht in unfruchtbaren Entgegen- w Entsprcchungen. wieja-von Stotzel zu Rech, betont-es

Hungen abzutun. Vielleicht geht die Geschichte seines Buches in